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hallo,ich bin pedi

Verfasst: 06:05:2012 21:46
von pedi
ich weiss gar nicht wie ich wirklich anfangen soll.ich habe letztes jahr am 14. mai unsere tochter entbunden.schon vor der geburt hatte ich viel stress.die letzten wichtigen sachen mussten erledigt werden und mein vater lag unerwartet im sterben.er starb 2 wochen vor der geburt unserer tochter.ich hatte mir gewünscht,dass er sie noch sehen könnte.dann folgte die trauerfeier.ich habe bis heute nicht getrauert.ich versuche es zu verdrängen.
im krankenhaus fing es dann am tag nach der entbindung an.ich hatte stillprobleme,meine tochter hat viel abgenommen und die schwestern setzten mich unter druck.ich war nur noch am heulen.zwei tage lang.zu jeder zeit,in jeder situation.unter der dusche,beim essen und vor allem,wenn ich stillen sollte.ich habe ständig nur geheult.selbst nach der entlassung wollte es nicht aufhören.eigentlich ist das nicht meine art.ich bin sonst ein ziemlich beherrschter mensch.ich wusste,dass etwas nicht stimmt.und meine hebamme merkte das auch.aber ich wollte es nicht zugeben.ich wollte allein damit fertig werden.das hat nicht geklappt.10 wochen nach der entbindung habe ich sie nochmal angerufen und ihr erzählt,dass ich nicht zurecht komme.ich konnte mich zwar gut um meine tochter kümmern und es fehlte nicht an liebe zu ihr,aber ich kam mit mir selber nicht klar.sie schickte mich in die institutsambulanz unserer psychiatrischen klinik.ich wusste nicht,das ich mich dahin wenden konnte,da ich dort früher selbst gearbeitet hatte.also kannte ich die ärztin und schwestern.seit dem bin ich in einer gruppe für mütter mit depressiven störungen.es gab auch inzwischen lange gute phasen,in denen ich mich wohlfühlte,aber die schlechten zeiten kommen immer wieder.ich nehme ein antidepressivum und habe es nach einer erhöhung der dosis inzwischen wieder runtergesetzt.es nervt mich,dass ich so bin im moment.ich bin einfach zu ungeduldig.ich könnte schon wieder ständig heulen.dazu kommt auch noch,dass ich in einer woche wieder anfangen muss zu arbeiten.ich habe totale panik davor.kann nicht schlafen und habe bauchschmerzen.meine tochter ist gut versorgt in der zeit wo ich arbeite.aber ich habe das gefühl,nicht für sie da zu sein,wenn sie mich braucht.sie wird bei ihrer oma sein.und sie ist wirklich leibevoll mit ihr.da mache ich mir keine sorgen.
ich weiss einfach nicht,was ich noch machen kann,damit ich schneller aus dieser krise und diesen gefühlen rauskommen kann.es dauert mir eben alles zu lange.ständig sitzt dieser kloss im hals und wird immer grösser.eine weile kann ich ihn ignorieren,aber dann wird er so gross,dass ich fast keine luft mehr bekomme und mir die tränen in die augen steigen.dabei ist doch gar nichts los!ich habe eine tolle tochter,einen lieben ehemann...alles läuft doch gut.und trotzdem komme ich nicht aus diesem loch.
sorry,das war jetzt nicht gerade kurz,aber meine gedanken sind so durcheinander und fliegen,dass ich kaum hinterher komme.
vielleicht finde ich ja bei euch ein wenig erleichterung.es ist schon gut zu wissen,dass diese erkrankung gar nicht so selten ist,und dass man nicht allein damit ist.

Verfasst: 06:05:2012 22:09
von Vicky
Hallo Pedi,

erst mal:
Herzlich willkommen hier im Forum,
du bist hier genau richtig!

Das ist sehr heftig, denke ich, wenn der Vater so kurz vor Geburt stirbt.

Was mir bei Deinem Text auffällt, ist der Druck, den Du Dir selbst machst.

Du mußt dies und das....
Deine Ungeduld....
Ja, die kenne ich, die hatte ich auch und aus meiner Erfahrung:

Alles braucht seine Zeit. Du kannst die Genesung zeitlich überhaupt nicht steuern.
Du mußt aber auch nicht bir zum Arbeitsbeginn kerngesund sein.

Es gibt zwei Möglichkeiten:
Entweder hilft Dir die Arbeit zur Genesung oder Du bist überfordert.
Wenn Punkt 2 auftritt, dann wirst Du eben krankgeschrieben.

Du schreibst, Du konntest nicht trauern.

Wann erlaubst Du Dir denn die Trauer?

