Mein Papakind und ich... (vorsicht lang)
Verfasst: 08:12:2015 18:56
Ich bin fast 30 und sie war ein Wunschkind für dass ich lange kämpfen musste. Die Schwangerschaft war durch Hüftprobleme zwar alles andere als perfekt, aber trotzdem war alles soweit gut und ich hab viel mit Ihr in meinem Bauch geredet und mich auf sie gefreut. Und jetzt - jetzt vermisse ich sie!
Angefangen hat es 10 Tage nach berechnetem ET mit einem Blasensprung als ich gerade ins Bett wollte um 3 Uhr morgens. War spät geworden, ich weiß. Hab dann noch schnell geduscht während wir auf das Taxi gewartet haben und dann an in den Kreissaal. Wehen hatte ich keine, die fingen minimal beim CTG an. Nach der halben Stunde CTG haben sie mir gesagt ich soll auf dem Flur warten. Dort saß ich dann bis 12 Uhr Mittags (ohne Frühstück) erstmal ohne dass sich jemand um mich gekümmert hat. Währenddessen wurden die Wehen immer stärker bis ich schon dachte wenn das so weitergeht bekomm ich das Kind auf dem Flur. Konnte schon nicht mehr ruhig bleiben und war mir super peinlich da rumzustöhnen/schreien wo sonst nur die ganzen Besucher und so saßen. Um 12 hat mein Mann dann mal nachgefragt wie das jetzt sei... da hieß es würde Nachmittags was für mich frei werden. Ich hab zu der Zeit noch gedacht die meinen die Kreissääle und es wäre einfach keiner frei und deswegen sitze ich hier. Hab also versucht die Wehen zu unterdrücken und es wurde dann auch wieder weniger. Nachmittags (immernoch ohne Schlaf und essen) wurde ich dann nicht in den Kreissaal sondern zu meiner Verwunderung auf ein Zimmer in der Station gebracht (mit einer anderen Frau zusammen die noch keine Wehen hatte) wo mir gesagt wurde (ohne nochmal ctg oder Muttermundkontrolle oder so) sie würden jetzt einleiten und das auch die Nacht durch weitermachen da keine Kleine 24 Stunden nach Blasensprung auf der Welt sein soll... Also hab ich die erste Tablette genommen und die Wehen waren auch fast sofort wieder so stark (oder stärker) wie davor im Flur wo ich sie "unterbrochen" hatte weil ich Panik hatte das Kind im Flur zu bekommen.
2 Stunden später wurden die Wehen nochmal stärker und vor allem schneller und ich hab nach Schmerzmitteln gefragt aber diese wurden erst mal abgelehnt mit dem Hinweis man würde jetzt doch über Nacht NICHT weiter Einleiten (kein Antwort auf Frage nach dem Grund) und die Wehen würden jetzt langsam wieder aufhören und wären dann in 2 Stunden wieder weg (Muttermund 6cm offen). Mein Mann wurde unterdessen nach Hause geschickt... Ich hab versucht zu schlafen - aber unmöglich mit Wehen alle 2 Minuten - nicht mehr ganz so stark wie vorher, aber dafür schnell und "spitz" - schlafen unmöglich. Dazu die Frau im Nebenbett die schlafen will und die ich mit meinem Gestöhne nerve und meine eigene Müdigkeit und - inzwischen auch - Unsicherheit. Um 12 Uhr hab ich dann endlich geklingelt und nach Schmerzmitteln gefragt weil ich endlich schlafen wollte - war nun knapp 40 Stunden am Stück wach. Hab stattdessen eine leichte Buscopan Tablette bekommen die NICHTS gemacht hat. Also um 2 nochmal geklingelt. Inzwischen ging es mir richtig schlecht, die Anstrengung leise zu sein um die Bettnachbarin nicht zu stören, der Schlafmangel und die Schmerzen - ich war nur noch leise vor mich hin am heulen. Diesmal einen Tropf mit Paracetamol bekommen und dann endlich wurden die Wehen auch wieder ein bisschen weniger, so dass ich 4 Min schlafen, 1 Minute verkrampft aufwachen, 4 Min schlafen konnte... bis um 6 ging das so, dann haben die Wehen wieder die Oberhand gewonnen und wirklich viel hat weder das "Schlafen" noch das Schmerzmittel gebracht... bis um 10 hat sich dann niemand um mich gekümmert (ich dachte meine Kleine sollte 24 Stunden nach Blasensprung spätestens da sein?!?) und dann hat mir eine Krankenschwester eine Tablette hingestellt mit dem Einleitungsmittel und ich sollte die nehmen (Muttermund nur noch 2cm offen)...
