eine Neue hier im Forum
Verfasst: 05:06:2015 21:39
Hallo,
da liegt es nun da, das Rezept: Citalopram, 20mg. Seit gestern liegt es da, und ich kann mich nicht durchringen zur Apotheke zu gehen.
Ich glaube die Depression hat mich wieder im Griff, ähnlich wie vor drei Jahren, als mein erster Sohn geboren wurde.
Ich bin 38 Jahre alt und durchlitt seit meinem 25. Lebensjahr immer wieder mal Angstkrisen und Depressionen. Mit 35 das erste Kind, nun das zweite mit 38. Wunderbare, tolle Jungs!!
Ich bin eigentlich sehr glücklich verheiratet, habe einen tollen, geduldigen Mann, und ich kann mich in meiner Situation eigentlich nicht beschweren.
Dennoch hat die erste Geburt mich seinerzeit ziemlich aus der Bahn geworfen. Damals habe ich nach 7 Wochen abgestillt, um Venlafaxin zu nehmen. Danach ging es mir schrittweise besser. Das zweite Kind war -wie das erste - gewollt und willkommen, mein Mann hatte diesbezüglich jedoch den stärkeren Wunsch. Ich hatte Zweifel, ob ich nochmals das erste Jahr mit einem kleinen Baby verbringen wollte, denn da ging es mir am schlechtesten.
Nun sind seit der Geburt 13 Wochen vergangen und mir geht es nicht gut. Die Geburt war eine ungeplante Hausgeburt, was eigentlich ganz schön war, keine Komplikationen oder Probleme. Sehr familiär und exklusiv. Der große hat das neue Familienmitglied liebevoll begrüßt und ist auch heute noch ein toller großer Bruder. Doch mir geht es nicht gut. Folgende Dinge sind bei mir tagtäglich aktuell, mal mehr, mal weniger:
- Unruhe, Schlafstörungen. Es gibt Nächte, in denen ich kein Auge zumache.
- unerklärlich Angst (verrückt zu werden, vor Kontrollverlust)
- Angst vor der Aufgabe als Mutter
- Angst vor der Zukunft. Ziemlich paradox. Finanziell sind wir durch den Job meines Mannes gut abgesichert. Ich habe jedoch mich in den letzten Jahren vollkommen in seine Abhängigkeit begeben, was mich total quält und mein Selbstbewusstsein hat schwinden lassen. Beruflich war ich mit meinem Leben nie wirklich zufrieden, daher habe ich mich auf die Mutter- und Hausfrauenrolle eingelassen, als Fluch sozusagen vor meinem Beruf. Heute habe ich jedoch Angst, niemals mehr beruflich wieder auf die Beine zu kommen. Fühle mich nichtig und klein, denke, dass andere, die arbeiten und Kinder haben, mich belächeln und mich nicht ernst nehmen.
- Ich mache mir Gedanken, Gedanken, Gedanken über viele, viele Dinge und komme einfach nicht zur Ruhe. Dinge, die jetzt eigentlich nicht Thema sind und eigentlich mich sonst nicht stören, wollen auf einmal durchdacht sein. Das Haus, der Garten, Papierkram, Behörden, Erledigungen, meine berufliche Neuorientierung, die Zukunft der Kinder, mein Selbstbewusstsein, meine verpassten Chancen in der Vergangenheit, meine zugebaute Zukunft, fühle mich wie in einem Käfig...
- ständig das Gefühl nicht zu genügen, als Mutter, Ehefrau, Freundin...
- das Gefühl, dass mir alles über den Kopf wächst. Ich sehe unerledigte Dinge und habe Angst, dass sich der Stapel bis ins Unermessliche anhäuft und ich ihn nicht mehr 'kontrollieren' kann und er mich sozusagen kontrolliert.
- ich bin vollkommen unkonzentriert, kann einem Gespräch kaum folgen und mir passieren viele Missgeschicke, über die ich normalerweise lachen würde, die mich aber jetzt beängstigen,weil ich befürchte neurologisch krank zu sein. Ich suche, verlege ständig Dinge, die ich dann irgendwo an unerklärlichen Orten wieder finde. Eigentlich kenne ich das von mir, ich bin immer etwas zerstreut, aber im Moment ist's doch arg.
