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Ich brauche HILFE!!! Postportale Depression

Verfasst: 06:07:2013 15:37
von AndreaSigrid
Hallo zusammen! Ich bin neu hier und hoffe Ihr könnt mir helfen! Ich schildere auch im folgenden Mal meinen Leidensweg: Ich bin 32 Jahre und habe in der 32 SSW plötzlich Angst- und Panikattacken bekommen. Daraufhin habe ich Gladem 25mg verschrieben bekommen. Hat nach Wochen der Einnahme leider nichts geholfen. Darum wurde die Dosis mal auf 50mg erhöht, dann auf 75mg und schließlich auf 100mg. Ich habe etwa drei Tage nach der ersten Einnahme richtige Depressionen bekommen. Mein Zustand wurde auch immer schlimmer. Der Arzt im Krankenhaus hat gesagt, dass das am Ende der Schwangerschaft normal ist wegen der Hormone. Nun ja, mein Sohn Luca Elias wurde in der 37. SSW - am 5. April 2013 geboren, nach dreitägiger Einleitung. Ohne Kaiserschnitt oder Dammschnitt. Und zum Glück hat er von den Medikamenten und dem Stress nichts ab bekommen. Alle haben gemeint, nach der Geburt wird es mir wieder gut gehen. Nun leider war das nicht der Fall. Ich bin nach drei Tagen aus dem Krankenhaus raus. War total geschwächt (eher psychisch). Nun seitdem kämpfe ich jeden Tag. Vor fünf Wochen wurde meine Medikation - da die Ärztin meinte, dass Gladem wirkt vielleicht doch nicht - umgestellt. Nehme jetzt 10mg Cipralex sowie 25mg Trittico am Abend und Passedan Tropfen bei Bedarf. Seit 2 Tagen nehme ich nun 15mg Cipralex. Ich habe so Angst, dass mein Zustand nie besser wird. Die Ärztin hat gesagt falls diese Erhöhung auch nicht hilft kann es sein, dass wir auf ein anderes Antidepressivum umstellen müssen. Ich kann schon nicht mehr. Ich habe immer extreme Nebenwirkungen bei Umstellung sowie bei Erhöhungen. Schweißausbrüche, Schwindel, Kopfschmerzen, Ohrensausen. Ich fühle mich jeden Tag wie nicht richtig im Kopf. Kennt das noch wer von Euch. Ich weiß nicht wie ich dieses Gefühl beschreiben soll. Ich kann mich schwer konzentrieren, kann nicht lesen, nicht fernsehen, kann mich bei Tag einfach nicht hinlegen und schlafen (weiß auch nicht warum - habe einfach eine verdammte Unruhe bzw. Angst in mir). Ich weiß, dass es dauert bis die Medikamente wirken aber nach 5 Monaten hat man einfach keine Geduld mehr. Ich habe noch eine 10 jährige Tochter (meine erste Schwangerschaft und auch die Zeit danach war einfach nur schön) und wünsche mir so sehr, dass ich wieder ganz die alte bin - wie vor der 32. SSW. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht. Warum ist alles so kompliziert? Weiß jemand wie sich die Hormone auf den Gehirnstoffwechsel aufwirken? Wie lange dauert es bis sich die Hormone wieder normalisiert haben? Ich befinde mich momentan in Psychiatrischer Behandlung und mache eine Gesprächstherapie. Aber mir kommt vor mir kann keiner helfen und nur mir geht es so. Unser Sohn war ein echtes Wunschkind und ich möchte die Zeit mit meinen Kindern und meinem Mann so gerne genießen. Warum nur fühle ich mich so komisch? Jeden Tag muss ich weinen und verstehe die Welt nicht mehr. Alles ist mir zuviel, jeder Termin eine Herausforderung. Kann es sein, dass die Cipralex bei mir nicht wirken oder muss ich einfach noch länger warten? Freue mich wirklich über jede Antwort.

Verfasst: 06:07:2013 21:43
von Schnuti33
Hey A.S. erst einmal ein herzliches Willkommen hier. :D

1. Du bist NICHT die Einzigste der es so geht. Auch wenn es zur Zeit für dich den Anschein hat. Statistisch gesehen geht es jeder 5. Frau so wie dir. Es redet nur niemand drüber.

