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Techniken zur Verarbeitung?

Verfasst: 22:09:2014 10:14
von framboise
Hallo liebe Mamas,

es geht mir inzwischen viel viel besser. Meine Psychiaterin sagt, ich habe die schlimmste Phase hinter mich gebracht und es wird nur besser. Schön und gut. Aber irgendwie kann ich das Ganze sehr schlecht beiseite schieben. Die Krise vom letzten Jahr verfolgt mich wie so ein Schatten. Ich habe tiefliegende Angst vor diesem Abdriften, dass es nochmal so schlimm werden könnte. Bin deshalb innerlich schon noch oft sehr unruhig. Ich weiss, dass Zeit unter anderem der beste Doktor ist. Aber habt ihr vllt ein paar Tipps oder einfach nur ein paar Worte dazu, wie ihr damit umgeht ? besonders interessiert es mich, was die Mamas, deren Krise schon länger her ist und die sich mittlerweile wieder gut fühlen, dazu sagen ? wird es mit der Zeit immer entfernter ? Immer kleiner ? Nimmt man immer mehr Abstand zu dieser Hölle, aus der man einst gedacht hat nie wieder aussteigen zu können ?
Ich habe nämlich das Gefühl, dass diese Krise ein sehr großes Trauma für mich war/ist und ich muss noch viel viel dran arbeiten, um wieder ganz frei davon zu sein. Oder vielleicht geht das gar nicht ? Bleiben die Narben für immer ?

Danke für den Austausch.



Herbstlicher Gruß!

Re: Techniken zur Verarbeitung?

Verfasst: 22:09:2014 14:04
von Marika
Hallo meine Liebe,

ich antworte dir öffentlich (auf deine PN, wie du es eh auch vorgeschlagen hast), da ich denke, dass sich viele das selbe fragen wie du.

Für mich kann ich dir sagen: JA - ich habe im Laufe der Jahre wirklich soweit Abstand gewonnen, dass ich nicht nur "frei" bin sondern auch bereit, anderen durch diese Hölle zu helfen. Heute sehe ich auch den Sinn in dieser Krankheit: denn hätte ich sie nicht bekommen, hätte ich nie eine Therapie gemacht und nie die Traumata aus meiner Kindheit erkennen und verarbeiten können. Dazu kommt, dass ich heute meinem Sohn eine wirkliche Stütze sein kann, denn er hat schon so einiges von mir geerbt... :wink: , aber durch meine Therapie weiß ich, wie ich damit umgehen kann. So ist aus ihm ein kleiner, toller selbstbewusster Kerl geworden! :D

Bis ich aber soweit war, hat es gedauert: das erste Jahr, war die Hölle mit vielen Tiefs - trotz AD. Dann nach ziemlich genau 1 Jahr und 2 Erhöhungen meines AD´s, merkte ich endlich eine wirklich extreme Besserung. Auf dieser konnte ich dann so richtig in der Therapie aufbauen und nach insgesamt 2,5 Jahren ging es mir so gut, dass ich die Therapie beenden konnte. Ich konnte dann sogar ganz, ganz langsam mit dem AD runter, heute nehme ich nur noch 10 mg von ehemals 30 mg Cipralex (ganz Anfang der Hölle hatte ich sogar noch ein 2. AD und einen Angsthemmer). Ganz absetzen ging aber in die Hose, ich werde diese kleine Dosis ziemlich sicher mein Leben lang brauchen, um stabil zu bleiben. Das aber deshalb, weil ich bereits vor der PPD latent zwanghaft und depressiv war, aber zu wenig um es als Krankheit zu bemerken.

