Ich kann einfach nicht mehr…

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Stephie17.02
Beiträge: 50
Registriert: 05:07:2025 6:51

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Stephie17.02 »

Zum Thema Beziehung kann ich auch nur raten immer ehrlich miteinander zu sein. Es ist gut, wenn dein Mann kommuniziert an seiner Grenze zu sein (er ist ehrlich und verschweigt nichts um dich zu schützen), ABER wie er sich wieder Kraft holt, steht in seiner Verantwortung und das ist wichtig. Ich war erst verletzt, als mein Freund sagte er ist überfordert. Ihm war aber wichtig mich wissen zu lassen, dass es die Situation ist und nicht ich als Person, die ihn überfordert. Und das nehme ich als großen Beweis seines Vertrauens in mich, auch dann ehrlich sein zu dürfen wenn es schwer ist. Und das wichtigste, er kümmert sich selbst darum diese Überforderung anzugehen, nicht ich bin in der Verantwortung schnell wieder gesund zu werden. Es ist sein Job zu gucken was ihm gut tut, seine Akkus aufläd um dann wieder für mich da sein zu können, weil ich es grad nicht kann. Vielleicht kann es noch mal hilfreich sein für deinen Mann, sich selbst (professionelle?) Hilfe zu holen wenn er noch nicht weiß, was ihm aktuell hilft?
PPD 2017 20mg Citalopram ausgeschlichen
Burn Out 2023 20mg Citalopram zu früh abgesetzt
Aktuell Rezidiv 2025 10mg Escitalopram
Christina_25
Beiträge: 83
Registriert: 10:11:2024 14:45

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Christina_25 »

Hallo ihr Lieben,

ich weiß gerade nicht was ich sagen soll.. ich bin am Boden..
Ich war eben bei meiner Psychiaterin und habe ihr eben mitgeteilt, dass es mir genauso wie beim letzten Termin vor 4 Wochen beschissen geht, ich aber zwischendurch mal eine gute Phase hatte. Sie hat mit dem Kopf geschüttelt und gemeint, dass es doch nicht sein kann, da es genauso auch bei der Einnahme von Sertralin war (mal gute mal beschissene Phasen) und sie sich beim letzten Termin eigentlich sicher war, dass wir das mit mir auf jeden Fall wieder hinbekommen und ich in paar Wochen wieder stabil bin. Denn sie hat laut eigener Angaben eigentlich immer sehr gute Erfahrungen mit Venlafaxin gehabt. Sie meinte auch, dass normalerweise die Krankheit nach 3-4 Monaten nach Geburt sich meist erledigt hat.. und es sich bei mir aber leider ehrlicherweise sehr zieht. Sie meinte auch egal wie, wir werden es irgendwie hinbekommen, es sei alles nur eine Phase, man weiß halt nur nicht wie lange die Phase gehen wird und sie weiß auch noch nicht genau was mir helfen wird..
Sie hat mir jetzt noch gegen das Grübeln Risperidon verschrieben.. habe ihr aber auch direkt gesagt dass icj da keine großen Hoffnungen habe weil ich schon zwei Medis hatte gegen Grübeln und es nichts geholfen hat..

Sie hat dann nocj empfohlen mich doch stationär aufnehmen zu lassen und hat mir die Elektrokrampftherapie vorgeschlagen.. die hat sicj echt hart angehört. Da würde ich Stromschläge bekommen, die wie bei Epileptischen Anfällen einen Krampf verursachen und nach 5-6 dieser Anläufe soll man wohl nachhaltig stabil sein.. sie meinte auch es klingt bisschen wie Zauberei, sei aber bewährt..

Ich bin gerade einfach sprachlos. Ich weiß nicht wo oben und wo unten. Ich weiß gerade gar nichts mehr.
Werde morgen wahrscheinlich auch von Venlafaxin hochfosiert
alibo79
power user
Beiträge: 1517
Registriert: 16:06:2021 11:15

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von alibo79 »

