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Gibt es auch Zwangsgedanken und Ängste ohne eine PPD?

Verfasst: 23:05:2012 19:27
von storna
Hallo ihr Lieben,
ich frage mich inzwischen, ob ich wirklich eine richtige PPD habe oder "nur" Zwangsgedanken und Ängste. Fakt ist, dass ich zum Beispiel sehr gut schlafen kann, gut essen kann und auch keine sonstigen körperlichen Symptome habe. Ich habe "nur" an einigen Tagen eben die Zwangsgedanken und die Ängste. Ich habe nie eine Sekunde daran gezweifelt, dass ich mein Kind liebe, und ich liebe ihn unglaublich doll. Das Einzige, was mir die Stimmung eben vermiest, sind diese fiesen Zwangsgedanken und die Angst, dass ich mich ihm in Einzelfällen gegenüber in irgendeiner Form nicht liebevoll genug gezeigt habe. Oder dass ich meinen Ansprüchen an eine gute Mutter nicht gerecht werde. Ich war aber auch vor der Geburt schon ein Mensch mit einem hohen Perfektionsstreben.

Ich fühle mich nicht in einer Wolke o. ä., ich lebe ein ganz normales Leben. Bis auf die Zwangsgedanken und Ängste, die sich mal mehr, mal weniger aufdrängen, und das unglaublich schlechte Gewissen und Analysieren. Und die traumatische Geburt, die ich einfach nicht vergessen kann...

Können denn Zwangsgedanken und Ängste auch ohne die meisten sonstigen Symptome einer PPD auftreten? Ich meine, so etwas gelesen zu haben.

Liebe Grüße,
Storna

Verfasst: 23:05:2012 19:40
von lotte
Hey Du,

ja klar gibt es das. Ich hatte z.B. "nur" Ängste. Die haben allerdings mein Leben schon eingeschränkt (Angst mit Kids allein zu sein, was mit ihnen zu machen etc, Angst, dass ich schwerkrank sein könnte).

Trotzdem war auch ich nicht in einer Wolke, bis auf die Ängste ging es soweit. Auch keinerlei Bindungsstörungen. Allerdings merke ich heute, wo ich schon sehr stabil bin - und das seit 1 Jahr - schon den Unterschied, damals habe ich funktioniert, heute lebe ich ;)

Du musst also nicht die ganze Palette an Symptomen haben. Jeder hat ein anderes, sehr persönliches Päckchen zu tragen. Wenn Du vorher zb schon sehr perfektionistisch warst, können die ZG fast als logische Konsequenz gesehen werden, gerade nach einer traumatischen Geburt.

LG
Lotte

Verfasst: 23:05:2012 20:05
von storna
Hallo Lotte,
klar, solche Ängste nehmen einem wirklich die ganze Lebenskraft. Aber sie sind doch dann die Ursache dafür, dass man sich schlecht fühlt, kann das auch ohne eine "wirkliche" Depression so sein? Also, meine Zwangsgedanken lassen mich glauben, dass ich ein schlechter Mensch bin und erst recht eine schlechte Mutter. Dadurch fühle ich mich schlecht, auch wenn ich sonst nicht deprimiert bin - solange sich die Gedanken mir nicht aufdrängen, ich also nicht darüber nachdenke, fühle ich mich ganz normal. Das Ganze wechselt sich wirklich ständig ab - wäre es bei einer Depression nicht so, dass man immer traurig ist?

Ich bin ohnehin ein sehr gefühlvoller Mensch und weine eigentlich schon seit meiner Kindheit recht viel, da ich sehr sensibel bin und mir schnell Vorwürfe mache. Zusammen mit den Zwangsgedanken natürlich eine sehr unheilvolle Kombination. Ich glaube, ich leide auch schon seit Langem unter einem Grübelzwang, das würde auch zu meinen Symptomen passen. Aber für eine "echte" Depression geht es mir irgendwie zu gut, ich weiß nicht. Ich schlafe zum Beispiel besser als vor der Schwangerschaft, früher hatte ich immer unglaubliche Einschlafschwierigkeiten, weil ich so viel gegrübelt habe. Das habe ich jetzt nicht mehr.

