Neu hier
Verfasst: 29:03:2013 20:22
Hallo!
Ich bin neu hier im Forum und würde mich gerne vorstellen.
Ich habe am 6.9.2012 meinen Sohn Linus bekommen (2.Kind) und werde seit dem 26.11.2012 wegen schwerer postpartaler Depression behandelt.
Linus war 13 Tage (!!) überfälig und im hiesigen Krankenhaus wollte man nicht einleiten, weil die Plazenta noch gut aussah und es dem Baby gut ging. Ich saß Tag für Tag am CTG und habe geheult, gebrochen und wieder geheult. Ich bat jeden Tag darum eingeleitet zu werden, aber man weigerte sich beharrlich. Am 13. Tag bat ich um Entlassung, nahm meine Papiere und fuhr mit meinem Mann ins nächste Krankenhaus, wo direkt am gleichen Mittag eingeleitet wurde. Nach 3,5 Stunden und einer einfachen Geburt war Linus da. 56cm groß und 4070gr schwer.
Da es bei meinem ersten Kind ein absoluter Horror gewesen war, entschloss ich mich Linus nicht zu stillen und bekam am Morgen nach der Entbindung ein Abstillpräparat.
Nach drei Tagen wurden wir aus der Klinik entlassen. Alles lief rund. Linus war (ist) ein ruhiges Baby und wir lebten uns gut ein. Ich glaube, ich war der glücklichste Mensch der Welt. So glücklich, dass ich zu meiner besten Freundin sagte: "Ich glaube, ich will noch ein Baby!"
Sieben Wochen nach der Entbindung ging ich zu meiner Frauenärztin zur Nachuntersuchung. Es sollte eine neue Spirale eingesetzt werden, aber die Ärztin meinte, dass die Gebärmutter noch nicht gut kontraktiert sei und spritze Methergin.
Ich fuhr nach Hause. Gegen Mittag wurde mir übel. Ich bekam Kreislaufprobleme. Und auch seelisch ging es mit irgendwie nicht gut. Ich rief meine Mutter an, die sich um Linus und meinen Großen kümmern musste. Ich lag im Bett.
Am nächsten Tag ging es besser. Eine Woche später, das gleiche. Und dann im 5-7 Tage Rhythmus.
Vier Wochen später das große Heulen. Und kein Ende in Sicht.
Am 26.11.2012 brachte mein Mann mich in die Psychiatrie. Ich wurde stationär aufgenommen, Linus konnte leider nicht mit.
Nach drei Tagen ging es mir blendend. Nach einer Woche sagte man mir, dass ich entlassen werden könne. Dann kam der große Zusammenbruch. Ich fiel in ein derart tiefes Loch, dass ich es kaum schaffte, meinem großen Sohn die Schuhe zu binden. Ich dachte an Suizid. Ich war mir sicher, dass ich da nie wieder rauskommen würde.
Ich bekam ein Antidepressivum. Es wurde besser. Dann kam Weihnachten. Wieder ein Tief und Suizidgedanken. Ich bekrabbelte mich wieder und es ging langsam, Tag für Tag, besser. Am 11.1. wurde ich entlassen. Ich sollte ab da noch acht Wochen eine angegliederte Tagesklinik besuchen.
"Was wollen Sie hier?" hörte ich. "Ich Ihnen geht es ja schon wieder gut."
Aber ich fühlte mich nicht so. Nach drei Tagen wurde ich entlassen. Ich kämpfte mich durch die Tage und ging zu einer ambulanten Therapeutin. Wieder hörte ich das gleiche: "Wir machen alle zwei Wochen. Bei Ihnen ist das ja nicht so schlimm." Aber ich fühlte mich doch so schlimm!
Vier Wochen ging es gut, dann wieder der totale Absturz. Suizidgedanken. Ich ging wieder in die Klinik. Man nahm mich auf. Eine Woche auf der geschlossenen, dann wieder auf die offene Station. Ich erholte mich. Das Antidepressivum wurde erhöht. Dann, nach drei langen Monaten, war ich das erste Mal beschwerdefrei. Eine ganze Woche lang! Nach fünf Wochen wurde ich entlassen. Ich besuche seit zwei Wochen die Tagesklinik. Noch weitere acht Wochen sind geplant.
Die Tage sind nach wie vor sehr unterschiedlich. Mal geht es mir gut, mal sehr schlecht. Vier lange Monate geht das schon so. Ich habe Gott sei Dank viel, viel Hilfe von der Familie. Mein Mann hat Kinder und Haushalt im Griff. Meine Eltern und Schwiegereltern helfen, wo es nur geht.
Ich weiß, dass eine PPD Zeit braucht. Ich bin furchtbar ungeduldig, aber ich kann mittlerweile glauben, dass es wieder gut wird. So viele Ärzte, Therapeuten und Betroffene habe ich es sagen hören, die können ja nicht alle Unrecht haben.
Allerdings leide ich dermaße unter der PPD, dass ich manchmal nicht weiß, wie ich den Tag schaffen soll. Und erst recht nicht die nächste Woche oder den nächsten Monat. Geschweige denn noch mehrere Monate.
Ich sehe, dass sich schon viele getan hat. Ich litt unter allen möglichen Ängsten. Die sind alle weg. Ich hatte ständig Durchfall und aß nicht mehr. Auch das hat sich normalisiert.
Ich habe "nur" noch dieses schrecklich traurige depressive Gefühl, das mir langsam aber sicher den Verstand raubt. "Seien sie geduldig. Sie brauchen Gelassenheit!" höre ich immer.
Ich versuche die nötige Geduld aufzubringen, aber es fällt mir schwer.
Sorry, dass es so lang geworden ist. Und danke, wenn ihr euch bis hierher durchgelesen habt.
