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Grenze überschritten?
Verfasst: 15:08:2012 12:21
von Juliane77
Hallo,
ich glaube, ich habe schon mal erzählt, dass ich häufiger Symptome habe, die sich im Grenzbereich zur Psychose befinden. In den letzten Tagen war das wieder der Fall. Ich träume zur Zeit ziemlich schlecht. Meistens geht es in den Träumen darum, dass mich irgendetwas auffressen will. Nach einem solchen Traum musste ich nachts auf die Toilette und brauchte erst mal eine Zeit lang, bis ich mich a) aus dem Bett ins Bad traute und b) beeilte ich mich, schnell wieder ins Bett zu kommen, weil ich mich nur da sicher fühlte und die Vorstellung nicht los wurde, irgendwas Bedrohliches sei unter unserem Bett im Schlafzimmer oder lauere sonst irgendwo. Ziemlich kindisch so eine Vorstellung, finde ich auch jetzt bei Tageslicht betrachtet und irgendwie verrückt und ich weiß auch, dass es total irreal ist vom Verstand her, aber irgendwie funktioniert dieses Wissen nachts direkt nach einem Alptraum nicht. Mein jetziger Therapeut meint, da wäre jetzt schon die Grenze zu psychotischem Verhalten überschritten und für ihn wäre es eine naheliegende Lösung einfach die NL-Dosis wieder zu erhöhen. Er will es auf jeden Fall beobachten.
Heute Nacht bin ich einfach nur vorzeitig aufgewacht und konnte dann nicht wieder schlafen. Eine Erhöhung der Dosis sehe ich im Moment nicht ein, da ich mich ansonsten, nach Morgentief, ausgesprochen gut fühle, teils sogar besonders nachmittags fast in euphorischer Stimmung, fühle mich auch lebendig, mache ziemlich viel, aber ich glaube, ich habe in letzter Zeit auch zuviel gemacht, Ausflüge, Unternehmungen mit unserem Sohn, Schulanfang, Kuchen backen für die Einschulung der Zweitklässler etc.... Außerdem habe ich mir letzte Woche noch endlos die Sorgen von einer Bekannten angehört und ihr geholfen. Aber ich glaube, ich sollte kürzer treten, dann gibt sich das von selbst wieder und ich brauche keine höhere Medikamentendosis. Was meint Ihr dazu?
Liebe Grüße
Verfasst: 15:08:2012 16:55
von Leuchtkäfer
Hallo Juliane,
DU, ganz ehrlich: Wenn ich nachts nach so einen Traum aufwache, traue ich mich kaum, einen Fuß auf den Boden zu setzen, weil ich dann denke, daß mich irgendein "Viehch" packen könnte.
Ich bin dann immer heilfroh, wenn ich im Bett bin, ziehe die Decke ganz weit hoch, damit kein Körperteil mehr rausguckt und niemand was zum Anpacken hat.
Klar, letztendlich muß es Dein Therapeut wissen, aber ich finde das Erlebnis jetzt noch nicht psychotisch.
Ich habe sowas auch ab und zu und war noch nie psychotisch.
Grüße von Leuchtkäfer
Verfasst: 15:08:2012 19:29
von zita
jaaa, sowas kenne ich auch seeehhr gut!!! Manchmal bin ich nach so einem traum auch völlig aus dem lot und oft hält das gefühl sogar noch am nächsten morgen an und ich starte schlecht in den tag. ich habe deswegen allerdings noch nie das nl erhöht. ich habe das auftreten der alpträume auch mal eine zeitlang beobachtet und einen zusammenhang zu meinem essverhalten bemerkt

,d.h. wenn ich abends richtig deftig oder auch scharf gegessen habe, sind die alpträume auch sehr heftig.. aber das muss ja nicht bei jedem so sein..
ich finde aber, wenn du selber schon das gefühl hast, dass es in letzter zeit viel war, ist kürzertreten immer angesagt und eine sehr gute sache. ich versuche das derzeit auch und bin überrascht, wieviel besser es mir doch geht, wenn ich nicht dauernd unterwegs bin...
ich drück dir die daumen
lg zita
Verfasst: 15:08:2012 20:55
von Juliane77
Vielen Dank für Eure Antworten.