Ich war aber inzwischen körperlich so kaputt und durch die Heulphasen auch psychisch im Eimer und hab gesagt ich will mit dem Arzt reden ob es nicht noch ne andere Möglichkeit gibt und ich würde das jetzt nicht nehmen. Die hat geguckt als könnte sie nicht begreifen, dass ich nicht einfach mache was sie sagt und ca ne Stunden später kam dann wirklich erst mein Mann (Besuchszeit ab 11) und dann eine Ärztin. Die war aber auch nur genervt und hat mir kurz und knapp gesagt ich müsste die jetzt nehmen und es gibt keine andere Möglichkeit. Meine Frage nach Kaiserschnitt wurde ignoriert und mir klar gemacht es gäbe keine andere Möglichkeit meine Tochter auf die Welt zu holen als diese Tabletten - auf meine Frage nach Schmerzmittel wurde gesagt nicht mit dem Einleitungsmittel zusammen aber ich könnte sofort eine PDA bekommen, wenn mein Muttermund 6cm offen wäre und ich im Kreissaal wäre. Um 9 Uhr Abends war es dann endlich soweit - eine Zeit, die ich nur in Embryonalstellung zusammengekrümmt weinend verbracht habe - die Bettnachbarin war mir dann auch irgendwann egal und deren Besuch der lautstark ein- und ausging auch...
Direkt als ich im Kreissaal war hab ich nach der PDA gefragt und sie auch direkt bekommen. Die Anästhesistin war sehr nett und war auch der erste wirklich sachlich-freundliche Mensch den ich in diesem Krankenhaus kennengelernt habe. Und sie hat Fragen beantwortet! Als die PDA endlich gewirkt hat (super eingestellt - keine Schmerzen, kein Taubheitsgefühl, hätte mich noch bewegen können) wurde ich an den Wehentropf gehängt und konnte mich endlich entspannen und bin kurz eingeschlafen (48 Stunden ohne Essen, 60 Stunden ohne Schlaf). Das ging so bis um 1 Uhr Nachts als die Presswehen eingesetzt haben was mich zwangsläufig wieder geweckt hat. Ich also die Hebamme gerufen und die hat den Muttermund nachgeguckt - erst 8cm auf - also hat sie mir verboten zu pressen - was nicht so einfach ist, man muss denen einfach nachgeben, das fühlt sich einfach natürlich an und sie wurden immer drängender. Daraufhin wurde die Anästhesistin gerufen und die hat die PDA so stark "hochgespritzt", dass ich von Brust abwärts komplett gelähmt war. Also auch Bauchmuskeln und alles damit ich noch nicht pressen kann. Um 2 war mein Muttermund endlich offen und Ihnen fiel auf, dass meine Tochter ein Sterngucker ist und sie haben versucht sie zu drehen. Kurz vor drei hieß es, dass man jetzt den Kopf sehen kann und sie jetzt richtig rum liegt; es jetzt losgeht und die Kleine gleich da sei. Sie würden - nur zur Kontrolle - kurz Blut am Kopf abnehmen. (Status: 48 Stunden nach Blasensprung)
2:59 Und dann kommt plötzlich die Ärztin reingerannt schreit irgendwas, das grelle Licht geht an, von allen Seiten kommen Leute gerannt die sich im Laufen Kleidung anziehen, mein Bett wird in rasender Eile ins gegenüberliegende (OP)Zimmer geschoben, stößt überall gegen, aber das stört niemanden. 20 Leute schwärmen um mich rum wie ein Bienenstock - man versteht nur Gesprächsfetzen - eine Ledertrage wird neben mein Bett gehalten und ein Mann schreit ich solle SOFORT über die Trage auf den OP Tisch rutschen. Ein durchsichtiges Plastikding wird mir über Nase und Mund gedrückt und ich bekomme kein Luft, kann dadrunter nicht atmen. Ich kann aber dank der PDA nur meine Arme und meinen Kopf bewegen. Sie ziehen und zerren an mir - der Mann schreit mich an ich solle doch mithelfen - ich probiere mit den Armen mich rüber zu ziehen aber Leder und nackte Haut kleben zusammen, ich hab keine Chance - kann wegen der Maske nichts sagen und kann immer noch nicht atmen, kämpfe mit meinem Kopf dagegen an wie wild. Dann kommt endlich die Anästhesistin und sagt "sie kann wirklich nicht" - dann heben sie mich zu sechst da rüber und endlich fällt jemandem auf dass ich keine Luft habe und schaltet die "Luftanlage" (oder wie auch immer das heißt) an. Jemand schreit panisch "gewaschen oder ungewaschen - gewaschen oder ungewaschen" in den Raum. Jemand antwortet "keine Zeit". Etwas wird mir in den Zugang auf meiner Hand gespritzt - ein erster Atemzug als ich merke dass es endlich geht - jemand schneidet in meine Haut und fängt schon an und dann ist alles schwarz. Um 3:06 ist meine Tochter "geboren" und zum Glück gesund!
