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Dann bin ich jetzt wohl auch dabei...

Verfasst: 07:01:2013 3:05
von BiGm@m@
Ich les schon seit ein paar Wochen mit und nun wird mein Drang immer größer mich hier auch austauschen zu können.

Ich bin 34 Jahre alt und hab zwei Jungs (3/10 + 6/12), zwei Katzen und ein Riesenbaby, das offiziell als Ehemann bezeichnet wird ;-)

Nun zu meiner Geschichte (ich vermute, das wird länger. Kurz kann ich nur selten^^):
Soweit ich zurück denken kann, kenne ich Depressionen in meinem Leben. Natürlich gab es auch normale/gute Zeiten, aber es ist ein immer wiederkehrender Zustand.

2008 hatte ich einen richtigen Zusammenbruch, mit längerer Arbeitsunfähigkeit und Beginn der AD-Einnahme. In dem Jahr lernte ich auch meinen Mann kennen.
2009 ging es mit meinem psych. Zustand immer mehr aufwärts und ich hatte das Gefühl nun wieder Ich zu sein. Viel zu früh entschieden wir uns beide nicht zu verhüten und schon im 2. Anlauf klappte es.
Die Schwangerschaft war komplikationslos, aber trotzdem nicht so toll. Ich habe diese Kugel geliebt, aber leider hatte ich oft Schmerzen (Rücken und Bauch). Dazu kam viel Stress in der Beziehung und die Hormone machten mich zu einer keifenden Furie. Als ich endlich die Schwangerschaft genießen konnte und es noch eine Weile ausgehalten hätte, kam unser 1. Sohn 12 Tage vor dem Termin. Die Geburt empfand ich als schön, weil überwiegend selbstbestimmt und nicht so lang.
Nun im Nachhinein habe ich festgestellt, dass ich da ziemlich eindeutig ne PPD hatte und keiner hat was geschnallt.
Ich hatte mich so auf diesen Zwerg gefreut und ich wusste auch dass ich ihn liebe, aber die Gefühle dazu fehlten. Die Versorgung kam mir vor wie ein automatisierter Vorgang, als ob ich gerade ein Kind aus der Arbeit wickle, bade, anziehe, stille...
Auch hatte ich, mir unverständliche, Zwangsgedanken. Wie wäre es wohl wenn ich ihn mit dem Kissen ersticke, ihn fallen lasse etc. Dabei hätte ich so etwas nie gewollt!
Schon im Vorfeld hatte ich Angst keine gute Mutter zu sein und das mein Kind mal unglücklich ist etc. Ich befürchtete dem Ganzen nicht gewachsen zu sein. Irgendwann hab ich diese Gedanken einfach beiseite geschoben, damit sie mich nicht behinderten, und versucht einfach das Beste zu geben.
Als er schätzungsweise 4-5 Monate alt war, spürte ich das erste Mal meine Liebe für ihn und hab geweint vor Glück! Trotzdem konnte ich z.B. die Aussage: "Ich würde für mein Kind sterben" nicht nachvollziehen.
T. war ein unkompliziertes, sogenanntes "Anfängerbaby", nur durchschlafen wollte er lange nicht.
Nach 9,5 Monaten wurde er in der Krippe eingewöhnt und ich ging wieder arbeiten. Bis zu seinem 1. Geb. 20 Std., dann 30 Std. die Woche.
Mir ging es lange nicht gut mit dieser Trennung. Ich habe ihn sehr vermisst und konnte die anderen Kinder (arbeite in der Kita) nicht an mich ranlassen. Da meine Kollegin bald kündigte (vielen Dank auch) und Personal schwer zu bekommen ist, stand ich bald überwiegend allein da und hatte für mein eigenes Kind zu Hause eigentlich weder Kraft noch Nerven übrig.
Im Sommer heirateten mein Mann und ich dann, und in den ganzen Vorbereitungen stieg die Lust eine Nr. 2 vorzuverlegen. Ehrlich gesagt auch, damit ich aus der Arbeit raus kann die mich immer unglücklicher machte.
Wieder klappte es relativ schnell, doch die Beziehung ging gerade bergab.
