Seite 1 von 2
Hypochondrischer Schub...
Verfasst: 30:03:2006 8:55
von Muschelkalk
Hallo, Mädels!
Habe heute nacht kaum geschlafen. Obwohl es mir in den letzten Tagen gut ging, ist gestern abend auf der Couch was passiert: Ich habe mir an den Hals gegriffen und dachte plötzlich, ich könnte eine Schilddrüsenknoten ertasten. Klar, dass das Fernseh gucken in dem Moment beendet war...bin ins Bad gerannt und habe so lange an meinem Hals rumgequetscht, bis ich ganz sicher war, dass da Knubbel sind.
Und heute morgen ging der erste Gang zum Spiegel...und dann an den Laptop, um im Netz auf diesen Krebsseiten rumzusurfen. Eigentlich sollte ich jetzt beruhigt sein, denn da steht, dass die Wahrscheinlichkeit, so was zu bekommen, bei ca. 1 zu 100 000 liegt. Dazu kommt, dass ich noch sehr jung bin, was die Wahrscheinlichkeit ebenfalls vermindert. Bin aber so durch den Wind und denke immer wieder: Ich gehe zum Arzt, und der sagt: Da ist was Verdächtiges, wir müssen eine Nadelbiopsie machen, ....
Jedenfalls kann ich die Lawine in meinem Kopf gerade nicht stoppen. Und was ich (fast) noch schlimmer finde, ist, dass meine "Roswitha", also mein normaler Zwang, die letzten Tage ganz zurückhaltend war. Ich meine, warum kommt sie jetzt als Hypo-Roswitha getarnt daher?
Bin gerade voll panisch...(ja, ich weiss ja schon irgendwie, wie blöd das ist...und ausserdem ist es auch nicht gerade normal, dass sich 29Jährige am Hals rumkrapschen...und dann vom Schlimmsten ausgehen...)
Carlotta, Xine, Valentina...wo seid ihr? HIIIIIIILFE!!!
Turbo-Mega-Hypokalk

Verfasst: 30:03:2006 9:05
von valentina

Liebe Muschel
Ich hoffe sehr, dass es dir jetzt wo ich das schreibe, wieder etwas besser geht. Ich habe ja auch schon geschrieben, dass ich zwischendurch mal irgendwo irgendwas spüre, und dann Angst habe, es könnte etwas Schlimmes sein. Aber ich kann mich dann ziemlich gut ablenken, und verbiete mir eigentlich selbst, diese Stelle in nächster Zeit zu berühren, weil die Angst ja (fast ganz) immer unbegründet ist. Bei mir wars bis jetzt ganz immer!!!!!!!!

Weisst du, es wäre ja auch echt fies, wenn gerade wir, mit unseren psychischen Problemen auch noch körperliche bekämen. Irgendwo muss es doch noch etwas Gerechtigkeit geben!

Du bist ganz bestimmt gesund. Man findet überall einen Knubbel, wenn man ihn finden will. Also, suchen wir besser gar nicht danach. Diese Schübe sind echt gemein! Aber du weisst ja, dass es dir auch wieder besser gehen will, und dich deine Hypo-Roswitha, so hast du sie doch genannt, in Ruhe lassen wird. Schick sie auf den Mond und versuche dich abzulenken, mit etwas, das dir gut tut!

Ich denke an dich

Liebe Grüsse Valentina
Verfasst: 30:03:2006 9:08
von Muschelkalk
Danke für die Krisenintervention. Also, wirklich besser gehts mir nicht, aber ich habe jetzt beschlossen, Roswitha eine Mondfahrt-One-way-ticket zu besorgen.
Die Sache mit dem Finger weglassen ist sehr sinnvoll...funktioniert nur net immer...
Hypomuschel
Verfasst: 30:03:2006 9:16
von valentina

