Seite 1 von 1

PPP- Vor einem Jahr

Verfasst: 10:06:2012 12:50
von Sonnenschein84
ziemlich genau bin ich auf eingenen Wunsch in die Klinik gegangen, weil meine Gedanken immer wirrer wurden und ich mich innerhalb kürzester Zeit immer weniger in der Lage sah, mich normal weiter um mein Kind zu kümmern.

Es folgten dann 6 Wochen Psychiatrieaufenthalt mit Medikamenten und verschiedenen Therapien.
Die Zeit war sehr schmerzhaft und traurig, weil ich das Gefühl hatte, meinen fast 3 Monate alten Sohn im Stich gelassen zu haben, als ich im Krankenhaus aufgenommen wurde. Mein Freund hat mich mit unserem Kind dann aber jeden Tag besucht und ganz stark unterstützt wieder gesund zu werden und nach Hause zu kommen.

Ein Gedanke, den ich am Anfang im Krankenhaus hatte, war, dass ich nie wieder richtig gesund würde. Ich hatte Angst nie wieder richtig arbeiten zu können, mich nicht mehr um mein Kind kümmern zu können und ewig Medikamente nehmen zu müssen. Ich dachte, nichts wird wieder so, wie es einmal war.


Jetzt ist das ziemlich genau ein Jahr her. Und hier die glückliche Bilanz:

Seit 5 Monaten bin ich ohne Medikamente stabil, es geht mir sehr gut.
Vor einem Monat habe ich wieder angefangen zu arbeiten (Teilzeit).
Die Beziehung zwischen mir und meinem Freund ist durch die durchgestandene Krankheit gefestigt worden und ich weiß, dass ich mich in jeder Situation auf ihn verlassen kann.
Unsere Familien haben uns unterstützt und mein kleiner hat so auch ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Omas und Opas.
Das wichtigste:
Die Beziehung zu meinem Kind hat keinerlei Schaden von meinem Krankenhausaufenthalt und von der Krankheit genommen. Ich liebe den Kleinen von ganzem Herzen und kümmere mich gern und gut um ihn.

Ist jetzt also wieder alles so, wie es vor meiner Krankheit war?
Ich würde sagen, nicht ganz. Ich bin zwar wieder gesund, achte mehr auf meine Gesundheit als vorher und bin vielleicht sogar glücklicher als vorher.
Trotzdem hat diese Erfahrung Spuren hinterlassen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man verletzlich ist, nicht unverwundbar. Das war sehr schmerzlich. Aber es ist auch verbunden mit einem Gefühl von großer Dankbarkeit, für das was ich jetzt habe.
Ich weiß jetzt, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist und kann es viel viel mehr schätzen, dass es mir so gut geht, dass ich ein gesundes Kind habe und eine Familie, der es gut geht.

Ich hoffe, dass ich auch denjenigen im Forum Mut machen konnte, denen es noch nicht so gut geht.
Man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Es ist ganz bestimmt ein sehr steiniger Weg, den wir vor uns haben /hatten. Aber wenn das Ziel erreicht ist, ist man umso glücklicher.

Wir kommen alle an unser Ziel.

Verfasst: 10:06:2012 15:57
von Juliane77
Hallo Sonnenschein,

ich freue mich richtig für Dich, dass es so gut gelaufen ist und Du jetzt ganz ohne Medikamente ein normales Leben führen kannst. Die Versorgung Deines Kindes ist wieder möglich und sogar Teilzeitarbeit. Super. Ja, Dein Beitrag macht viel Mut, den kann ich auch gerade heute gut brauchen.

Letzte Nacht lief es gar nicht gut. Habe mal den Versuch gemacht, jetzt nach 4 Wochen Reduzierung auf 25mg, das Seroquel mal ganz wegzulassen. Es ging total schief. Lag bis kurz nach drei, halb vier Uhr wach. Gedankenkreisen, Juckreiz am ganzen Körper auch wegen der Schwangerschaftsakne. Immerhin konnte ich dann mit Unterbrechungen bis Viertel vor 8 schlafen, hing aber dann den ganzen Vormittag nur in den Seilen. Übelkeit, Kreislaufprobleme und auch sehr negative Gedanken, die mich da so quälten. War vielleicht auch kein guter Zeitpunkt, da ich am Samstag mit meinem Mann gestritten hatte, hatten uns aber abends wieder vertragen. Mittags noch mal hingelegt, jetzt geht es wieder, aber ich glaube, ich werde das mit den 25mg erst mal so lassen und auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, es noch mal ganz ohne zu versuchen. Anscheinend bin ich doch nicht so stabil wie ich dachte.

Liebe Grüße

Verfasst: 10:06:2012 21:49
von Sonnenschein84
Hallo Juliane,

danke für deine Antwort. Ich bin auch wirklich sehr sehr froh, dass es sich bei mir so gut entwickelt hat. Natürlich kann ich nicht mit 100% iger Gewissheit sagen, dass es nicht auch mal irgendwann wieder schlechtere Tage gibt oder sogar ein Rückfall kommt, aber das weiß man ja nie. Erst mal bin ich sehr froh, dass es mir so gut geht.