- körperliche Symptome begleiten mich, so z. B. Magen-Darm-Probleme, die Muskeln schmerzen in den Armen und Beinen u.a.
- Wortfindungsstörungen: Mir fallen oft die einfachsten Wörter nicht ein. Heute war es das Wort Anrufbeantworter, das ich suchte. Oft verwechsle Wörter oder verdrehe Buchstaben (z. B. "Thieberfermometer")
- Durch alle diese Dinge fühle ich mich wie ein einziges Mängelexemplar, bilde mir ein, mein
Umfeld würde meine Unzulänglichkeit schon gegen den Wind riechen und erkennen, dass ich auf ganzer Linie eine Versagerin bin. Und so begegne ich den Leuten um mich herum recht zaghaft, vorsichtig und kleinlaut, kontrolliere und `überwache` mein Verhalten, meiin Reden, meine Gestik und Mimik unentwegt, um nicht aufzufallen oder als lebensunfähig entlarvt zu werden. Anstrengend!
Ich schäme mich schon sehr, aber irgendwie trauere ich meinen kinderlosen Zeiten hinterher und frage mich, ob ich jemals wieder in Ruhe ein Buch lesen werde können oder einfach mal im Garten wühlen ...
Für mich ist alles im Moment so aussichtslos. Ich fühle mich alt und denke, dass mein Leben vorbei ist. Vielleicht habe ich auch eine Midlife-Krise, wer weiß?
Ich komme mir auch so undankbar vor, vor allen Dingen, weil ich zwei gesunde Kinder habe. Aber trotzdem komme ich nicht gegen diese Sackgassengefühl an...
Ich kenne ähnliche Phasen von mir eigentlich zu Genüge, ich habe sie alle überstanden und bin danach auch wieder ein lebensfroher Mensch, aber im Moment ist es einfach nur düster.
In meiner Herkunftsfamilie gibt es überdies große Schwierigkeiten. Meine Mutter, zu der ich kein all zu gutes Verhältnis habe, ist chronisch krank und entwickelt eine demenzielle Symptomatik. Mein Vater ist völlig überfordert, meine Geschwister weit weg und überdies muss dringend eine neue Wohnung gefunden werden... Seit 40 Jahren wohnen sie in einem Haus, das viel zu groß für sie ist und sanierungsbedürftig. Ich habe keine Ahnung, wie dieses Projekt je über die Bühne laufen soll. Wenn ich nur daran denke, wird mir übel!
Ich habe lange Zeit Venlafaxin (37,5mg) genommen. Embryotox beriet mich während der zweiten Schwangerschaft und empfahl mir das Venlafaxin weiter zu nehmen. Ich habe es aber im dritten Monat abgesetzt, zu sehr hatte ich ein ungutes Gefühl in der SS Psychopharmaka zu nehmen. Und so ist es auch jetzt. Ich will eigentlich nicht abstillen. Ich finde es wunderbar (praktisch). Aber ein Medikament unter der Stillzeit finde ich befremdlich. Ich habe mich bei Embryotox informiert. Das Mittel der Wahl sei Citalopram oder Sertralin. Hat jemand damit Erfahrungen? Ich bin sehr unsicher. Meine Psychiaterin hatte zunächst mir geraten abzustillen, um dann wieder Venlafaxin zu nehmen. Erst ich habe sie dann auf Embryotox aufmerksam gemacht, und über die Tatsache, dass es durchaus Mittel gibt, die mit dem Stillen vereinbar sind, dann nahm sie ein Buch aus ihrer Bibliothek, blätterte hin und her, und so bekam ich ein Rezept mit einem Medikament, mit dem ich stillen kann. Wirklich beraten fühle ich mich aber nicht. So wohl ich mich bei der Ärztin immer fühlte, so wenig Ahnung scheint sie von Schwangerschaft und Stillzeit zu haben.
So... nun will ich denn zum Ende kommen mit meiner Vorstellung hier. Ich bin froh, dass es dieses Forum gibt und habe mich auch in ganz vielen Beiträge wiedergefunden. Es tut gut zu lesen, dass es anderen ähnlich ergeht oder ergangen ist. Dann fühlt man sich nicht so ganz verloren.
