Meine Geschichte
Verfasst: 07:09:2012 20:39
Hallo,
ich bin neu hier und wollte euch meine Geschichte erzählen. Ich weiss, dass hier viele sind denen es ähnlich geht. Deshalb freu ich mich auch schon auf den Austausch.
Ich kopiere es mal. So hab ich geschrieben nachdem ich die Depressionen anerkannt habe.
Zum Anfang: Am 5. Juni 2012 bin ich Mutter eines Sohnes geworden. Er heißt Nico und sollte unser Glück perfekt machen. Allerdings ist jetzt nichts perfekt. Im Gegenteil. Es ist die Hölle.
Mein Freund ist selbstständig. Die Firma läuft super. Wir haben aufträge ohne Ende und könnten uns problemlos vergrößern. Wollen wir aber nicht. Es reicht uns so. Alles andere kommt nach und nach. Wir sind gewöhnt nicht viel Zeit zu haben. Er arbeitet seine 12-16 Stunden pro Tag und freie Tage können wir an einer Hand abzählen. Die gibt es sehr sehr selten. Bis zur Geburt habe ich Rechnungen und Lieferscheine geschrieben, hab hier und da noch etwas geliefert. Ich hab es bis zum Schluss genossen. Das ist einfach unser Leben und unsere Aufgabe. Kurz nachdem wir zusammengekommen sind haben wir uns für den Weg entschieden. Es war sein Traum und Träume soll man leben. Nun können wir auf 1,5 Jahre "Firmengeschichte" zurückblicken und können schon sehr stolz sein
Mit der Geburt war auch meine Aufgabe beendet und meine neue Aufgabe begann. Am Anfang ist alles schwer und neu. Ganz normal. Nur fand ich mich nicht in meine Aufgabe als Zweifachmami ein. Im Gegenteil. Ich hasste es bzw. hasse es immernoch. Lara, meine Älteste, ist kein Problem. Aber der Kleine ist ein Störfaktor. Noch dazu hat er Startschwierigkeiten, Blähungen und dadurch Schlafprobleme. Ein Anfängerbaby ist er mit Sicherheit nicht Nach etwas über 2 Wochen ging nichts mehr. Wir waren am Ende. Ich hatte null Hilfe, mein Freund half mir dann nachts und kam so auch zu wenig Schlaf. Er merkte das es mir nicht gut geht und bekam Existenzängste, weil er dadurch die Arbeit nicht mehr so geschafft hat wie es sein sollte. Er macht sich halt Sorgen, macht dann Fehler oder hat selbst keine Motivation. Oder er muss nachhause kommen, weil ich es nicht schaffe und dringend Hilfe brauche. Es kam also der Tag an dem nichts mehr ging. Ich war bei seinen Eltern zum Essen eingeladen und er kam dann auch. Vorher haben wir uns noch gestritten. Er ist dann mit Tränen in den Augen zu seiner Mutti und hat gefragt ob sie den Kleinen für ein paar Stunden nehmen kann. Klar machte sie. Gott sei Dank. Ich war frei für ein paar Stunden und konnte etwas schlafen. Sie rief mich dann an und fragte ob sie ihn über Nacht behalten kann. Logo, genial. Eine bessere Frage hätte sie nicht stellen können. Sie hatte ihn dann 3 Nächte. Tagsüber war er bei mir. Das nächste Wochenende lief genauso. Wieder 2 Nächte Ruhe und in der Woche war er für einen Nachmittag dort, damit ich mal ausgiebig putzen konnte. Als er dann Sonntag zurückkam fiel ich in ein Loch. Bis zum nächsten Wochenende war es noch so lange und ob sie ihn nochmal nimmt wusste ich gar nicht so genau. Er ist halt schwierig und für sie ist es oft auch nicht leicht. Sie hat mir schon gesagt, dass sie es nicht schaffen würde, wenn mein schwiegervater nicht da wäre.
Ja nun zurück... Zum Sonntag und zu dem Loch in das ich gefallen bin. Ich dachte dann daran, dass das alles unnormal ist und habe überlegt was ich denke und wie ich denke. Ich bin froh wenn er weg ist. Ich kann es kaum erwarten ihn abzugeben. Innerlich bestehe ich schon fast darauf, dass sie ihn nehmen. Wenn ich ihn habe nervt er mich nur. Wenn er schläft ist ok. Wenn er aufwacht nervt es mich. Ich fütter ihn, wickel ihn, bade ihn. Ich versorge ihn zu 100%, aber nicht mit Freude, sondern weil ich es muss. Ich habe absolut null Freude an ihm. Ich schau ihn an und fühle nichts. Keine große Liebe und kein Stolz. Es nervt mich, dass durch ihn Lara viel zu kurz kommt. Es nervt mich dass ich zu nichts mehr komme.
