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manchmal fühle ich mich einsam
Verfasst: 09:02:2013 21:09
von Linus
Obwohl ich viele Menschen um mich habe, die mich auch unterstützen während meiner Depri, fühle ich mich manchmal ganz einsam. Fast wie abgeschnitten von den "anderen". Ich weiss zwar, dass andere auch ihre Sorgen haben, doch wenn man sich wieder mal depressiv fühlt, ist man wie nicht richtig dabei. Ich treffe mich zwar mit anderen Müttern, möchte aber auch nicht ständig von meinen Stimmungen erzählen, sie verstehens ja doch nicht recht, wenn sies noch nie gehabt haben.
Ich weiss auch, dass man sich nicht mit anderen vergleichen sollte, aber manchmal wird einem halt doch schmerzlich bewusst, was alles noch nicht klappt mit der Depri. Andere Mütter schaffen anscheinend vieles mit links und arbeiten auswärts und machen noch dieses und jenes. Das frustriert mich. Und diesen Weg muss man ganz alleine gehen, den kann einem niemand abnehmen. Es braucht so unheimlich viel Geduld und Kraft sich immer wieder hochzurappeln. Manchmal sind diese negativen Gefühle dann einfach da... Man möchte sie so schnell als möglich loswerden- aber das geht nicht so schnell wie man möchte.
Kennt ihr diese Gedanken und Gefühle auch?
Lg Linus
Verfasst: 09:02:2013 22:24
von sonnenblume
Hallo Linus, ja ich kenne diese Gefühle sehr gut. Insbesondere das Gefühl andere Mütter schaffen so vieles mit links, aber die haben schließlich auch keine ppd oder Depressionen (wie in meinem Fall). Die Depression verzerrt den Blick, du schaffst viel, grade das Hochrappeln und Immer-Wieder-Aufstehen ist ein großer Kraftakt. Mir hilft es abends aufzuschreiben, was ich den Tag über geschafft habe, auch sog. Selbstverständlichkeiten, aber in der Depression kostet jeder Schritt Kraft und jeder Schritt verdient Anerkennung. Ich wünsche dir, dass du sehen kannst, was du alles schaffst und dass die Einsamkeit (auch ein Gefühl, dass durch die Depression entsteht) durch das Wissen, dass es viele Mütter hier ähnlich geht, abnimmt. LG Sonnenblume
Danke, liebe Sonnenblume,
Verfasst: 11:02:2013 15:37
von Linus
für deine aufmunternden Worte. Ja, ich bin echt froh hier ums Forum.
Früher, als ich noch kein Kind hatte, gab es eine Selbsthilfegruppe in unserer Umgebung, jetzt müsste ich mehr als eine Autostunde fahren (d.h. aber mit dem Zug anreisen, da mein Mann am Tag das Auto hat). Ausserdem ist mir das Organisieren für das Kinderhüten zu aufwändig, Aufwand und Ertrag wären da wohl nicht im Gleichgewicht.
Das mit den Tätigkeiten des Tages aufschreiben sollte ich mal wieder machen, ja. Kenne ich auch.
Liebe Grüsse Linus
Verfasst: 11:02:2013 18:27
von Marika
Hey du,
auch ich kenne diese Gefühle noch sehr gut von damals, als ich noch mitten in der PPD drin gesteckt habe. Vor allem dieses "ich gehöre irgendwie nicht dazu" war sehr schmerzhaft. Wenn die anderen gelacht haben, tat ich es zwar auch - aber nicht von Herzen. Wenn die anderen Mamas von den Kleinen erzählt haben, tat ich es auch, aber immer mit Angst verbunden. Ich sah oft ihre unbeschwerten Gesichter und es wurde mir dann grad noch mehr bewußt, dass ich mein Kind nicht so genießen kann, wie sie. Das hat oft sehr weh getan und es hat enorme Kraft gekostet, sich da immer wieder raus zu ziehen und das anzuwenden, was man in der Therapie gelernt hatte.
Aber es wurde besser und immer besser. Und heute ist es so gut und so toll, wie noch nie vorher in meinem Leben. Du siehst also, auch wenn es jetzt im Moment noch oft schwer ist, es gibt das Licht am Ende des Tunnels, es wird immer mehr aufwärts gehen, auch wenn es leider Zeit und Geduld braucht.
Du bist nicht alleine mit deinen Gefühlen, ich glaube das kennen hier alle Mamas. Und hier ist auch der richtige Ort, wo du dir all das von der Seele schreiben kannst.
Machst du Therapie o.ä.?
Verfasst: 11:02:2013 18:34
von sonnenblume
Liebe Linus! Ja, mit der Fahrt zur Selbsthilfegruppe ist der Aufwand wirklich enorm! Bist du in Therapie? Ich habe zum Glück vor meinem Rückfall schon eine Therapie begonnen, mein Therapeut ist wirklich eine Hilfe

