Seite 1 von 1

Das Zebra stellt sich vor ^^

Verfasst: 25:04:2012 19:56
von Käsehäppchen
Huhu,

ich bin Jasmin, 25 Jahre alt und Mutter eines fast 3 Jahre alten Sohnes. 3 Jahre alt und eine postpartale Depression, werdet ihr euch jetzt fragen und ja, ich weiß auch nicht ganz, ob ich hier richtig bin und ob ihr mir helfen könnt, aber ich versuche es einmal und würde mich freuen, wenn ich hier bleiben darf. Eine Depression hört schließlich nicht von heute auf morgen auf, begleitet viele ein Leben lang. Ich würde mich freuen, wenn ich hier eine Gruppe finden würde, die mich auffängt und wo ich euch auffangen kann.

Alles begann irgendwann 2008. Nach 2 verkorksten Beziehungen, die sehr kurz waren, lernte ich ihn kennen, den Mann mit den braunen Augen, der schon 2 Kids hatte, der für sie da war, der für mich da war und der auch für die Mutter seiner Töchter, die ebenfalls psychisch erkrankt ist (Verlustängste? Ich weiß nicht genau was sie genau hatte, auf jeden Fall brach sie immer zusammen, wenn er das Haus verließ). Wir waren nicht lange zusammen, vielleicht ein halbes Jahr, aber wir wollten beide ein Kind. Ich, weil ich eine Vorstufe zum Gebährmutterhalskrebs hatte, meine Mutter hatte dies ebenfalls und musste die GM entfernen lassen, er, weil seine Töchter schon 3 und 5 waren und wir den Zeitpunkt des Alters gut fanden. Nun, dann ging alles sehr schnell und wir freuten uns sehr, kauften Babysachen und waren glücklich. Leider machte seine Ex immer mehr Stress und spielte ihre Krankheit in den Vordergrund, mein Freund könne nicht dauernd bei mir sein, wenn er nicht nach Hause käme, würde er seine Töchter nie wieder sehen unsw. Wie wir uns genau trennten weiß ich heute nicht mehr! Ich vermute, dass ich es verdrängt habe, denn wenn ich Verläufe lese, wo ich mit ihm geschrieben habe, bleibt mir teilweise die Luft weg. Auf jeden Fall war er von heute auf morgen nicht mehr da, aber auch das kann ich nicht mehr genau zuordnen. Weihnachten 2008 waren wir auf jeden Fall nicht mehr zusammen, in der 14 SSW circa muss es gewesen sein, dass er mich verlies, Begründung: Er sei nicht der Vater!

Ganz ehrlich: Das hat mich kalt gelassen, eiskalt. Als hätte ich diesen Mann nie geliebt! Monate vergingen und erst als ich die Tritte meines Sohnes im Bauch spürte, fingen meine Gedanken wieder an, um ihn zu kreisen.

Was mir Halt gab war der MSV Duisburg, daher auch "Zebra". Auch wenn ich den Abstieg mitgemacht habe, wenn es momentan wieder schlecht um uns steht, es ist nicht die Liga, in der wir spielen, es ist das "Feeling" und das ist einfach toll! Ich war beim Pokalfinale in Berlin, das war Gänsehaut pur und meine Panikattacken waren ganz weit weg von mir!!! Ich schreibe dies, weil es mir wichtig ist, weil es ein Teil von mir ist und - weil es meine Krankheit in den Hintergrund rückt, ganz weit weg :)

Nun ja, ich begann ihn zu vermissen, aber alle Versuche, ihn zu kontaktieren waren vergebens.

Dann kam die Geburt, die ich alleine durchmachen musste. Mein Vater war beim KS dabei, ging dann aber nach Hause, weil es schon spät war. Dann lag ich die ganze Nacht alleine mit Schmerzen im KH. Um mich rum Mamas UND Papas, ich ... nur mit Kind. Der Kaiserschnitt war mein erstes Problem, ich kam mir vor, wie eine Frau, die zu dumm war, ein Kind auf die Welt zu bringen. Heute kann ich düber lachen und meinen Sohn als "faul" bezeichnen, wie er schon bei der Geburt war, aber zu dem Zeitpunkt, Ende Juni 2009, da war es die Hölle! Ich war ans Bett gefesselt, hatte dann noch eine Wundheilungsstörung, ich habe selten gegessen, wenn, dann irgendwas beim Bäcker, die sonst so pünktliche Jasmin kam viel zu spät oder sagte Termine ab. Das ist bis heute so geblieben. Ich war nicht überfordert, Lukas war ein tolles Baby, er schlief zwar wenig und selten, aber immer neben mir im Bett, legte sich Nachts selber an (ich schlief ohne Shirt) und lies sich auch gut abgeben, außer über Nachts, ich war einfach nur gestresst mit meiner Narbe. Ich brauchte 10 Minuten um eine Hose anzuziehen und passte nach der Geburt nicht einmal in meine Schwangerschaftshosen, da die Narbe so angeschwollen war! Ich bin nach der Abheilung im Winter 2009 wieder in die Uni gegangen und weiter Jura studiert, mit Kind in der Bauchtrage. Aber das war auch nur noch gelegentlich. Ich hatte noch keine Panikattacken oder schwere Depressionen, aber trotzdem hat sich das wie ein tiefes Loch angefühlt. Ich lief nebenbei, funktionierte, tat, was ich wollte oder tat eben nichts! Das einzige, was einen Rythmus hatte war der MSV ...