2. Ich muss dir ein großes Lob aussprechen, dass du bereits die wichtigen Schritte ( Therapie & Medikamente) in Angriff genommen hast. Ich kann dir nur ans Herz legen, bleib dran.

3. Deine körperlichen Beschwerden kommen , unter anderem, durch die psychische Belastung. Mit Kopfschmerz , Schwindel etc. haben viele hier zu tun. Die sehr unangenehme Unruhe gehört leider auch dazu.

4. Beim Thema Medis bin ich nicht so bewandelt. Ich habe bis Februar diesen Jahres Citalopram genommen und bin jetzt seit ca. 5 Monaten AD frei uns gesund.
Ist eins deiner Medis zum einschlafen gedacht???
Das fände ich für dich als nächstes wichtig. Erst einmal zuzusehen das du schlafen kannst und die ständige Unruhe nachlässt.

5. Diese Dinge haben mir geholfen: -Therapie, - AD, -eine zeitlang 1 mal pro Woche abends Sport ( macht müde )
:wink: - der "Sieg" über die Panikattacken ( kleine Tüte griffbereit legen & wenn sie kommt , hinlegen, Beine hoch und einige Male kräftig in die Tüte ein und ausatmen), - sehr viel Infos über das Thema PPD, - das Forum hier, - Osteopathie wegen meinen Verspannungen im Nacken = Schwindel & Kopfschmerz, - Wochenpläne, was ich wann machen möchte/muss - reden, reden, reden mit Verwandten und Freunden, -bewusst Zeit für mich nehmen ( Baden, zum Friseur etc.) - und schlussendlich die Zeit und immer länger werdende Lebensabschnitte die sich wieder "normal" anfühlten.

7. Ich kann dir nur wärmstens das Buch: " Das Kind ist da, das Glück lässt auf sich warten" von Sylvia Börgens, balance- verlag, empfehlen. Dort steht alles Wichtige und Wissenswerte drinne. Ein kleines, kompaktes Buch auch gut geeignet für Angehörige, Ehemänner.

Bleib dran , es wird sich lohnen. Lg

Verfasst: 07:07:2013 8:22
von Marika
Hallo - herzliche Willkommen!

Es tut mir sehr leid, dass es dir im Moment noch nicht wieder gut geht. Aber versuch noch Geduld zu haben - du nimmst Ciparlex noch erst sehr kurz, das braucht noch Zeit!!! Weiters kann man Cipralex auf 20 mg erhöhen, nach 15 mg ist also noch nicht alles ausgeschöpft.

Trittico hast du zum schlafen, oder? Hilft dir das? Es wäre sehr wichtig, dass du zum schlafen kommst. Ich hatte vor 8 Jahren, als bei mir die PPD ausbrauch fast die selben Medikamente: Cipralex und Mirtazapin (ist ähnlich wie Trittico) zum schlafen. Es hat aber schon ein paar Wochen gedauert, bis es halbwegs ging. Aber in der ersten Zeit war es die Hölle.

"Normal" sind Depressionen in der SS nie - klar kann es zu Stimmungsschwankungen kommen, es ist ja auch eine sehr sensible und besondere Zeit. Und leider ist Annahme der Ärzte halt oft immer noch, dass es nach der Geburt wieder o.k. ist - meist ist es eben nicht, wenn sich bereits on der Schwangerschaft schon Depressionen zeigen. Das Zusammenspiel von den Hormonen und den Botenstoffen ist ebenfalls sehr sensibel. Gewisse Hormone können die Botenstoffe im Gehirn "negativ beeinflussen". Das kann dazu führen, dass die Botenstoffe zu wenig lange im Gehirn verbleiben, sie zu schnell wieder in den Blutkreislauf abgegeben werden und so ihre Arbeit nicht richtig machen können. Weiters kann es dann dazu kommen, dass der Körper es nicht mehr schafft, genügend "Nachschub" dieser so wichtigen Botenstoffe zu produzieren - es entsteht ein MANGEL. Und ein Botenstoffmangel führt dann leider zu den verschiedensten psych. Symptomen bis hin zu Depressionen. Ein gutes Beispiel ist das Stresshormon "Cortisol": Dieses "frist" förmlich das Serotonin! Also: Viel Stress - viel Cortisol - immer weniger Serotonin - Depression. So kann man sich das bildlich vorstellen.

