Schatten & Licht e. V.

Hallo,

ich bin Ines und habe gerade ziemliche Probleme... ich hatte nach meinem ersten Kind im Oktober 2012 eine postpartale Depression. Nachdem ich mit meiner Tochter aus dem Krankenhaus zu Hause war hatte ich plötzlich Zwangsgedanken (ich könnte meine Tochter aus dem Fenster werfen etc.) und deshalb große Angst und Panik. Ich habe mich dann bis zum Sommer (ca. 5 Monate) durch diesen Zustand gequält weil es keine Aufnahmemöglichkeiten in den beiden Mutter-Kind-Einrichtungen in Berlin gab und ich keine Tabletten während des Stillens nehmen wollte. Im Herbst hat mich das ganze dann wieder eingeholt. Danach habe ich 1,5 Jahre lang Citalopram (zu Hochzeiten 40mg, die meiste Zeit 20mg) genommen und im April wegen dem erneuten Kinderwunsch abgesetzt. In dieser Zeit ging es mir gut, höchstens einzelne Tage die schwierig waren. Jetzt bin ich wieder schwanger und befinde mich in einer akuten Krise, aus Angst alles wieder durchmachen zu müssen. Die Stimmung sackte schon vor dem positiven Schwangerschaftstest seit ca. 8 Wochen merklich ab (ich nehme an es war schon Angst, wir haben das 2. Kind geplant) und als ich dann vor 4 Wochen wusste dass ich schwanger bin ging nichts mehr. Ich habe mich innerhalb von wenigen Tagen durch riesige Angst genau wieder in den Zustand versetzt vor dem ich solche Angst hatte.... Jetzt war ich bis letzten Dienstag für zwei Wochen auf einer Krisenstation. Dort ging es mir gegen Ende aushaltbar in Ordnung, seitdem ich wieder zu Hause bin leider nicht mehr. Eigentlich ist der Plan dass ich ab Montag wieder arbeiten gehe und versuche ob ich es nicht mit Struktur und ambulanter Therapie so (heisst vor allen Dingen ohne Medikamente) schaffe. Der Oberarzt der Krisenstation meinte er würde mir, wenn überhaupt, citalopram erst nach Ablauf der ersten 12 Wochen verschreiben (ich bin jetzt in der 7. Woche...). Ich bin gerade total verzweifelt. Einmal weil ich nicht weiß ob ich das alles schaffe, ich fühle mich so hilflos und kraftlos. Und dann, ob ich das jetzt immer wieder bekomme. Es ist ja quasi das dritte mal, ist da nicht die Rückfallgefahr bei über 90%? Ich weiß überhaupt nicht weiter und bin total am Boden. Freue mich über Kommentare und Ermutigungen.....

Liebe Grüße,
Ines

Hallo liebe Ines,

ich habe mich auch neu hier angemeldet und kann mir gut vorstellen wie es dir geht.
Gerade diese Ängste und Gedanken die man sich macht kann man leider nicht einfach abschalten. Und dann diese Hoffnungslosigkeit. Man glaubt man schafft es nicht.
Mir geht es nach der Geburt sehr schlecht.
Es ist aber schon mal gut, dass du dir Hilfe geholt hast. Kennst du die Seite www.embryotox.de? Da kann man schauen wegen Medikamente während der Schwangerschaft und Stillzeit. Mir hatte der Arzt vor der Schwangerschaft gesagt (da nahm ich noch Citalopram), das Citalopram eigentlich das Mittel der Wahl während der Schwangerschaft ist. Anscheinend hat sich was geändert, wenn dein Arzt nicht möchte, das du dieses Medikament nun nimmst. Vielleicht hat es auch damit was zu tun da ja gerade in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft beim Baby viel gebildet wird (wie z.B. Organe). Vielleicht ist es doch möglich mit dem Medikament vor den 12 Wochen zu starten, wenn es dir sehr sehr schlecht geht. Hat es dir damals geholfen? Dann hilft es dir wahrscheinlich wieder.

Du hast die Krankheit schon zweimal besiegt. Ein drittes Mal wirst du das auch schaffen, wenn es dich treffen sollte.
Vielleicht kann dich die Arbeit etwas ablenken. Bei mir hat es früher geholfen. Ich würde es Montag probieren. Ansonsten hast du die Option dich weiter krank schreiben zu lassen, wenn es nicht gehen sollte.