Aufwachraum: Wer bin ich? Wo bin ich? Warum bin ich hier? Wie komm ich hierher? Was ist passiert? Warum werde ich ständig wieder ohnmächtig? Warum sollte ich eigentlich dagegen ankämpfen ohnmächtig zu werden? So ging das bestimmt ne Stunde... Und dann BÄMMMM - Scheiße ist mir schlecht! Was ist eigentlich passiert? Wie komme ich hierher. Wie geht es meiner Tochter? - Ich fühle mal nach dem Bauch... Hmm... keine Ahnung... Ich mach mal die Augen auf. Alles dreht sich, ein Raum im halbdunkel mit vielen vielen anderen Betten und außer denen niemand zu sehen. Was ist mit meiner Tochter??????? Ich brauche 10 Minuten um erst leise dann immer lauter nach meiner Tochter ins Leere zu fragen. Endlich hört mich jemand. Antwort: Beruhigen sie sich. Wir wissen auch nichts aber Ihr geht es bestimmt gut. - Wo ist sie, kann ich sie sehen? - Wachen sie erstmal in Ruhe auf! Mehr war nicht aus Ihr rauszubekommen. Man ist mir übel, alles dreht sich, langsam tut mein Bauch weh, warum sagen sie mir nicht wo meine Tochter ist und wie lange bin ich hier schon? Blick auf die Uhr - 8 Uhr... 5 Stunden ist es her... Jemand fragt wie es mir geht. Mir ist schlecht, und ich hab Durst - kann ich Wasser bekommen? Nein kein Wasser. Ich huste ununterbrochen weil mein Hals so kratzt. Das Husten tut so unendlich in der Schnittwunde weh. Ich brauche Wasser. Aber das ist mir alles egal - was ist mit meiner Tochter, warum antworten sie alle nur so ausweichend? Ist sie tot? Wollen sie mir das nur noch nicht sagen? Sie ist tot, oder? Ich denke noch "ich hab alles falsch gemacht" dann wird es taub und ich fühle nichts mehr und höre auf zu denken, wünsche mir die Ohnmacht zurück.
Jetzt stehen sie zu zweit an meinem Bett, ich bekomme endlich was zu trinken und dann Morphin gespritzt. Zeit vergeht, es wird 10 Uhr. Plötzlich heißt es ich dürfte meine Tochter bald sehen. Heißt das sie lebt? Mein Mann kommt rein, er schiebt ein Bettchen vor sich her. Darin liegt ein Baby, eingepackt in einen weißen Strampler, eine weiße Jacke und einen leuchtend gelben Schlafsack, aus dem ein Stück eines kleinen Gesichtes rausguckt, die Augen geschlossen. Auf dem Kopf eine weiße Mütze und zwei Flexülen... Mein Mann guckt sie in einem durch verliebt an und kann kaum den Blick von Ihr abwenden. Er strahlt wie ein Honigkuchenpferd...
