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Auch wieder schlechter

Verfasst: 15:11:2014 13:37
von Charlotte
Hallo zusammen,

Leider muss ich mich nach einer längeren stabilen Phase über den Sommer in die Reihe derer einreihen, denen es auch zur Zeit schlechter geht. Keine Ahnung , ob es an der Jahreszeit liegt, aber über die letzten Wochen hinweg, geht es mit stetig schlechter und jetzt hab ich das Gefühl, es geht bald gar nicht mehr. Ich reagiere wieder ganz stark über den Körper, fühl mich schlapp und müde, schlafe unruhig und schöpfe daher nachts wenig Kraft, meine Reserven sind leer und ich weiss grad gar nicht, wie ich die wieder füllen soll. Den Rest hat mir jetzt letzten Montag eine FSME Impfung gegeben, danach hatte ich so starke Nebenwirkungen und jetzt wird es irgendwie nicht mehr besser. Ich geh Montag nochmal zur Hausärztin zum Blutabnehmen und nächsten Mittwoch habe ich Therapie. Und im Dezember habe ich einen Termin in einer Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin, weil ich dachte, dass es vielleicht gut ist meine tausend körperlichen Beschwerden von einer etwas anderen Seite mal anzugehen. Wahrscheinlich ist da bei mir wieder ganz viel nicht verarbeitet, hatte ja eine Eileiterschwangerschaft im Sommer. Ich weiss es nicht... Eigentlich wollte ich mal langsam was auf der Positivseite posten. Seit fünf Jahren kämpfe ich jetzt gegen die blöde Krankheit und es gab auch schon gute Phasen, aber dann kommen immer wieder diese Rückschläge und ich hab das Gefühl gar nichts gelernt zu haben. Das musste ich mir mal von der Seele schreiben und ich würde mich über ein paar aufmunternde Worte freuen.

Liebe Grüsse

Charlotte

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 15:11:2014 17:29
von lotte
Hey Charlotte ;)

Du schreibst es ja selbst: Du reagierst wieder stark über Deinen Körper. Und als allerletzter Auslöser quasi ist da bestimmt die Impfung zu nennen;(
Wenn man dann sowieso schon körperlich erschöpft ist, dreht sich auch wieder das Gedankenkarusell vermehrt und anscheinend kannst Du im Moment das eine nicht von dem anderen trennen. Weil, da bin ich mir ziemlich sicher, noch nicht alles bei Dir im "Reinen" ist (siehe Eileiterschwangerschaft).

Wenn dem nämlich so wäre, würdest Du die Nebenwirkungen, schlechten Schlaf etc leichter wegstecken und nicht so sehr drüber grübeln. Ich hatte das ja früher sehr stark, diese körperbezogenen Ängste und habe schnell aus jeder Mücke das Schlimmste gemacht, bzw. es konnte dann auch gar nicht besser werden, weil ich ja gedanklich quasi dagegen gearbeitet habe ;( Weisste wie? Jetzt nehme ich Erschöpfungen usw. "einfach hin" und muss sie Dank meiner Therapie + Medis nicht aufs Ganze beziehen, Angst vor einem Tief haben, einen Rückschlag befürchten.

Ich denke in Deinem Fall wäre die Therapie jetzt wichtiger als das Blut abnehmen ;)
Und ja klar, im Winter fühlen sich viele nicht soooo fit, was aber nicht weiter tragisch ist, wenn es in einem Selbst warm und kuschelig ist ;)

LG
Charlotte ;)

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 16:11:2014 15:11
von Marika
Hallo Charlotte,

lieben Drücker von mir!!! Ich kann im Moment doch recht gut nachempfinden, was du erlebst, obwohl ich sonst eher nicht über den Körper reagiere. Doch auch bei mir macht sich eine Art Erschöpfung breit, Überforderung teilweise, wieder Perfektionismus und weil der nicht hin zu bekommen ist - Versagergefühle.

Bei mir weiß ich woran es liegt: Stress! Vor allem im Beruf (habe 2 davon - einen Haupt-und einen Nebenjob seit dem Sommer) - der Vorweihnachtsstress im Handel... :evil: und ich merke: ich bin an meiner Grenze der Belastbarkeit angekommen. Mein Körper reagiert seit nun 4 Wochen ständig mit Infekten und ich höre "die Stimme" in mir eigentlich ganz klar - "schalte zurück".