Ich hoffe du bekommst positiven Rückhalt durch deine Familie.

Liebe Grüße
Sandra

Liebe ines!

Ich empfehle dir auch gleich embryotox. Ich habe auch vor der 2. schwangerschaft mein AD abgesetzt, habe dann, nachdem ich schwanger war, einen rückfall gehabt und meine frauenärztin sowie mein psychiater wollten beide gern die ersten 3 monate ohne AD rumkriegen. Aber es ging nicht! Ein wirklich sehr netter herr von embryotox hat mir alles genau erklärt (dass also eine depressive mama ohne AD sich negativer auf das baby auswirkt als eine "gesunde" mama mit AD usw) und mir dazu geraten, sofort mit meinem AD zu beginnen. Und es war der richtige weg. Das AD hat ziemlich schnell gewirkt, das leben war wieder schön, ich konnte mich um die große kümmern und ich konnte die schwangerschaft total genießen. Ich habe das AD komplett durchgenommen, bei meiner kleinen maus war überhaupt nichts zu merken (sie wurde gleich nach der entbindung überwacht), sie ist kerngesund und ich stille sogar noch mit AD. Und ich bin heilfroh, den weg so gegangen zu sein. Lass dich von embryotox beraten. Du musst da nicht alleine durch und vorallem musst du nichts aushalten, das du nicht aushalten kannst! Euer kleiner zwerg merkt bestimmt, wenn die mama wieder entspannter ist, weil es ihr besser geht!! Ich drück dich mal ganz fest!!

Lg, engelchen

Hallo Ihr,

ich danke Euch für Eure Antworten! Ich denke ich werde versuchen die nächsten 5 Wochen irgendwie durchzuhalten und wenn es dann nicht besser ist wieder Citalopram nehmen. Es bringt ja alles nichts. Die letzten drei Tage waren vergleichsweise erträglich... am schlimmsten ist bei mir die Panik. Die fängt plötzlich an und ich weiß oft gar nicht wovor ich Angst habe. Oft einfach nur davor verrückt zu werden und irgendetwas schlimmes tun zu können (meistens denke ich ich könnte meiner Tochter etwas antun). Dann steigt die Panik ins unermessliche und ich muss versuchen mich irgendwie wieder zu beruhigen. Das führt dazu dass ich die ganze Zeit meine Gefühle kontrolliere: "Liebe ich meine Tochter wirklich?, Könnte ich Ihr wirklich etwas antun?...." Dabei liebe ich Sie wie nichts, nur gerade sind alle Gefühle flach. Ich hatte mir so gewünscht diese Schwangerschaft zu geniessen, jetzt fühle ich mich schlechter als beim ersten Mal...

Liebe Ines,

ich möchte dir auch gerne Mut machen. Unser zweites Kind ist zwar noch nicht geboren - bin jetzt aber am Ende der Schwangerschaft und alle Vorsorgeuntersuchungen inklusive Feiultraschall ergaben null Auffälligkeiten: das Kind scheint gesund, durschnittlich groß und gut versorgt zu sein, obwohl ich in den ersten 12 Schwangerschaftswochen Escitalopram genommen habe, was ja so ähnlich wie Citalopram ist.
Außerdem sind die ersten 12 Wochen einfach auch hormonell bei jeder Frau etwas turbulent, bis sich der Körper an die Schwangerschaft "gewöhnt" hat. Wie viele Frauen leiden z.B. an extremer Schwangerschaftsübelkeit, die auch auf die Stimmung schlagen kann.
Also, quäle dich nicht zu lange, eine gesunde Mama ist das wichtigste. Falls du das AD brauchst, nimm es - mit ärztlicher Absprache. Hoffe du hast einen guten Arzt und auch sonstige Unterstützung.
Embryotox kann ich auch sehr empfehlen, man kann dort auch anrufen und sich beraten lassen.
Das wird auf jeden Fall besser, halte durch!
Und es wird Momente geben, in denen du deine Schwangerschaft genießen kannst!!

Alles Liebe

Filomena