Ich bin neu hier im Forum und würde mich gerne vorstellen.
Ich habe am 6.9.2012 meinen Sohn Linus bekommen (2.Kind) und werde seit dem 26.11.2012 wegen schwerer postpartaler Depression behandelt.
Linus war 13 Tage (!!) überfälig und im hiesigen Krankenhaus wollte man nicht einleiten, weil die Plazenta noch gut aussah und es dem Baby gut ging. Ich saß Tag für Tag am CTG und habe geheult, gebrochen und wieder geheult. Ich bat jeden Tag darum eingeleitet zu werden, aber man weigerte sich beharrlich. Am 13. Tag bat ich um Entlassung, nahm meine Papiere und fuhr mit meinem Mann ins nächste Krankenhaus, wo direkt am gleichen Mittag eingeleitet wurde. Nach 3,5 Stunden und einer einfachen Geburt war Linus da. 56cm groß und 4070gr schwer.
Da es bei meinem ersten Kind ein absoluter Horror gewesen war, entschloss ich mich Linus nicht zu stillen und bekam am Morgen nach der Entbindung ein Abstillpräparat.
Nach drei Tagen wurden wir aus der Klinik entlassen. Alles lief rund. Linus war (ist) ein ruhiges Baby und wir lebten uns gut ein. Ich glaube, ich war der glücklichste Mensch der Welt. So glücklich, dass ich zu meiner besten Freundin sagte: "Ich glaube, ich will noch ein Baby!"
Sieben Wochen nach der Entbindung ging ich zu meiner Frauenärztin zur Nachuntersuchung. Es sollte eine neue Spirale eingesetzt werden, aber die Ärztin meinte, dass die Gebärmutter noch nicht gut kontraktiert sei und spritze Methergin.
Ich fuhr nach Hause. Gegen Mittag wurde mir übel. Ich bekam Kreislaufprobleme. Und auch seelisch ging es mit irgendwie nicht gut. Ich rief meine Mutter an, die sich um Linus und meinen Großen kümmern musste. Ich lag im Bett.
Am nächsten Tag ging es besser. Eine Woche später, das gleiche. Und dann im 5-7 Tage Rhythmus.
Vier Wochen später das große Heulen. Und kein Ende in Sicht.
Am 26.11.2012 brachte mein Mann mich in die Psychiatrie. Ich wurde stationär aufgenommen, Linus konnte leider nicht mit.
Nach drei Tagen ging es mir blendend. Nach einer Woche sagte man mir, dass ich entlassen werden könne. Dann kam der große Zusammenbruch. Ich fiel in ein derart tiefes Loch, dass ich es kaum schaffte, meinem großen Sohn die Schuhe zu binden. Ich dachte an Suizid. Ich war mir sicher, dass ich da nie wieder rauskommen würde.
Ich bekam ein Antidepressivum. Es wurde besser. Dann kam Weihnachten. Wieder ein Tief und Suizidgedanken. Ich bekrabbelte mich wieder und es ging langsam, Tag für Tag, besser. Am 11.1. wurde ich entlassen. Ich sollte ab da noch acht Wochen eine angegliederte Tagesklinik besuchen.
"Was wollen Sie hier?" hörte ich. "Ich Ihnen geht es ja schon wieder gut."
Aber ich fühlte mich nicht so. Nach drei Tagen wurde ich entlassen. Ich kämpfte mich durch die Tage und ging zu einer ambulanten Therapeutin. Wieder hörte ich das gleiche: "Wir machen alle zwei Wochen. Bei Ihnen ist das ja nicht so schlimm." Aber ich fühlte mich doch so schlimm!
Vier Wochen ging es gut, dann wieder der totale Absturz. Suizidgedanken. Ich ging wieder in die Klinik. Man nahm mich auf. Eine Woche auf der geschlossenen, dann wieder auf die offene Station. Ich erholte mich. Das Antidepressivum wurde erhöht. Dann, nach drei langen Monaten, war ich das erste Mal beschwerdefrei. Eine ganze Woche lang! Nach fünf Wochen wurde ich entlassen. Ich besuche seit zwei Wochen die Tagesklinik. Noch weitere acht Wochen sind geplant.
Die Tage sind nach wie vor sehr unterschiedlich. Mal geht es mir gut, mal sehr schlecht. Vier lange Monate geht das schon so. Ich habe Gott sei Dank viel, viel Hilfe von der Familie. Mein Mann hat Kinder und Haushalt im Griff. Meine Eltern und Schwiegereltern helfen, wo es nur geht.
Ich weiß, dass eine PPD Zeit braucht. Ich bin furchtbar ungeduldig, aber ich kann mittlerweile glauben, dass es wieder gut wird. So viele Ärzte, Therapeuten und Betroffene habe ich es sagen hören, die können ja nicht alle Unrecht haben.
Allerdings leide ich dermaße unter der PPD, dass ich manchmal nicht weiß, wie ich den Tag schaffen soll. Und erst recht nicht die nächste Woche oder den nächsten Monat. Geschweige denn noch mehrere Monate.
Ich sehe, dass sich schon viele getan hat. Ich litt unter allen möglichen Ängsten. Die sind alle weg. Ich hatte ständig Durchfall und aß nicht mehr. Auch das hat sich normalisiert.
Ich habe "nur" noch dieses schrecklich traurige depressive Gefühl, das mir langsam aber sicher den Verstand raubt. "Seien sie geduldig. Sie brauchen Gelassenheit!" höre ich immer.
Ich versuche die nötige Geduld aufzubringen, aber es fällt mir schwer.
Sorry, dass es so lang geworden ist. Und danke, wenn ihr euch bis hierher durchgelesen habt.