Hey Christina,
Du bist kein hoffnungsloser Fall. Es gibt noch viele Möglichkeiten der Therapie.
Ja, mein Psychiater sagt auch, dass eine normale, einfache Depression in der Regel nach 3 Monaten besser wird. Dernn genau das gleiche Thema hatte ich auch schon mit ihm. Aber er sagte mir auch, dass ich eb ein komplizierterer Fall bin, mit nicht,, nur,, depressionen sondern eben auch Ängsten, aggitation etc. Und dann braucht die Genesung einfach deutlich länger. Als ich ein Jahr an der PPD erkrankt war, war ich meilenweit davon entfernt stabil zu sein, im Gegenteil zu dem Zeitpunkt wurde damals ein AD wieder ausgeschlichen, weil ich es nicht vertragen habe und das mirtazapin auf die höchste Doses gesetzt. Und danach hat es nochmal viel Zeit und Geduld gekostet bis ich sagen konnte es wird langsam besser. Mein Therapeut war aber immer optimistisch, und total entspannt, weil er sehen konnte es wird, zwar sehr langsam, besser.
Die EKT ist glaube ich eine sehr bewährte Sache bei Therapie resistenten depressionen und du bekommst dafür eine kleine Narkose, also du merkst nicht was. Es hat auf die Nerven Zellen eine ähnliche Wirkung wie AD, sie werden stimuliert und können dadurch besser arbeiten und es regt das Wachstum und Verknüpfung der Synapsen an.
Trotzdem würde ich erst einmal die Erhöhung abwarten. Denn auch dein Verlauf ist immer noch im Rahmen was bei dieser Erkrankung normal ist.
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10594
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Marika »

Hallo Christina!

Ich kann deine Verzweiflung gut verstehen. Ich schaue jetzt mal auf die 20 Jahre hier im Forum zurück. Ich bin keine Fachperson, habe nicht Medizin studiert, aber folgendes beobachtet und kann eines klar sagen: Stabilität nach einer PPD nach 3 bis 4 Monsten - davon bringen ich keine Handvoll Betroffene zusammen. Bei über 90 % hat es deutlich länger gedauert. Inklusive mir und Alibo wie sie gerade auch geschrieben hat. Nochmal zur Erinnerung: 1 Jahr viele Qualen, im 2. dann nach etwa 2 Monaten mit der 3. Erhöhung das erste Mal eine Grundstabilität, die die noch folgenden Tiefs sehr abgeschwächt hat. Das ist jetzt einfach mal meine persönliche Erfahrung mit der Erkrankung und Beobachtung von meinen Leidensgenossinen hier.

Was ich dich fragen wollte: Es war doch mal Escitalopram im Gespräch, daraus wurde aber nix, oder? Warum eigentlich? Da wir gerade miterleben konnten, welcher Gamechanger Escitalopram gerade bei Sarah nach einer waren Medikamenten Odyssee ist, könnte das eine Option darstellen, die funktionieren könnte.

Christina, natürlich hört sich das alles erstmal extrem an. Aber das ist es nicht. EKT ist eine bewährte Behandlungsmethode, aber da bist du noch lange nicht. Jetzt hast du Venlafaxin erhöht, wie hoch ist da die Dosis? Und dann gäbe es immer noch den Escitalopram Versuch, der ja eigentlich mal bei dir angedacht gewesen wäre.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10594
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Marika »

Weißt du Christina, du hattest ja genau wie ich schon vor der PPD mit ZG zu tun. Mein Psychiater hat mir klar gesagt, dass dieser Umstand die Genesung verlängert. Und ganz wichtig: die AD Dosis muss passen. Ich denke dein Venlafaxin ist sicher eher noch im unteren Bereich.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sarash
power user
Beiträge: 183
Registriert: 25:12:2024 14:42

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Sarash »

Hallo liebe Christina,

Ich habe auch den Eindruck, dass es gerade bei postpartalen Depressionen wesentlich länger dauert, als bei Depressionen unter anderen Lebensumständen. Drei Monate wäre wohl ein Traum, aber das habe ich auch sehr selten gehört. Ich wollte dich auch nochmal ermutigen, dass Escitalopram einen Versuch wert sein könnte. Ich hatte selbst kein Glauben daran, weil ich ja auch unter Citalopram nur teilweise Remission hatte und Sertralin, Amitritpylin, Bupropion, Mirtazapin, ja sogar Lithium erfolglos war. Seitdem ich escitalopram nehme, habe ich so gut wie keine Zwangsgedanken mehr (und wenn einer kommt, ist er nach ein paar Minuten vergessen) keine depressive Verstimmung mehr. Ich habe noch Ängste und merke, dass die Stresstoleranz deutlich niederiger ist, als vor der Erkrankung. Aber das alles innerhalb vier Wochen weg ist, wäre ja utopisch. Sogar jetzt in der zweiten zyklushälfte kann ich gerade sagen, dass es mich zum ersten Mal nicht umgehauen hat. Muss aber auch dazu sagen, dass ich beim Trauma große Fortschritte gemacht habe und das sicherlich bei meiner Erkrankung eine große Rolle gespielt hat.

