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Svenja23.3.14

Hallo

Beitrag von Svenja23.3.14 »

Hallo,

Nun möchte ich mich auch einmal vorstellen. Mein Name ist Svenja, ich bin 29 Jahre alt, habe eine Tochter (22 Monate) und einen Sohn (3 Monate) und bin an einer PPD mit massiven ZG und einer Panik/Angststörung erkrankt.
Ich muss sagen mir fällt es unheimlich schwer etwas darüber zuschreiben....aber bei mir ist so langsam die Luft raus und ich erhoffe mir etwas positiven Zuspruch.
Unsere Tochter ist ein 100% Wunschkind nur absolut ungeplant gewesen. Mein Partner und ich kannten uns vielleicht gerade mal ein halbes Jahr und waren davon erst 2 Monate zusammen.
Dazu kommt das mein Partner eigentlich keine Kinder bekommen kann. Mit 30 Jahren erkrankte er an einem Hodenkarzinom, dies ist jetzt 7 Jahre her... ihm geht es gut und er ist gesund, dafür bin ich sehr dankbar... Aber die Wahrscheinlichkeit ein Kind zubekommen stand bei Null, naja und nun haben wir in 2,5 Jahren Beziehung schon zwei Kinder und sanieren/renovieren gerade ein Haus aus den 20 Jahren. Bevor ich das erste mal schwanger wurde, stand ich voll im Leben. Ich bin viel zum Sport gegangen, traf mich mit Freunden, war feiern und viel am arbeiten.
In der Schwangerschaft mit meiner Tochter ging es mir gut... Übelkeit und Erbrechen sonst aber nix... aber nie solch schwarze Tage wie ich sie in meiner zweiten Schwangerschaft hatte. Als meine Tochter zur Welt kam war ich überglücklich.... ich war voll mit Liebe und Glück. Ich fühlte mich ganz und konnte manchmal gar nicht glauben das ich wirklich so starke Gefühle für jemanden empfinden kann!
Mein Partner nahm sich gleich nach der Geburt Elternzeit, eigentlich alles gut... Aber wir stritten so unglaublich viel. Er hat mir immer vorgeworfen das ich ihn kontrollieren würde, ihn nichts zutrauen würde. Ich habe ihm immer vorgeworfen das er mich allein lassen würde, das immer ich alles zu entscheiden hätte, er kein Interesse an seiner Tochter hätte und und und. Mir fiel es so schwer meine Tochter mal abzugeben, ich habe immer kontrolliert ob alles " richtig " gemacht wurde... So richtig recht machen konnte es mir auch keiner....Unsere Tochter ist kein guter Schläfer, so bin ich jede Nacht, 18 Monate lang, aufgestanden und zu ihr gegangen. Selbst hoch schwanger habe ich jede Nacht auf einer Matratze neben ihrem Bett geschlafen, bin mit ihr auf einem Gymnastikball quer durchs Zimmer gehüpft und habe sie durchs Wohnzimmer getragen. Ich habe sie bis zu ihrem 14 Monat gestillt, wir haben den Absprung irgendwie nie richtig gefunden... zumindest war ich schon wieder schwanger als ich sie von Heute auf Morgen abgestillt habe. Was ich damit eigentlich sagen möchte, bei uns ist wirklich viel passiert naja und nun das... am Anfang meiner Schwangerschaft fühlte ich mich immer mal wieder nicht gut, ich bin dann zum Sport, danach ging es mir besser.... im zweitem Drittel der Schwangerschaft ging es mir richtig gut. Ich fühlte mich schön, hatte das Gefühl es ist alles richtig so und freute mich auf mein zweites Kind. Die ganze Schwangerschaft über hatte ich das Gefühl keinen Kontakt zum Kind zu bekommen... keine Tritte, kein Gefühl, er lag falsch rum. Am Ende der Schwangerschaft fühlte ich mich nur noch schlecht, nicht schwanger, sondern einfach nur "fett"und da ging es auch mit den ZG los. Anfangs lag ich abends einfach nur wach und dacht dadrüber nach was wäre wenn ich eine Lungenembolie bekommen würde und keiner kommt und findet meine Tochter ( aus beruflichen gründen, kam mein Partner manchmal 30std lang nicht nach Hause), was ist wenn mir etwas passiert und keiner ist da um ihr zu helfen, sie die ganze Nacht weinen muss ... irgendwann konnte ich keine Nacht mehr durchschlafen. In der Nachtdienstwoche meines Partners wurde es fast unerträglich, hatte Panik ich könnte verrückt werden, hatte schlimmste Zwangsgedanken ( ohne zu Wissen dass es so etwas überhaupt gibt), ich dachte ich wäre der schlimmste Mensch auf Erden.... wenn meine Tochter nachts weinte, habe ich mich immer erst gefragt ob ich überhaupt zu ihr gehen kann, ob ich noch ICH bin... Am 23.3.14 eskalierte es für mich total....es war ein unerträglich Zustand. Für mich war klar ich gehöre weg gesperrt... Bin dann für einen Tag und eine Nacht stationär gegangen. Ich habe 24 Std lang einfach nur geschlafen, es war das erste mal das ich von meiner Tochter getrennt war...am nächsten Tag ging es mir viel besser, ich konnte die Situation von außen betrachten und mir war ganz klar, das alles was ich gedacht habe...absoluter Quatsch war. Für meinen Partner brach eine Welt zusammen, er nahm sich sofort zwei Wochen frei... er dachte nicht das es mir so schlecht gehen würde, er hat es nicht gesehen... ich habe es aber auch nie klar gesagt.
Am 3.4.14 kam unser Sohn zur Welt. Die Geburt war ziemlich anstrengend ... aber bis dahin ging es mir gut, ich dachte das wars... nun wird alles wieder gut, aber mit dem Milcheinschuss kam alles zurück!
Unwirklichkeitsgefühl, Panik, Angst, das Gefühl etwas ganz schlimmes wird passieren, verrückt zu werden, massive ZG, Schuldgefühle, Suizidgedanken, Gefühlsleere, grübeln, Schwindel, und noch viel,viel mehr.
Ich hatte und habe das Gefühl keine Bindung zu meinem Sohn zu bekommen und diese starken Gefühle die ich für meine Tochter hatte, sind für mich nicht mehr fühlbar...ich habe das Gefühl mich nicht mehr richtig freuen zu können....das ich die kleinen wichtigen Momente im Leben nicht mehr mitbekomme, das ich alles verpasse...Ich ärgere mich, fühle mich beraubt und werde wütend über mich....denn es geht mir gut! Ich habe zwei gesunde, zauberhafte Kinder, einen liebevollen, verständnisvollen und ehrlichen Partner, großartige Freunde und ein Haus das ich mir schon immer gewünscht habe, aber trotzdem fühle ich mich traurig, antriebslos, überfordert, erschöpft, hoffnungslos,verzweifelt, ängstlich...

