Hallo: Eure Erfahrungen können sicher helfen ...
Verfasst: 02:04:2014 12:49
Hallo,
im August letzten Jahres kam mein (33 Jahre) Wunschkind zur Welt - seitdem zerfällt mein Leben stück für stück. Ich hab immer geglaubt, ich sei ein "Stehaufmännchen". Nun bin ich das erste Mal in meinem Leben an einem Punkt, an dem ich die Angst habe, es nicht zu schaffen. Meine Energien werden immer weniger und es ist so schwer geworden, Hoffnung zu schöpfen. Anfang des Jahres habe ich eine Therapie begonnen, Diagnose "Anpassungsstörung" - also irgendwie Alles und Nichts.
Meine Kleine ist mittlerweile 8 Monate, lebhaft, fröhlich, aber auch fordernd. Seit meiner Schwangerschaft und speziell aber seit ihrer Geburt weiß ich, dass ich in einer Krise stecke. Die Schwangerschaft hat mir das erste Mal im Leben körperliche Grenzen aufgezeigt, ich war auf einmal auch psychisch kaum noch belastbar. Obwohl die Kleine ein Wunschkind ist, hab ich sehr lang gebraucht, um mich wirklich freuen zu können. Wobei ich nie eine Euphorie erlebt habe, die Schwangerschaft war mit Ängsten belegt und irgendwie so weit weg von der Idealvorstellung, die ich stets hatte. Mein Partner hat bereits Kinder und so hat er die Schwangerschaft ganz anders, viel "abgeklärter" erlebt und ich bin oft beim Arzt auch allein gewesen. Der Kontakt zu meiner besten Freundin (15 Jahre Freundschaft) ist durch die Schwangerschaft abgebrochen und hat sich bis heute - obwohl ich es dreimal versucht habe - nicht wieder herstellen lassen. Ich weiß zwar, dass es mit ihrer eigenen Kindheitsgeschichte zusammenhängt, aber trotzdem tut es mir weh und sie fehlt mir.
Die Zeit nach der Geburt war einfach nur schlimm. Ich hab mal im Zusammenhang gelesen, dass das Wochenbett einem "Kriegszustand" ähneln kann. So hab ich es empfunden: Wahrnehmungsstörungen, Panikattaken, Konzentrationsstörungen, Erschöpfung, Schuldgefühle ... ganz viel Schuldgefühle, die mich heute noch bis oben hin ausfüllen. Hinzu kamen Stillschwierigkeiten und die Tatsache, dass ich nie stillen wollte. Fragt mich bitte nicht warum, aber ich konnte mir das bereits vor der Schwangerschaft nie vorstellen. Aber Nichtstillen wurde weder von der Hebamme noch von meinem Partner akzeptiert. Vielmehr hatten mein Partner und ich die erste böse Auseinandersetzung vier Tage nach der Geburt. Die Milch war gerade eingeschossen, die Brustwarzen bluteten und ich hatte beim Anlegen so unendlich fiese Schmerzen. Ich hab weinend im Bett gesessen, die Kleine hat geweint und er hat sie mir schreiend von der Brust gerissen, er mache sich Gedanken über meine Muttergefühle und dass ich nicht so egoistisch sein soll.
Diese Situation hat die nächsten Monate unserer Beziehung begleitet und belastet. Wir sind dann acht Wochen nach der Geburt zusammengezogen und haben während dessen mit der Kleinen in zwei Wohnungen im Provisorium gelebt. Leider haben wir die Wohnung wirklich erst eine Woche nach der Geburt bekommen, so dass der Umzug nicht vorher stattfinden konnte. Durch den Umzug hab ich neben meinem Kind zwei Kinder meines Partners mit dazubekommen, die die Hälft der Woche bei ihm/uns leben. Es waren dann auf einmal drei Kinder, der Haushalt von fünf Personen und weiterhin meine Schuldgefühle und Überforderung. Seine Kinder sind lieb, aber es ist schwer, die Pflichten einer Mutter die Hälfte der Woche zu übernehmen, aber nicht gefühlte Mutter für die Kinder zu sein ("Du bist nicht meine Mutter" - der Klassiker kam ab und zu mal).
Rückbildung, Babymassage habe ich gemacht, um mit anderen Müttern in Kontakt zu kommen. Aber es war bei den anderen immer alles "schön", niemand konnte verstehen, dass ich gern wieder arbeiten gehen würde, soziale Kontakte vermisse, keine große Freude daran hab, den ganzen Tag Kinderlieder zu singen, die Lebhaftigkeit und Neugierde meiner Kleinen mich oft an die Grenzen bringt und ich ganz einfach traurig war.
