Schatten & Licht e. V.

Letzte Woche waren meine Schwiegereltern zu Besuch, waren extra wegen dem Kleinen angereist. Zuletzt hatten sie ihn vor 2 Monaten ungefähr gesehen. Er hatte bis zum 3. Lebensmoant so ein- bis zweiwöchigen Kontakt zu ihnen und das auch immer gut toleriert, wenn er bei ihnen auf dem Arm/ Schoß saß.

Doch beim letzten Mal hat er eindeutig Fremdelverhalten gezeigt. Sie kamen zur Tür rein und in dem Moment, wo sie auf ihn zukamen (sehr dicht) und ihn ansprachen mit ihrem Duzi-Duzi, fing er an zu brüllen wie am Spieß und das auch bei jedem weiteren Annäherungsversuch.
Komischerweise hat der Kleine bisher noch nie bei jemandem so reagiert. Bei uns gehen auch weitaus fremdere Personen ein und aus und Menschen, die er häufig auch zum ersten Mal sieht, denn wir leben innerhalb einer Wohngemeinschaft.

An dem Tag hatte ich aber schon dieses merkwürdige Gefühl, dass er so reagieren wird.

Muss dazu sagen: Ich wollte eigentlich diesen Besuch nicht, da ich die ganze Woche zuvor Früh- und Spätdienste im Wechsel hatte und total kaputt war und obendrein mein Partner jeden Besuch seiner Eltern als absoluten Stress empfindet (es sind spießige Leute und vor allem sein Vater hat ständig nur was auszusetzen an ihm und daran wie wir wohnen, er empfindet es als dreckig). Mein Partner kriegt dann meist auch schon am Vortag Durchfall vor Angst.
Ich denke, dass der Kleine dies alles sehr deutlich mitbekommen und gespürt hat, dass dieser Besuch uns gestresst hat. Was meint ihr?
Ich habe übrigens als Kind auch sehr stark gegenüber meinen Großeltern gefremdelt. Da ich sehr gute Erinnerungen an die Besuche von/ bei ihnen habe (und diese reichen bis in mein frühes zweites Lebensjahr zurück) weiß ich, dass ich vor allem den dichten Körperkontakt durch Menschen, mit denen ich doch deutlich seltener Kontakt hatte als mit meiner Kernfamilie als unangenehm und aufdringlich empfunden habe (und diese Großeltern sind leider auch sehr aufdringlich, normalerweise ist es so, dass sie keine Minute in der Tür stehen und schon den Kleinen im Arm halten wollen und das bleibt dann auch so, selbst die Fütterung nehmen sie uns einfach ab, ohne zu fragen). Ich denke, mein Kleiner tickt da ganz ähnlich. Bin aber ehrlich gesagt froh über sein Verhalten, weil es mir zeigt, dass er gut wahrnimmt und beobachtet, also auch sehr feine Antennen hat, was für mich sehr positive Eigenschaften sind.

Was meint ihr dazu? Und wann hat euer Kind zum ersten mal gefremdelt und bei wem?

Hallo herbstlicht,

meine Tochter hat auch so in dem Alter angefangen zu fremdeln und tut es mit ihren fast 8 Monaten immer noch sporadisch. Besonders wenn sie müde ist. Jeden, den sie nicht täglich sieht, muss erstmal aus sicherer Entfernung (Mamas oder Papas Arm) beobachtet werden, bevor er sie anfassen darf.
Ich habe als Baby auch ganz schlimm gefremdelt. Auch mit Oma und Opa. Die durften mich nicht anfassen - nur meine Mutter.
Ich habe auch beobachtet, dass sie verstärkt fremdelt, wenn ich gestresst bin oder mich unwohl fühle. Vielleicht geht es eurem Sohn ähnlich. Gerade, wenn du eh schon den Eindruck hast, dass er sensibel ist und viel mitbekommt.


Liebe Grüße

@Leena91: Das ist interessant, was du schreibst.

Der Kleine war auch total übermüdet. Ich total angespannt und gestresst, gerade mal eine halbe Stunde von der Arbeit zurück, da schneiten sie mit ihrem Duzi-Duzi zur Tür rein. Ich hasse diese erzwungenen Check-Ups. Mein Partner ist nicht umsonst krank geworden bei diesen Leuten.

Kannst du denn schon abschätzen, ob dein Mädchen eher ein schüchternes Naturell hat?

Ich hab bei unserem Kleinen schon das Gefühl. Aber er sucht sich seine Menschen auch sehr aus. Ich hab einen Mitbewohner, den er sehr liebt. Der schaut auch öfter mal bei dem Kleinen ins Zimmer rein, wenn er weint. Und er scheint auch einen besonderen Draht zu ihm zu haben, den ich nicht habe: Wenn der Kleine ihn sieht, hört er augenblicklich auf zu weinen, egal wie lang und intensiv er vorher gebrüllt hat. Bei mir schreit er oft weiter, egal ob ich mich um ihn kümmere oder nicht.
Seit neuestem fängt er jetzt aber auch an zu weinen, wenn sein Lieblingsmensch das Zimmer verlässt. Das macht er sonst nur bei uns Eltern, dass er jemandem hinterherweint. Ich hab das Gefühl, dieser Mitbewohner von uns ist wie ein drittes Elternteil für ihn.
Interessant zu beobachten, wie Kinder sich auf diese Weise selbst ihre Bezugspersonen aussuchen.

Sie hat einen gesunden Argwohn Fremden gegenüber, so würd ich's ausdrücken. Sie lacht nicht mit jedem und muss erstmal warm werden aber dann geht's. Allerdings ist sie sehr sensibel. Ich habe das Gefühl, sie spürt, wenn was in der Luft liegt. Mag aber auch sein, dass ich das was hineininterpretiere, was gar nicht ist.

Dass er aufhört, wenn dein Mitbewohner reinkommt, könnte das nicht vielleicht daran liegen, dass er ihn eben nicht andauernd sieht (so wie dich) und er einfach abgelenkt ist für den Moment? Das funktioniert bei Babys ja noch. Ablenken. Zumindest für einen kurzen Augenblick. Wenn mein Mann von der Arbeit nach Hause kommt, wird auch immer erstmal gegrinst, selbst, wenn ansonsten gerade viele Tränen geflossen sind, sie übermüdet, hungrig oder quakig ist.
Das sollte man sich dann nicht zu Herzen nehmen oder gar auf sich oder seine Fähigkeiten als Mama beziehen.