Ich dachte auch, dass ich EKT machen müsste. Aber man liest von so vielen Leuten hier im Forum, die dachten sie wären der eine hoffnungslose Fall, die alle wieder gesund wurden, sei es durch Lithium, Quetiapin-Augmentation, oder etwas anderes. Wäre ein Versuch mit Lithium noch eine Option bei dir? Weiß nicht, wie es bei Zwangsgedanken ist…

Ich denk an dich, du bist unfassbar stark!
10/2024: PPD/PTBS
10 mg Escitalopram + 15 mg Mirtazapin
Christina_25
Beiträge: 83
Registriert: 10:11:2024 14:45

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Christina_25 »

Hallo ihr Lieben und tausend Dank für eure Rückmeldungen!!!

Es hat einfach so weg getan zu sehen, dass schon die zweite Psychiaterin den Kopf geschüttelt hat und nicht verstehen konnte, wieso ich so heftige Schwankungen habe.. sie hat auch ehrlich zugegeben, dass ich da etwas aus der „Reihe“ tanze, da sie sonst immer nach wenigen Wochen schon bei vielen die Rückmeldung erhalten hat, dass sie eine Besserung beobachten konnten.. und dann noch dee Satz „ich war mir eigentlich sicher, dass sie im 2-3 Monaten stabil sind“ .. der hat mich auch weggehauen.. als wäre das so einfach.
Ich war auch irritiert mit der Aussage, dass eine PDD idR nur 3-4 Monate dauern würde, da ich ja auch viele eurer Geschichten und Erfahrungen kennenlernen durfte.

Ach leider geht es mir weiterhin beschissen.. normalerweise geht bei mir ein Tief eine Woche.. aber diese scheint deutlich länger zu sein 😓 und obwohl ich jeden Tag etwas vornehme und tue und mache und versuche mich abzulenken aber der Kopf schaltet NIE aus.. ratter ratter ratter.. ununterbrochen…

Also ich soll jetzt auf 225mg Venlafaxin aufdosieren und zusätzlich Risperidon gegen das Grübeln.. aber ich setze nicht wirklich darauf.. habe schon zwei verschiedene Medis gegen Grübeln bekommen und nichts hat geholfen..

Ich bin schon wirklich am überlegen mit dem EKT .. so wie sie es erklärt hat, hat es sich zu schön um wahr zu sein angehört.. ich würde alles machen um endlich mein Leben wieder zurückzubekommen..

Wow Sarash!!! Das freut mich unendlich!!! Wie seid ihr denn auf Escitalopram gekommen? Und das obwohl du schon so viel ausprobiert hast und Sertralin und Citalopram ja auch sehr ähnlich sind - also wie kann das sein, dass dann Escitalopram so gut wirkt? Aber echt toll! 🥰

Ich werde beim nächsten Termim am 31.07 sie auch nochmal auf Escitalopram und Lithium ansprechen..
Genau Marika, es war auch mal Escitalopram im Gespräch aber sie wollte lieber Venlafaxin ausprobieren, da sie da nur gutes zu berichten kann.. und sie sich ja so sicher bei dem AD war..

Zum Thema Beziehung ist es aktuell sehr schwer.. mein Mann weiß oft nicht was er tun soll wenn ich zusammenbreche und nichts mehr geht.. er sagt auch selbst, dass er es schon nicht mehr aushält diese ständigen Auf und Abs und kaum schöpft er Hoffnung auf Besserung und es kehrt eine gewisse „Normalität „ ein, dann zack küsse ich wieder den Boden, da ich heulend da liege und am Ende bin..
Ich werde heute auch nochmal versuchen mit ihm zu reden, dass auch er alles aussprechen kann was ihn bedrückt..
aber oft bin ich leider (wenn die Depression komplett überhand gewinnt) kaum reden und jedes Wort fällt mir schwer auszusprechen 😓
Sternschnuppe2023
power user
Beiträge: 395
Registriert: 24:06:2023 12:42

