Schatten & Licht e. V.

hallo ihr lieben!

hab da mal eine frage zur ad einnahme.

wie genau wirkt denn ein ad? ich weiß nur in etwa, dass ein ad irgendwie den serotoninhaushalt beeinflußt. aber wie genau? ich nehme ja jetzt seit ca 6 tage 20 mg cipralex. habe ja von 15 auf 20 erhöht und merke eine Besserung, aber starke einbrüche über den tag verteilt. klar, es geht nicht von heute auf morgen, aber wie kommt es dass man sich so unterschiedlich am tag fühlt? reicht der serotoningehalt in dem Moment, in dem es mir schlecht geht nicht aus? und was genau bewirkt Serotonin im körper? woher kommen diese einbrüche am tag? dauert es echt so lange bis der serotoninspiegel stabil ist? und wie ist es mit menschen, die Traumata erlebt haben, verändern diese den serotoninhaushalt oder haben die unabhängig davon Depressionen entwickelt? und wie kommt es dass man auch so schlimme körperliche Beschwerden hat? also neben der angst, auch Benommenheit, schwindel. magenproblem?

fragen über fragen. beschäftige mich grade sehr damit, damit ich diese Krankheit endlich mal verstehen kann und mein ad als lebenslangen freund annehmen kann ...

drücke euch alle ganz doll

Hallöchen,

erstmal super, dass du eine Besserung merkst - endlich!!!

Zu den Fragen:

Ein AD bewirkt im Gehirn eine Erhöung der Botenstoffe - in unserem Fall das Serotonin. Die Botenstoffe (Serotonin, Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin usw.) sitzen in den "synaptischen Spalten" - das sind die Zwischenräume zwischen den einzelnen Gehirnarealen. Dort wirken sie wie PostBOTEN - das heißt alle äußeren Sinneseindrücke (sehen, hören, schmecken usw.) nehmen sie auf und befördern sie zu dem richtigen Gehirnareal in dem diese Eindrücke von außen dann be-und verarbeitet werden. Ein Beispiel: Ein wütend bellend, zähnefletschender Hund kommt auf dich zu: Bltzschnell leiten die Botenstoffe diese Situation ins richtige Gehirnarel "Angst". Du erschreckst, bekommst einen Adrenalinschub (merkst du wie einen "Schlag" in den Magen) dein Herz beginnt zu rasen, deine Pupillen weiten sich, die ganze Muskulatur spannt sich an - du bist bereit zur Flucht. Du siehst hier auch gleich, wie der Körper auf Vorgänge im Gehirn reagiert.

Wenn nun zu wenig Botenstoffe da sind um ihre Arbeit zu tun - passiert das selbe, wie wenn es wirklich zu wenig Postboten gibt: Die "Post" kommt falsch, verspätet oder gar nicht an. Heißt: eine Information sagen wir mal das weinen deines Babys wird fälschlicherweise in das Areal für "Angst" geleitet - also reagierst du auch mit Angst, obwohl objetkiv betrachtet kein Grund dafür besteht. Und genau das passiert die ganze Zeit, wenn zu wenig Botenstoffe in diesen synaptischen Spalten sind. Sie werden dann vom Körper zu schnell verstoffwechselt, was zu einem chronischen Mangel führt - Folge: Fehlinformationen und daraus resultierende "unbegreifliche Emotionen" usw.

Durch das AD nun wird ein chem. Stoff eingeschleußt, der die Botenstoffe dort halten kann, wo sie hingehören und ihre Arbeit tun können. Nur dauert es einige Zeit, bis dieser Wirkstoffspiegel erreicht ist und die Zahl der Botenstoffe deutlich merbar mehr ist. Denn verstoffwechseln tut unser Körper die Botenstoffe immer, nur eben manchmal wie bei uns - zu schnell und zu viel!

Traumata beeinflussen zum einen auch die Anzahl der Botenstoffe (das Stresshormon Cortisol ernährt sich quasi vom Serotonin!), zum anderen können bestimmte Gehirnareale durch ein Trauma zu einer Überaktivität angeregt werden - vor allem das "Angst Areal". Es wird quasi so sehr überstrapaziert, dass es sofort in Alarm gerät, obwohl es keinen Grund gibt. Da das Gehirn ein Muskel ist, können die Areale auch trainiert wie einer, also durch THERAPIE und neue Denkstrukturen atkiv die Überkativität wieder lindern oder ganz beheben. Gleichzeitig werden andere Areale positiv stimuliert.

Man sieht hier klar: Das Gehirn ist ein Organ, in dem chem. Prozesse ablaufen, die unser "ich" erzeugen und unsere Wahrnehmung. Und du siehst auch, warum AD UND THERAPIE zusammen so wichtig sind.

Sollte ich was vergessen haben, nur fragen - weißt ja, ich mach das gerne!!!

P.S: Da es wieder bergauf geht - ist dir das eine Lehre?

danke marika! mußte bei deinem letzten satz schmunzeln

klar ist mir das eine lehre! und du hattest ja mal geschrieben, dass man dann rät, das ad mindestens in gleicher Dosis 5 jahre zu nehmen, richtig? werde das auch so machen! also liegt es an einem noch nie ausreichendem serotoninspiegel, dass man tagsüber diese einbrüche hat? ich bin sooo ungeduldig, würde gerne von heute auf morgen gesund werden, aber das dauert halt

ich versuche mich grad nebenbei um einen platz in einer tagesklinik zu kümmern, da ich zur zeit ja arbeitslos bin. denke das wird mir helfen.

Hallöle,

ich finde es super und bemerkenswert, wie du nun das ganze mal von einer anderen Seite angehst. Das Annehmen einer Situation ist meiner Meinung mind. die halbe Miete um wieder Oberwasser zu gewinnen. Denn in dem etwas akzeptierst konzentrierst du dich automatisch darauf, wie du das beste daraus machen kannst und was du alles tun kannst, um dich besser zu fühlen. Du veränderst also deine Fokos auf ein Ziel - ein REALISTISCHES Ziel und wendest deine Kraft an um positives zu Erreichen. Und genau DAS hat ebenfalls einen wichtigen Übungseffekt auf die schon erwähnten Gehirnareale.

Dass es so schwankt im Moment hat deffinitiv noch mit dem instabilen Serotoninspiegel zu tun. Der Spiegel des chem. Stoffes in Cipralex baut sich nach und nach auf und kann so Anfangs auch noch nicht 100 % auf das Serotonin wirken - aber es wird täglich besser, mit jeder einzelnen Tabletteneinnahme. Ich glaube bei den SD-Hormontabletten ist es ganz ähnlich, oder? Der Unterschied hier ist nur, dass da wirklich Hormone drinnen sind die fehlen, beim AD aber ein chem. körperfremder Stoff, der den Ausgleich bewirken soll. Leider ist es der Forschung ja noch nicht möglich Serotonin in Tabletten zuzuführen... aber wer weiß... irgendwann vielleicht!

Und genau so wie fehlende SD-Hormone zu körperlichen UND psych. Symptomen führen können, genau so ist das auch mit den Botenstoffen im Gehirn. Die SD ist ein Organ, die Hormone die "Botenstoffe", das Gehirn ist ein Organ - das Serotonin der Botenstoff. Ist gar nicht so verschieden, gell!

*sichmalkurzeinmischt*

Marika...du bist klasse....toll erklärt

DANKE

Ohhhh, vielen Dank.... Mir hat das sehr geholfen die Krankheit zu verstehen, sie zu akzeptieren. So verlor sie nach und nach ihren Schrecken!