Im April 2010 war dann die Gerichtsverhandlung in der die Vaterschaft festgestellt wurde. Ich kam wieder mit ihm zusammen! Und damit begann das Problem!!!! Seine Ex, mit der er zusammen wohnte, kam in ein Mutter-Kind-Heim, weil sie auf Grund ihrer Krankheit nicht mehr zu Hause bleiben konnte. Überhaupt wurde er von ihr überall eingespannt, leider verlangte das Jugendamt das so. Ich war das erste mal bei ihm zu Hause, das waren Zustände ... hätte ich das eher gewusst, hätte ich mit ihm nie ein Kind bekommen, auch wenn das nun hart klingt. Aber das gehört hier nicht her. Ihm ging es schlecht, weil seine Töchter nach den Sommerferien zur Mutter (die noch ein drittes Kind hatte) und er hätte sie dann nur noch alle 2 Wochen sehen dürfen. Ich tat alles für ihn, kritisierte ihn aber auch. Es kam zu Unstimmigkeiten, auch in der Erziehung und dann, von jetzt auf gleich, fingen diese "Phasen" an ... Herzziehen, Atemnot, Schwindel, der Blick ins Leere (das kann ich nicht beschreiben! Ich gucke mir die Umgebung an, sehe aber irgendwie alles so, wie in einem Traum, so von außen, nicht so, dass ich dabei bin, ich kanns nicht erklären, sorry! Blödes Beispiel dazu: Heute stand ich beim Einkauf an der Kasse, zahle passend, warte aber trotzdem 5 Sekunden auf irgendwas ... bis ich kapiert habe, dass ich ja passend bezahlt habe). Mein Hausarzt schloss alle körperlichen Ursachen aus, bis auf meinen Bluthochdruck, der teilweise bei 180/100 liegt! Das machte mir natürlich noch mehr Angst, denn keiner konnte mir sagen, woher das kommt. Ich bin schlank und jung, kein Risikopatient. Ich nahm dann Lasea. Das hat kurzzeitig geholfen, aber ich glaube, das war reine Kopfsache. Innerlich hatte ich Angst, dass wir uns wieder trennten, vorallem weil ich sehr an seinen Töchtern hing.

Die Trennung folgte im Juli 2010. Die Attacken dauerten dann noch ein paar Wochen an, kamen dann, bis Ostern 2012 2 bis 3 mal im Monat. Kontakt zu ihm besteht nicht. Er hatte sich vor 2 Wochen kurz gemeldet, mir erzählt, wie scheiße sein Leben sei, aber ich ging nicht weiter drauf ein. Depressive Phasen hatte ich auch hin und wieder, Stimmungsschwankungen auch, aber nichts, was mich groß beeinträchtigte. Die schlimmste Panikattacke hatte ich, als ich mit Lukas alleine in der Arena war (Familientag) und mit dem Zug zurück fahren musste. Ein Mann ist vor meinen Augen umgekippt und ich habe ja auch Angst, einfach umzukippen, daher bekam ich direkt Schweißausbrüche und wollte nach Hause. An der Haltestelle wurde es so schlimm, dass ich dachte, ich falle mit Luke vor den Zug, das war im Mai 2010, das war die schlimmste Attacke die ich bis dahin je hatte! Ich habe Passanten offen gesagt, dass es mir nicht gut geht und dass sie, im Falle, dass ich umkippe, sofort auf meinen Sohn achten. Und ich bat, dass sie mit mir reden, mich ablenken, Ablenkung hilft, habe ich festgestellt.

