Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Christina_25
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Christina_25 »

Das klingt schon traumhaft 😍
Und ein Hoch kam bei dir dann einfach so „aus dem Nichts“?
Oder meistens nach dem Aufstehen, wo du dann gemerkt hast „oh heute fühle ich mich gut“?
alibo79
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von alibo79 »

Moin moin,
Die ersten drei Monate nach Beginn der Krankheit hatte ich gar keine guten Momente. Das erste Mal dass ich es gemerkt hatte war denke ich so nach 12 Wochen. Da hab ich meinen Kindern gerade Abendbrot gemacht und plötzlich hat mich ein Gefühl des Glücks durchflossen. Das war total intensiv. Ich habe vor Freude mit den Kindern einen freudentanz gemacht.
Später war es aber eher so, dass es ein fließender Prozess war. Ich habe mich dann insgesamt nicht mehr ganz schlecht gefühlt aber auch nicht super gut. Und meistens hat sich das über Tag entwickelt, da ich morgens sehr oft Start Schwierigkeiten hatte. Im Laufe des Vormittags kam ich dann auf Touren und bekam das Gefühl, hey, es läuft ja doch ganz gut.
Das ich morgens wach geworden bin und gedacht habe, Yeah, ich fühle mich frisch, gut und total motiviert hat wirklich sehr lange gedauert.
Aber als Mutter mit zwei Kindern, berufstätig und Mitte 40 ist das wahrscheinlich sowieso nicht selbstverständlich morgens sich wie Anfang 20 zu fühlen :D
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
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Marika
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Marika »

Hallo!

Mein erstes Glücksgefühl kam 4 Monate nach Ausbruch der Erkrankung. Ich konnte damals gerade wieder stundenweise mit meinem Baby alleine sein und funktionieren. Ich war gerade am Wäsche in den Schrank einräumen, mein Kleiner neben mir auf dem großen Bett. Da dreht der sich plötzlich das erste Mal selber auf den Bauch und grinst mich an... Und da kam es wie ein Blitz: ein solches Glücksgefühl, eine solche wahnsinnige Liebe zu diesem kleinen Wesen... die Tränen rannen mir über das Gesicht, gleichzeitig lachten wir beide... Unvergesslichen bis heute. Da wußte ich, ich lebe noch, ich bin noch da.

Es blieb natürlich nicht so, es war ein Sonnenfenster, wie ich es ab da genannt habe. Das hat sich dann wieder geschlossen, kam aber ab da immer mal wieder, blieb länger offen, kam öfter...

Bei mir kamen diese guten Gefühle anfangs wie aus dem Nichts. Später dann konnte ich nach dem Aufwachen fühlen, ob es ein positiver Tag wird.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
alibo79
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von alibo79 »

Hey Marika,
Das ist schon irgendwie schön und etwas besonderes, dass uns dieser Moment so in der Erinnerung geblieben ist. Ich weiß auch noch genau wie es war, als ich das erste Mal morgens ohne Traurigkeit aufgewacht bin, nachdem ich das ja über 2 Jahre jeden Morgen hatte. Aber diese Momente haben sich so eingeprägt und ich habe sie als sehr intensiv empfunden in dieser dunklen Zeit!
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Marika
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Marika »

Ja du sagst es Alibo, habe ich mir auch gedacht als ich mir vorgestellt habe, wie du damals getanzt hast. Mir zieht es heute noch eine Gänsehaut auf, wenn ich daran denke. Sowas prägt sich ganz fest ein und bleibt eine einzigartige Erinnerung für mich. :D
Liebe Grüße von
Marika

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Christina_25
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Christina_25 »

Hallo ihr Lieben,
ach da musste ich gerade etwas grinsen, sehr schöne Geschichten und Erinnerungen!
Auch ich hatte Tage an denen mir auf einmal ein Gefühl des Glücks überkam aber wie ihr schon sagtest hat sich das auch schnell wieder eingestellt.
Lichtfenster trifft es ganz gut :)

Ich merke, dass wenn ich unter Freunden bin und dadurch abgelenkt bin, geht es mir deutlich besser und die ZG sind nicht mehr so dominant.
So wie gestern, eine Freundin hat mich besucht und wir waren zusammen mit dem Kleinen einen Cafe trinken und hatten einen schönen gemeinsamen Tag.
Das „Hoch“ hat sich dann bis heute Mittag gezogen. Aber dann kamen die ZG wieder verstärkt zurück und dadurch auch meine depressive Stimmung inklusive.

Für mich sind diese gewalttätigen ZG nicht mal das schlimmste, sonder der ZWEIFLER.
Dieser Zweifel, ob ich mir vielleicht doch was antun würde, dass ich vielleicht doch dazu fähig bin. Vielleicht ist es überhaupt kein ZG, sondern ich will ernsthaft einfach nicht mehr auf der Welt sein.
Diese Gedanken und Zweifeln und ständiges Grübeln in der Hoffnung eine befriedigende Antwort dafür zu haben macht mich fertig..
Obwohl ich die Antwort eigentlich weiß: natürlich will ich mir nichts antun… aber mein Gehirn dann: „was wenn doch“…
Das ist grausam :(
Christina_25
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Re: Hilfe, schlimme Zwangsgedanken und AZ

Beitrag von Christina_25 »

Hallo ihr Lieben,

ich wollte mich mal wieder melden und bräuchte euren Ratschlag und etwas Zuspruch :(

Ich hatte nun das Wochenende über wieder bessere Tage, mit viel besserer Laune. Ich weiß noch, einmal bin ich spazieren gegangen mit dem Kleinen und dachte mir „das Leben ist schön“. Ich habe mich halbwegs wieder „normal“ gefühlt. Ich gehe jede Woche zur Psychotherapeutin und sie sagt „ich soll mein Kopf einfach labern lassen“.
Nun ist es so, dass an dem Wochenende meine Freundinnen da waren. Ich hatte daher eine gute Ablenkung.

Jetzt bin ich wieder öfters alleine mit den Kleinen und ich merke, dass wieder ein Tief da ist - aus dem Nichts :(
Es sind nicht mal so sehr die ZG, sondern meine Stimmung. Ich habe auf Nichts Lust, alles fühlt sich schlecht an, ich habe keine Freude an nichts und muss mich wieder richtig dazu zwingen Dinge zu tun..ich könnte einfach nur heulen den ganzen Tag.. :(

Ich nehme jetzt schon eine Weile die Höchtdosierung von Sertralin und ich würde sagen, es sich im Vergleich vor 2 Monaten, aktuell schon besser geworden. Aber dadurch, dass ich weiß, dass wir nicht noch weiter hochgehen könn mit dem AD und jetzt Ende Gelände ist, habe ich Angst, dass ich jetzt in diesem Zustand bleibe und es keine Hoffnung auf weitere Verbesserung gibt.

Meine Psychiaterin meinte auch, dass der Sertralinwert für die hohe Menge an Sertralin ziemlich niedrig ist. (Von 10-150 liege ich bei 46).
Sie meinte man könnte noch schauen, ob man dann doch das AD wechselt auf Escitalopram.

Ich bin ganz durcheinander und weiß nicht weiter.. so schnell wie ein Hoch gekommen ist, ist er wieder gegangen..
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