Tut mir leid, dass das mit der Reduzierung noch nicht so gut geklappt hat. Hast du das denn mit deinem Psychiater abgesprochen, dass du versuchen willst es auszuschleichen?
Ich kann mir auch wirklich vorstellen, dass du durch den Streit mit deinem Mann zu aufgewühlt warst und du deswegen auch einfach nicht richtig zur Ruhe gekommen bist. Ich würde dann aber jetzt auch kein Risiko eingehen und es wirklich erst mal in der Dosierung so lassen. Das ist ja auf jeden Fall besser, als zu riskieren, einen Rückschlag zu bekommen.
Und so wie du vorher schon mal geschrieben hast, geht es dir mit der niedrigeren Dosierung auch schon besser. Vielleicht gibt es ja auch noch eine Zwischenstufe, wenn du von 25 doch wieder reduzieren kannst.

Ich drück dir die Daumen, dass du heute besser schlafen kannst.

Liebe Grüße

Verfasst: 11:06:2012 21:29
von rip-curl-girl
Hallo Sonnenschein84,

ich finde deinen Bericht total toll. Er macht Mut und zeigt, dass sogar nach relativ kurzer Zeit es ohne Medikamente alles wieder gut werden kann.

Ich war auch 7 Wochen in der Klinik, dass ist aber noch nicht so lange her (bis Anfang März) . Bei mir ging es nach der Stillzeit los mit fiesen körperlichen Symptomen und wurde immer schlimmer, sodass ich nach 7 Monaten die Klinik als einzigen Ausweg sah. Leider auch ohne meine Kleine.

Ganz langsam wurde es besser, fast unmerklich, und erst seit ein paar Wochen fühle ich mich "gesund". Es gibt immer nochmal Tage, wo es schlechter geht, aber die werden weniger.

Nehme also im Moment noch Medikamente, aber genieße nach langer Zeit erstmal, dass es mir gut geht.

Danke nochmal für den tollen Bericht.

Liebe Grüße

Verfasst: 11:06:2012 21:51
von Sonnenschein84
Hallo rip-curl-girl,

schön, dass ich dir ein bisschen Mut machen konnte. :-) Bei mir hätten vor einem Jahr wohl auch nicht viele geglaubt, dass es mir so schnell wieder gut gehen würde. Ich hab ja eine Zeit lang auch nicht daran geglaubt.
Aber die Chancen stehen wirklich sehr gut. Manchmal dauert es nur länger.

Aber wenn du vor drei Monaten noch in der Klinik warst, dann ist das ja wirlich noch nicht so lang her. Als ich drei Monate entlassen war, war ich auch noch unsicher, wußte nicht, ob ich vielleicht noch Negativsymptome der Krankheit habe oder ob es Nebenwirkungen sind oder einfach ganz normale Müdigkeit und mal der ein oder andere Tag, der einfach nicht so toll ist, wie andere Tage.

Aber mit der Zeit ist das wirklich immer besser geworden und ich habe mehr Sicherheit wieder bekommen.

Wenn du genießen kannst, dass es dir gut geht ist das ja ein sehr sehr guter Schritt. Von da an geht es wirklich aufwärts. :-)

Körperliche Symptome hatte ich in der Nacht vor meiner Aufnahme im Krankenhaus auch. Ich hatte sehr starke Krämpfe im Unterleib. Ich dachte in meinem "Wahn", dass das irgendwie so eine Art Nachwehen wären. (Nach fast drei Monaten.... wirklich verrückt. ;-)) Mein Freund hat sich da auch richtige Sorgen gemacht, weil ich so verkrampft bin. Naja, und dass hab ich dann irgendwie auch als Grund gesehen, weshalb ich ins Krankenhaus wollte.

Wie alt ist deine Kleine denn jetzt?

Ich wünsche dir, dass es dir weiterhin immer besser geht.

Ganz liebe Grüße

Verfasst: 13:06:2012 13:23
von rip-curl-girl
Hallo Sonnenschein84,

danke für deine Antwort.

Meine Kleine wird im August 2 Jahre alt. Wie gesagt, ging es bei mir erst nach der Stillzeit mit den ersten Symptomen los. Schwindel, Schlafstörungen und irgendwann auch Angst und Panik. Da es lange nicht erkannt wurde, war ich erst Anfang des Jahres in der Klinik.

Wie alt ist dein Sohn?

Wo kommst du denn her aus NRW? Kannst mir auch gerne eine pn schicken ;-).

Liebe Grüße
ripcurlgirl

Verfasst: 13:06:2012 17:11
von Juliane77
Hallo Sonnenschein,

also eine Zwischenstufe wäre bei dem Seroquel schon gewesen, nur jeden zweiten Tag 25mg zu nehmen. Die Tabletten kann man leider nicht teilen. Vielleicht versuche ich es noch mal zu einem späteren Zeitpunkt mit der Reduzierung. Eventuell bin ich nach meinem Urlaub stabiler.

körperlich Symptome hatte und habe ich auch. Migräneattacken und Nacken- und Rückenprobleme sind ja auch psychosomatisch. Als ich meine Zusammenbrüche hatte, hatte ich meistens auch Magenkrämpfe, Herzschmerzen und Übelkeit, auch Schwindel und zum Teil massive Schlafstörungen.

Finde auch, dass Dein Beitrag viel Mut macht.

Liebe Grüße