Ich weiß das ich krank bin, ich weiß das es heilbar ist, ich weiß das nicht ich es bin und dennoch bin ich so mutlos und erschöpft. Es ist so unglaublich anstrengend und ich habe ganz oft das Gefühl-es einfach nicht zu schaffen.
Ich habe mit einer Verhaltenstherapie begonnen, nehme keine Medikamente.
Ich habe von meiner Ärztin von dieser Seite erfahren und ich bin so dankbar das es euch gibt.

Danke fürs lesen, das es euch und diesen "Ort" gibt.
Sanna
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Re: Hallo

Beitrag von Sanna »

Herzlich willkommen! Und toll, dass deine Ärztin dich her ""geschickt"" hat. Vieles was du beschreibst kommt mir bekannt vor. Auch wenn ich keine ZG hatte , hatte ich doch Suizidgedanken und fühlte die gleiche Leere. Es wird mit der Zeit besser, glaub mir.

Komm immer her, wenn dir danach ist.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Svenja23.3.14

Re: Hallo

Beitrag von Svenja23.3.14 »

Vielen lieben Dank!

Hast du einen Rat/Tipp für mich wie man das alles am besten durchsteht?
Was ich noch machen könnte damit es leichter wird... für alle?
Ich finde es soooooooo anstrengend.
Was hat dir geholfen? Wie geht es dir heute? Wie lange hat es bei dir gedauert bis es dir besser ging?

Sonnige Grüße zurück
Inga

Re: Hallo

Beitrag von Inga »

Hallo Svenja!
Herzlich Willkommen hier im Forum...du bist hier auf jeden fall an der richtigen Adresse. Viele hier haben genau das erlebt, was du gerade erlebst.
Mir ging es nach der Geburt sehr ähnlich. Ich bin am dritten Tag nach der Geburt an einer heftigen PPD mit massiven Zwangsgedanken erkrankt...es war die Hölle!!!
Ich hatte von morgens bis abends Zwangsgedanken gegen alles und jeden...gegen mich,gegen meine Tochter, gegen alle...es war ein richtiger Alptraum.
Ich habe mich dann nach vier Wochen selber in eine Klinik eingewiesen und hatte das große Glück, das ich meine Kleine mitnehmen konnte. Insgesamt waren wir vier Monate stationär und ich wurde dort auf Medikamente eingestellt ein SSRI und ein Neuroleptikum. Die Medikamente haben schon eine gewisse Linderung hervor gebracht. Aber es ist und war ein harter Kampf. Ich mache immer noch ambulant Therapie, was mir sehr gut tut.
Vielleicht solltest du in erwägung ziehen auch ein Medikament zu nehmen, den manchmal ist es einfach notwendig, wie bei mir. Verhaltenstherapie ist auch eine sehr wichtige Säule.
Ich hoffe, du hast hier einen guten Austausch mit anderen betroffenen Frauen. Mir hat das immer sehr gut getan und es tut mir immer noch Gut, denn ich habe auch noch eine Menge zu verarbeiten.