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Huhu liebe Christina,
das klingt wirklich nicht schön 😖. Aber auch wie du, habe ich nicht dran geglaubt, dass es wieder wird. Aber es wurde. So wird es sicher auch bei dir. Man glaubt, man ist die eine, bei der es nicht mehr wird.
Mein Arzt hatte auch einmal zu mir gesagt, als ich wieder vollkommen verzweifelt war, dass er dann auch nicht mehr weiter wisse, weil eigentlich müsste es mir schon besser gehen. Aber all die lieben Frauen hier, haben mir Mut gegeben. Ich habe tatsächlich hier mehr über die Erkrankung gelernt, als durch meinen Arzt. Obwohl ich ihn für kompetent halte, weil er mir damals schon aus einer Angst und Panikstörung geholfen hat, habe ich das Gefühl, dass eine PPD einfach eine ganz andere Hausnummer ist.
Halte durch. Auch die Verunsicherung durch deinen Partner aktuell, kann ja schon dafür sorgen, dass es dir etwas schlechter geht
Liebe Grüße
Sarash
power user
Beiträge: 183
Registriert: 25:12:2024 14:42

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Sarash »

Hallo liebe Christina,

wie geht es dir?
Das ist eine gute Frage, ich weiß auch nicht ganz, warum wir das escitalopram noch ausprobiert haben, nachdem Citalopram schon ausprobiert wurde. Ich meinte, ich wollte zurück zum Citalopram, weil es
Mir im Vergleich zu Sertralin wenigstens eine Teilstabilität gab. Da meinte meine Psychiaterin (war eine andere als die mir Citalopram verschrieben hatte, das war in der PiA), dann lieber Escitalopram. Ich nehme es nun seid cirka 6 Wochen. Jetzt in der Lutealphase hatte ich wieder stärkere Stimmungsschwankungen, aber ich habe immernoch das Gefühl, dass ich irgendwie schaffe, es zu regulieren. Ich Schaff es trotzdem aktuell meinem Alltag nachzukommen mit Arbeit, Kita-Ferien, Urlaub, Hochzeit von Freunden etc., dass wäre vorher einfach nicht möglich gewesen. Ich würde mich aber noch lange nicht als gesund beschreiben, sondern eher in so eine Art Zwischenzustand … Ein hochdosieren ist nicht mehr geplant und das Mirtazapin möchte ich gerne loswerden, also muss der Rest wahrscheinlich durch Zeit und Therapie geschehen. Ist bei dir noch ein Lithiumversuch oä geplant? Wie läuft es mit dem Neuroleptikum und dem Grübeln?
10/2024: PPD/PTBS
10 mg Escitalopram + 15 mg Mirtazapin
Christina_25
Beiträge: 83
Registriert: 10:11:2024 14:45

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Christina_25 »

Hallo Zusammen,

mein Kleiner ist heute 11 Monate alt.. mein Herz blutet weil er schon so groß ist und ich so viele Momente nicht genießen konnte und weiterhin so kämpfe, wie viele weitere Frauen hier!