Ich finde es halt so seltsam, dass ich nicht nur schlechte Tage haben, sondern auch gute, an denen alles ist wie früher...

Na ja, ich warte einfach mal ab, was der Psychiater nächste Woche sagt :D.

Verfasst: 23:05:2012 21:17
von claudi
DGZ da bin ich leider auch drinnen habe schon länger Zg , da kannst Du mal Googeln und dann kommt Deutsche Gesellschaft für Zwangserankungen Dgz schau mal da nach . Ängste gibt es auch und zwar überall

Verfasst: 24:05:2012 7:01
von Marika
Hallo,

ja Zwänge und Zwangsgedanken kommen auch ohne PPD vor - Frauen und Männer in allen Schichten können davon betroffen sein, sogar Kinder. Zwänge können also auch eine ganz eigenständige psych. Erkrankung sein und heißen dann: Zwangserkrankungen, sowie Ängste auch - sie nennen sich dann "Angsterkrankungen". Genau so gibts ja Psychosen ohne Schwangerschaft und Geburt.

Die PPD oder PPP ist die spezielle Gruppe von psych. Leiden während SS und nach der Geburt. Sie können alles Syptome aufweisen, die es sonst als eigenständige Krankheitsbilder gibt. Bei der einen sind es mehr Panikattacken, bei der anderen die fehlenden Gefühle, bei uns beiden mehr die ZG. Auch bei mir war es so, dass ich ohne ZG auch nicht depressiv geworden wäre. Es ist ein Kreislauf wie auch mit der Angst: ZG erzeugen Depressionen, Depressionen dann wieder mehr ZG, das selbe ist es mit der Angst. Wenn ZG, Ängste usw. nach der Geburt auftreten - egal welche Symptome vorherrschen, spricht man von einer PPD oder PPP. Und zwar deshalb, weil die SS und Geburt einen Faktor aufweißt, dass nicht "Schwangere" oder Frauen die keine Geburt hinter sich haben eben NICHT haben: Den Hormonsturz nach der Geburt!!!!

Gemeinsam haben alle eines: Die Botenstoffe im Gehirn sind durcheinander gekommen, ausgelöst durch verschiedenen äußere und innere Faktoren.

Verfasst: 23:10:2012 9:06
von elfi
Hallo ihr,

ich habe mir genau die selbe Frage auch schon gestellt, weil es auch bei mir so ist, dass nur die ZG mir den Tag vermiesen. Also auch ich kann noch essen und auch das Lachen ist mir nicht ganz vergangen. Ich habe auch ab und zu klare Momente... Doh die ZGs sind wirklich so doll schlimm, dass sie mich sehr depressiv machen.

Das mit den Hormonen verstehe ich ja, aber wie stellt man das denn fest ? Also ich meine, wenn ich jetzt zum Psychologen gehe und ihm erzähle, dass ich ZGs habe und mein Baby vor einem halben Jahr geboren wurde und ich voher noch nie Probleme mit meiner Psyche hatte, woher weiß er dann ob ich eine PPD habe oder eine normale Depression?

Seid lieb gegrüßt
Elfi

Verfasst: 23:10:2012 9:12
von Marika
Elfi,

wenn das ganze kurz nach einer Geburt auftritt, dann spricht man von einer PPD - in deinem Fall mit dem Hauptsymptom ZG. War bei mir auch - die ZG haben mich depressiv gemacht. Die Hormone können die Botenstoffe sehr massiv beeinflussen, genau so wie auch äußere Faktoren wie Stress, große Verantwortung, sensible Persönlichkeit.

Oft sind die Grenzen auch fließend. Die Behandlung bleibt aber im großen und ganzen gleich.

Bei uns in Österreich gibt es z.B. die offizielle Diagnose "PPD oder PPP" gar nicht. Meine Diagnose mußte "Anpassungsstörung" genannt werden - obwohl es eine eindeutige PPD war. Aber ausgemacht das gar nichts - die Behandlung ist ja entscheidend und die bleibt gleich!