So konnte ich mich erstmal nicht wirklich über die SS freuen.
Die Freude auf das Kind kam aber immer mehr.
Wieder war ich ziemlich schnell reizbar und hatte viel Rücken und Unterbauchschmerzen. Ich war öfter depressiv und hab an manchen Tagen aus unverständlichen Gründen geheult.
Und dann ja auch noch das Kleinkind zu versorgen. T. war inzwischen ein lebhaftes, aufgewecktes Kind mit ausgeprägtem Sturschädel.^^
Kind Nr. 2 ließ etwas auf sich warten und kam 4 Tage nach Termin.
Wieder war die Geburt reibungslos (es wurde aufgrund der Herztöne mal kurz hektisch), und nach nicht mal 3 Stunden Wehen, durften wir unseren O. begrüßen. Diesmal hab ich geweint vor Freude!
Schon bei Entlassung aus dem Krankenhaus war mein Wochenbett quasi vorbei. Von jetzt auf gleich hatte ich zwei Kinder zu versorgen, den Haushalt zu erledigen und bitte auch immer schön meinen Mann zu pampern...
Da es mir ja schon während der SS tendenziell schlechter ging, rief ich, wie abgesprochen, meine Ärztin an, die mich in der Tagesklinik anmeldete.
O. war gerade mal 1 Monat alt, als ich dort anfing, mit meinen Kräften am Ende war und ein totales Überforderungsgefühl hatte.
Angst, beiden Kindern nicht gerecht zu werden, die Tatsache entweder den Kindern ausreichend Zeit zu widmen oder den Haushalt zu erledigen, das Gefühl sich zerreißen zu müssen um alles zu schaffen...
Diesmal gab es aber keine Probleme, dem Baby gegenüber Gefühle zu empfinden. Ganz im Gegenteil: ich floss über und hielt ihn für etwas ganz Besonderes. Nun wusste ich übrigens auch: für meine Kinder würde ich sterben! (dass mir mein Leben momentan nicht viel Wert ist spielt vielleicht auch mit hinein).
Aber ansonsten konnte ich kein Glück empfinden. Ich konnte mich an den Kindern, an dem was sie tun und auch an schönen Dingen/Situationen nicht erfreuen.
Ist-Zustand: Seit meiner Entlassung aus der TK hat sich mein Zustand immer mehr verschlechtert und ist nun noch schlechter als vor dem Aufenthalt. Ich kann nicht mal mehr wirklich weinen. Gestern hatte ich das erste Mal den Gedanken, dem Kleinen weh zu tun, weil er geweint hat. Ich bin sehr schnell so gestresst, dass ich schreie und dann auch ungerecht werde. Sowohl meinem großen Sohn gegenüber, als auch meinem Mann. Nach Wochen der Appetitlosigkeit, hab ich grad wieder die "ich stopfe ungesundes Zeug in mich rein"-Phase (nehm aber trotzdem eher ab *hihi*). Ich kann mich eigentlich über nichts freuen, nehme Rückschläge und schlechte Nachrichten scheinbar gelassen hin und habe immer wieder mal Tage an denen ich die Kinder kaum versorgen kann. Ich vergesse dann, dass der Große seine regelmäßigen Mahlzeiten braucht und die Jungs auch ab und an mal ne frische Windel brauchen. Es fällt mir sehr schwer mich mit ihnen zu beschäftigen und zu spielen, weil es einfach viel Kraft braucht.
Und das obwohl ich schon Hilfen habe. 5x die Woche kommt jemand für 2 Stunden, um uns zu unterstützen.
Mittlerweile bin ich aber auch soweit, dass ich nach Unterstützung suche/frage, wenn ich merke es wird zu krass und die Kinder könnten drunter leiden.
Mit meinem Mann ist es immer wieder schwierig. Dazu noch kurz angemerkt: er ist ebenfalls psych. krank und ziemlich passiv. So hängt das meiste an mir.
Am Donnerstag beginne ich nun nach etwa 3 Monaten wieder mit der TK und dann ist für die komplette Familie eine stationäre Therapie geplant.

