Wie fuehlt sich euer "ich" an???

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Wally

Wie fuehlt sich euer "ich" an???

Beitrag von Wally »

Hallo, ich habe ja generell ein Problem mit meiner Wahrnehmung gegenüber mir selbst, aber ich wollte auch euch mal fragen:

Könnt ihr euer ich wahrnehmen? Könnt ihr es beschreiben?
Ich meine fuehlen? Ich hoffe ihr versteht mich jetzt richtig.

Also, neben meinen ängsten kann ich mich nicht "erfühlen". Es fühlt sich an als ob ich gar nicht da bin, oder zumindest so dass ich immer mehr verblasse und irgendwann nicht mehr da bin.

In Gesellschaft ist das eigentlich nicht so, glaube ich. Ich denke da kann ich mich meist besser reflektieren.

Ansonsten fühle ich mich wie eine leere hülle und das macht mir Angst. Ich weiß gar nicht wie ich sie wieder mit leben füllen kann.

Ich kann auch gar nicht mehr genießen oder loslassen... Das isr bestimmt schon 10 Jahre so.

Es ist so als ob ich mich auflöse. Schön langsam.
Und dass alles was sich auflöst in Schmerz gewandelt wird. Jeder Hohlraum jeder einzelnen Zelle in meinem Körper schmerzt. Mein Brustkorb meine magengegend schmerzt. Nicht äußerlich, nicht organisch, eher eben als ob jeder freie Raum oder halt die Luft da drinnen schmerzt.

Es ist so ein drückender oder brennender Schmerz.
Ich kann es richtig spuehren.

Wie ist. Das bei euch so?
Seid ihr euch selbst bewusst? Wie fuehlt sich das an?
Ich bin dankbar für jede erzaehlung, jeden Rat oder einfach nur ein "kenn ich"!!!

Ich fühle mich so weit weg von der Welt und als ob ich gar nicht da bin. Oder anders gesagt "ich kann MICH nicht mehr fuehlen"!

Versuche gerade einen neuen Therapieplatz zu bekommen. Man, Abgesehen davon, dass mein Problem sehr vielschichtig und facettenreich zu sein scheint und ich mich oft gar nicht ausdruecken kann, haben sie Therapeuten Wartelisten von ca. Einem Jahr. Die guten halt. Ich moechte dieses mal zu einem Spezialisten für Ängste und zgs. Die letzte war schon ok und nett, aber diesbezüglich konnte sie mich nicht sehr weit bringen.


Oder liegt es an mir? Ist mein Problem zu vielschichtig?
Ich weiß es nicht, aber ich möchte dieses mal zu einem Spezialisten und das mal ausprobieren. Keine Kompromisse mehr....
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Wally,

gerade dieses Gefühl "ich kann MICH nicht mehr fühlen" ist das, was fast alle Menschen die mit psych. Erkrankungen zu tun haben, erleben. Auch ich habe das so erlebt, damals in der Akutzeit natürlich enorm stark, danach wurde es besser und besser - das kam im Gegenzug mit dem Abklingen der Depression und der ZG.

Als das ärgste überstanden war, fühlte ich mich irgendwie "leer" - hatte das starke Gefühl, ich müßte mein Leben wieder "füllen" - nur mit was war mir damals nicht klar. Das ging auch nicht bewußt vor sich, sondern war ein Prozess, mich selber wieder zu finden - und der hat gedauert.

Meine PPD ist jetzt genau 7 Jahre her - Wahnsinn! 4 Jahre davon war sicher damit beschäftigt, MICH SELBER WIEDER ZU FÜHLEN UND ZU FINDEN - das ging auch nach Ende der Therapie noch weiter.