Ich weiß, ich weiß, jetzt ist der Zeitpunkt, wo ich vor Freude weinen müsste, sie anlegen und alle Schmerzen vergessen. - Pustekuchen. Mein erster Gedanke war sowas wie Enttäuschung. Das was da im Bett lag soll meine Tochter sein? Das war ein normales Baby, das aussieht wie jedes andere. Nichtmal besonders hübsch (eher im Gegenteil) und es sieht genauso aus wie alle anderen Babys die wir hier gesehen haben. Nur dass man ja kaum etwas von Ihr erkennen kann. Ich versuche mich im Ihrem Gesicht wieder zu erkennen, und finde keine Ähnlichkeiten. Sie wird mir hingehalten so dick eingepackt wie sie ist, ich darf sie kurz streicheln, dann wird sie wieder weggefahren. Als sie weg ist fange ich an zu weinen. Das kleine Geschöpf in meinem Bauch, dass ich soooo lieb habe ist weg und stattdessen hab ich ein fremdes ja irgendwie "generisches" Baby bekommen - oder zumindest fühlte es sich so an. Ich zweifle nicht daran, dass es meine Tochter ist - vertauschen gibt es nur im Film. Trotzdem fühlt es sich nicht so an auch wenn der Verstand sagt, dass sie es sein muss.
Jetzt ist sie drei Monate alt. Ich knuddle sie, ich spiele mit Ihr und wickel sie. Ich hab sie auch lieb - aber eher wie einen Hund, er ist süß, man kann Ihn streicheln und muss sich um Ihn kümmern - aber ich würde mich nicht vor sie schmeißen, wenn jemand auf sie schießt... Und sie - sie ist das totale Papakind, lässt sich nur von Ihm richtig trösten, weint wenn sie bei mir ist und Papa nicht sieht und ist untröstlich, wenn sie mit mir länger alleine ist. Trinken will sie bei mir (meistens) nicht. Stattdessen bekommt sie von Papa die Flasche mit meiner Muttermilch (und zur Not von mir) - so stille ich sie wenigstens so halb. Wenn sie schläft und deswegen nicht (bei mir) schreit nehme ich sie oft auf den Arm und sage mir immer wieder, dass es das selbe kleine Wesen ist wie das Baby aus meinem Bauch. Ansonsten ist sie still und vergnügt, wenn Papa in der Nähe ist. Sie guckt Ihn an und lächelt und lacht immer wenn sie Ihn sieht und einmal hat sie auch schon mal mir in die Augen geguckt. Langsam kommt sie mir nicht mehr so fremd vor und ich lerne immer mehr sie lieb zu haben. Aber oft liege ich immer noch im Bett und weine um mein kleines geliebtes Baby aus meinem Bauch, dass einfach weg ist...
Angefangen hat es 10 Tage nach berechnetem ET mit einem Blasensprung als ich gerade ins Bett wollte um 3 Uhr morgens. War spät geworden, ich weiß. Hab dann noch schnell geduscht während wir auf das Taxi gewartet haben und dann an in den Kreissaal. Wehen hatte ich keine, die fingen minimal beim CTG an. Nach der halben Stunde CTG haben sie mir gesagt ich soll auf dem Flur warten. Dort saß ich dann bis 12 Uhr Mittags (ohne Frühstück) erstmal ohne dass sich jemand um mich gekümmert hat. Währenddessen wurden die Wehen immer stärker bis ich schon dachte wenn das so weitergeht bekomm ich das Kind auf dem Flur. Konnte schon nicht mehr ruhig bleiben und war mir super peinlich da rumzustöhnen/schreien wo sonst nur die ganzen Besucher und so saßen. Um 12 hat mein Mann dann mal nachgefragt wie das jetzt sei... da hieß es würde Nachmittags was für mich frei werden. Ich hab zu der Zeit noch gedacht die meinen die Kreissääle und es wäre einfach keiner frei und deswegen sitze ich hier. Hab also versucht die Wehen zu unterdrücken und es wurde dann auch wieder weniger. Nachmittags (immernoch ohne Schlaf und essen) wurde ich dann nicht in den Kreissaal sondern zu meiner Verwunderung auf ein Zimmer in der Station gebracht (mit einer anderen Frau zusammen die noch keine Wehen hatte) wo mir gesagt wurde (ohne nochmal ctg oder Muttermundkontrolle oder so) sie würden jetzt einleiten und das auch die Nacht durch weitermachen da keine Kleine 24 Stunden nach Blasensprung auf der Welt sein soll... Also hab ich die erste Tablette genommen und die Wehen waren auch fast sofort wieder so stark (oder stärker) wie davor im Flur wo ich sie "unterbrochen" hatte weil ich Panik hatte das Kind im Flur zu bekommen.