! Nur leider diese Woche im Urlaub

! Dass es schwierig ist ein Medikament zu reduzieren weiß ich (momentan tavor), aber dass es auch Entzugserscheinungen gibt, wenn der Therapeut nicht da ist

!
Ich habe grade im Forum gelesen, dass dein Kind erst ca. 7 Monate alt ist! Einigermaßen stabil war ich erst in der ppd nach 10/11 Monaten! Auch wenn du und ich uns wünschen, dass die Depression schneller vorbeigeht, es dauert leider seine Zeit! Mir geht es sicher schon viel besser als zu Beginn (des Jahres), aber ich kann mir z.B. noch nicht vorstellen, wieder zu arbeiten. Ich bin Förderschullehrerin. Seit Anfang Januar bin ich krank geschrieben, mein Psychiater sagte, frühestens im März, ich rechne mit Anfang April, nach den Osterferien. Andererseits fühle ich mich doch manchmal alleine. Mein Kind ist in der Kita, ich brauche schon Zeit für mich und er auch seine gewohnte Umgebung. Im Moment ist er bei seinem Vater, der sich in der 26. SSW von mir getrennt hat. Mein Morgentief (vor allem die Angstzustände) haben sich mehr auf den Nachmittag verlagert, leider die Zeit, wenn mein Sohn da ist. Ich würde gerne unbeschwert mit ihm Zeit verbringen, aber möchte auch tagsüber kein Tavor mehr nehmen.
Ich habe auch sehr viel Unterstützung in der ppd durch meine Eltern gehabt, insgesamt haben wir 13 Wochen zusammen gewohnt, bei meinen Eltern oder bei uns Zuhause.
Wie klappt es denn mit deiner Arbeit, dem Schreiben? Und deinen anderen beruflichen Möglichkeiten? Ich würde mich über einen Austausch mit dir freuen! Liebe Grüße Sonnenblume
Hallo Marika, hallo Sonnenblume
Verfasst: 12:02:2013 10:11
von Linus
Danke für eure erneuten Antworten.
Ja, ich mache Therapie, kenne auch Verhaltenstherapie und meditiere ab und zu. Da muss ich allerdings mal etwas Zeit haben und auch in der Verfassung dazu sein.
Ich merke, dass ich mir genügend Zeit geben muss. Und gerade diese Geduld hat man manchmal während der PPD nicht. Dazu muss ich sagen, dass ich schon vorher Depressionen hatte. Meine erste mit 20 Jahren. Dazwischen hatte ich aber immer wieder ganz gute Phasen und ich muss daran glauben, dass auch diese Depression wieder vorbeigeht.
Betreffend Arbeit: Ich bin erst am Umschauen. Und irgendwie fühle ich mich eben noch nicht wirklich belastbar. D.h., gar nichts mache ich nicht: ich führe zusammen mit meinem Bruder und Vater einen Kinder-/ Jugendchor der Kirchgemeinde. Ist manchmal auch ein aufreibender Job, da wir momentan sowenig Mitglieder haben und wir immer schauen müssen, dass sie auch in die Proben und in die Messen kommen....Aber sonst mache ichs gern, da ich auch musikalisch bin und Musik mir Freude macht (nur eine Probe pro Woche, etwa eine Mess pro Monat, und ich habe Hilfe von meiner Familie).
Schreiben tu ich im Moment nicht. Es wäre vor allem ein Wochenendjob, und da geniesse ich die Zeit mit meinem Mann, dass er auch zuhause ist. Da brauche ich nicht noch zusätzlichen Stress.
Aber ab August kommt meine Kleine (sie ist dann 14,5 Monate; geb. 1.6.2012) ein Tag die Woche in eine Kinderkrippe. Ich bin etwas am Suchen auf der Grundschule, seien es auch nur einzelne Stunden oder ein halber Tag. Oder dann warte ich halt noch ein Viertel- oder Halbjahr, ich nehme nicht einfach etwas an, dass nicht zu mir passt. Die Stelle muss auch einfach passen (Ort, Alter der Kinder, Fächer...). Sonst habe ich neben der PPD noch zusätzliche Problem und Belastungen, die ich nicht brauche.
Im Moment bin ich krank. Die Kleine hat bei meinen Eltern übernachtet. Mein Mann war letzte Woche krank und ist auch noch nicht ganz gesund, aber er arbeitet. Gestern hatte er einen ganz schlechten Tag. Wir hatten Streit, was mich noch mehr herunterzog, denn ich war sonst schon traurig, dass ich nicht mit meiner Tochter an die Strassenfasnacht gehen konnte. Ich habe ihr extra ein Kostümchen genäht... Dafür sind dann meine Eltern am Nachmittag mit ihr gegangen.
Naja, es kann nur noch besser kommen diese Woche. Fühle mich zwar immer noch nicht gesund, obwohl ich kaum Fieber habe: Husten, Müdigkeit, etc.
Lg Linus