Wir, mein Partner und ich, haben jetzt so ein halbes Jahr "zusammengelebt" und Kraft gelassen. Auf meine Gefühlsachterbahn (Überforderung, Schuld meinem Kind gegebüber, das Gefühl emotional auszubluten, der Wunsch unbedingt wieder arbeiten zu gehen, starke Gefühle von Einsamkeit, fehlender Halt) hat mein Partner mit Rückzug und Unverständnis reagiert, vielmehr kam es so heftigen Streits, in denen er mir alle bösen Dinge, die ihm eingefallen sind an den Kopf knallte und auch mehrmals körperlich aggressiv wurde ("damit ich endlich aufhöre zu weinen"). Das hat mich schließlich dazu veranlasst, mir mit meinem Kind eine Wohnung in der Nähe meiner Eltern zu suchen, in die wir im Sommer ziehen können. Ich kann seine Reaktion als Hilflosigkeit werten, aber das hilft mir nicht und entschuldigt auch nichts.
Ich bin jetzt also alleinerziehend mit einem 8 Monate alten Baby, steh im Krippenplatz/Tagesmuttersuchchaos, mein Arbeitsvertrag läuft Ende des Jahres aus - und ich kann keine Kraft aus meinem Kind schöpfen. Nächste Woche hat sie eine OP mit Vollnarkose und ich stell mir seit Wochen die Frage, was wäre, wenn Sie aus der Narkose nicht mehr aufwacht. Und dieser Gedanke begleitet mich in abgewandelter Form seitdem ich weiß, dass ich schwanger bin. Ich fühle mich schuldig, schuldig., schuldig ... schuldig, dass ich dieses Kind in die Welt gesetzt habe und es ausgrechnet mich zur Mutter hat. Dabei möchte ich doch nur, dass die Kleine glücklich ist.
Natürlich mach ich weiter, aber ich merke wie ich immer leerer werde. Meine Eltern helfen mir, zwei Freundinnen gibt es noch, aber die haben ihr eigenes Leben.
Wer hat soetwas ähnliches erlebt? Sind das Depressionen? Was ist das? In der Verhaltenstherapie sind wir jetzt bei Progressiver Muskelentspannung, aber reicht das noch ...
Danke.
S.
im August letzten Jahres kam mein (33 Jahre) Wunschkind zur Welt - seitdem zerfällt mein Leben stück für stück. Ich hab immer geglaubt, ich sei ein "Stehaufmännchen". Nun bin ich das erste Mal in meinem Leben an einem Punkt, an dem ich die Angst habe, es nicht zu schaffen. Meine Energien werden immer weniger und es ist so schwer geworden, Hoffnung zu schöpfen. Anfang des Jahres habe ich eine Therapie begonnen, Diagnose "Anpassungsstörung" - also irgendwie Alles und Nichts.
Meine Kleine ist mittlerweile 8 Monate, lebhaft, fröhlich, aber auch fordernd. Seit meiner Schwangerschaft und speziell aber seit ihrer Geburt weiß ich, dass ich in einer Krise stecke. Die Schwangerschaft hat mir das erste Mal im Leben körperliche Grenzen aufgezeigt, ich war auf einmal auch psychisch kaum noch belastbar. Obwohl die Kleine ein Wunschkind ist, hab ich sehr lang gebraucht, um mich wirklich freuen zu können. Wobei ich nie eine Euphorie erlebt habe, die Schwangerschaft war mit Ängsten belegt und irgendwie so weit weg von der Idealvorstellung, die ich stets hatte. Mein Partner hat bereits Kinder und so hat er die Schwangerschaft ganz anders, viel "abgeklärter" erlebt und ich bin oft beim Arzt auch allein gewesen. Der Kontakt zu meiner besten Freundin (15 Jahre Freundschaft) ist durch die Schwangerschaft abgebrochen und hat sich bis heute - obwohl ich es dreimal versucht habe - nicht wieder herstellen lassen. Ich weiß zwar, dass es mit ihrer eigenen Kindheitsgeschichte zusammenhängt, aber trotzdem tut es mir weh und sie fehlt mir.