Vicky

danke

Verfasst: 06:05:2012 22:26
von pedi
hallo vicky,
danke für deine liebe antwort.
ich weiss nicht,wie ich trauern soll.ich bin eigentlich nicht der mensch,der viel weint.aber seit der geburt meiner tochter bin ich echt weich geworden.ich trau mich eifach nicht.hab angst,nicht mehr aus diesem loch zu kommen.ich kann einfach keine neue baustelle gebrauchen.ich will mich einfach auch nicht so fallen lassen.ich weiss,dass ich wohl die dosis meines medikamentes wieder hochsetzen sollte,aber ich weigere mich noch.
eigentlich sollte ich all diese dinge selbst am besten wissen.denn ich habe selbst einige jahre in einer geschlossenen psychiatrie gearbeitet.aber mein verstand setzt wohl bei mir selbst aus.es dauert einfach alles so lange!mir zu lange!
ich weiss momentan echt nicht weiter.der kloss in meinem hals wird immer grösser und nimmt mir die luft.
sorry für das blabla aber ich stehe so unter druck.
danke fürs zuhören.
lg pedi

Verfasst: 07:05:2012 8:57
von Birdee
Willkommen ,Pedi.....


....es tut mir unendlich leid ,dass du kurz vor einem so schönen Erlebnis wie der Geburt deines Kindes , Abschied von deinem Vater nehmen musstest!

Ich denke ,wenn die Trauer endlich durchkommt ,wird es dir schon ein wenig besser gehen!!

Schön ,dass du hier bist :P

liebe birdee,

Verfasst: 07:05:2012 10:09
von pedi
danke für deine anteilnahme.
ich hab einfach angst,mich so hängen zu lassen.ich habe sorge,dass ich mich dann nicht genug um meine tochter kümmern kann.sie soll nicht das gefühl haben,dass ich nicht für sie als mutter da sein kann.
aber ich weiss,dass ich früher oder später daran arbeiten muss.
lg pedi

Verfasst: 09:05:2012 22:15
von mici
Hallo Pedi,

herzlich Willkommen im Forum. Da ich aus Hamburg bin, wollte ich Dir mal schreiben, bin nämlich zur Zeit nicht oft hier, da wir auch gerade wieder Nachwuchs bekommen haben, hab mich Dir aber gleich "nahe" gefühlt :-)

Es tut mir wirklich auch sehr leid, dass Dein Vater Eure Kleine nicht mehr kennenlernen konnte. Ich finde, Du hast wirklich sehr viel Grund, zu weinen! Und weil Du das normalerweise nicht so viel tust, kommt Dir das Weinen vielleicht etwas komisch vor, aber ich finde Deine Krise nicht verwunderlich! Es gibt viele Mütter hier unter uns, die auch ohne einen Todesfall monatelang nur heulen konnte, da wundert es mich bei Dri nicht, dass es Dir schlecht geht! Und gleichzeitig kämpfst Du sehr dagegen an, dass es Dir schlecht geht, doch offensichtlich lassen sich Deine wahren Gefühle nicht mehr zurückdrängen! Sie wollen einfach raus und das ist auch gut so!! Was nimmst Du denn für ein AD und in welcher Dosis? Hast Du auch Gespräche mit Psychologen? Das würde Dir sicher auch gut tun! Ich hoffe, Du fühlst Dich bei uns wohl,

liebe Grüße,

MICI

Verfasst: 09:05:2012 22:54
von pedi
liebe mici,
vielen dank für deine lieben worte.
erstmal herzlichen glückwunsch zu deinem nachwuchs.
eigentlich hatten wir auch schon an ein zweites kind gedacht.ich wollte mir damit nicht so lange zeit lassen,denn ich bin schon 34.aber in diesem zustand kann ich mir das noch nicht vorstellen.ausserdem hab ich noch zu grosse angst,dass das wieder passiert.
ja,das mit meinem vater belastet mich noch immer sehr.ich wusste,dass er sterben würde.aber ich hab nicht damit gerechnet,dass es so schnell geht.und ich war nicht bei ihm.ich kam zu spät.
ich kann diese krankheit für mich noch immer nicht akzeptieren.es dauert einfach zu lange.bei einem schnupfen weiss man,der ist in einer woche verschwunden.ich bin einfach zu ungeduldig mit mir selbst.
eigentlich müsste ich es ja selbst am besten wissen.ich hab früher in einer geschlossenen psychiatrischen station gearbeitet.jetzt bin ich auf der"anderen"seite.da muss man sich erstmal dran gewöhnen.ausserdem war für mich komisch,dass meine "therapeuten"ja früher meine kollegen waren.aber das ist jetzt auch schon besser und ich kann mich immer besser öffnen.ich gehe in eine gruppe für mütter mit psychischen problemen.sie findet in der tagesklinik statt.ich kann dort immer nach gesprächen fragen.psychologen braucht man hier nicht zu suchen.die,die mit der kasse abrechnen können,haben viel zu lange wartezeiten.und die anderen kann ich mir nicht leisten.ich bin schon froh,dass meine hebamme mich in die institutsambulanz geschickt hat.
zur zeit nehme ich 40 mg paroxetin.ich hatte es schon auf 20 mg reduziert und war auch ziemlich stolz darauf.aber ich hab es wieder hochgestellt.es geht mir wieder schlechter und habe einfach keine kraft mehr.das kann ich mir nicht leisten.meine tochter braucht mich und ich fange nächste woche wieder an zu arbeiten.ich hab schon jetzt voll die panik.

so.nun hab ich aber genug gesabbelt.
ich danke dir fürs zuhören.
lg pedi

Verfasst: 11:05:2012 21:48
von Vicky
Hallo Pedi,

streß Dich mal nicht wegen des Alters!!