2 Stunden später wurden die Wehen nochmal stärker und vor allem schneller und ich hab nach Schmerzmitteln gefragt aber diese wurden erst mal abgelehnt mit dem Hinweis man würde jetzt doch über Nacht NICHT weiter Einleiten (kein Antwort auf Frage nach dem Grund) und die Wehen würden jetzt langsam wieder aufhören und wären dann in 2 Stunden wieder weg (Muttermund 6cm offen). Mein Mann wurde unterdessen nach Hause geschickt... Ich hab versucht zu schlafen - aber unmöglich mit Wehen alle 2 Minuten - nicht mehr ganz so stark wie vorher, aber dafür schnell und "spitz" - schlafen unmöglich. Dazu die Frau im Nebenbett die schlafen will und die ich mit meinem Gestöhne nerve und meine eigene Müdigkeit und - inzwischen auch - Unsicherheit. Um 12 Uhr hab ich dann endlich geklingelt und nach Schmerzmitteln gefragt weil ich endlich schlafen wollte - war nun knapp 40 Stunden am Stück wach. Hab stattdessen eine leichte Buscopan Tablette bekommen die NICHTS gemacht hat. Also um 2 nochmal geklingelt. Inzwischen ging es mir richtig schlecht, die Anstrengung leise zu sein um die Bettnachbarin nicht zu stören, der Schlafmangel und die Schmerzen - ich war nur noch leise vor mich hin am heulen. Diesmal einen Tropf mit Paracetamol bekommen und dann endlich wurden die Wehen auch wieder ein bisschen weniger, so dass ich 4 Min schlafen, 1 Minute verkrampft aufwachen, 4 Min schlafen konnte... bis um 6 ging das so, dann haben die Wehen wieder die Oberhand gewonnen und wirklich viel hat weder das "Schlafen" noch das Schmerzmittel gebracht... bis um 10 hat sich dann niemand um mich gekümmert (ich dachte meine Kleine sollte 24 Stunden nach Blasensprung spätestens da sein?!?) und dann hat mir eine Krankenschwester eine Tablette hingestellt mit dem Einleitungsmittel und ich sollte die nehmen (Muttermund nur noch 2cm offen)...
Ich war aber inzwischen körperlich so kaputt und durch die Heulphasen auch psychisch im Eimer und hab gesagt ich will mit dem Arzt reden ob es nicht noch ne andere Möglichkeit gibt und ich würde das jetzt nicht nehmen. Die hat geguckt als könnte sie nicht begreifen, dass ich nicht einfach mache was sie sagt und ca ne Stunden später kam dann wirklich erst mein Mann (Besuchszeit ab 11) und dann eine Ärztin. Die war aber auch nur genervt und hat mir kurz und knapp gesagt ich müsste die jetzt nehmen und es gibt keine andere Möglichkeit. Meine Frage nach Kaiserschnitt wurde ignoriert und mir klar gemacht es gäbe keine andere Möglichkeit meine Tochter auf die Welt zu holen als diese Tabletten - auf meine Frage nach Schmerzmittel wurde gesagt nicht mit dem Einleitungsmittel zusammen aber ich könnte sofort eine PDA bekommen, wenn mein Muttermund 6cm offen wäre und ich im Kreissaal wäre. Um 9 Uhr Abends war es dann endlich soweit - eine Zeit, die ich nur in Embryonalstellung zusammengekrümmt weinend verbracht habe - die Bettnachbarin war mir dann auch irgendwann egal und deren Besuch der lautstark ein- und ausging auch...