Übrigens: Es scheint vielleicht auch an der Jahreszeit zu liegen - weniger Licht, dann dieses ständige Auf und Ab mit dem Temperaturen - heute hat es da draußen 17 Grad.... :shock: Viele die ich kenne haben gerade gesundheitlich zu kämpfen, sind abgeschlagen, müde usw... haben aber alle bisher nichts mit Depressionen zu tun. Der Unterschied ist allerdings - die sagen einfach mal wirklich "nein" ohne schlechtes Gewissen, lassen den Haushalt - Haushalt sein und fertig. Sollten wir wohl auch mal versuchen. :wink: Vielleicht ist das ein kleiner Trost!

Wegen FSME: Ich hatte vor 6 Jahren eine Impfung - ich lag 2 Wochen im Bett mit stärksten NW. Wenn Körper uns Seele eh schon stark belastet sind, kommt so eine Impfung genau zum schlechtesten Zeitpunkt.

Für mich kann ich das Gute insofern sehen, als das ich erkenne und wirklich höre, das ich was ändern muss und das sich das Ganze nicht auf meine tiefere psych. Befindlichkeit auswirkt - also nicht depr. Symptome, ZG usw. verursacht. Aber ich muss aufpassen, ich muss zurück schalten. Ich denke so kannst auch du schauen, wo du deine Ansatzpunkte hast.

Die Batterien auffüllen versuche ich auch gerade, dazu gehört für mich ganz klar auch wieder öfter "nein - sagen". Ich lasse mich immer noch ab und an in diese Spirale "Mädchen für alles und jeden" ziehen, weil ich "gefallen" will. Ein Merkmal, dass sich hin und wieder zeigt und mich dann nach einiger Zeit wirklich total erschöpft. Mir hilft es, in ganz kleinen Schritten zu schauen, was mir gerade "gut tun" würde. Im Moment löffle ich hier gerade eine Hühnersuppe - obwohl es Nachmittag ist - aber die hat mich so angemacht, dass ich sie mir gekocht habe ... (wäre natürlich noch schöner gewesen, "jemand" hätte sie mir gemacht ... :wink: ). Vielleicht kannst du auch in kleinen Ansätzen erkennen, was du brauchst, damit es dir wieder Stück für Stück besser geht. Evlt: GLÜCKSTAGEBUCH führen ... und wenn da mal "nur" drin steht: Hab mir eine leckere Hühnersuppe gekocht.... :wink:

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 16:11:2014 17:01
von kleiner prinz
Hallo Marika..
da sprichst du was wahres.
Es ist immer wieder motivierend,undaufbauend deine Worte.
Vielen lieben Dank und lass es dir schmecken.
Lg aus Bayern :-) :-)

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 16:11:2014 18:20
von Marika
Dank dir kleiner Prinz! 8)

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 16:11:2014 21:18
von Charlotte
Danke euch ihr Lieben! Eure Worte helfen mir sehr und ihr bringt es gut auf den Punkt. Ich bin schon seit Wochen etwas angeschlagen und Auslöser war ein Urlaub mit meiner Mutter. Wir verstehen uns nicht sonderlich gut und ich bin jedes Mal total zerrissen zwischen meiner Rolle eine gute Tochter zu sein und mich auch mal gegen ihre verletzende Art zu wehren. Danach hatte ich ersteinmal einen Magen-Darm-Infekt und der brachte dann den hypochondrischen Stein ins Rollen. Seitdem bin ich in dem Gedankenkarussel gefangen und dann kam die Impfung und gab mir noch den Rest. Aber es ist so schwer da wieder rauszufinden, da bewunder ich Dich, Lotte, dass Du es geschafft hast. Heute habe ich mich dann mal aufgerafft und bin mit meiner Familie spazieren gegangen, es war herrlicher Sonnenschein und danach fühlte ich mich sogar schon wieder fitter. Ich bin immer so sehr in dieser Schonhaltung und die muss ich durchbrechen, das hilft dann schon, um wieder etwas Selbstvertrauen zu bekommen. Also, ich hoffe, dass das jetzt wieder in die richtige Richtung geht.

Und, liebe Marika, dich nehm ich jetzt auch mal in den Arm. Das hört sich ja auch nach sehr viel Stress, den Du da hast, an. Pass auch auf Dich auf und Hühnersuppe ist bestimmt schon ein guter Anfang :wink: . Aber schlecht nein sagen zu können, das kenne ich auch zu gut.