Tja, ob es diesmal auch wirklich eine PPD ist, oder einfach "nur" meine Grunderkrankung, kann ich nicht sagen. Aber meine Psychologin hatte mir die Seite empfohlen und ich habe das Gefühl, hier sind welche die könnten mich verstehen^^ :-)

Ich habe euch vorgewarnt, dass es lang wird *g*
Wer fragen hat, kann gern fragen...

Verfasst: 08:01:2013 9:51
von Marika
Ein liebes Hallo!

Vielen dank für deine Geschichte, dir gar nicht zu lang war, sondern sehr interessant und auch sehr leidvoll. Ich hoffe, du fühlst dich hier wohl und verstanden und kannst dir viel Hilfe holen.

Eine Frage hätte ich noch: Nimmst du aktuell ein Medikament und wenn ja, wieviel davon? Hast du schon mal längere Zeit eine Therapie gemacht?

Verfasst: 08:01:2013 14:13
von BiGm@m@
Himmel! :shock:
leidvoll :oops:
das will ich ja gar nicht!!!!

Ich nehme seit April 2009 Venlaflaxin in unterschiedlichen Dosierungen. Momentan 225mg und nun auch wieder Thyroxin 50(wo ist dieses komische mü-Zeichen???).
Nun wird über einen Stimmungsstabilisierer nachgedacht. Für mich kommt aber nur stillfreundliches in Frage!!!

Therapie mit 20 für 2-3 Jahre und 2008 stationär...

Verfasst: 08:01:2013 14:53
von Marika
Hallöle,

ich meinte den Inhalt - der ist leidvoll - du selbst kommst sehr sympatisch und mit einer guten Portion Selbstironie rüber. :-)

Das mit dem Stimmungsstabilisator habe ich zwischenzeitlich unter "Medikamente" gelesen und hoffe du bekommst da noch hilfreiche Antworten.

Ansonsten: hast du schon mal hier nachgefragt:

www.embryotox.de

Die kennen sich wirklich aus wenn es um Medikamente und Stillen geht und haben hier schon vielen Frauen sehr nützliche und Hilfreiche Tipps für Medis gegeben. Auch dein Arzt kann sich dahin wenden, wenn nötig!

Verfasst: 09:01:2013 2:43
von BiGm@m@
Ich hab schon ein bisschen geschaut auf embryotox, war aber für mich nicht so hilfreich. Und zwecks Beratung: machen die Über´s Formular wohl nur für Schwangere und telefonisch ja nur für Fachleute...
Die in der Klinik dürfen sich da gerne schlau machen! :D

Verfasst: 28:02:2013 20:34
von starrynight
Hey,
Schon laenger wollt ich mir deinen thread durchlesen,
Heute komm ich endlich dazu!

Unsere jungs sind ja garnicht weit auseinander ;-)

Ich habe auch mit kindern gearbeitet (spielsprachschule und kitapflege) und hab sie mir sogar richtig emotional fern gehalten indem ich ihre neg. seiten hervor gehoben habe. auch wenn sie noch so liebenswert waren.

Schon hart was du schreibst, bei meiner nr.2 hab ich auch nach 6mo wieder gearbeitet (allerdings daheim) und zwei vollzeit kinder zu meinen zwei betreut. was ein irrsinn wenn ich heute zurueckdenke!

(sry wenn alles zusammenhanglos ich hab grad aktuen konzentrationsmangel ) :oops:

Die gefuehle die du von der geburt deines zweiten beschreibst hatte ich so auch bei meinem mittleren. ich war so gluecklich und voller liebe
bei meinem winzling jetzt war ich nur erleichtert dass alles i.o. war und ich musste weinen als ich mit ihm alleine im ks lag... weil ich die liebe nicht empfunden habe die ich mir fuer ihn gewuenscht habe. *seufz

ich hoffe der tk aufenthalt hilft euch <3