Versuchs einfach im Moment zu verdrängen, Muschel. Zwischendurch kann Verdrängen auch sehr hilfreich sein. Du weisst ja sehr gut über deine Krankheit und deinen Zustand Bescheid. Gewisse Dinge muss man manchmal verdrängen, das ist für mich Überlebensstrategie!!
Viel Glück dabei wünscht dir Valentina
Verfasst: 30:03:2006 9:22
von Xine
Guten Morgen Muschel! Guten morgen Hypomädels
Ich stecke ja grad selber in ner Hypophase.Naja ihr wisst ja...unter meinen Armen tuts weh.Und dann sieht man gleich so blass aus.
Und das schlimmste ist,dass mein Freund und ich heute zur Blutabnahme in die Uni müssen.Was ich jetzt denke ist euch sicher klar.Die rufen mich ganz bestimmt an und sagen,dass sie was gaaaant furchtbares in meinem Blut sehen
Muschel,ich sag dir jetzt das was ich immer hören will und muss. "Du hast nichts! Du hast keine schlimme Krankheit! Das ist dein Kopf,der dir einen Streich spielt! Die Psyche kann es so steuern,dass tatsächlich was wehtut und zwickt!"
Mensch wenn ich jetzt bei dir wäre,würde ich mal gucken,und dir sagen,dass das nix ist
Meine Hypoangst hat auch schon nen Namen seit einiger Zeit.Irgendwie fühlt sie sich ganz wohl bei mir *hmpf*
liebe Grüsse
Anja
Verfasst: 30:03:2006 9:24
von Muschelkalk
Jawoll! Recht hast du! Verdrängen kann Überlebensstrategie sein. Ich finde ja sowieso, dass Verdrängung aus dieser Schmuddelecke raus muss. Da schwingt ja immer mit: Tief im Verborgenen brodelt ein Vulkan - wehe, wenn der ausbricht. Alles Quatsch. Zwangspatienten haben irgendwann diese Überlebensstrategie verlernt.
Tagesziel für mich: Weltmeisterin im Verdrängen werden...
(Verpiesel dich, Roswitha!)
Hypokalk
Verfasst: 30:03:2006 9:29
von Muschelkalk
Ach, Xinchen, das ist gleichzeitig witzig, lieb und tottraurig..du würdest also mal nachgucken, und mir dann sagen, dass da wirklich nix ist. Manchmal fühle ich mich wie ne kleine Maus, die sich das Knie aufgefallen hat. Und dann wünsche ich mir meine Mama herbei, auf dass sie mir die Tränchen trocknet und mich ganz fest an sich drückt... versteht ihr, was ich meine?
Xinchen, heute mache ich mal keine Witze auf deine Kosten...(also, nix zum Thema Leukämie oder Ohrläppchen-Krebs...kann voll gut verstehen, wie du nach der Blutspende daheim ums Telefon rumschleichst und auf diesen Klischee-Satz wartest!)
Also, wenn ich Arzt wäre, würde ich jedem Blutabnahme-Patient zum Trost einen Lutscher schenken...und da isses wieder, dieses Kindermotiv. Haltet ihr es für möglich, dass wir alleine deswegen so ängstlich sind, weil wir als Zwerge einfach in bestimmten Situationen nicht genug getröstet wurden? Und hier noch ein Satz aus meinem Zwangsbuch: Zwangspatienten schaffen es nicht, sich in Folge eines beunruhigenden Gedankens wieder angemessen zu beruhigen...
Noch Fragen?
Hypokälkchen
Verfasst: 30:03:2006 9:38
von Xine
Ja ich brauch auch immer irgendwen der mich beruhigt,oder einfach nur da ist.Die meisten fühlen sich aber einfach nur genervt von mir.Kann ich ja auch verstehen.Wer mag schon auf eiwg einen hypochondrischen Paniker trösten! Um das verstehen zu können,muss man schon selbst einer sein.
Ich bin ja mal so ausgetickt nach einer Blutabnahme....