Du bist nicht alleine, uns allen hier geht bzw. ging es wie dir. Aber viele von uns sind auch wieder gesund - ich gehöre dazu! Gemeinsam schaffen wir das, versprochen!

Verfasst: 07:07:2013 8:38
von AndreaSigrid
Hallo Marika! Vielen Dank für deine Antwort und die gute Erklärung. Ja - Trittico hilft mir recht gut. Ich muss halt momentan noch nachts raus - wegen den Fläschen. Stillen hab ich leider von Anfang an nicht gemacht - wegen der Medikamente. Bei meiner Tochter hab ich 9 Monate gestillt. War auch voll schön. Na ja - ist halt jetzt so! Wie lange hat die PPD gedauert und wie lange genau bis die Medikamente gewirkt haben! Ich hab halt vorher schon das Gladem - auch ein SSRI - genommen und die Ärzte haben gemeint, da es der gleiche Wirkstoff ist hilft das Cipralex gleich! Na ja - wieder nicht erraten! Ich bin halt sehr verzweifelt, da einem keiner richtig helfen kann. Jeder sagt immer - wir müssen halt probieren. Ich finde es jedoch sehr beruhigend von dir zu hören, dass bei dir alles wieder gut geworden ist!!! BIS BALD; Andrea

Verfasst: 07:07:2013 8:42
von AndreaSigrid
Guten Morgen, Schnuti 33! DANKE; für deine ausführliche Antwort! Das Buch habe ich mir gerade auf Amazon bestellt. Vielleicht hilft es mir ja auch ein wenig! Wünsche dir einen wunderschönen Sonntag! Ich versuche auch wieder das momentan Beste aus dem Tag zu machen. Freue mich momentan aber mehr auf den Abend wenn ich wieder schlafen gehen kann! Am liebsten würde ich immer schlafen. Zum Glück funktioniert "DAS" derzeit so gut. So hab ich wenigstens ein wenig Erholung. Ich wunsch mir so sehr, das endlich wieder alles normal ist. Warum haben das heute so viele? Ich verstehe das nicht. War das schon immer so und wurde nur nicht darüber geredet? BIS BALD; Andrea

Verfasst: 07:07:2013 9:46
von engelchen2012
hallo!

erst einmal herzlich willkommen hier!
wir verstehen dich, haben alle mehr oder weniger das selbe oder ähnliches hinter uns oder stecken noch mittendrin!
ich bin seit einigen wochen z.b. sehr stabil, dafür brauchte es aber auch verschiedene ADs und am ende sogar einen klinikaufenthalt! und ich kann dir sagen: es wird besser, auch wenn du es dir momentan nicht vorstellen kannst. das gehört nämlich auch zu dieser krankheit, man denkt immer, das geht nie mehr vorbei. aber das tut es!! hab geduld, auch wenn es schwierig ist, ich weiß!
ich habe auch das buch gelesen und ich finde, es enthält alle wichtigen informationen. lass es gern auch deinen mann lesen, angehörige tun sich manchmal so schwer, uns zu verstehen und damit umzugehen!
und: ich glaube, diese krankheit hat es früher auch schon gegeben, nur haben es wahrscheinlich weitaus weniger zugegeben bzw. darüber geredet. aber du bist stark, du redest darüber, du bist bereits in ärztlicher und therapeutischer behandlung, du bist also auf einem guten weg.

fühl dich gedrückt!