Die Zeit nach der Geburt war einfach nur schlimm. Ich hab mal im Zusammenhang gelesen, dass das Wochenbett einem "Kriegszustand" ähneln kann. So hab ich es empfunden: Wahrnehmungsstörungen, Panikattaken, Konzentrationsstörungen, Erschöpfung, Schuldgefühle ... ganz viel Schuldgefühle, die mich heute noch bis oben hin ausfüllen. Hinzu kamen Stillschwierigkeiten und die Tatsache, dass ich nie stillen wollte. Fragt mich bitte nicht warum, aber ich konnte mir das bereits vor der Schwangerschaft nie vorstellen. Aber Nichtstillen wurde weder von der Hebamme noch von meinem Partner akzeptiert. Vielmehr hatten mein Partner und ich die erste böse Auseinandersetzung vier Tage nach der Geburt. Die Milch war gerade eingeschossen, die Brustwarzen bluteten und ich hatte beim Anlegen so unendlich fiese Schmerzen. Ich hab weinend im Bett gesessen, die Kleine hat geweint und er hat sie mir schreiend von der Brust gerissen, er mache sich Gedanken über meine Muttergefühle und dass ich nicht so egoistisch sein soll.
Diese Situation hat die nächsten Monate unserer Beziehung begleitet und belastet. Wir sind dann acht Wochen nach der Geburt zusammengezogen und haben während dessen mit der Kleinen in zwei Wohnungen im Provisorium gelebt. Leider haben wir die Wohnung wirklich erst eine Woche nach der Geburt bekommen, so dass der Umzug nicht vorher stattfinden konnte. Durch den Umzug hab ich neben meinem Kind zwei Kinder meines Partners mit dazubekommen, die die Hälft der Woche bei ihm/uns leben. Es waren dann auf einmal drei Kinder, der Haushalt von fünf Personen und weiterhin meine Schuldgefühle und Überforderung. Seine Kinder sind lieb, aber es ist schwer, die Pflichten einer Mutter die Hälfte der Woche zu übernehmen, aber nicht gefühlte Mutter für die Kinder zu sein ("Du bist nicht meine Mutter" - der Klassiker kam ab und zu mal).
Rückbildung, Babymassage habe ich gemacht, um mit anderen Müttern in Kontakt zu kommen. Aber es war bei den anderen immer alles "schön", niemand konnte verstehen, dass ich gern wieder arbeiten gehen würde, soziale Kontakte vermisse, keine große Freude daran hab, den ganzen Tag Kinderlieder zu singen, die Lebhaftigkeit und Neugierde meiner Kleinen mich oft an die Grenzen bringt und ich ganz einfach traurig war.
Wir, mein Partner und ich, haben jetzt so ein halbes Jahr "zusammengelebt" und Kraft gelassen. Auf meine Gefühlsachterbahn (Überforderung, Schuld meinem Kind gegebüber, das Gefühl emotional auszubluten, der Wunsch unbedingt wieder arbeiten zu gehen, starke Gefühle von Einsamkeit, fehlender Halt) hat mein Partner mit Rückzug und Unverständnis reagiert, vielmehr kam es so heftigen Streits, in denen er mir alle bösen Dinge, die ihm eingefallen sind an den Kopf knallte und auch mehrmals körperlich aggressiv wurde ("damit ich endlich aufhöre zu weinen"). Das hat mich schließlich dazu veranlasst, mir mit meinem Kind eine Wohnung in der Nähe meiner Eltern zu suchen, in die wir im Sommer ziehen können. Ich kann seine Reaktion als Hilflosigkeit werten, aber das hilft mir nicht und entschuldigt auch nichts.
Ich bin jetzt also alleinerziehend mit einem 8 Monate alten Baby, steh im Krippenplatz/Tagesmuttersuchchaos, mein Arbeitsvertrag läuft Ende des Jahres aus - und ich kann keine Kraft aus meinem Kind schöpfen. Nächste Woche hat sie eine OP mit Vollnarkose und ich stell mir seit Wochen die Frage, was wäre, wenn Sie aus der Narkose nicht mehr aufwacht. Und dieser Gedanke begleitet mich in abgewandelter Form seitdem ich weiß, dass ich schwanger bin. Ich fühle mich schuldig, schuldig., schuldig ... schuldig, dass ich dieses Kind in die Welt gesetzt habe und es ausgrechnet mich zur Mutter hat. Dabei möchte ich doch nur, dass die Kleine glücklich ist.
Natürlich mach ich weiter, aber ich merke wie ich immer leerer werde. Meine Eltern helfen mir, zwei Freundinnen gibt es noch, aber die haben ihr eigenes Leben.
Wer hat soetwas ähnliches erlebt? Sind das Depressionen? Was ist das? In der Verhaltenstherapie sind wir jetzt bei Progressiver Muskelentspannung, aber reicht das noch ...
Danke.
S.