Übrigens Leuchtkäfer das kenne ich nur zu gut, dass ich mich dann auch extrem einpacke, damit ja nix rausguckt. Jetzt im Sommer ist das natürlich schwierig, aber ich lasse dann meistens das Fenster offen und lege einfach nur einen Bettbezug über mich. Mein Mann findet das echt komisch, dass ich mich selbst im Sommer noch einpacke.
Mein alter Therapeut hat das auch nicht als psychotisch interpretiert, er hat allerdings sexuellen Missbrauch vermutet, glaubte mir aber, dass da nichts war, wenn kann ich mich nicht dran erinnern, aber dann müsste ja zumindest eine Ahnung davon da sein, dass da mal was gewesen ist.
Ich finde mein neuer Therapeut ist da viel zu schnell dabei, dass überzuinterpretieren und dabei ist er nicht mal Psychiater sondern nur Psychologe. Mein früherer Therapeut war auch Psychiater ist auch jetzt noch mein Psychiater und der hat mich zwar auch als psychosegefährdet eingestuft, aber war da nicht so schnell dabei überhaupt ein NL zu verschreiben.
Also Eure Antworten haben mich jetzt echt beruhigt. Allerdings ist meinem Mann aufgefallen, dass ich in den letzten Wochen sehr aufgedreht und wuselig bin. Hm. Na, ich werde Morgen noch mal mit meinem Therapeut über die Sache reden.
Bei mir häuft sich das wie gesagt mit den Alpträumen wenn ich sehr viel mache und wenig zur Ruhe komme. Zuviel Alkohol oder so kann sich auch sehr negativ auswirken oder wenn ich krank bin, bin ich da auch sehr empfindlich. Einen Zusammenhang mit Essen habe ich noch nicht bemerkt.
Liebe Grüße
P.S. Zita was nimmst Du denn für ein NL und was für eine Dosierung?
Verfasst: 16:08:2012 0:10
von nic
Also soweit ich weiß, kriegt man selbst gar nicht mit, wenn man in eine Psychose rutscht.
D.h., Dein Verhalten wird total komisch, nicht aber Deine Wahrnehmung.
Einige gibt es ja hier, die schonmal eine Psychose hatten, wäre schön, wenn die sich mal zu Wort melden...
Liebe Grüße
N!c
Verfasst: 16:08:2012 9:08
von Marika
Hallo,
ich kenne das genau so mit den Träumen und dann hab ich Angst, wenn ich aufs Klo muss. Hatte ich schon als Kind - eine rege Phantasie dazu und schon passt alles zusammen. Es muss also nicht zwangsläufig psychotisch sein - ich hatte noch nie eine Psychose. Im Dunklen sieht alles ganz anders aus - auch mal bedrohlich - das ist ein alter Menschlicher Instinkt.
Da du schreibst, deinem Mann sei aufgefallen, dass du "wuselig" bist und du selber sagst, du machst sehr viel (fast euphorisch), würde ich nochmal mit deinem Thera reden. Du beschreibst das alles sehr klar - du wirkst im Moment nicht psychotisch auf mich. Aber dein Arzt kennt dich natürlich viel besser und die Paarung von dem plötzlichen und heftigen Auftreten der Träume und dem "Wuseligen" bzw. fast euphorischem Verhalten würde ich persönlich ganz engmaschig betreuen lassen um evlt. gleich zu handeln.