Mir hat auch sehr gut autogenes Training dabei geholfen und Yoga. Da gehts ganz intensiv, SICH UND AUCH KÖRPERREGIONEN zu fühlen, mit ihnen zu kommunizieren. Auch Meditationsreisen (gibts tolle CD´s) in den Körper hinein, sind super. Genau so Gi-Gong - einfach alles was mit Bewegung und bewußter Wahrnehmung des Körpers danach zu tun hat, helfen sehr. Mach mal z.B. einen etwas schnelleren Spaziergung, danach leg dich daheim auf die Couch und spühr in dich rein, fühl wie dein Herz schlägt, stell dir vor wie es Blut mit frischem Sauserstoff in sämtliche Zellen deines Körpers leitet. Stell dir weiter vor, ein Licht das heilt gelangt ebenfalls jede deine Körperzellen usw. Wie gesagt, da gibts super CD´s dazu.

Dass du in der Therapie da auch auf der Spur bist, ist schon sehr gut. Ich drück die Daumen, dass du etwas von all dem für dich findest, dass dir dabei weiterhilft!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Vicky

Beitrag von Vicky »

Hallo Wally,

für mich hört sich das ganz typisch nach Depression an.

Diesen seelischen Schmerz kenne ich auch. Bei mir war es, als würde ich innerlich verbrennen vom Brustbein ausgehend.

Auch so ein dauerndes diffuses Druckgefühl.

Auch dieses Gefühl der Leere hatte ich.
Ebenso ganz ganz stark das Gefühl das mein ICH zerfällt bzw. mir entgleitet.

Habe den Eindruck, daß Du auch von Seiten der Medis nicht hoch genug bist, kann das sein?

LG von Vicky
Wally

Beitrag von Wally »

Danke liebe marika!
Ich halte mich natuerlich ran. Ich erforsche gerade was so los ist mit mir.

Ich will endlich "GANZ" gesund werden.

Hoffentlich finde ich dieses mal die richtige Therapeutin für sowas.
Es ist sehr schwierig ueberhaupt einen Platz zu finden und dann noch den richtigen...

Wie ist das so mit dem ganz tiefen Schmerz bei euch. Habt ihr das auch. So ganz heftig schmerzhaft!

Wie ist das so bei euch?

Liebe gruesse

WaIIy
Wally

Beitrag von Wally »

Hallo Vicky,

Das mit dem innerlich verbrennen ist wirklich gut beschrieben.
Hm, wegen des ADs: eigentlich bin ich ganz gut im Rennen, aber weil ich stille, natürlich noch nicht an meiner Höchstgrenze.

Allerdings habe ich mich mit keinen ad gefuehlt als ob alles okay ist. Es ist immer nur eine stütze, die es leichter macht mit mir zu arbeiten, mehr nicht.

Naja, ich denke dass ich schon ganz viele depressive Phasen hatte. Ich denke die erste so mit 8 oder 9. Aber alles auf exogene umstände zurückzuführen. Ich will ja nicht immer jammern, aber mir ist schon soviel sch... Passiert, dass es eigentlich nicht ueberrascht.

Das mit den Schmerzen hatte ich schon als Kind.

Ich Frage mich halt, ob ich überhaupt heilbar bin. Also dass meine ich jetzt nuechtern. Also, ich Versuch ja eh einfach much damit zu arrangieren. Im positiven Sinne.

Ich Frage mich wirklich.
Ich denke ich kann mich auch arrangieren, aber diese Schmerzen finde ich echt heftig, damit glaube ich, kann ich much nicht arrangieren.

Macht das Sinn, was ich da erzähle?

Mann, hoffentlich finde ich einen guten Therapeuten.
Danke für eure antworten!

Viele Gruesse!

WaIIy
sol

Beitrag von sol »

Wally hat geschrieben:
Das mit den Schmerzen hatte ich schon als Kind.

Ich Frage mich halt, ob ich überhaupt heilbar bin. Also dass meine ich jetzt nuechtern. Also, ich Versuch ja eh einfach much damit zu arrangieren. Im positiven Sinne.

Ich Frage mich wirklich.
Ich denke ich kann mich auch arrangieren, aber diese Schmerzen finde ich echt heftig, damit glaube ich, kann ich much nicht arrangieren.