Einen schönen Abend und liebe Grüsse

Charlotte

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 17:11:2014 21:23
von Charlotte
Hallo,

Nachdem es gestern ja schon einen Ticken Aufwärts ging, heute wieder drei Schritte zurück. Den ganzen Tag hatte ich schon wieder Probleme mit meinem Darm. Ich verstehe es nicht, ist das organisch oder kann die Psyche so stark sein, dass ich da jetzt schon seit Wochen immer wieder Probleme bekomme? Hab meinen Hausarzttermin heute abgesagt, weil ich dachte, es wäre alles besser und die Impfnebenwirkungen haben sich ja inzwischen gelegt. Und jetzt würde ich am liebsten gleich zur Darmspiegelung gehen. Meine Hausärztin ist da, glaube ich, auch nicht die richtige für mich. Die strahlt nicht wirklich etwas von, das ist nicht so schlimm und wir schaffen das, aus, sondern lässt sich von mir sehr verunsichern und dann bin ich natürlich noch unsicherer. Der Gastroenterologe hat mir schon hundertmal gesagt, dass ich vier Jahre nach der letztem Darmspiegelung, die ja okay war, noch keinen Darmkrebs haben kann, aber ich glaub das dann ein paar Monate und dann geht es schon wieder los. Und ich hab ja Sympthome, das bilde ich mir ja nicht ein. Oh man, ich bin völlig fertig! Aber ich kämpfe weiter und Mittwoch habe ich dann endlich meinen Termin beim Psychiater.

Wie geht es Dir, liebe Marika? Ich hoffe, das ist bei Dir nur ein kurzes Intermezzo und Du achtest jetzt schön auf Dich 😊. Aber heftig, dass Du damals zwei Wochen mit der FSME-Impfung zu tun hattest, die Impfung ist nicht so ohne.

Liebe Grüsse von Charlotte

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 18:11:2014 9:03
von Marika
Hey Charlotte,

oh ja: diese Darmsymptome können sehr wohl psychisch sein! Du schreibst, du hattest schon deine Darmspiegelung und hast aber immer bald darauf Angst, doch etwas zu haben. Diese Angst kann genau diese Symptome verursachen. Gerade wenn du sehr stark über den Körper reagierst, dann ist es sehr naheliegend, dass dir deine Psyche einen Streich spielt. Ich kann das auch gut: :wink: bei mir ist Kopfweh ein Gradmesser. Denke ich "heute darf ich ja kein Kopfweh bekommen" ... peng - hab ich es! :wink: Man richtet dann die Aufmerksamkeit auf irgendein Organ und horcht rein und kann so wirklich Symptome "erzeugen". Psychosomatisch nennt man das - kennst du sicher!

Mir geht's mit dem Infekt endlich seit meinem letzten Post, sehr gut. Er scheint überwunden zu sein, die Hühnersuppe hat gut getan! :wink: Trotzdem habe ich mir fest vorgenommen, nein zu sagen und mir viel Ruhe zu gönnen.
Die FSME Impfung damals war echt extrem: Ich war gesund, also kein Infekt oder so. 2 Tage später dann hohes Fieber, starke Kopf und Gliederschmerzen, extremer Husten. Davor und auch danach habe ich mich nie mehr so schlecht gefühlt, auch nicht bei anderen gripp. Infekten - die sind anders. Nach 2 Wochen im Bett, brauchte ich noch 2 Monate, bis ich sagen konnte, jetzt geht's mir wieder gut. Ich habe mir dann homöopathische Hilfe geholt, das hat meinem Empfinden nach gut geholfen wieder auf die Beine zu kommen. Auch bei meinem Hausarzt war ich, der auch der Meinung war, dass die FSME Impfung mich so umgehauen hat und mir wirklich von weiteren Teilimpfungen abriet. Nutzen und Risiko sind bei mir in keinem guten Verhältnis. Zum Glück leben wir in einem Teil unseres Landes, in dem Zecken (noch) kein Problem sind.

Was ich auch schon gelesen habe: FSME Impfungen können sich negativ auf die Psyche auswirken, bzw. konnte schon öfter eine Verschlechterung der psych. Verfassung festgestellt werden. Sehr gut, dass du am Mi einen Termin beim Psychiater hast - berichtest du uns dann?