Ich vermisse mein altes Leben. Ich hätte gern alles so wie vorher. Ich mag meine Rolle nicht. Ich brauche meinen Freund mehr denn je und wenn er dann da ist, schreit der Kleine oder unsere Zeit ist begrenzt. DAs alles nervt und kotzt mich an. Könnte ich alles rückgängig machen, würde ich es machen.
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Nun sind schon 2 Monate vergangen. Ich war in Behandlung bei einem Heilpraktiker und nehme homöopathische Antidepressiva. Die normalen chemischen wollte ich nicht. Ich hab davor riesen Respekt... Ich will noch zu einem Psychater. Auch weil ich irgnedwann alles aufarbeiten muss. Ich habe Angst vor dem Tag, an dem mein Sohn neben mir sitzt und mich anlächelt mit großen Augen und ich mir denke: "... wie hast du nur über ihn gedacht und warum ist das alles so schief gelaufen." Ich denke wenn es soweit ist, hab ich mit der verlorenen Babyzeit zu kämpfen und ich möchte nicht das das wieder zu einem größeren Rückfall führt. Auch so komme ich nicht ganz raus ohne weitere Hilfe.
Ich muss sagen, dass sich schon sehr viel verbessert hat. Meine Schwiegereltern helfen immernoch viel. Sie würden gern mehr helfen, aber meine Schwiegermutti leidet ebenfalls an depressionen und kann nicht so wie sie will. Tage an denen ich alleine bin und keine Hilfe habe, sind immernoch schlimm. Auch wenn die Tage trotzdem besser werden und ich die besser überstehe, hab ich noch viel Respekt davor. Manchmal kann ich mich noch aus dem Loch retten. Das war auch sehr lange nicht so. sonst hat mich das Loch sofort verschlungen. Ich merke also, dasss sich etwas tut. Auch meine Schwiegermutti hat es schon festgestellt und ich denke das ist ein Wahnsinnsfortschritt.
So nun seh ich mich hier noch etwas um und ich freue mich wenn mir jemand schreiben mag :)
Achso, wenn es eine Selbsthilfegruppe oder Betroffene aus meiner Nähe (offenburg OG) gibt, würde ich mich sehr freuen.
ich bin neu hier und wollte euch meine Geschichte erzählen. Ich weiss, dass hier viele sind denen es ähnlich geht. Deshalb freu ich mich auch schon auf den Austausch.
Ich kopiere es mal. So hab ich geschrieben nachdem ich die Depressionen anerkannt habe.
Zum Anfang: Am 5. Juni 2012 bin ich Mutter eines Sohnes geworden. Er heißt Nico und sollte unser Glück perfekt machen. Allerdings ist jetzt nichts perfekt. Im Gegenteil. Es ist die Hölle.
Mein Freund ist selbstständig. Die Firma läuft super. Wir haben aufträge ohne Ende und könnten uns problemlos vergrößern. Wollen wir aber nicht. Es reicht uns so. Alles andere kommt nach und nach. Wir sind gewöhnt nicht viel Zeit zu haben. Er arbeitet seine 12-16 Stunden pro Tag und freie Tage können wir an einer Hand abzählen. Die gibt es sehr sehr selten. Bis zur Geburt habe ich Rechnungen und Lieferscheine geschrieben, hab hier und da noch etwas geliefert. Ich hab es bis zum Schluss genossen. Das ist einfach unser Leben und unsere Aufgabe. Kurz nachdem wir zusammengekommen sind haben wir uns für den Weg entschieden. Es war sein Traum und Träume soll man leben. Nun können wir auf 1,5 Jahre "Firmengeschichte" zurückblicken und können schon sehr stolz sein
Mit der Geburt war auch meine Aufgabe beendet und meine neue Aufgabe begann. Am Anfang ist alles schwer und neu. Ganz normal. Nur fand ich mich nicht in meine Aufgabe als Zweifachmami ein. Im Gegenteil. Ich hasste es bzw. hasse es immernoch. Lara, meine Älteste, ist kein Problem. Aber der Kleine ist ein Störfaktor. Noch dazu hat er Startschwierigkeiten, Blähungen und dadurch Schlafprobleme. Ein Anfängerbaby ist er mit Sicherheit nicht Nach etwas über 2 Wochen ging nichts mehr. Wir waren am Ende. Ich hatte null Hilfe, mein Freund half mir dann nachts und kam so auch zu wenig Schlaf. Er merkte das es mir nicht gut geht und bekam Existenzängste, weil er dadurch die Arbeit nicht mehr so geschafft hat wie es