Herzliche Grüße
da liegt es nun da, das Rezept: Citalopram, 20mg. Seit gestern liegt es da, und ich kann mich nicht durchringen zur Apotheke zu gehen.
Ich glaube die Depression hat mich wieder im Griff, ähnlich wie vor drei Jahren, als mein erster Sohn geboren wurde.
Ich bin 38 Jahre alt und durchlitt seit meinem 25. Lebensjahr immer wieder mal Angstkrisen und Depressionen. Mit 35 das erste Kind, nun das zweite mit 38. Wunderbare, tolle Jungs!!
Ich bin eigentlich sehr glücklich verheiratet, habe einen tollen, geduldigen Mann, und ich kann mich in meiner Situation eigentlich nicht beschweren.
Dennoch hat die erste Geburt mich seinerzeit ziemlich aus der Bahn geworfen. Damals habe ich nach 7 Wochen abgestillt, um Venlafaxin zu nehmen. Danach ging es mir schrittweise besser. Das zweite Kind war -wie das erste - gewollt und willkommen, mein Mann hatte diesbezüglich jedoch den stärkeren Wunsch. Ich hatte Zweifel, ob ich nochmals das erste Jahr mit einem kleinen Baby verbringen wollte, denn da ging es mir am schlechtesten.
Nun sind seit der Geburt 13 Wochen vergangen und mir geht es nicht gut. Die Geburt war eine ungeplante Hausgeburt, was eigentlich ganz schön war, keine Komplikationen oder Probleme. Sehr familiär und exklusiv. Der große hat das neue Familienmitglied liebevoll begrüßt und ist auch heute noch ein toller großer Bruder. Doch mir geht es nicht gut. Folgende Dinge sind bei mir tagtäglich aktuell, mal mehr, mal weniger:
- Unruhe, Schlafstörungen. Es gibt Nächte, in denen ich kein Auge zumache.
- unerklärlich Angst (verrückt zu werden, vor Kontrollverlust)
- Angst vor der Aufgabe als Mutter
- Angst vor der Zukunft. Ziemlich paradox. Finanziell sind wir durch den Job meines Mannes gut abgesichert. Ich habe jedoch mich in den letzten Jahren vollkommen in seine Abhängigkeit begeben, was mich total quält und mein Selbstbewusstsein hat schwinden lassen. Beruflich war ich mit meinem Leben nie wirklich zufrieden, daher habe ich mich auf die Mutter- und Hausfrauenrolle eingelassen, als Fluch sozusagen vor meinem Beruf. Heute habe ich jedoch Angst, niemals mehr beruflich wieder auf die Beine zu kommen. Fühle mich nichtig und klein, denke, dass andere, die arbeiten und Kinder haben, mich belächeln und mich nicht ernst nehmen.
- Ich mache mir Gedanken, Gedanken, Gedanken über viele, viele Dinge und komme einfach nicht zur Ruhe. Dinge, die jetzt eigentlich nicht Thema sind und eigentlich mich sonst nicht stören, wollen auf einmal durchdacht sein. Das Haus, der Garten, Papierkram, Behörden, Erledigungen, meine berufliche Neuorientierung, die Zukunft der Kinder, mein Selbstbewusstsein, meine verpassten Chancen in der Vergangenheit, meine zugebaute Zukunft, fühle mich wie in einem Käfig...
- ständig das Gefühl nicht zu genügen, als Mutter, Ehefrau, Freundin...
- das Gefühl, dass mir alles über den Kopf wächst. Ich sehe unerledigte Dinge und habe Angst, dass sich der Stapel bis ins Unermessliche anhäuft und ich ihn nicht mehr 'kontrollieren' kann und er mich sozusagen kontrolliert.
- ich bin vollkommen unkonzentriert, kann einem Gespräch kaum folgen und mir passieren viele Missgeschicke, über die ich normalerweise lachen würde, die mich aber jetzt beängstigen,weil ich befürchte neurologisch krank zu sein. Ich suche, verlege ständig Dinge, die ich dann irgendwo an unerklärlichen Orten wieder finde. Eigentlich kenne ich das von mir, ich bin immer etwas zerstreut, aber im Moment ist's doch arg.