Der "Heilungsprozess" war da aber noch nicht vorbei - in den folgenden Jahren ging es weiter bergauf, obwohl ich es gar nicht für möglich hielt. Eine wichtige Strategie dahin war mein privater leicht spirituell - esoterisch angehauchter Weg. :wink: Ich begann mit Yoga, lass Literatur zu diesen Themen, befasste mich aber auch immer weiter mit psych. Krankheiten und machte so zu sagen daheim im stillen Kämmerlein meine "Studien". :wink: So kam ich zu immer weiteren A-Ha Erlebnissen, die mich persönlich sehr stärkten weiter wachsen ließen. Wann genau ich die PPD los gelassen habe, kann ich dir also nicht in einer Jahreszahl sagen - es war ein schrittweiser Prozesse. Und der Spruch "die Zeit heilt alle Wunden" - ist nicht so falsch. Sie heilt zumindest viele davon, bei mir hat sie nicht nur das getan, sondern mein Leben war nach der PPD so schön, wie nie zuvor.

Weiter wichtige Strategien war: Lernen "Nein" zu sagen, MIR Gutes zu tun und Auszeiten nehmen, Perfektionismus ablegen, Entspannungsübungen wie Yoga und Autogenes Training, mich nicht für andere verbiegen sondern zu meiner Meinung stehen. So wurde mit der Zeit aus mir ein richtiger Optimist und das, obwohl ich davor 30 Jahre lang ein eingefleischter Pessimist war.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen!

Re: Techniken zur Verarbeitung?

Verfasst: 22:09:2014 14:30
von Emmi3101
Ja die frage stelle ich mir auch dauernd.
Marika, du warst ja nie stationär oder? wie hast du diese tiefschläge zuhause gemeistert? ich bin oft am verzweifeln. habe mich heute endlich dazu durch gerungen nach 3 Monaten klinik & 4 Wochen Tagesklinik 2 Verhaltenstherapeuten anzurufen. einer hat auch schon angerufen jedoch war ich nicht da :-(
was hast du getan wenn du verzweifelt warst??

Lg

Re: Techniken zur Verarbeitung?

Verfasst: 22:09:2014 15:06
von Marika
Hallo,

nein, ich war nie stationär. Allerdings hatte ich ganz engmaschige Therapeutische Betreuung. Anfangs 2x die Woche. Dazu konnte ich meinen Arzt (privater Psychiater) immer anrufen. Auch hatte ich immer meine Familie in Reichweite - meine Eltern wohnten damals in der selben Wohnanlage. Mein Mann hat mich auch sehr, sehr unterstützt.

Verzweifelt ... ja auch das war ich oft im ersten Jahr. Immer dann, wenn ich ein Tief hatte, wenn die ZG wieder kamen... Sehr oft war ich dann hier - bei Schatten und Licht. Mir hat geholfen, viel raus zu gehen, mit Baby im Wagen und meiner Mama dabei. Wie gesagt, ich war ganz selten alleine, wenn es mir schlecht ging. Ohne diesen Rückhalt weiß ich nicht, wie ich da durch gekommen wäre. Ich hatte auch hier von Schatten und Licht eine ganz liebe Freundin, die mich oft tel. aufgebaut hat, die wusste wie sie mir vermitteln kann, dass nach jedem Tief wieder ein Hoch kommt.

Das Netz um mich herum hat einfach zu 100 % gepasst, aber vielleicht hatte ich ganz einfach auch nur Glück!

Re: Techniken zur Verarbeitung?