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 18:11:2014 12:20
von Charlotte
Liebe Marika,

schön, dass es Dir wieder besser geht und ich hoffe, dass Du jetzt ersteinmal von weiteren Infekten verschont bleibst und Du die Weihnachtszeit etwas ruhiger angehen kannst.

Mit dem Darm, das stimmt wahrscheinlich und ich habe auch schon mal gehört, dass der mindestens genauso viele Nervenzellen wie das Gehirn hat und da insofern auch Zusammenhänge bestehen. Heute ist es auch schon wieder etwas besser und dann frag ich mich, warum ist das einen Tag besser, am anderen aber wieder schlechter. Diese Schwankungen machen mich ganz fertig. Na ja, immerhin gibt es ja noch diese besseren Tage...

Mit der FSME Impfung bin ich jetzt durch, das war die dritte Teilimpfung. Die ersten beiden habe ich nicht sonderlich toll, aber besser als dieses Mal vertragen. Aber wäre das die erste gewesen, hätte ich das Projekt auch abgebrochen. Wir wohnen zwar im Hochrisikogebiet, aber das klingt ja viel dramatischer als es ist, denn auch hier ist die Wahrscheinlichkeit, dass man FSME mit Komplikationen bekommt, total gering. Die Ärzte machen einen da nur total irre. Wusste ich nur vorher nicht und ich bin normalerweise auch überhaupt kein Impfgegner. Nächste Woche steht noch die Grippeschutzimpfung an, aber auch das überleg ich mir noch gut. Mit den psychischen Auswirkungen der FSME Impfung wollte ich morgen mal auch den Therapeuten fragen, das würde auch einiges erklären. Ich werde berichten 😊.

Liebe Grüsse

Charlotte

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 20:11:2014 11:53
von Charlotte
Hallo,

Ich wollte euch noch von der Therapie gestern berichten. Irgendwie tut es immer gut, dorthin zu gehen und allein die Tatsache, dass ich dort aufgefangen werden kann, macht mich etwas stabiler. Aber ansonsten war es nicht der Durchbruch. Es sind eigentlich immer die gleichen Themen, mit denen ich nicht klar komme. Klar mich beschäftigt grad viel: das angespannte Verhältnis mit meiner Mutter; die Scheidung meiner Eltern, die grad ansteht; der berufliche Dauerstress bei meinem Mann; der Wunsch nach einem zweiten Kind. Das ist wahrscheinlich im Moment ziemlich viel und erklärt vielleicht auch die körperlichen Symptome. Jetzt geht es wieder ums Aushalten, denn die meisten Dinge werde ich nicht verändern können. Und ich soll mir etwas gutes tun, aber da weiss ich leider nicht, wann ich das machen soll. Hab eh schon fast keine Zeit für mich. Bin jetzt gestern noch mit dem Trimipramin wieder etwas höher gegangen, das macht mich dann zumindest etwas ruhiger und ich kann besser schlafen. Aber ich weiss nicht, ob mir die Therapie noch so viel bringt. Ohne geht es auch nicht, aber die Themen sind immer dieselben, es kommt nicht mehr so zu einem Durchbruch, wie ich es anfangs und vor allem in der Klinik hatte. Manchmal habe ich auch das Gefühl, ich komme gar nicht richtig zu Wort, der Therapeut hört sich auch ganz gerne selber reden. Vielleicht sollte ich das mal beim nächsten Mal ansprechen. Hab jetzt erst in vier Wochen den nächsten Termin, aber wenn es wieder schlimmer wird, kann ich natürlich auch dazwischen nocheinmal kommen. Habt ihr euch nach einiger Zeit auch quasi austherapiert gefühlt, aber nicht das Gefühl gehabt, es ist alles geklärt?