Direkt als ich im Kreissaal war hab ich nach der PDA gefragt und sie auch direkt bekommen. Die Anästhesistin war sehr nett und war auch der erste wirklich sachlich-freundliche Mensch den ich in diesem Krankenhaus kennengelernt habe. Und sie hat Fragen beantwortet! Als die PDA endlich gewirkt hat (super eingestellt - keine Schmerzen, kein Taubheitsgefühl, hätte mich noch bewegen können) wurde ich an den Wehentropf gehängt und konnte mich endlich entspannen und bin kurz eingeschlafen (48 Stunden ohne Essen, 60 Stunden ohne Schlaf). Das ging so bis um 1 Uhr Nachts als die Presswehen eingesetzt haben was mich zwangsläufig wieder geweckt hat. Ich also die Hebamme gerufen und die hat den Muttermund nachgeguckt - erst 8cm auf - also hat sie mir verboten zu pressen - was nicht so einfach ist, man muss denen einfach nachgeben, das fühlt sich einfach natürlich an und sie wurden immer drängender. Daraufhin wurde die Anästhesistin gerufen und die hat die PDA so stark "hochgespritzt", dass ich von Brust abwärts komplett gelähmt war. Also auch Bauchmuskeln und alles damit ich noch nicht pressen kann. Um 2 war mein Muttermund endlich offen und Ihnen fiel auf, dass meine Tochter ein Sterngucker ist und sie haben versucht sie zu drehen. Kurz vor drei hieß es, dass man jetzt den Kopf sehen kann und sie jetzt richtig rum liegt; es jetzt losgeht und die Kleine gleich da sei. Sie würden - nur zur Kontrolle - kurz Blut am Kopf abnehmen. (Status: 48 Stunden nach Blasensprung)
2:59 Und dann kommt plötzlich die Ärztin reingerannt schreit irgendwas, das grelle Licht geht an, von allen Seiten kommen Leute gerannt die sich im Laufen Kleidung anziehen, mein Bett wird in rasender Eile ins gegenüberliegende (OP)Zimmer geschoben, stößt überall gegen, aber das stört niemanden. 20 Leute schwärmen um mich rum wie ein Bienenstock - man versteht nur Gesprächsfetzen - eine Ledertrage wird neben mein Bett gehalten und ein Mann schreit ich solle SOFORT über die Trage auf den OP Tisch rutschen. Ein durchsichtiges Plastikding wird mir über Nase und Mund gedrückt und ich bekomme kein Luft, kann dadrunter nicht atmen. Ich kann aber dank der PDA nur meine Arme und meinen Kopf bewegen. Sie ziehen und zerren an mir - der Mann schreit mich an ich solle doch mithelfen - ich probiere mit den Armen mich rüber zu ziehen aber Leder und nackte Haut kleben zusammen, ich hab keine Chance - kann wegen der Maske nichts sagen und kann immer noch nicht atmen, kämpfe mit meinem Kopf dagegen an wie wild. Dann kommt endlich die Anästhesistin und sagt "sie kann wirklich nicht" - dann heben sie mich zu sechst da rüber und endlich fällt jemandem auf dass ich keine Luft habe und schaltet die "Luftanlage" (oder wie auch immer das heißt) an. Jemand schreit panisch "gewaschen oder ungewaschen - gewaschen oder ungewaschen" in den Raum. Jemand antwortet "keine Zeit". Etwas wird mir in den Zugang auf meiner Hand gespritzt - ein erster Atemzug als ich merke dass es endlich geht - jemand schneidet in meine Haut und fängt schon an und dann ist alles schwarz. Um 3:06 ist meine Tochter "geboren" und zum Glück gesund!
Aufwachraum: Wer bin ich? Wo bin ich? Warum bin ich hier? Wie komm ich hierher? Was ist passiert? Warum werde ich ständig wieder ohnmächtig? Warum sollte ich eigentlich dagegen ankämpfen ohnmächtig zu werden? So ging das bestimmt ne Stunde... Und dann BÄMMMM - Scheiße ist mir schlecht! Was ist eigentlich passiert? Wie komme ich hierher. Wie geht es meiner Tochter? - Ich fühle mal nach dem Bauch... Hmm... keine Ahnung... Ich mach mal die Augen auf. Alles dreht sich, ein Raum im halbdunkel mit vielen vielen anderen Betten und außer denen niemand zu sehen. Was ist mit meiner Tochter??????? Ich brauche 10 Minuten um erst leise dann immer lauter nach meiner Tochter ins Leere zu fragen. Endlich hört mich jemand. Antwort: Beruhigen sie sich. Wir wissen auch nichts aber Ihr geht es bestimmt gut. - Wo ist sie, kann ich sie sehen? - Wachen sie erstmal in Ruhe auf! Mehr war nicht aus Ihr rauszubekommen. Man ist mir übel, alles dreht sich, langsam tut mein Bauch weh, warum sagen sie mir nicht wo meine Tochter ist und wie lange bin ich hier schon? Blick auf die Uhr - 8 Uhr... 5 Stunden ist es her... Jemand fragt wie es mir geht. Mir ist schlecht, und ich hab Durst - kann ich Wasser bekommen? Nein kein Wasser. Ich huste ununterbrochen weil mein Hals so kratzt. Das Husten tut so unendlich in der Schnittwunde weh. Ich brauche Wasser. Aber das ist mir alles egal - was ist mit meiner Tochter, warum antworten sie alle nur so ausweichend? Ist sie tot? Wollen sie mir das nur noch nicht sagen? Sie ist tot, oder? Ich denke noch "ich hab alles falsch gemacht" dann wird es taub und ich fühle nichts mehr und höre auf zu denken, wünsche mir die Ohnmacht zurück.
