Schatten & Licht e. V.

Ihr Lieben,
gestern ging es mir sehr gut! Doch heute muss mein Mann arbeiten und ist den ganzen Tag weg. Ich dachte heute Morgen schon mit einem Schwindelgefühl auf. Dann kam die Angst, ich bin heute den ganzen Tag mit den Kindern alleine zu Hause!
Nun sitze ich hier auf dem Sofa und kann mich vor Angst kaum rühren. Mir ist schwindelig mein Kopf kribbelt und ich habe angst das ich einen Hirntumor haben und sterben muss! Kann mir jemand ein paar tröstende Worte schicken! Ich möchte so gerne heute einen schönen Tag mit meinen Kindern haben und bekomme gar nichts auf die Reihe! darüber bin ich so traurig!

Hey Du,

lass Dich mal feste drücken. Ich kenne solche Situationen noch sehr genau von früher.

Du hast keinen Tumor und wirst auch nicht sterben. Du hast "nur" Angst, weil Du denkst, Du könntest alleine mit den Kids nicht zurechtkommen, es würde etwas schreckliches passieren usw.
Weil Du das denkst, bekommst Du die typischen Angstsymptome dazu. Dein Hirn kann nämlich nicht zwischen realer Angst und unbegründeter unterscheiden - jedenfalls jetzt nicht in dem Moment, in dem Du drin hängst in der Spirale. Also ist es auf "Angst" geschaltet und das lässt sich leider nicht per Knopfdruck ändern.

Mach Dir bitte keinen Druck, von wegen, das muss jetzt aber trotzdem ein schöner Tag werden. Nimm ihn "einfach" so an, wie er ist, auch mit der Angst. Sei stolz auf Dich, dass Du es trotz der Angst schaffst, mit Deinen Kids und stell keine hohen Anforderungen an Dich. Sei gut zu Dir
Vielleicht mag eine Freundin zu Dir kommen?

LGL

Liebe Lotte, 1000 Dank für deine lieben aufmunternden Worte! Wahrscheinlich mache ich mir heute einen besonderen Druck weil mein Vater zu Besuch kommt und ich alles perfekt haben möchte! Mein kleiner Sohn schläft nun glücklicherweise seit 1 Stunde und die große schaut Yakari… so kann ich mich ein bisschen ablenken!
Ich habe einfach so eine große Angst, dass ich mir die Angst nur einbilde, um von meiner eigentlichen Erkrankung, dem Hirntumor, abzulenken es ist schon verteufelt, gestern ging es mir wunderbar und ich dachte sogar darüber nach, keine Tabletten zu nehmen! Aber heute wird mir bewusst, wie tückisch dieser Gedanke ist! Ich fange auf jeden fall Montag mit den AD an! Danke dass du dir die zeit genommen hast mir zu schreiben! Das hat mir schon geholfen!

Na siehst Du, da hast Du ja den Auslöser für Deine Angst selbst gefunden: Dein Vater soll natürlich nix merken (oder weiss er von Deiner Krankheit?) und denken, Du wuppst das alles ganz easy.
Sowas ist irre kräftezehrend.

Wie man damit umgeht, lernt man übrigens ganz gut in einer Therapie. Weiss jetzt nicht, ob Du schon eine machst, anstrebst?

Und ja: das ist tückisch mit dem rauf und runter. Man möchte es gerne ohne AD schaffen, aber die Krankheit zu besiegen, mit ihr zu leben, hat nix mit Willensstärke zu tun. Wenn jemand beinamputiert ist, rät ihm auch niemand zum Marathon

Also, mach Dich heute locker so gut es geht. Und achte mal drauf, Dich nicht zu sehr zu stressen, wenn Dein Vater kommt. WAS sollte eigentlich schlimmes passieren, wenn er merken würde, irgendwas ist nicht perfekt? GAR NIX

LGL

Alles wird gut liebe Jabeeya,

ich kenne das auch sehr gut wenn ich mit meiner Tochter alleine zu Hause war, dann kam ganz schnell die Angst und nichts ging mehr. Als mein Mann Anfang des Jahres noch Urlaub hatte ging es ganz gut, aber ich wusste wann er wieder arbeiten muss und je näher der Tag rückte desto stärker wuchs der Druck in mir. Druck ist also ganz schlecht und den versuche ich immer irgendwie rauszunehmen. Mein Papa war zwischendurch auch zu Besuch, da ging es mir schon etwas besser, aber das Gefühl alles perfekt machen zu müssen kenne ich auch. Ich will dann immer, dass alles aufgeräumt, am Besten Kuchen noch schnell backen und kochen und blendend aussehen. Beim letzten Mal ging das alles nicht, also habe ich es gelassen. Ich hatte keine Kraft mehr!