WaIIy
Hallo Wally,
ich kenne auch solche Schmerzen, die "nur" psychosomatisch waren und höllisch wehtaten. Bin deshalb sogar mal ind die Psychiatrie gegangen, nur wirklich konnten sie mir dort nicht helfen.
Ich kann dich aber ermuntern, du musst dich nicht damit arrangieren. Mir haben neben meiner Traumatherapie auch eine Sitzung bei einer Körpertherapeutin geholfen und seit dem ich dort die Schmerzen angegangen bin, sind sie weg und bislang nicht wieder aufgetaucht. Der Körper- und Traumatherapeut Peter Levine, meint auch, dass sich bestimmte Erinnerungen in Zellen verankern- und da hilft es nicht nur in der Gesprächsttherapie darüber zu reden, sondern man muss dem Körper neue Signale geben, so dass die alten Erinnerungen "überschrieben" werden.
Kannst mir gerne auch ne PN schreiben, dann erkläre ich dir das genauer.

Du schreibst ja auch, dass du bereits mit 8/9 Jahren depr. Episoden hattest- die Frage ist immer, was ist damals passiert und wie kannst du das Kind von damals heute trösten und die gespeicherten Erinnerungen verändern?

Sei gewiss auch psychosomatische Schmerzen sind heilbar!
LG
lotte

Beitrag von lotte »

Hey Ihr,

ich habe mich jahrelang "falsch" wahrgenommen. Das lag zum größten Teil daran, dass ich Ängste hatte, die sehr krankheitsbezogen waren. Organisch war natürlich nie was, aber die Schmerzen hatte ich trotzdem.

Mir hat die Verhaltenstherapie geholfen, aber auch viel Körperarbeit wie Yoga, Lichtbahntherapien (musste mal googlen), Meditationen. Es gibt ja auch spezielle Kliniken für psychosomatische Erkrankungen und auch Ärzte, die sich damit besser als Allgemeinmediziner auskennen.

Ich würde auch nichts unversucht lassen. Es liegt mit Sicherheit nicht an Dir und dass Du evtl. zu viele Probleme hättest ;) Du musst nur den richtigen finden, der Dich bei deiner Suche nach Dir selbst unterstützen kann. Dabei sind viele Wege möglich.

Das AD ist da wirklich nur eine Stütze.

Ich bin bei mir angekommen, aber es war ein langer Weg. Das wichtigste war, dass ich mich selbst achte und liebe. Das ist so leicht gesagt und soooo schwer umgesetzt.

Bleib dran.

LG
Lotte
sol

Beitrag von sol »

Etwas was mir auch geholfen haben, waren Achtsamkeitsmeditationen. Allein durch Meditation können sich Schmerzen verändern. Mit Hilfe von Meditation betrachte ich mein "ICH" anders. Es gibt z.b. auch Übungen wie der Bodyscan wo man ganz langsam jeden Teil des Körpers betrachtet. Vielleicht ist das auch eine Idee für dich. Man kann das auch mit CD machen. Ist am Anfang evtl einfacher als es so ganz allein zu Hause zu machen.
LG
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Marika
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Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Wegen der Schmerzen: Ich hatte z.B. psychsomatisches Sodbrennen - ganz, ganz heftig!!! Es hat gestochen und geschmerzt hinter dem Brustbein, dass ich dachte, ich hab was am Herzen! Hatte ich auch aber eben NICHT organisch - ich hatte was "auf dem Herzen, etwas brannte auf meiner Seele"... verstehst du? Aber keine organische Krankeit: Daher Herzstechen und Sodbrennen!!! Der Körper hat mir signalisiert: hör in dich rein, such nach Heilung!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Wally

Beitrag von Wally »

Hallo ihr lieben,
Vielen dank fuer eure hilfreichen Antworten.

Ich weiß nicht ob es verständlich ist. Ich denke nicht dass es physikalische Schmerzen sind. Also irgend ein Organ oder Körperteil. Es ist echt komisch. So als ob etwas schmerzt was eigentlich gar nicht da ist. So wie ein Phantom-Schmerz im warm bei einem Menschen der keinen Arm mehr hat.