Das war kurz nach der Geburt,in der schlimmsten Zeit.Die Ärztin war aufeinmal am Telefon und truckste so rum.Ich habe sie angeschrien (heulend),sie soll mir endlich sagen was los ist.Tja sie wollte nur meinen Termin verschieben
Sie war stocksauer und wollte mich nicht weiterbehandeln (war ne Assistenzärztin).Eine von vielen Ärzten die meine PPD nicht erkannt haben.
Im gesunden Zustand muss ich darüber lachen,im Hypozustand bin ich sauer auf sie
liebe Grüsse
Anja
Verfasst: 30:03:2006 10:04
von Petra
liebe muschelkalk, liebe mädls!
Haltet ihr es für möglich, dass wir alleine deswegen so ängstlich sind, weil wir als Zwerge einfach in bestimmten Situationen nicht genug getröstet wurden?
ich denke, das trifft es auf den punkt! wenn man es schafft sich in einer angstphase, egal ob es sich um zwangsgedanken oder hypochondrische gedanken handelt, schafft ganz tief in sich hineinzuhören, sieht man manchmal ganz deutlich wo diese grundangst entstanden ist oder vielleicht besser ausgedrückt in welchen situationen man sich schon mal so gefühlt hat. meist erfährt man dann, dass man sich als kleines kind so hilflos, schutzlos und allen bösen mächten dieser welt ausgeliefert gefühlt hat!
als kleines kind ist man angewiesen auf den beistand und trost seiner eltern und bezugspersonen und genauso ist man ihnen ausgeliefert. vielleicht ist einer der auslöser " falsches" reagieren der erwachsenen auf die nöte und ängste die man als kind hatte?? in diesem fall bleibt einem als kind nichts anderes übrig um diese ängste zu verdrängen um weiterleben zu können, in die schule gehen zu können, spielen usw...aber unsere seele speichert die angst wie einen versickerten fluß der an einer anderen stelle wieder hervorquellt.
Und hier noch ein
Satz aus meinem Zwangsbuch: Zwangspatienten schaffen es nicht, sich in Folge eines beunruhigenden Gedankens wieder angemessen zu beruhigen...
nein wie auch, die zwangskrankheit ist eine krankheit des zweifelns! wir finden immer wieder unsere gegenargumente!
liebe muschel,
ich bin furchtbar streng zu mir wenn ich wieder anfange zu grübeln was nicht alles passieren könnte! verwende ganz böse ausdrücke für meinen zwang und setzte ihm grenzen! vielleicht hilft dir das auch? nicht abtasten, nicht nachschauen ob da schon etwas verändert ist und auch nicht im netz surfen nach horrormeldungen, sondern eine runde an der frischen luft gehen, ein bad nehmen, ein lustiges buch lesen (NICHT DER KOBOLD IM KOPF...) und langsam mitansehen wie die angst sich verzieht!
glg petra
Verfasst: 30:03:2006 10:50
von Xine
Liebe Petra
Da kann tatsächlich was wahres dran sein! Mein erstes Kindheitserlebnis war z.B. eine OP....waren nur die Polypen,aber für eine 3jährige ein einschneidendes Erlebnis.Auch bei Zahnärzten habe ich schlimme Erlebnisse gehabt.
Komisch dass das noch nie ein Arzt/Therapeut wissen wollte

Vielleicht ist es sowas wie ne "Urangst" die mich jetzt begleitet!?
liebe Grüsse
Anja
Verfasst: 30:03:2006 11:04
von Carlotta
Hallo Xine und alle anderen!
Ich war auch 3 und es waren auch die Polypen! Wir hatten dazu mal hier einen guten Thread zum Thema "Urvertrauen". Das, was Petra schreibt stimmt auch, ich reagiere aufs Alleingelassenwerden wie ein kleines Kind, obwohl meine Situation ja heute eine ganz andere ist und ich schon GROSS bin. Ich habe kein Vertrauen in mich selbst, ergo auch nicht in meinen Körper, das ist irgendwie logisch, oder?
Die Lawine, liebe Muschelkalk, kann man nur mit viel harter Arbeit stoppen. Mal gelingt mir das besser, mal fahre ich voll ab. Was mir meist hilft, ist es so anzunehmen, wie es eben dann ist, also, wenn ich was ertaste etc, mir zu sagen: Mensch, Hypo-Lotta, nerv net, Du hast nix. Du reagierst halt auf Veränderungen Deines Körpers anders als andere. Bei mir kommt leider erschwerend hinzu, dass meine Mum das ja auch noch hat und mir in regelmäßigen Abständen erzählt, wann sie wieder eine Darmspiegelung macht etc. Ach, liebe Kalkmuschel, morgen oder so ist der Schub vorbei und tief drinnen in Dir weisst Du, dass Du nix hast, aber das zu glauben, gelingt nur, wenn Du mehr Vertrauen hast. Und das fällt nicht vom Himmel, liebe Grüße von Hypo-Lotta, die heute nix hat, aber das kann sich stündlich ändern ....
Verfasst: 30:03:2006 11:09
von Petra
liebe anja,
meine ersten stunden bei meinem therapueten sahen so aus, dass er versuchte herauszufinden wo und wann ich schon mal so ähnliche ängste hatte. schritt für schritt sind wir dann daraufgekommen. wenn man einmal den auslöser kennt und diese ereignisse verarbeitet hat, kann man auch mit der aktuellen angst viel besser umgehen. ich sag mir immer, meine angst ist berechtigt aber sie ist aus der vergangenheit!
mein therapeut hat mir z.b gesagt, dass diese ängste die man jetzt hat um ein deutliches geringer sind als die, die man als kind durchstehen mußte.
ich mache eine transaktionsanalytische psychotherapie, mein therapeut ist lehrtrainer und macht auch verhaltenstherapie und hypnose. vielleicht könnte dir diese kombination auch helfen!? mich stützt es enorm und ich hab schon viele ängste in den griff bekommen, meine zwangsgedanken sind fast nicht mehr da!
glg petra
Verfasst: 30:03:2006 11:12
von Petra
liebe mädls,
ich war auch drei als ich die polypen rausbekam! kann mich noch an die angst erinnern als ich diese narkosemaske vors gesicht bekam und die schwester sagte: jetzt riechts gleich komisch und dann bist du weg!
uuufff, vielleicht ein weiterer auslöser von sehr vielen bei mir!
glg petra
Verfasst: 30:03:2006 14:49
von Muschelkalk
Uaaah, ist das gruselig:
Ich war sechs (?) und es waren auch die Polypen. Ich erinnere mich vorallem daran, dass mir die Nakose in den Handrücken mit so ner Art Schiessgewehr eingeschossen wurde. Hat ganz laut KLACK gemacht...und fühlte sich echt so an, wie angeschossen werden...hmmm...denk ich zumindest mal, dass sich das so anfühlt.
Mein Arzt/Thera (two in one