Es wird besser werden, ganz sicher. Dein AD wird Dir helfen wieder auf die Beine zu kommen, leider brauchst Du dafür etwas Geduld und das ist sehr schwierig wenn jede Minute der Angst so quälend ist.
Ich war diese Woche 4 Tage alleine mit meiner Tochter, sogar über Nacht, mein Mann war auf Schulung und nicht da. Ein Zustand, der noch vor 2 Monaten für mich undenkbar gewesen wäre, aber es hat funktioniert.

Mir hilft es mich mit Leuten zu treffen, mit anderen Mamis, mit denen ich mich wohl fühle und die von meiner Krankheit wissen. Ich spreche dann über meine derzeitige Situation und das hilft dann meistens schon.

Berichte doch bitte weiter wie es ab Monatg geht mit Cipralex?! Hast Du schon einmal ein AD genommen?

Liebe Umarmung und weiterhin alles Gute!

Ihr Lieben,
ganz lieben Dank für die vielen tröstenden Worte von euch! Ich merke wirklich, wie gut es mir tut hier zu schreiben und auch von anderen Frauen zu lesen. Ich hoffe, dass ich bald endlich zu meinem alten Leben zurückkehren kann! Obwohl ich ehrlich sein muss, mein altes Leben habe ich schon lange nicht mehr ,
es ist so belastend ständig Ängste zu haben!
Eigentlich war ich immer eine Frau die sehr selbstbewusst war mutig, und alles angepackt hat! Ich weiß gar nicht genau wann das alles gekippt ist. Ich denke es hat auch etwas mit dem Thema Verantwortung zu tun. Das ist ja genau das Thema Verantwortung, wenn man mit den Kindern alleine ist, dass man alles alleine trägt wenn etwas passiert diese Belastung finde ich sehr anstrengend.
Ehrlich gesagt, habe ich auch große Angst davor die Medikamente zu nehmen aus dem Grund, dass ich Angst habe, dass sich mein Zustand dadurch auch nicht ändert und ich dann keine andere Möglichkeit mehr habe!
Mamasusi und Lotte, wie geht es euch heute? Ich habe eure Lebensgeschichte gelesen und es hat mich auch sehr berührt! Ich erkenne mich in vielen Dingen wieder! Wie geht ihr mit eurem Mann um? Redet ihr viel mit ihm über eure Probleme?
Darf ich fragen wo her ihr kommt lebt in einer großen Stadt oder eher auf dem Land?
Wie sind bei euch die Hilfsangebote? Ich komme aus Berlin und bin gerade auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe! Ich kann mir gut vorstellen, dass es mir sehr sehr viel helfen würde mit anderen Frauen zu sprechen! Soweit erst mal von mir,
lieber Gruß!

Hi Jabeeya,

auch, wenn es komisch klingen mag: Dein "altes" Leben wirst Du nicht mehr zurückbekommen, und das ist auch gut so. Denn Ängste zeigen einem sehr oft auf, woran es hapert, was man an Altlasten mit sich rumschleppt, was man be- und verarbeiten müsste, damit man eben diese Verantwortung mit den Kids angstfrei leben kann. Vielleicht hast Du nicht gelernt, in Kindheit und Jugend Verantwortung zu übernehmen oder Du musstest zuviel tragen? Das kann der Fall sein, wenn Deine Eltern zb dich ständig mit in ihre Sachen reingezogen haben.

Ich hätte früher auch nie gedacht, dass es MICH erwischt, aber ich habe eben nicht nur eine starke Seite, sondern auch eine schwache. Und das ist auch wieder gut so. Auch, wenn es einem anfänglich schwer fällt, das anzunehmen.

Mir geht es seit 3 Jahren super. Ich brauche heute keine Hilfe mehr Ich hatte damals grosses Glück mit meinem Therapeuten. Und auch mein Freund war sehr verständnisvoll, wobei die Angehörigen auch nicht alles auffangen können.