Alles Liebe
Inga
Sanna
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Re: Hallo

Beitrag von Sanna »

Hey du,

es hat lange gedauert, bis es mir endlich besser ging. Ich bin vor 19 Monaten erkrankt und habe immer noch schwierige Phasen. Alles in allem hat es sich aber schon stark verbessert.

Ich schließe mich Inga an, Therapie PLUS Medikamente haben mir geholfen. Ich sage nicht, dass du Medis nehmen sollst, sondern das vielleicht mal im Hinterkopf behälst und mit deiner Ärztin besprichst.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Svenja23.3.14

Re: Hallo

Beitrag von Svenja23.3.14 »

Ich danke euch beiden sehr für eure Antworten und die lieben Worte! Es tut so gut zu wissen das man nicht allein ist.... und gleichzeitig tut es mir so leid das ihr an solch einer gemeinen Erkrankung erkrankt seid.
Ja, medi's sind ein immer wiederkehrendes Thema....
Ich bin da hin und her gerissen.
Liebe Inga, bist du deine ZG ganz los geworden? Ich finde es so anstrengend, ich schäme mich ganz oft und habe ein super schlechtes Gewissen.... Geht/Ging es dir auch so, werde ich dieses Gefühl von Schuld irgendwann wieder los? Würde mich sehr über eine Antwort freuen.

Lg svenja
engelchen2012

Re: Hallo

Beitrag von engelchen2012 »

Liebe svenja,

Auch von mir herzlich willkommen hier! Du wirst erstaunt sein, wie viele gleichgesinnte es (leider) gibt. Aber du kannst hier jederzeit herkommen, fragen stellen etc. Wir verstehen dich!

Ich war anfangs auch gegen medikamente und dachte, ich schaffe es ohne. Bis es mir so schlecht ging, dass ich keinen anderen ausweg mehr gesehen habe. Und sie haben mir ganz sicher das leben gerettet. Klar haben viele ADs mehr oder weniger starke nebenwirkungen und auch das ausschleichen klappt nicht immer unbedingt so, wie man es sich vorstellt. Aber wenn man die wahl hat zwischen einem kaum noch lebenswerten leben ohne AD und einem normalen leben mit AD, dann fällt die wahl doch eher auf letzteres. Sicher gibt es ausnahmen, die es ohne AD schaffen, aber selbst meine therapeutin, die eigentlich eher gegen ADs ist, ist der meinung, dass man bei einer ppd nicht die zeit hat, ohne AD rumzuprobieren oder es nur mit therapie zu schaffen. Beides zusammen ist jedenfalls sehr erfolgsversprechend. Du musst natürlich nicht, aber vielleicht kannst du dich nach und nach mit dem gedanken anfreunden!

Alles liebe, engelchen
Svenja23.3.14

Re: Hallo

Beitrag von Svenja23.3.14 »

Hallo liebes Engelchen,
Es ist schon eine Weile her, möchte mich aber auch noch bei dir für das liebe willkommen heißen bedanken. Ich bin so froh das es euch gibt! Lese fast täglich und fühle mich dann nicht mehr so allein und missverstanden. Dieses Forum ist sehr wichtig für mich geworden, obwohl ich eigentlich fast nur eine stille Leserin bin. Passiv, ohne passiv zu sein. Zu einer Frau hier aus dem Forum habe ich Kontakt aufgenommen, dieser Kontakt hilft mir sehr... kein regelmäßiger Kontakt, und doch so zu sagen mein Notanker. Bei mir passiert gerade eine menge... mir geht es schon besser, bin in Therapie und habe einiges in meinem Leben verändert, ich habe gelernt mich besser zu verstehen und mehr auf mich zu hören. Gehe wieder zum Yoga, schaffe es meine zwei auch mal abzugeben, schlafe mehr und versuche auch mal Dinge einfach liegen zu lassen. Habe meinen Anspruch runtergedreht. Sage nein. Da es aber immer noch nicht so gut ist, das ich behaupten würde ich fühle mich gesund und da ich immer wieder einbreche und dann leider immer sehr tief falle, meine ZG leider nicht viel weniger geworden sind, werde ich bald Medikamente nehmen. meine Therapeutin kann so einfach auch nicht richtig mit mir arbeiten, wir hangeln uns von Woche zu Woche...Stille also gerade ab, fällt mir nicht leicht. :cry: Sobald das geschafft ist wird es los gehen ... Und ich muss sagen so langsam freu ich mich drauf. Zumindest schließe ich meinen Frieden damit und hoffe das mein Gedankenkarussell ( auch wenn es nur kurz ist) zum stehen kommt, einmal Luft holen und Kraft tanken... natürlich sagt mir mein "Herr zwang" die ganze Zeit : das wird nicht klappen! :wink:
Ich werde es aber trotzdem machen. Upps, ganz schön lang geworden.
Was ich sagen wollte: Danke und schön das es euch/dich gibt!!!

Wie geht es dir??
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