sein sollte. Er macht sich halt Sorgen, macht dann Fehler oder hat selbst keine Motivation. Oder er muss nachhause kommen, weil ich es nicht schaffe und dringend Hilfe brauche. Es kam also der Tag an dem nichts mehr ging. Ich war bei seinen Eltern zum Essen eingeladen und er kam dann auch. Vorher haben wir uns noch gestritten. Er ist dann mit Tränen in den Augen zu seiner Mutti und hat gefragt ob sie den Kleinen für ein paar Stunden nehmen kann. Klar machte sie. Gott sei Dank. Ich war frei für ein paar Stunden und konnte etwas schlafen. Sie rief mich dann an und fragte ob sie ihn über Nacht behalten kann. Logo, genial. Eine bessere Frage hätte sie nicht stellen können. Sie hatte ihn dann 3 Nächte. Tagsüber war er bei mir. Das nächste Wochenende lief genauso. Wieder 2 Nächte Ruhe und in der Woche war er für einen Nachmittag dort, damit ich mal ausgiebig putzen konnte. Als er dann Sonntag zurückkam fiel ich in ein Loch. Bis zum nächsten Wochenende war es noch so lange und ob sie ihn nochmal nimmt wusste ich gar nicht so genau. Er ist halt schwierig und für sie ist es oft auch nicht leicht. Sie hat mir schon gesagt, dass sie es nicht schaffen würde, wenn mein schwiegervater nicht da wäre.
Ja nun zurück... Zum Sonntag und zu dem Loch in das ich gefallen bin. Ich dachte dann daran, dass das alles unnormal ist und habe überlegt was ich denke und wie ich denke. Ich bin froh wenn er weg ist. Ich kann es kaum erwarten ihn abzugeben. Innerlich bestehe ich schon fast darauf, dass sie ihn nehmen. Wenn ich ihn habe nervt er mich nur. Wenn er schläft ist ok. Wenn er aufwacht nervt es mich. Ich fütter ihn, wickel ihn, bade ihn. Ich versorge ihn zu 100%, aber nicht mit Freude, sondern weil ich es muss. Ich habe absolut null Freude an ihm. Ich schau ihn an und fühle nichts. Keine große Liebe und kein Stolz. Es nervt mich, dass durch ihn Lara viel zu kurz kommt. Es nervt mich dass ich zu nichts mehr komme.
Ich vermisse mein altes Leben. Ich hätte gern alles so wie vorher. Ich mag meine Rolle nicht. Ich brauche meinen Freund mehr denn je und wenn er dann da ist, schreit der Kleine oder unsere Zeit ist begrenzt. DAs alles nervt und kotzt mich an. Könnte ich alles rückgängig machen, würde ich es machen.
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Nun sind schon 2 Monate vergangen. Ich war in Behandlung bei einem Heilpraktiker und nehme homöopathische Antidepressiva. Die normalen chemischen wollte ich nicht. Ich hab davor riesen Respekt... Ich will noch zu einem Psychater. Auch weil ich irgnedwann alles aufarbeiten muss. Ich habe Angst vor dem Tag, an dem mein Sohn neben mir sitzt und mich anlächelt mit großen Augen und ich mir denke: "... wie hast du nur über ihn gedacht und warum ist das alles so schief gelaufen." Ich denke wenn es soweit ist, hab ich mit der verlorenen Babyzeit zu kämpfen und ich möchte nicht das das wieder zu einem größeren Rückfall führt. Auch so komme ich nicht ganz raus ohne weitere Hilfe.
Ich muss sagen, dass sich schon sehr viel verbessert hat. Meine Schwiegereltern helfen immernoch viel. Sie würden gern mehr helfen, aber meine Schwiegermutti leidet ebenfalls an depressionen und kann nicht so wie sie will. Tage an denen ich alleine bin und keine Hilfe habe, sind immernoch schlimm. Auch wenn die Tage trotzdem besser werden und ich die besser überstehe, hab ich noch viel Respekt davor. Manchmal kann ich mich noch aus dem Loch retten. Das war auch sehr lange nicht so. sonst hat mich das Loch sofort verschlungen. Ich merke also, dasss sich etwas tut. Auch meine Schwiegermutti hat es schon festgestellt und ich denke das ist ein Wahnsinnsfortschritt.
So nun seh ich mich hier noch etwas um und ich freue mich wenn mir jemand schreiben mag :)
Achso, wenn es eine Selbsthilfegruppe oder Betroffene aus meiner Nähe (offenburg OG) gibt, würde ich mich sehr freuen.