Ich möchte mich kurz vorstellen! Ich bin 34 Jahre alt, verheiratet und habe drei Söhne im Alter von 2, 4 und 5 Jahren. Meine PPD wurde 8 Wochen nach der Geburt meines dritten Kindes diagnostiziert. Die ersten Symptome zeigten sich schon während der Schwangerschaft: zunehmend Ein- und Durchschlafstörung, Müdigkeit bis hin zur Erschöpfung, die kleinsten Kleinigkeiten wurden zum Problem, ich war ständig krank und dadurch voll Sorge ums ungeborene Kind.
Ich muß dazu sagen, die 3. SS war nicht mehr geplant, ich hatte gerade mein Studium wieder aufgenommen und mit den anderen Kindern liefs grad so richtig gut. Den positiven Test in Händen dachte ich: der ist positiv! wieso ist der positiv?! das kann gar nicht sein!
Natürlich weiß ich, wie das sein kann

Erst danach stellte sich so langsam Freude auf das Kind ein, die wich aber bald wieder der Sorge ums Kind, da ich von nun an praktisch ständig krank war.

Ich mußte immer Stützstrümpfe tragen und Lovenox spritzen, da ich stark Thrombosegefährdet bin, ich bekam eine Schilddrüsenüberfunktion, ich hatte wahnsinnig oft Kopfschmerzen, mir war die ganze SS hindurch schlecht und ich hatte sehr oft Probleme mit der Verdauung.
Die beiden ersten SS verliefen dagegen problemlos.
Im Juli 2010 wars dann soweit: Ich war stark verkühlt, Nase zu, Hals zu, Husten,Kopfschmerzen und schon seit ein paar Tagen herrschten draußen Temperaturen von ca. 38 Grad und eine Luftfeuchtigkeit wie in den Tropen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, mit war unendlich heiß und ich hatte wahnsinnige Angst. Das war meine erste Panikattacke. Was für ein scheußliches Gefühl!
Es sollte vorerst die einzige bleiben. Ab da war ich aber trotz aller Hilfe nur mehr erschöpft und ich wußte nicht, wie ich es bis zum ET am 1. Oktober schaffen sollte. Ich sehnte die Geburt herbei in der Hoffnung, daß dann alles besser würde. Wurde es aber nicht, im Gegenteil.
Die Geburt dauerte 18 Stunden und hat mich sehr geschlaucht. Aber ich konnte mich über meinen Sohn freuen und war sehr froh, daß er gesund war und sooooo süß