Ich muss sagen, dass ich aus dem Tief nicht so richtig rauskommen konnte. Es geht mir zwar besser als im krassen Tief aber ich hatte idR nach den Tiefs immer paar richtig gute Tage, wo kaum ZG da waren und ich schon fast glücklich war. Das ist jetzt leider nicht so. Ich kämpfe so richtig, um nicht noch weiter reinzufallen.
Ich waren euch vor, es wird wieder ein richtig langer Text weil mir so viel auf der Seele liegt und ich noch viele Fragen habe, also entschuldigt bitte!
Ich konnte jetzt bei mir eigentlich richtig gut feststellen, dass die Depression durch die ZG ausgelöst wird. Es ist so, dass nach einem Tief mir bspw. das Gespräch mit der Therapeutin oder auch mal mit meinem Mann neue Motivation gibt weiterzumachen und ich wieder in einen Kämpfermodus komme, dann kämpfe ich mich durch bis wieder gute Tage kommen. Die ZG sind immer an meiner Seite, doch an den guten Tagen hilft meistens der Satz „das sind meine Zg, und die gehören jetzt erstmal zu mir aber ich lasse mir davon nicht mein Leben versauen“ .. und weitergehts.. doch von Tag zu Tag werden die ZG mehr und dadurch muss ich auch immer mehr dagegensteuern und mir gut zureden, damit ich mit meinem Alltag weitermachen kann und nicht wieder depressive Gedanken oder Gefühle auftauchen. Also mache ich gute Miene zum bösen Spiel, versuche „optimistisch“ zu bleiben und mir gut zuzureden, dass es nur ZG sind etc. und versuche eben die Tipps der Therapeuten anzuwenden. Doch von Tag zu Tag schrumpft meine Energie immer „optimistisch“ zu sein und mir gut zuzureden und dadurch bekommen die ZG mehr Macht! Und sie werden stärker und dann finden sie eine Tür.. hinter dieser Tür verbirgt sich mein Zweifeln. Und dann kommt direkt die Frage in mein Kopf gesprungen „ist es überhaupt ein ZG oder will ich es vielleicht doch?“ und dann versuche ich wieder gegen zulenken und versuche Argumente zu finden, die mir beweisen sollen, dass es natürlich Zg sind aber der Zwang ist echt schlau und findet immer wieder Schlupflöcher „aber was wenn doch“.. und das wiederholt sich zig mal.. meine Nerven werden immer instabiler, die Laune sinkt, die Angst und Unruhe steigt, da ich das Gefühl habe, dass der Zwang mich wieder in seinen ekligen Fesseln hat und dadurch die Depression wieder hochkommt. Das Resultat des Ganzen. Ich verfalle in eine gnadenlose Grübelfalle!!! Ohne Punkt und Komma redet mein Gehirn mit mir, sendet mir NUR negative Gedanken und dann auch in Dauerschleife und die wiederholen sich dann auch noch den ganzen Tag wie eine kaputte Kassette. Und irgendwann halte ich es einfach nicht mehr aus. Ich halte es nicht aus einen auf „alles ist in Ordnung“ zu machen und die Fassade zu bewahren. Das heißt ich breche zusammen.. und schon WIEDER hat der Zwang mich besiegt. Keine therapeutischen Methoden helfen mehr, ich versinke in dem Strudel meiner Gedanken und meines Grübelns und da ist sie: die Depression klopft wieder an!
Und so ist es bei mir seit Monaten.. sei es mit Sertralin oder jetzt auch mit Venlafaxin.

Das Problem bei mir ist aber auch: erhoffe ich mir vielleicht zu viel von einem AD? Wann weiß ich ob ein AD wirkt oder nicht? Letztendlich hatte ich mit Sertralin auch ständige Ups and Downs..

Ich wollte fragen, wie habt ihr gemerkt, dass das AD wirkt? Was waren die Zeichen?

Ich mache meinen Alltag weiter. Ich verbringe den ganzen Tag mit meinem Kind, putze, koche etc (außer in den krassen Tiefs!!! Da geht nichts..) aber währenddessen lebe ich eigentlich nur in meinem Kopf und bin ständig abwesend und führe gedanklich meine Kämpfe aus.. mit dem Ziel: nicht wieder in ein Tief zu geraten!
Gestern war ich shoppen aber innerlich war ich so motivationslos und habe mich gefragt: für was mache ich das überhaupt? Wenn ich mich doch eh umbringen möchte (sagte mein Zwang). Und früher hat mich ein shoppingtag sooo glücklich gemacht..

@Sarash: welchen Unterschied merkst du jetzt mit dem Escitalopram? Konntest du mit den anderen ADs also nicht deinen Alltag bestreiten? Und hattest du zuvor starke ZG? Und die sind jetzt einfach nicht mehr so präsent?

@Sternschnuppe: was hat dir am meisten geholfen da rauszukommen??

@Marika: ich weiß wie lange dein Weg war und wie hart.. ich frage mich aber wieso dein Psychiater beim gleichen AD geblieben ist, obwohl du ja erst nach einem Jahr eine Besserung gemerkt hast? Und kannst du mir nochmal sagen, wie genau sich die Besserung bemerkbar gemacht hat? Was hatte sich verändert? Und dann warst du nach 2&halb Jahren stabil. Waren die ZG dann einfach weg? Ich kann es mir einfach überhaupt nicht vorstellen. Kann ein AD sowas wirklich schaffen? :( man merkt meine Verzweiflung oder?

Und die nächste Verzweiflung ist die, dass ich nicht weiß ob es jetzt richtig wäre wieder auf ein anderes AD zu wechseln oder ob ich dem Venlafaxin noch Zeit geben muss.. aber eins kann ich sagen, gegen Grübeln und Zg hilft es bisher nicht.