- körperliche Symptome begleiten mich, so z. B. Magen-Darm-Probleme, die Muskeln schmerzen in den Armen und Beinen u.a.
- Wortfindungsstörungen: Mir fallen oft die einfachsten Wörter nicht ein. Heute war es das Wort Anrufbeantworter, das ich suchte. Oft verwechsle Wörter oder verdrehe Buchstaben (z. B. "Thieberfermometer")
- Durch alle diese Dinge fühle ich mich wie ein einziges Mängelexemplar, bilde mir ein, mein
Umfeld würde meine Unzulänglichkeit schon gegen den Wind riechen und erkennen, dass ich auf ganzer Linie eine Versagerin bin. Und so begegne ich den Leuten um mich herum recht zaghaft, vorsichtig und kleinlaut, kontrolliere und `überwache` mein Verhalten, meiin Reden, meine Gestik und Mimik unentwegt, um nicht aufzufallen oder als lebensunfähig entlarvt zu werden. Anstrengend!
Ich schäme mich schon sehr, aber irgendwie trauere ich meinen kinderlosen Zeiten hinterher und frage mich, ob ich jemals wieder in Ruhe ein Buch lesen werde können oder einfach mal im Garten wühlen ...
Für mich ist alles im Moment so aussichtslos. Ich fühle mich alt und denke, dass mein Leben vorbei ist. Vielleicht habe ich auch eine Midlife-Krise, wer weiß?
Ich komme mir auch so undankbar vor, vor allen Dingen, weil ich zwei gesunde Kinder habe. Aber trotzdem komme ich nicht gegen diese Sackgassengefühl an...
Ich kenne ähnliche Phasen von mir eigentlich zu Genüge, ich habe sie alle überstanden und bin danach auch wieder ein lebensfroher Mensch, aber im Moment ist es einfach nur düster.
In meiner Herkunftsfamilie gibt es überdies große Schwierigkeiten. Meine Mutter, zu der ich kein all zu gutes Verhältnis habe, ist chronisch krank und entwickelt eine demenzielle Symptomatik. Mein Vater ist völlig überfordert, meine Geschwister weit weg und überdies muss dringend eine neue Wohnung gefunden werden... Seit 40 Jahren wohnen sie in einem Haus, das viel zu groß für sie ist und sanierungsbedürftig. Ich habe keine Ahnung, wie dieses Projekt je über die Bühne laufen soll. Wenn ich nur daran denke, wird mir übel!
Ich habe lange Zeit Venlafaxin (37,5mg) genommen. Embryotox beriet mich während der zweiten Schwangerschaft und empfahl mir das Venlafaxin weiter zu nehmen. Ich habe es aber im dritten Monat abgesetzt, zu sehr hatte ich ein ungutes Gefühl in der SS Psychopharmaka zu nehmen. Und so ist es auch jetzt. Ich will eigentlich nicht abstillen. Ich finde es wunderbar (praktisch). Aber ein Medikament unter der Stillzeit finde ich befremdlich. Ich habe mich bei Embryotox informiert. Das Mittel der Wahl sei Citalopram oder Sertralin. Hat jemand damit Erfahrungen? Ich bin sehr unsicher. Meine Psychiaterin hatte zunächst mir geraten abzustillen, um dann wieder Venlafaxin zu nehmen. Erst ich habe sie dann auf Embryotox aufmerksam gemacht, und über die Tatsache, dass es durchaus Mittel gibt, die mit dem Stillen vereinbar sind, dann nahm sie ein Buch aus ihrer Bibliothek, blätterte hin und her, und so bekam ich ein Rezept mit einem Medikament, mit dem ich stillen kann. Wirklich beraten fühle ich mich aber nicht. So wohl ich mich bei der Ärztin immer fühlte, so wenig Ahnung scheint sie von Schwangerschaft und Stillzeit zu haben.
So... nun will ich denn zum Ende kommen mit meiner Vorstellung hier. Ich bin froh, dass es dieses Forum gibt und habe mich auch in ganz vielen Beiträge wiedergefunden. Es tut gut zu lesen, dass es anderen ähnlich ergeht oder ergangen ist. Dann fühlt man sich nicht so ganz verloren.
Herzliche Grüße