Liebe Grüsse

Charlotte

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 20:11:2014 16:28
von lotte
Hey Charlotte,

wie lange bist Du denn bei Deinem jetzigen Thera? Und ist es eine Verhaltens- oder tiefenpsychologische?
Ich kenne das Gefühl des "Nicht vorankommens" auch noch ganz gut von früher und 1 Therapeut war wirklich nicht der Richtige für mich. Wenn Du also bei deinem jetzt das Gefühl hast, er quasselt zu viel, dann versuche ihm das so zu sagen ;)

Manchmal ist es aber auch so, dass man selbst noch nicht zu 100% bereit ist, genauer hinzuschauen geschweige denn was ändern zu wollen. Das sagt man sich natürlich nicht bewusst, denn eigentlich möchte man ja auch, dass es einem besser geht. Aber manche Dinge (gerade auch mit den eigenen Eltern) sitzen tief und brauchen a) Zeit, b) den wirklich richtigen Thera und c) die eigene Motivation, den Mut und leider manchmal auch den Leidensdruck, etwas aufbrechen zu wollen.

Und "Aushalten" ist meiner Meinung nach nicht der ultimative Tipp ;)Klar kannst Du an der Scheidung nichts ändern, aber an Deinem Verhältnis zu Deiner Mutter zb schon. Aushalten ist ja was inaktives, und das kann auch mürbe, ohnmächtig machen.

LG
Charlotte

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 21:11:2014 8:33
von Marika
Hallo,

ich glaube, dass an nicht unbedingt alles in der Therapie knacken kann, was es so zu knacken gäbe... Gut ist aber, dass du erkennst wo die Baustellen sind. Das scheint dir in der Therapie gelungen zu sein und das ist ein Fortschritt an dem man weiter arbeiten kann.

Meine Therapie ist schon lange vorbei (vor 6 Jahren), aber es gibt auch noch heute A-ha Erlebnisse, die ich ohne Therapie nicht hätte. Gerade gestern Abend ist mir das passiert: Ich sah mein schlafendes Kind so an (er ist jetzt 9) und dachte ich mir plötzlich: Als ich so alt war, haben meine Eltern mich schon alleine abends gelassen.... Dass das mit ein Umstand ist, warum ich Ängste usw. entwickelt habe, ist mir durch die Therapie natürlich schon lange klar, aber so richtig gefasst, habe ich das gestern Abend!!! Das war extrem überwältigend, weil da ganz viele Emotionen plötzlich in mir aufbrachen und ich hatte so ein Gefühl des "jetzt verstehe ich"... schwer zu beschreiben irgendwie. Es war, als hätte sich ein Knoten entwirrt und zwar in dem Sinne, dass ich es loslassen kann und die Chance habe, es bei meinem Kind ANDERS zu machen. Ich habe also ein Verhaltensmuster aufgebrochen.
Bei Situationen die schwer sind, hat mir folgender Satz meines Therapeuten sehr geholfen und tut es noch heute: "Was kann ich jetzt tun, damit es MIR besser damit geht!"

Lotte hat ganz recht: Es dauert oft viel länger, als die Therapie, bis man die Dinge nicht nur erkannt hat, sondern sie für sich selber so verändern kann, dass man gut damit leben kann.

Beim Thema "dir was Gutes tun" muss ich aber gleich nachhacken: Du schreibst du hast kaum Zeit, aber genau DAS MUSS DRINN SEIN - Zeit für dich. Da wundert mich gar nix mehr, Süße!!! Hier musst echt aktiv ansetzen, wo kannst du dir Zeit FÜR DICH RAUSHOLEN????

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 21:11:2014 12:33
von Charlotte
Liebe Lotte, liebe Marika,

Danke euch für eure Antworten! Bei dem Therapeuten bin ich jetzt seit 2 1/2 Jahren und es ist eine Verhaltenstherapie. Vor der Klinik habe ich eine tiefenpsychologische Therapie gemacht, die mich dann aber nicht mehr weitergebracht hat, weil es so wenig lösungsorientiert war. Also mit der Therapierart bin ich eigentlich zufrieden und es hat mir auch lange geholfen. Aber wahrscheinlich ist es wirklich so, dass nicht nach jeder Therapiestunde die grossen Erkenntnisse kommen können und alles seine eigene Dynamik hat. Und es stimmt schon, ich muss die Dinge selber ändern wollen und natürlich auch können, sonst passiert nichts und da stehe ich mir manchmal selbst im Weg.

