Schatten & Licht e. V.

Hallo zusammen,
Ich bin relativ neu hier und habe vor ein paar Tagen meine Vorstellung im Vorstellungsforum geschrieben. Jetzt habe ich das erste Anliegen und freue mich auf eure Antworten. Wie ich vermute habe ich eine postpartale Depression, wie ich dazu komme das ich denke, dass nicht alles “normal” ist habe ich in der Vorstellungsrunde schon kurz beschrieben. Gestern war es mal wieder besonders schlimm ich kann es kaum beschreiben, aber ich hatte das Gefühl dass mein Kind der größte Fehler ist den ich begangen habe und es ist ganz schlimm das so zu formulieren. Ich habe mir dieses Kind so lange gewünscht nach jahrelanger Icsi Behandlung hat es endlich funktioniert... ich war der glücklichste Mensch der Welt als ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt. Niemals hätte ich gedacht dass ich hier sitzen würde und mir mein altes Leben zurück Wünsche und es kommt mir alles so unreal vor. Ich möchte einfach nur wieder ich selbst sein auf der Couch liegen Abend und mit meinem Mann den Alltag genießen. Jedes Geräusch meiner Tochter lässt mich schwitzen im wahrsten Sinne des Wortes. Ich kann kaum ertragen wenn sie weint beziehungsweise wenn sie rumquengelt. Dabei ist sie eigentlich ein recht ruhiges Kind und schreit so so gut wie nie von daher verstehe ich mich überhaupt Nicht. Wäre sie jetzt ein Schrei-Kind könnte ich ja noch verstehen warum ich so innerlich ausflippe!sobald sie weint aber es kommt so selten vor daher verstehe ich es noch viel weniger. Sobald sie eine Nacht nicht perfekt schläft sehe ich sofort die Katastrophe dass dies nun für die nächsten Jahre so bleibt und ich nie wieder ein Leben habe. Ich frage mich wann unsere Abende wieder so sein werden wie vorher dabei wusste ich doch ganz genau was ich mir mit einem Baby „antue“! Gestern war es so schlimm dass ich wieder nur geweint habe den ganzen Abend und Angst vor der Nacht hatte. Mein Mann muss seit Wochen neben meiner Tochter schlafen und ich gehe ins Gästezimmer weil ich es einfach nicht anders kann. Am nächsten Morgen wache ich dann auf und alles ist anders heute lache ich mit meiner Tochter sie ist der kleine Sonnenschein und ich kann man kein Leben ohne sie vorstellen. Ich küsse und liebe und umarme sie den ganzen Tag und frage mich was denn gestern mit mir los war und ich finde es noch viel verrückter dass ich gestern so drauf war und heute ist alles anders. Ist das denn „normal“ im Rahmen dieser Erkrankung? Vielleicht könnt ihr mir ja ein bisschen was darüber erzählen, meine ersten Therapiestunde habe ich nächsten Montag. Ich habe jeden Tag Angst dass es wieder so ein Tag wird an dem ich nur weine und ich weiß es schon morgens dass es so sein wird. Könnt ihr mir sagen wann es besser wird sobald man mit der Therapie begonnen hat?
Liebe Grüße, Lotte

Liebe Lotte!

Erst nochmal, schön das du hier her gefunden hast.

Also eine Depression verläuft sehr häufig wellenartig. Bei mir war es zwar nicht so mir ging es in der Akutzeit nach der Geburt durchgängig schlecht.
Aber ich war damals in einer Mutter-Kind Klinik und da habe ich viele Frauen erlebt, die es so beschrieben haben wie du.

Und auch hier im Forum habe ich von Frauen gehört, die es genau so erlebt haben wie du es beschreibst.
Vielleicht meldet sich ja noch der eine oder andere.

Die Gedanken die du beschreibst hatte ich allerdings damals auch. Ich dachte mein Leben wäre jetzt vorbei und ich wurde von der Verantwortung für das Kind erschlagen. Ich wollte mein altes Leben zurück...es ist ein Symptom der Depression.

Es ist sehr gut, das du schon einen Therapeuten Termin hast.
Gib dir Zeit in die Mutterrolle zu wachsen, dies kannst du in der Therapie super bearbeiten.

Es ist auch klasse, dass du direkt aktiv geworden bist, denn es ist sehr wichtig frühzeitig zu reagieren.

Und diesen wellenartigen Verlauf gibt es sehr häufig...bedenke, das deine Hormone auch noch verrückt spielen.

Halte uns auf dem laufenden.

Alles Liebe Inga

Hallo Inga, ganz herzlichen Dank für deine Nachricht! Du hast da ein Stichwort gesagt zu dem ich direkt mal eine Frage habe, Hormone! Ich hab Schweißausbrüche wie in den Wechseljahren und verliere Haare... das mit den depressiven Gedanken fing alles an als ich recht abrupt abgestillt habe, ich bin zwar kein Arzt aber sehe da einen Zusammenhang! Nun meine Frage welcher Arzt ist der richtige für mich um alles überprüfen oder einstellen zu lassen? Und würde die Psychologin etwas bringen wenn das alles hormonell ist?? Benötigt man eigentlich auch immer Medikamente bei dieser Erkrankung?
Danke euch!!!
Liebe Grüße
Lotta

Liebe Lotta,
ich möchte dir ebenfalls sagen, dass es völlig normal ist, was du beschreibst. Der wellenartige Verlauf, dass sich alles unreal anfühlt usw.
Dass du aber schon gute Tage hast, ist richtig toll- manche haben über viele Monate keinen einzigen guten Tag!
Es gibt tatsächlich Frauen, die das ganze ohne Medikamente schaffen. Ich würde sagen, bei einem leichteren Verlauf ist das gut möglich.... aber am besten besprichst du das mit deiner Therapeutin, die dir dann ggf. eine/n gute/n Psychiater/in empfehlen kann.
Du kannst natürlich auch einen Termin beim Endokrinilogen machen- meist findet man dort aber nicht viel (es sei denn, ein Mit- Auslöser ist eine Schilddrüsenerkrankung). Bis die Hormone sich eingependelt haben, dauert es oft eine ganze Weile, und der Hormonumschwung nach einer Geburt kann dafür verantwortlich sein, dass dein Hirnstoffwechsel durcheinander gekommen ist- dadurch können deine Symptome entstehen.
Das Schwitzen und der Haarausfall sind übrigens auch völlig normal, auch ohne Depression. Das haben nahezu alle Frauen. Das pendelt sich aber wieder ein.
Erstmal wünsche ich dir alles Liebe, viel Geduld mit dir selber, und dass es weiter bergauf geht!