Wieder daheim gings allerdings erst so richtig los: wenig bis gar kein Schlaf und ich ging nur mehr auf dem Zahnfleisch. Kleinigkeiten brachten mich an den Rand der Erschöpfung, ich war gerade noch in der Lage, den Kleinen zu stillen, für die anderen beiden Kinder war ständig eine Oma da und den Haushalt schaffte ich eigentlich kaum noch. anfangs dachte noch jeder, mit einem Neugeborenen ist das alles ja normal, das renkt sich schon wieder ein.
Es besserte sich aber gar nichts, eines Tages wußte ich nicht mehr, wie ich aufstehen sollte, geschweige denn, mein Kind stillen sollte. Ich hatte überhaupt keine Kraft mehr, ich hatte seit Tagen nicht geschlafen und war nur noch am Heulen.
Meine Mutter sagte dann: so gehts nicht weiter, pack deine Sachen, ich bring dich in die Klinik!
Und da war ich nun: ohne mein Kind auf der sozialpsychiatrischen Abteilung. Eine Mutter Kind-Staion gibt es bei uns leider nicht. Um meine drei Süßen kümmerten sich ab nun die Großeltern und mein Mann. Besuche waren natürlich jederzeit möglich, allerdings fühlte ich mich erst nach einer woche(!) in der lage dazu.
Rückblickend muß ich sagen, diese erste Woche im KH war die aller schlimmste. Ich war in einem Dauer-Angstzustand, konnte nur mit Temesta halbwags schlafen und das Aller-aller schlimmste war: ich hatte weder für meinen Mann noch für meine Kinder Gefühle, da war nichts! Ich wußte, das ist meine Familie, aber ich konnte es nicht fühlen.
Nach dieser Woche schlugen dann endlich die AD an, von da an gings langsam bergauf. Nach insg. 16 Tagen wurde ich entlassen.
Die Panickattacken sollten noch eine weile meine Begleiter sein, insg. war blickte ich positiv gestimmt in die Zukunft. Ich konnte wenigstens wieder einigermaßen schlafen.
Nur leider bin ich damals bei der falschen Psychotherapeutin gelandet, das erste was sie mir sagte war, daß ich eigentlich gar nicht krank bin, das ist alles normal. Na herzlichen Dank!
Im Feb. 2011 hatte ich dann einen `Rückfall". Seit einigen Tagen hatte ich ständig ein ungutes Gefühl und schließlich einen Tag, an dem eine Panickattacke die nächste jagte. In der Nacht schreckte ich dann plötzlich aus dem Schlaf, weil eines meiner Kinder weinte. Mein Mann war da aber schon auf, um zu sehen was los war. Ich hörte, wie er ein Fenster öffnete,
um kurz frische Luft herein zu lassen - wir hatten vergessen die Heizung herunter zu drehen und es war sehr warm im Schlafzimmer.
Aber ich dachte: was macht der? der schmeißt meine Kinder zu Fenster hinaus!
Mir war zwar gleich darauf klar, daß das absoluter Blödsinn war, und mein Mann lachte, als ich ihm davon erzählte, aber in dem Moment glaubte ich das wirklich! Da wußte ich, daß ich alleine aus meiner Lage nicht mehr heraußkomme. Am nächsten Morgen brachte mich mein Mann wieder ins KH, wo ich eine woche lang blieb. Mein AD wurde erhöht und ich bekam zusätzlich 50mg Quetiapin.
Mein Zustand besserte sich rasch wieder. Ich machte Verhaltenstherapie und konnte endlich meine Ängste besiegen. Ich wurde immer stabiler und das Leben machte endlich wieder Spaß! Ich entdeckte immer mehr alternative Heilmethoden für mich, die mir gut taten: Osteopathie, Bachblüten, Bioresonanz, Massage. Ich lernte auf mich selbst zu achten.
Heuer im April dann wieder ein Rückschlag: eines morgens wachte ich auf und fühlte mich wie in Watte gepackt. Meine vertraute umgebung kam mir so anders vor, meine Kinder waren irgendwie anders, meine Hände fühlten sich an, als ob sie nicht mir gehörten, sogar meine Stimme kam mir fremd vor. Ein paar Tage hielt ich durch, dann kamen die Panickattacken wieder. Ich landete erneut im KH weil ich dachte ich würde verrückt werden! Nach einer Woche wurde ich wieder entlassen, mein Zustand hatte sich ein wenig gebessert. Mehr als AD erhöhen konnte man nicht für mich tun. Ich sollte mir aber keine Sorgen machen, Derealisation und Depersonalisation seien lediglich ein Zeichen von Überbelastung. Na super! Insgesamt lebte ich 4 Wochen in diesem Zustand, ehe er wieder verschwand, was für ein Horror!
Ich machte von nun an system. Familientherapie und Aufstellungsarbeit. Rückblickend kann ich sagen, ich hab wirklich viel an mir gearbeitet und ich konnte viel belastendes ablegen.
Meine Medis nehme ich auch heute noch, möglicherweise bleiben sie mir noch länger oder sogar für immer erhalten. Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Immerhin geht es mir seither gut, Ich komme prima mit meinen Kindern und dem Alltag zu recht, hab sogar eine neue Ausbildung begonnen, allerdings auf Sparflamme. Ich hab verstanden, daß 3 Kinder eine riesen Aufgabe sind, und das ich mich niemandem gegenüber rechtfertigen muß, warum ich (noch) nicht berufstätig bin. Solange es finanziell machbar ist, wird das auch so bleiben und Punkt! Auch meine Haushaltshilfe werde ich weiter in Anspruch nehmen, obwohl mich so mancher dafür schief anschaut. Von wegen: die ist eh den ganzen Tag zu hause und hat nichts zu tun. Solche Sprüche prallen mittlerweile an mir ab.
So, das ist jetzt ellenlang geworden, aber das mußte jetzt wohl so sein.
Vielen Dank fürs lesen und ich freu mich auf einen Austausch mit euch!
Liebe Grüße!
luraja