Aushalten bezieht sich, glaube ich, mehr auf meine hypochondrische Ängste, ansonsten muss ich schon aktiv werden. Aber es gibt in der Tat Ding, die ich nicht verändern kann. Mit meiner Mutter habe ich vor zwei Jahren vesucht durch ein offenes Gespräch eine Veränderung herbei zu wirken. Aber sie versteht mich nicht und kann selbst überhaupt nicht reflektieren, dass bei uns vielleicht nicht alles so toll gelaufen ist. Insofern kann ich nur bei mir schauen, wie ich damit am besten klar komme. Das geht derzeit nur darüber, den Kontakt zu reduzieren und zukünftig vielleicht nicht zehn Tage Urlaub am Stück mit ihr zusammen zu machen. Ich tapp aber immer wieder in diese Falle und denke, dass ich stabil genug bin, das auszuhalten. Bin ich aber nicht, jedes Mal werde ich krank.

Marika, mir geht es manchmal wie Dir, wenn ich mein Kind anschaue und erlebe, kommen ganz viele Erinnerungen, wie das damals bei mir als Kind war. Wie meine Gefühle im Keim erstickt wurden und ich überhaupt nicht ernst genommen wurde. Mein Kind ist so fröhlich und ich versuche mit meinem Kind das zu teilen und mich zu freuen (klingt blöd, aber ich weiss grad nicht, wie ich es besser ausdrücken soll). Es macht mich auch total glücklich und ich denk jedes Mal, wenn ich als kleines Kind albern und fröhlich war, hat meine Mutter total ernst und streng geguckt , sich einfach nicht mit freuen können, und damit das Gefühl total kaputt gemacht. Oder wenn ich wütend war und ich war ein sehr wütendes Kind, dann haben mich meine Eltern ausgelacht, aber für mich war das total furchtbar, so allein zu sein und überhaupt nicht ernst genommen zu werden. Das versuche ich besser oder anders zu machen und liebe Marika, vielleicht hat die Krankheit dann vielleicht doch einen Sinn. Dafür erlebt mein Kind mich aber auch immer wieder depressiv und ich hoffe, dass sie weiss, dass das nichts mit ihr zu tun hat.

Jetzt habe ich viel mehr geschrieben als ich wollte, muss jetzt aber meine Kleine vom Kindergarten abholen.

Liebe Grüsse

Charlotte

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 21:11:2014 13:29
von Marika
Das hast du sehr schön gesagt: auch ich sehe da Sinn dieser Krankheit, nämlich dass ich meinem Kind gesunde Verhaltensmuster (hoffentlich) mitgeben kann. Weil ich meinen eigenen krankmachenden nur durch die Erkrankung erkennen konnte. Sonst hätte ich sie sicher eins zu eins weiter gegeben.

Die "Eigendynamik" ist ein sehr gutes Wort - genau so fühlt es sich für mich auch heute noch einige Jahre nach Therapieende an.
Und Therapieende hat für mich bedeutet ähnlich wie Rad ohne Stützräder zu fahren, dabei immer sicherer werden und immer weniger hinfallen.

Re: Auch wieder schlechter

Verfasst: 29:11:2014 13:32
von Charlotte
Hallo zusammen,

Danke Dir, Marika, für Deine Worte! Ich wollte nochmal einen Zwischenstand geben, ist ja schon wieder eine Woche vergangen. Mir geht es mittlerweile wieder etwas besser, fühle mich aber noch überhaupt nicht stabil. Aber ich meistere den Alltag und versuche mich nicht einzuschränken und alles wie gewohnt zu machen. Hatte mich die letzten Wochen doch ziemlich in mein Schneckenhaus verkrochen.

Zum Jahresende werde ich dann immer etwas sentimental und melancholisch und es machen mich so viele Dinge traurig. Auch dass ich manchmal die Zeit mit meiner Tochter nicht richtig geniessen kann und eigentlich sollte es doch die schönste Zeit im Leben sein. Und dann denke ich, vielleicht bleibt es ja bei diesem Kind und ich werde kein zweites mehr bekommen und dann sollte ich die Zeit mit ihr besonders geniessen, aber das macht mich dann so traurig. Und das ist dann wieder meiner Tochter gegenüber so ungerecht. Blödes Gedankenkarussel! Also, ich bin froh, wenn Januar ist und die Tage wieder länger werden. Ich hoffe, ihr könnt die Vorweihnachtszeit etwas mehr geniessen, aber irgendwie scheint es mir, dass es grad vielen schlechter geht. So viel ersteinmal von mir.

Ganz viel Kraft denen, den es nicht so gut geht und liebe Grüsse

Charlotte