Oder dass da etwas in mir ist dass sich wie ein groesser werdende Ballon in mir ausbreitet und dann von innen drückt und brennt und mich abschnuert.

Ob das unter Psychosomatik fällt? Ich weiß es nicht.
Obwohl ich das schon lange habe, kann ich es jetzt erst definieren.

Und wisst ihr was: bei so entspannungstrainings koennte ich total ausflippen. Wenn ich much spuere wie bei Chi Gong oder so, wird mir schlecht, ich aggressiv und ich kann es nicht aushalten...

Kennt ihr das irgendwie?
Vielleicht ist das eine Art Sperre?

Schon heftig, ich Stelle immer mir an mir fest, aber es dauert schon Jahre.ich glaube ich kenne mich eigentlich gar nicht... :-(
Vicky

Beitrag von Vicky »

Hallo Wally,

ja, ich kenne genau das und bei mir ist es inzwischen monatelang weg und dann kommt es wieder, aber der Schmerz wird weniger.

Lange Zeit wußte ich nicht, was es ist und warum es da ist.

Nun bin ich deutlich weiter.

Auch ich habe und würde den Schmerz genau wie Du beschreiben.
Ein inneres Verbrennen! Absolute innere Vernichtung. Unaushaltbar.
Vom Brustbein ausgehend.

Meine Mutter hatte jahrelang Schmerzen irgendwo im Körper, sie hat Shcmerzmittel gefuttert wie Smarties und gejammert über Jahre.
Ich wollte ihr immer helfen, habe mitgefühlt und mitgelitten.

Ich hatte eine Schluckstörung über Jahre, meine Mutter hat getrunken, sie ist Alkoholikerin.

Ich war emotional in einer Symbiose zu ihr.
Über diesen inneren Schmerz war ich ihr verbunden.

Welche Aufgabe hat Dein Schmerz, der Dich vernichtet?


VIcky
kadisha

Beitrag von kadisha »

wie sich mein ich anfühlt?
ich stelle mir andauernd die frage wie andre menschen sich selbst wahrnehmen, wie ihr bewusst sein ist

seit der ppd fühle ich mich ganz anders
es fing ja bei mir damals alles mit einer panikatacke an und rettungswagen etc
seit dem ist nichts wie es mal war
die unbeschwertheit ist weg, das ganz normale empfinden ist weg
hatte bzw habe ja mit unwirklichkeitsgefühlen, benommenheit etc zu kämpfen
in meiner guten zeit denke ich empfand ich mich relativ normal
nur dass die unbeschwertheit fehlte
denke aber dass die sowieso nicht mehr kommt
weil die ppd zu grausam ist und man es einfach automatisch speichert
momentan hab ich wieder mit schwindel etc zu tun
da denke ich mir dann auch
werde ich wieder ganz normal? oder bin ich es schon nur merke ich es nicht?
wie fühlen sie die andren menschen?

ich weiss nicht was genau ich fühle
nur mich selbst fühle ich nicht so wie ich es vor der ppd hab
Wally

Beitrag von Wally »

Wollte nur sagen, ich denke nach über dass was ihr gesagt habt. Im speziellen was kadisha gesagt hat. Ich denke da gibt es schon ein paar Aufgaben, die diese Schmerzen haben... Sobald ich mehr Zeit habe, lass ich es euch wissen!

Im Moment machen die Zwillinge a bisserl Arbeit :-)
Wally

Beitrag von Wally »

Tschuldigung, ich meinte Vicky.
Bin ganz durcheinander vor lauter Simpsons...
Vicky

Beitrag von Vicky »

Hey Wally,


Du wirst mit Deinen Zwillingen zur Zeit genug zu tun haben!
(Alle Achtung, puh)
Du brauchst zurzeit viel Kraft, daher weiß ich nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für eine tiefere Analyse ist.
Wahrscheinlich eher nicht.

Du siehst, Du bist damit nicht alleine!

Wenn die Zeit reif ist, wirst Du mehr wissen.

LG von Vicky
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