Seit März 2011 bin ich wieder vergeben, bin von Düsseldorf nach Bad Arolsen gezogen. Mein Freund hat mich anfänglich in allen Dingen unterstützt, auch was den MSV betrifft. Seit ein paar Tagen knallt es ganz fürchterlich, weil er bei allen Terminen, bei denen ich einen Babysitter brauche, nie Zeit hat um Luke zu betreuen, oder keine Leute mehr findet, die ihn nehmen. Früher war das anders, da hat er Freunde gefragt, nun sagt er, dass dies & jenes nicht wichtig sei. Er versteht nicht, dass ich in der Mutterrolle nicht aufblühe und "raus muss". Und wenn es nur das tägliche Einkaufen ist. Ich bin froh, wenn ich arbeiten gehe, mein Kind nicht um mich rum zu haben. Ich weiß nicht warum das so ist, aber es ist so. Wenn ich rumzicke und ihm Argumente liefere, warum ich zu den Terminen möchte, sagt er, ich sei manisch-depressiv! Ein Beispiel: Infoabend zum Förderverein im KiGa, da wollte ich hin, weil es ja ein Infoabend ist, der zu einer Gründung des Vereins führen soll, ohne Eltern die kommen kein Förderverein, auf den ich aber vielleicht mal angewiesen bin. Er sagt, es sei lächerlich, sowas sei unwichtig. Ab September mache ich eine Ausbildung bei der Agentur für Arbeit, nächsten Monat ist ein Essen geplant mit den anderen Auszubildenen, er sagt, das sei nur ein Essen, da müsse ich nicht hin, ich will mich aber treffen, um sie in Ruhe, ohne Kind kennen zu lernen.

Nun, aufgrund dieser Streits habe ich vermehrt Angstzustände, ich vermute es sind Verlustängste, vorallem wegen meinem Sohn, der meinen Freund über alles liebt. Ich habe das selbe wie eben beschrieben, Herzrasen, Bluthochdruck, ich schwitze und habe diesen leeren Blick.

Dazu kommen nun vermehrt Ängste vor Zugfahrten mit meinem Kind, alleine sind sie kein Problem, aber mit Kind ist es schrecklich. Vor 2 Wochen ist mein Sohn beim Aussteigen aus dem Kinderwagen gefallen (weil ein Mann den Wagen nur einseitig nahm und der Wagen kippte) und zuerst auf dem Bahnsteig aufgeknallt und dann zwischen Zug & Bahnsteig auf die Gleise gerutscht. Er hatte nur eine leichte Gehirnerschütterung, aber nachdem ich schon in einer Zugtür eingeklemmt wurde (der Kinderwagen verhinderte schlimmeres!) habe ich alleine bei dem Gedanken an eine Zugfahrt innerliche Filme, wie mein Sohn von einem Zug mitgerissen wird .... :(

Vorgestern habe ich Cipralex verschrieben bekommen, gestern Abend habe ich die erste Tablette genommen. Heute morgen kam ich kaum aus dem Bett, mir war den ganzen Tag übel und schwindelig. Allerdings hat mein Sohn Magen-Darm und es kann daran liegen, dass ich was ausbrüte, oder es ist eben reine Kopfsache. Am 17.07. habe ich einen Termin beim Psychotherapeuten, früher gab es hier keine Termine.

Ich würde mich freuen, mich hier mit euch auszutauschen ....

Liebe Grüße
Jasmin


PS: Ich habe das jetzt schnell und am Laptop geschrieben, bitte achtet nicht auf Rechtschreibfehler ... danke :)

Verfasst: 26:04:2012 7:17
von Marika
Hallo Jasmin,

vielen Dank für deine ausführliche Vorstellung. Du hast es nicht einfach gehabt und wenn ich so lese, könnten evlt. all diese psych. Belastungen bei dir zu diesen Ängsten usw. geführt haben.

Sehr gut, dass du nun mit Cipralex begonnen hast, es ist ein sehr gutes AD, ich nehme es ebenfalls und es hat mir mein Leben wieder gegeben, als ich vor 7 Jahren an einer schweren PPD erkrankte.

Die Übelkeit könnte vom AD kommen (aber natürlich auch von der Magen-Darm-Grippe) und auch die Müdigeit am Anfang. Ich hatte diese Nebenwirkungen auch kurz und sehr mild, sie vergehen aber meist nach 2 Wochen. Danach kommt die positive Wirkung durch. Mit wieviel mg hast du angefangen?

Sehr gut auch, dass du einen Termin beim Psychotherapeuten hast, auch wenn das noch ein bissl hin ist. Aber in der Zwischenzeit kann dich Cipralex schon mal gut stabilisieren, damit du dann gut in der Therapie arbeiten kannst!

Schön, dass du da bist!!!! :-)