Leider ist weiterhin jeder Tag ein innerlicher gedanklicher Kampf mit der Angst ihn zu verlieren. Ich hatte seit dem knappen Jahr schon gute Phasen und war sogar auf Reisen aber dennoch war es immer wieder ein innerer Kampf..

Danke für euer Gehör und freue mich auf eure Nachrichten ! ❤️🍀
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10594
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Marika »

Hallo Christina!

Zu deiner Frage: mein Psychiater hat immer genau gefragt, ob gute Stunden, später Tage schon durchkommen, wieviel es waren (ich habe darüber Buch geführt) und wie sich das angefühlt hat. Anfangs ging es nur darum, ob ich etwas essen konnte, wie der Schlaf war. Er hat dann mit mir ein Diagramm gemacht und da konnte ich selber die Fortschritte sehen, die ich ich gar nicht am Schirm hatte. Er hat eine Dosis meist 8 Wochen beobachtet und dann ggf. hochdosiert. Er hat mir von Anfang an gesagt, dass ZG oft eine sehr hohe AD Dosis brauchen, um so richtig anzusprechen. Durch diese Kommunikation konnte er, aber auch ich sehen, dass es zwar mächtige Tiefs waren, die Richtung aber stimmt. Daher ist er beim Escitalopram geblieben, weil eine off Label Behandlung von 30 mg möglich ist und er schon gute Erfahrung bei ZG damit hatte.

Er war und ist der Meinung, dass ADs oft zu vorschnell abgesetzt bzw. ersetzt werden und dass lieber zuerst Erhöhungen ausgereizt werden sollten, wenn das AD sonst gut vertragen wird. Jeder Körper ist anders was die Verstoffwechselung angeht, daher kam diese seine Vorgehensweise.

In meinen Tiefs waren im ersten Jahr alle Symptome immer wieder da, als hätte sich null und nichts geändert. Das war furchtbar, denn es gibt einem das Gefühl, das nix vorwärts geht. Aber durch das bewerten jedes Tages und das Analysieren dann in der Therapie mit meinem Psychiater hat mir jedesmal gezeigt, dass sich doch was bewegt. Oft nur in Minischritten, aber eben doch.

Ich habe mit der hohen off Label Dosierung dann erstmals so richtig gemerkt, da passiert was, da hat es Fahrt aufgenommen. Aber natürlich hat sich davor auch schon vieles getan gehabt: ich konnte mit dem Kleinen alleine sein, konnte den Tag schaffen, raus gehen, alles soweit erledigen. Aber der innere Kampf, die Qual der ZG, die Angst vor den ZG... das war innerhalb des ersten Jahres ganz oft präsent und sehr schlimm, sodass ich das andere was schon wieder ging, gar nicht richtig gemerkt habe.

Auch bei mir war es so, dass ich durch die ZG erst jedesmal depressiv wurde. Nicht umgekehrt. Was auch logisch ist, weil ich ja schon immer latent zwanghaft war. Die off Label Dosierung hat mir extrem geholfen bei den ZG, daher ging es dann in riesen Schritten aufwärts. Für mich war die Therapie zwar ganz wichtig um richtig mit den ZG umzugehen, aber ohne AD wäre ich nie raus gekommen. Daher bewerte ich bei mir persönlich das AD etwas höher als die Therapie! ❤️
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sarash
power user
Beiträge: 183
Registriert: 25:12:2024 14:42

Re: Ich kann einfach nicht mehr…

Beitrag von Sarash »

Hallo liebe Christina,

der Unterschied beim Escitalopram für mich ist an erster Stelle, dass ich nicht mehr so traurig und hoffnungslos bin. Solche Gefühle / Gedanken kommen jetzt auch, aber sie sind meist nicht lange anhaltend und es fällt mir viel einfacher, aus ihnen wieder herauszukommen und mich auf andere Dinge zu fokussieren. Es fühlt sich irgendwie an, als würden die Emotionen / Gedanken nicht mehr so stark sein und nicht mehr soviel Macht über mich haben. Angst kommt aber immernoch öfters hoch, aber nicht mehr so intensiv und alles einnehmend. Bei mir war die depressive Verstimmung aber auch sehr im Vordergrund und nicht die ZGs.
10/2024: PPD/PTBS
10 mg Escitalopram + 15 mg Mirtazapin
Antworten