Verfasst: 22:09:2014 15:52
von framboise
Liebe Marika, auf deine Antwort habe ich heimlich gehofft:) du hast immer so viele aufmunternde Worte parat!
Weisst du, wenn man deine Geschichte sich ansieht, wird man irgendwie in der Hoffnung verstärkt, dass es eines Tages wieder sehr gut sein kann.
Bei mir ist es auch bis jetzt so, auf und ab. Du hast mich einmal wegen einer Mediumstellung oder -erhöhung angesprochen. Ich habe eine Psychiaterin, die ist seit Jahren nur mit Schwangeren und jungen Müttern beschätigt. Sie sagte die paar Male wo ich sie drauf angesprochen habe, dass sie es nicht für notwendig hält. Sie macht sich wegen mir wohl keine Sorgen mehr und meinte sie ist sich ziemlich sicher, dass ich es schaffe wieder rauszukommen. Ich brauche nur Zeit und Geduld. und meine Psychotherapeutin kennt sie indirekt (und das in Berlin !! ) und sagt, bei dieser Ärztin bin ich bestens aufgehoben, sie sieht eine Frau an und weiss gleich was los ist. Also sollte ich dem vertrauen. Aber manchmal fällt es mir schwer. Wenn ich mich mit meiner Krankheit auseinandersetze und mich frage, was das alles war, kann sie mir nie so richtig direkte Antworten geben. Ich habe das Gefühl, sie weiss ganz genau, was sie sagen soll, damit sie meine Ängste und denjeweiligen Zustand nicht verschlimmert. Aber manchmal will ich einfach nur die Wahrheit hören.
Momentan geht es mir wieder etwas schlechter, vllt wegen dem näher rückenden Herbst, vllt aber auch weil es sich bald jährt und diese Gedanken und Gefühle wieder hochkommen. Ich versuche mich an der Hoffnung festzuhalten und mich abzulenken. Aber wie gesagt, es ist noch sehr präsent. wie ein Teil von mir, von dem ich versuche mich wegzudrehen. Ich habe das Gefühl, wenn ich diesem ,,Teufel'' ins Gesicht schaue, dann versinke ich wieder da drin! Habe Angst, es anzufassen. Und meine Therapie ist noch nicht so weit, dass wir das verarbeiten. Wir haben gerade die Probesitzungen abgeschlossen. Aber die Therapeutin ist komischerweise auch überzeugt, dass ich nicht mal wöchentlich Termine brauche. Und sie gibt mir ein Jahr. Dann werde ich wieder gesund sein, sagt sie :)

Naja. so oder so.
Ich danke dir für deine Worte. und ich hoffe, dass es bei mir auch so sein wird! und das wünsche ich jeder Mama hier!

Re: Techniken zur Verarbeitung?

Verfasst: 22:09:2014 17:59
von Marika
Du hast es richtig gesagt: es braucht Geduld. Und gerade nähert sich dein Jahrestag, es ist völlig normal, dass da die Gefühle wieder hochkommen.

"Dem Teufel ins Gesicht schauen" konnte ich auch sehr lange nicht. Bis ich begriff, dass es KEIN Teufel ist, sondern ein Hilfeschrei meiner Seele. Dass das depressive und zwanghafte ein Teil von mir ist, aber eben nur einer von noch vielen weiteren, wunderschönen Anteilen. Ich habe mit der Zeit begriffen, dass ich eigentlich MIR - meiner ganzen Persönlichkeit und nicht nur den schönen Anteilen - ins Gesicht schauen musste. Und dann tat ich es. Ich sah wer ich wirklich bin, ich sah alle meine Persönlichkeitsanteile und wurde so innerlich zum ersten Mal im Leben wirklich "GANZ". Das ist heute ein so stimmiges Gefühl, dass es sich schwer in Worte beschreiben lässt. Am ehesten vielleicht mit: Ich bin in meiner Mitte angekommen. Und das wäre ich ohne die Erkrankung nie. Denn: ohne diesen Anteil wäre ich nicht ich. Alle Seiten eines Menschen haben eine Berechtigung zum Sein - die guten, wie auch die, die wir als "negativ" bezeichnen. Nur alle zusammen machen uns zu einem einzigartigen Individuum.

Es geht im Endeffekt zwar um "Abstand gewinnen", aber das wichtigste für mich war das "Annehmen". Aber nicht das Annehmen vom "Teufel" :wink: , sondern einer weiteren Facette MEINES ICHS! Und dieses "ICH" ist wunderschön und ich liebe es! :D

Re: Techniken zur Verarbeitung?

Verfasst: 22:09:2014 18:36
von framboise
ja, ich glaube, wie du sagst, die Akzeptanz ist die halbe Miete. davor graut es mir schon :)) ich glaube, innerlich will ich diese Erkrankung einfach ausradieren, verdrängen und dabei weiss ich, dass das kein guter Weg ist. sie ist da und wie du sagst, gehört zu mir.
Aber ich glaube, wenn es einmal geschafft ist, dann ist man auf jeden Fall viel stärker. mich zieht es nur oft runter, wenn ich sehe, es gibt hier auch Frauen, die seit Jahren damit kämpfen und nicht rauskommen.... was sagst du dazu ?