Selbsthilfegruppe klingt gut, da findest Du in Berlin auch sicher was (ich komme übrigens aus der Nähe von Frankfurt).

Und wegen dem AD: ich verstehe Deine Ängste. Aber es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten. Selbst, wenn das erste, das Du nimmst, nicht richtig wirken sollte, gäbe es weitere Optionen. Und wenn Dein Leidensdruck groß ist, wirst Du es probieren. Die andere Alternative wäre, es nicht auszuprobieren und weiter Angst zu haben. Versteh mich nicht falsch, ein AD ist kein Wundermittel und hilft am besten in Kombination mit einer Therapie. Damit Du weisst, wovor Du Angst hast und wo sie her kommt.

Hast Du denn einen Psychiater, mit dem Du das alles besprechen kannst?

LGL

Liebe Jabeeya,
ich versuche Dir gerne Deine Fragen zu beantworten und hoffe es hilft ein wenig weiter.

Mir geht es heute sehr gut, meine schlimme Phase begann im Dezember kurz vor Weihnachten als nichts mehr ging und zog sich dann noch weiter bis Mitte Februar. Hilfe habe ich hier bei S&L gefunden und ich war Anfang Januar zum ersten Mal bei einer Psychiaterin. Sie hat mir Venlafaxin verschrieben, das ich dann sofort genommen habe. Es hat eine Weile gedauert bis es gewirkt hat, aber dann ging es stetig bergauf. Auch meine Angst drehte sich oft um die Verantwortung, die ich nun mit Kind habe. Es schien mir wie ein riesengroßer Berg den ich nicht bewältigen kann.

Das AD hat mich gerettet, ich habe seitdem keine Panikattacken und Ängste mehr und wenn dann nur minimale Anflüge wenn der Stress zu hoch wird. Aber das geht schnell vorbei und ist nicht mehr so schlimm wie früher. Ansonsten kann ich nur sagen, dass mein Leben momentan wieder "normal" verläuft und sehr schön ist. Ich kann ohne Probleme wieder Auto fahren, gehe wieder arbeiten und unternehme viel mit meiner Tochter. Und ich habe wieder Spaß bei all den Sachen, ganz wichtig!
Ansonsten sehe ich es wie lotte, ich denke eine Kombi aus AD und Therapie ist das Richtige was dauerhaft hilft und gesund macht. Meine Therapie beginnt Ende des Monats und bis dahin hält mich mein AD vorerst stabil.

Mit meinem Mann kann ich schon darüber sprechen, aber nachempfinden kann er es nicht. Er war auch schon mit bei meiner Beraterin von der AWO und auch bei meiner Psychiaterin, um noch ein bisschen näher mit eingebunden zu werden. Er hat Verständnis und hilft wo er nur kann, aber ich vermute, dass es für ihn auch ganz schön viel war die letzten Monate.

Die Ängste vor der Tabletteneinnahme hatte ich auch und die ersten 3 Wochen waren auch echt hart, aber ich hab durchgehalten und es hat sich gelohnt.

Wir wohnen auf dem Land in der Nähe von Gifhorn, Hilfsangebote gibt es sehr gute in der Nähe, ich habe auch eine sehr tolle SHG zu der ich einmal im Monat fahren kann.
Es hilft ungemein, sich ein Netzwerk von Hilfen aufzubauen, das einen auffängt wenn es einem schlecht geht.

Wenn ich unsicher werde oder merke, dass ich gerade ein Tief habe, dann schreibe ich erstmal alles hier ins Forum und freue mich über die vielen tröstenden Worte.

Berichte doch wie es Dir geht die nächsten Tage mit Cipralex. Ich habe von vielen gehört, dass es sehr gut wirkt.

Ich drück Dich doll und auch die Daumen!

Morgen werde ich mit cipralex beginnen!
Ich werde berichten!
Danke für die aufmunternden und motivierenden Worte!
Ich bin froh, dass es euch besser geht und das lässt mich hoffen, dass ich bald wieder Freude am Leben habe

Na du. Ich bin auch aus Berlin. Aus welchem Bezirk kommst du? Ich habe zwar noch kein Kind, aber ich verhüte nicht mehr. Ich habe auch Ängste und so und nehme schon lange ein ad. LG hanna

Hi, ich komme aus Schöneberg!