Verfasst: 16:08:2012 21:04
von zita
hallo juliane,
ich nehme seit einigen jahren das nl abilify, jetzt nur noch 5 mg...
ich wünsche eine gute nacht!!
lg zita
Verfasst: 18:08:2012 10:53
von Juliane77
Hallo,
@Nic
Ja, stimmt, dass ist das Problem, dass man das selbst nicht so gut merkt, nur an den sogenannten Frühwarnzeichen. Problematisch ist allerdings, wenn man nie wirklich so symptomfrei ist, weil noch eine Persönlichkeitsstörung vorliegt.
@Marika
Habe mich gefreut über Deinen Beitrag. Also vielen geht es ähnlich, dass ist schon mal irgendwie beruhigend.
Ich habe dann vorgestern noch mal mit meinem Therapeuten drüber gesprochen und es ist so, dass er das mit der Psychosegefährdung nicht nur aus dem schloss, was ich so erzählte, sondern auch aus meinem sonstigen Verhalten. Meine Sprache ist sehr klar, dass ist richtig, aber die verwirrt sich beim Schreiben bei mir auch erst, wenn ich wirklich schon mittendrin stecke. Das ist bei mir kein Frühwarnzeichen sondern eher, es ist ein schon fast Zuspätzeichen, wenn es erst soweit gekommen ist. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich mal Deutschlehrerin war und auch schon vorher beruflich und hobbymäßig viel geschrieben habe. Ein Alkoholiker, der gleichzeitig Berufskraftfahrer ist, ist auch häufig noch in der Lage, mit 3,0 Promille problemlos einen Lastwagen zu fahren, ohne dass es auffällt.
Was bei mir wohl auffällt, mir selbst allerdings nicht, aber sehr feinen Beobachtern wie meinem Mann und meinem Therapeuten, dass ich dann wohl motorisch irgendwie komisch wirke. Mein Therapeut beschrieb das als ,,starr" ,,unflexibel". Mir selbst fiel auf, dass ich beim Autofahren sehr unkonzentriert war, zum Beispiel einfach, obwohl alles frei war, auf der Linksabbiegerspur stehen blieb.
Ich war auch schon sehr stark euphorisch gestimmt. Fand alles lustig, auch was überhaupt nicht lustig war. Das ist allerdings jetzt weg. Glaube damit bin ich meinem depressiven Mann auch echt auf die Nerven gegangen, weil ich gleichzeitig auch noch sehr unzulänglich bin in solchen Phasen, gar keine Berührung oder Nähe will, noch extremer als sonst.
Also momentan fühle ich mich auch wieder etwas stabiler, auch wenn ich die letzten Nächte weiterhin nicht viel geschlafen habe. Aber das liegt auch daran, dass ich jetzt im 7. Monat einfach nicht mehr weiß, wie ich mich hinlegen soll, vor allem wenn ich dann noch Sodbrennen habe wie meistens abends. Träume halt auch sehr schlecht. Von Naturkatastrophen oder das mein Sohn einfach in einen Fluss springt, der Hochwasser hat mit sehr starker Strömung.
@Zita
Hört sich wenig an. Ich nehme momentan auch nur noch die niedrigste Dosierung Quetiapin (Seroquel) 25mg. Hoffe, dass es dabei bleiben kann.
Über Diagnosen haben wir dann auch noch mal gesprochen. Ach langsam nervt mich das, dass mir keiner sagen kann, was ich denn jetzt habe und jeder was anderes erzählt.
Im Befund für die Rente steht Borderline, Migräne und Dysthymia, mein Therapeut meint, dass sei eine ,,Omnibusdiagnose" mit dem Borderline, weil man da einfach viele reinstopfen könne, die man nicht zuordnen kann. Er schätzt mich so ein, dass ich schizotyp bin mit Tendenz zur bipolaren Psychose. Allerdings gab er zu bedenken, dass sich das Störungsbild mit der Zeit auch wandeln kann so wie das eben bei körperlichen Erkrankungen auch sein kann.
Kennt ihr oder habt ihr so ein Diagnosewirrwarr auch schon erlebt?
Liebe Grüße