Ich bin schon knappe 37 und an Kind 2 werden wir erst jetzt bald basteln!
Denn es dauert eben seine Zeit bis zur Heilung/Stabilisierung bei einer Depression.
Mein erstes Kind wird bald 4 Jahre alt.
Schau, daß Du erst wieder richtig stabil wirst, das ist sehr wichtig!

Vicky

Verfasst: 12:05:2012 16:58
von sol
Hallo Pedi,
hersteinmal ein herzliches willkommen von mir im Forum. Ich kann deine Situation so sehr nachvollziehen. Meine Mutter starb 5 Tage nach der Geburt meiner 2. Tochter und ich habe lange gebraucht um mich zum einem über meine Tochter freuen zu können und gleichzeitig den Tod von ihr betrauern zu können. Hat irgendein Arzt schon mal überlegt, ob du eventuell eine posttraumatische Belastungsstörung haben könntest? Die Depression hat das bei mir nur überdeckt. Ich habe dann irgendwann eine spezielle Traumatherapie gemacht und in dieser Therapie auch um meine Mutter trauern können. Wenn du näheres dazu wissen willst, schick mir einfach eine PN.

Verfasst: 13:05:2012 20:13
von pedi
hallo vicky,

ich weiss,stress nützt da gar nichts.
aber eigentlich war ich schon fertig mit meiner kinderplanung.mit 30 wollte ich eigentlich keins mehr.aber da wir einige schwierigkeiten hatten,kam unsere langersehnte maus eben erst vor einem jahr.
aber jetzt muss ich ja sowieso erst mal ein bisschen arbeiten.
morgen geht es los und ich hab schon ziemlich schiss.zum glück sind es ja nur drei tage.

lg pedi

Verfasst: 13:05:2012 20:19
von pedi
hallo sol,
ich möchte mir damit noch ein bisschen zeit lassen.ich weiss,dass ich da irgendwann ran muss.
aber jetzt fange ich erst mal wieder an zu arbeiten.das ist schon genug für mich im moment.
in der tagesklinik,wo meine müttergruppe mit angebunden ist,wird auch eine trauergruppe angeboten.wenn es an der zeit ist,werde ich mich da mal umhören.
aber ich würde trotzdem gerne mehr über die traumatherapie erfahren.denn ich glaube,dass da noch einiges mehr ist,dass ich noch bearbeiten muss.
lg
pedi

Kenn ich!

Verfasst: 17:05:2012 12:01
von Manta
Hallo Pedi,

Deinen Bericht hätte auch ich schreiben können. Bis auf den Tod Deines Vaters, der mir unendlich leid tut für Dich.
Mir geht es genauso wie Dir - auch wenn ich momentan großes Glück habe, weil mein Mann noch zu Hause ist - und mir versprochen hat auch so lange zu Hause zu bleiben, bis es mir wieder richtig gut geht. Aber auch ich muß immer wieder aus heiterem Himmel weinen. Immer und immer wieder. Obwohl gar nichts ist. Vorallem Vormittag. Ich bin innerlich total unruhig und denke immer, ich muß meinen kleinen Sohn rund um die Uhr beschäftigen, dabei ist der grad mal 10 Wochen alt. Wenn er schläft und die Stillzeit rankommt, hocke ich schon auf heißen Kohlen.
Vor dem Alleinesein mit ihm hab ich eine Heidenangst - obwohl ich alles kann - wickeln, stillen, trösten, spielen.... Und ich mach mir immer Druck schnell wieder völlig gesund zu werden. Bis zum xy muß es wieder gut sein.
Wie lief es denn bei Dir nun auf Arbeit? Hast Du die Tage gut über die Bühne gebracht? Ich drück die Daumen, dass es Dir eher hilft. Und wie - ich glaube Vicky schon schrieb - wenn es nicht geht, dann wirst Du krankgeschrieben - nur kein Druck. Muß ich mir auch immer und immer wieder sagen.

Verfasst: 17:05:2012 14:27
von kadisha
herzlich willkommen!

freu mich, dass du auch aus dem norden kommst!

denke du wirst dich hier sicher schnell wohlfühlen

lg