Re: Techniken zur Verarbeitung?

Verfasst: 22:09:2014 18:48
von Marika
Natürlich. Jeder Mensch und somit jeder Krankheitsverlauf ist individuell. Die gute Seite daran ist - du kannst auch zu denen gehören, die wieder ganz gesund sind. Es stehen dir alle Möglichkeiten offen. Aber ich verstehe, dass dir das Angst macht, das geht sicher allen so. Schau daher immer auf deine Fortschritte, um viel es dir besser geht, als noch vor einem Jahr! Investiere dorthin deine Energie.

Kennst du das Glückstagebuch? Da schreibst du jeden Tag nur das rein, was schön und gut war. Dann immer wieder durchlesen, auch bzw. gerade an schlechten Tagen. Das trainiert das Gehirn dahin um, dass es lernt zuerst immer das positive anzunehmen. Und das ist wieder rum ein Grundstein zum Gesund werden - die positive Grundeinstellung.

Re: Techniken zur Verarbeitung?

Verfasst: 22:09:2014 19:32
von framboise
ja, das Glückstagebuch kenn ich. aber bisher hab ich es nur im kopf geschrieben. ich versuche jeden tag zu geniessen bzw. jede Sekunde, in der ich nicht mit diesem Mist vollgeladen bin. und davon gibt es zum glück schon jede Menge. Und ich hoffe, es werden immer mehr.
ich werde es versuchen aufzuschreiben!

Re: Techniken zur Verarbeitung?

Verfasst: 23:09:2014 7:35
von Marika
Versuch es wirklich aufzuschreiben. Denn durch das schreiben und immer wieder lesen, verfestigt sich der Vorgang das Positive zu sehen im GEHIRN viel mehr und intensiver!!! Das ist ein teil der kognitiven Verhaltenstherapie: nämlich alte erlernte Verhaltensmuster in positive zu verwandeln. Dieser Aspekt war für mich 50 % zum Gesund werden.

Und wenn du von "diesem Mist" schreibst: versuche auch diese negative Bewertung der Erkrankung allmählich aktiv zu verändern. Finde vielleicht eine andere Bezeichnung für "den Mist" :wink:. Ich nenne es z.B. schon lange jetzt immer "meine Besonderheit". Aber ich verstehe natürlich schon, dass wenn man noch drin steckt, wenig Nerv für solche "Spielereien" hat. Ging mir auch so. Aber du könntest dir z.B. in dein Glückstagebuch einfach mal probeweise hineinschreiben, wie du "deinen Mist" sonst noch nennen könntest... auch wenn dann im Alltag "der Mist" eher dein Wortschatz ist. Das Nachdenken und Aufschreiben fördert deine positive Veränderung und trägt somit zu einer positiven Grundstimmung bei. Du ließt sicher auch so einiges an Selbstironie bei mir heraus - das war für mich auch ganz wichtig! Sie hat vielem den Schrecken genommen!

Viel Glück damit! 8)

Re: Techniken zur Verarbeitung?

Verfasst: 29:09:2014 20:09
von jordan81
Hallo mädels
Ich trage auch ein trauma von der ppd..ihr habt jaa eltern oder ganz wichtig ein mann.
Ich war ganz allein mit meiner tochter die damals 6 jahre war und mein frisch geborenen baby mein ex ist gegangen da war mei sohn 5 monate alt :(( und ich war ganz allein mit meinen todes ängste ..nachts alleine mit denn kids eie oft lag ich wach und zitterte vor angst und wartete das es hell wird.
Wenn ihr euch fragt warum ich mich getrennt habe mein ex ist stark drogen süchtig:((
Und ich dagegen rauche nit mals, sorry wollte nicht von mir reden !! Aber bei denn thema kamm alles hoch://