Verfasst: 07:07:2013 17:05
von AndreaSigrid
Hallo Engelchen2012! Danke für deinen Beitrag und deine Offenheit. Bzgl. der Medikamente: Warum haben mehrere AD´s nicht gewirkt bzw. welche haben dir schlussendlich geholfen. Hat dir der Klinikaufenthalt weitergeholfen. Ich wollte schon so oft in die Klinik, weil ich nicht mehr konnte. Die Ärzte haben immer gemeint, das es nicht notwendig ist und ich besser meinen Alltag meistern soll. Wie lange hat es gedauert bis es besser geworden ist? GLG; ANDREA

Erste Monatsblutung nach Entbindung

Verfasst: 07:07:2013 17:38
von AndreaSigrid
Wie schaut es mit der ersten Monatsblutung nach der Entbindung aus! Ich habe vor einer Woche meine erste Blutung gehabt. Schon 7 Tage vorher war mein Zustand (psychisch) mehr als schlimm. War wieder extrem weinerlich und traurig. Hat auch noch einige Tage angehalten als die Blutung da war. Seit vorgestern geht es wieder besser. Habe früher nie Beschwerden gehabt wenn ich meine Tage bekommen habe. Ist das jetzt durch die Hormone jedes Mal so. Wäre es gut mal einen Hormonstadus bei Frauenarzt machen zu lassen. Kann man gegen die Hormone nichts machen. Hab gelesen Gelbkörperhormon Progesteron soll gegen Depression helfen!? GLG; Andrea

Verfasst: 07:07:2013 20:16
von engelchen2012
hey!

ich hab anfangs valdoxan 25mg genommen, keine besserung. nach 4 wochen die erhöhung auf 50mg, immer noch nichts. nach weiteren 4 wochen bekam ich dann citalopram dazu. das habe ich aber nur ca. etwas über eine woche genommen, dann ging's mir so schlecht, dass mein arzt (der zuerst auch meinte, ich schaff das ambulant) dann doch dafür war, dass ich in eine klinik soll. dort wurde erst mal alles abgesetzt, ich bekam abends mirtazapin und morgens und mittags sertralin (venlafaxin hat in der klinik auch keinen erfolg gebracht). und als ich dann endlich meine jetzige dosis erreicht hatte, ging es mir schnell deutlich besser. nach 7 wochen konnte ich nach hause und es geht weiter immer bergauf, die schlechten tage werden immer weniger und auch nicht mehr so extrem schlecht. du siehst, man braucht geduld, die man in der situation zwar nicht hat, aber es kann dauern. kann aber auch sein, dass deine jetzigen medikamente die richtigen sind und es bald bergauf geht! und falls du doch in eine klinik gehen solltest: hab keine angst davor, du wirst dort gut betreut und dir kann sicherlich geholfen werden!!

alles liebe

Verfasst: 07:07:2013 21:18
von Schnuti33
Hey AndreaSigrid, wenn du deine Hormone abtesten lassen möchtest würde ich dir empfehlen zu einem Endokrinologen zu gehen.
Dort wird diesbezüglich alles umfangreich abgecheckt.

Ich war auch vor ein paar Wochen da ( besser spät als nie :wink: ). Raus gekommen ist das ich das PCO - Syndrom habe und einen zu hohen Insulinspiegel, was aber nichts mit der vergangenen Depri zu tun hat. Aber unserem Wunsch nach einem 2. Kind etwas im Wege steht.

Die Schilddrüse wird dort ebenfalls untersucht. Diese kann auch Probleme machen und bei Dysfunktion Depressionen verursachen.

Zum Thema " Ob es PPD damals auch gab?" JA. Die Oma meines Manne (Ü 80) sagte damals zu mir, dass früher manche Frauen nach der Geburt eines Kindes sehr traurig waren und nicht gut damit zurecht kamen.

LG :D

Verfasst: 08:07:2013 8:22
von Marika
Hallo,

jeder Mensch ist anders, jede Depression auch - es können immer verschiedene Botenstoffe betroffen sein, dann auch stecken verschiedenen Geschichten hinter jeder PPD. Daher kommt es, dass nicht jeder auf ein und das selbe AD anspricht. Leider gibt es da keine andere Möglichkeit als ausprobieren - so blöd das auch ist.

Und ja - PPD/PPP gab es immer schon. Nur wußte man damals nichts darüber und es wurde auch nicht daüber geredet. Psych. Erkrankungen waren früher sowieso ein absolutes Tabu bzw. mit Angst und Scham behaftet. Meine Mama hatte nach meiner Geburt auch Angst-und Panikattacken!!!