Jetzt stehen sie zu zweit an meinem Bett, ich bekomme endlich was zu trinken und dann Morphin gespritzt. Zeit vergeht, es wird 10 Uhr. Plötzlich heißt es ich dürfte meine Tochter bald sehen. Heißt das sie lebt? Mein Mann kommt rein, er schiebt ein Bettchen vor sich her. Darin liegt ein Baby, eingepackt in einen weißen Strampler, eine weiße Jacke und einen leuchtend gelben Schlafsack, aus dem ein Stück eines kleinen Gesichtes rausguckt, die Augen geschlossen. Auf dem Kopf eine weiße Mütze und zwei Flexülen... Mein Mann guckt sie in einem durch verliebt an und kann kaum den Blick von Ihr abwenden. Er strahlt wie ein Honigkuchenpferd...
Ich weiß, ich weiß, jetzt ist der Zeitpunkt, wo ich vor Freude weinen müsste, sie anlegen und alle Schmerzen vergessen. - Pustekuchen. Mein erster Gedanke war sowas wie Enttäuschung. Das was da im Bett lag soll meine Tochter sein? Das war ein normales Baby, das aussieht wie jedes andere. Nichtmal besonders hübsch (eher im Gegenteil) und es sieht genauso aus wie alle anderen Babys die wir hier gesehen haben. Nur dass man ja kaum etwas von Ihr erkennen kann. Ich versuche mich im Ihrem Gesicht wieder zu erkennen, und finde keine Ähnlichkeiten. Sie wird mir hingehalten so dick eingepackt wie sie ist, ich darf sie kurz streicheln, dann wird sie wieder weggefahren. Als sie weg ist fange ich an zu weinen. Das kleine Geschöpf in meinem Bauch, dass ich soooo lieb habe ist weg und stattdessen hab ich ein fremdes ja irgendwie "generisches" Baby bekommen - oder zumindest fühlte es sich so an. Ich zweifle nicht daran, dass es meine Tochter ist - vertauschen gibt es nur im Film. Trotzdem fühlt es sich nicht so an auch wenn der Verstand sagt, dass sie es sein muss.
Jetzt ist sie drei Monate alt. Ich knuddle sie, ich spiele mit Ihr und wickel sie. Ich hab sie auch lieb - aber eher wie einen Hund, er ist süß, man kann Ihn streicheln und muss sich um Ihn kümmern - aber ich würde mich nicht vor sie schmeißen, wenn jemand auf sie schießt... Und sie - sie ist das totale Papakind, lässt sich nur von Ihm richtig trösten, weint wenn sie bei mir ist und Papa nicht sieht und ist untröstlich, wenn sie mit mir länger alleine ist. Trinken will sie bei mir (meistens) nicht. Stattdessen bekommt sie von Papa die Flasche mit meiner Muttermilch (und zur Not von mir) - so stille ich sie wenigstens so halb. Wenn sie schläft und deswegen nicht (bei mir) schreit nehme ich sie oft auf den Arm und sage mir immer wieder, dass es das selbe kleine Wesen ist wie das Baby aus meinem Bauch. Ansonsten ist sie still und vergnügt, wenn Papa in der Nähe ist. Sie guckt Ihn an und lächelt und lacht immer wenn sie Ihn sieht und einmal hat sie auch schon mal mir in die Augen geguckt. Langsam kommt sie mir nicht mehr so fremd vor und ich lerne immer mehr sie lieb zu haben. Aber oft liege ich immer noch im Bett und weine um mein kleines geliebtes Baby aus meinem Bauch, dass einfach weg ist...