) wollte ganz viel über Kindheitsängste wissen. Er meinte dann irgendwann einmal (und das fand ich klasse!): Sie haben ja wirklich schon einiges erlebt...(z. B. schwerer Verkehrsunfall, wo ich aus dem Auto geschleudert wurde...). Dann können Sie doch vielleicht denken: Die Krankheit begannn nicht dann und dann, sondern: Dann und dann ist mir was passiert und ich habe eben sehr sensibel reagiert...
Die Erklärung von Petra/Hypolotta zum Thema Urvertrauen finde ich sehr treffend. Wir haben einfach schreckliche Angst, es würde uns heute, obwohl wir nicht mehr dreikäsehoch sind, nochmal genau so erschrecken und erschüttern, wie damals, als wir vier Jahre alt waren...oder eben sechs Jahre alt...egal! Und genau deswegen habe ich ja diese EMDR-Therapie begonnen. Habe bei Therapie erklärt, wie es funktioniert. Ich glaube, da hat eine von uns (Milla?) geschrieben, dass sie ihre dritte Therasitzung hatte. Und darauf habe ich dann an x-ter Stelle mit einer Riesenerklärung zu dem EMDR geantwortet.
Mein Arzt meint auch, dass diese Krankheitsangst mit einer weiteren medizinischen Traumatisierung zu tun hat: Habe mit drei Jahren in Folge einer schlimmen Blasenentzündung einen Blasenkatheter gelegt bekommen. War die Hölle, weil mich die Krankenhausnonnen dabei festhalten mussten...hatte ausserdem als Kind starke Asthma-Anfällle. Und auch da meint er, das seien eigentlich Todesängste, die man ausstehe...und das könne sich noch heute in dieser Hypochondrie niederschlagen. Ufffff
Wollte ja eigentlich gar nicht so viel schreiben! Fands halt nur so irre, gruselig und interessant!
Muschelkalk oder Muschel oder Muschelchen oder Kalkmuschel oder Hypermuschel....eigentlich ist das ja ne Gesteinsschicht...

aber, Muschel ist mindestens genauso schön..

Verfasst: 30:03:2006 18:23
von Xine
Ohweh alle die ersten Arzterfahrungen,wegen den Polypen?

Ist ja schon unheimlich.
Jetzt wo ihr es sagt.Ja,ich habe auch kein Vertrauen in meinen Körper.Manchmal würde ich ihn am liebsten verlassen und in die Ecke stellen.
Ob es an der Kindheit liegt? Hm so langsam beschleicht mich das Gefühl,dass es wohl so ist.
Oh man,sollte das Forum tatsächlich ne bessere Therapie für mich sein?
liebe Grüsse
Anja