Guten Abend,
Krass, dass Du das wirklich die ganze Elternzeit über hattest!! Ich erwarte zB auch gar nicht dass ich vor Freude jauchzend durch die Gegend tanze (obwohl mir von meinem Naturell her eigentlich mittlerweile danach ist, als Teenie war ich sehr melancholisch und pessimistisch, jetzt hab ich eigentlich gelernt das Leben zu lieben - wäre da nicht die Depression..)...
Ich würde mir nur einfach wünschen meinen Alltag ohne diese verdammte Anspannung und Angst bewältigen zu können. Manchmal überkommt es mich so stark, dass ich das Gefühl hab, mich schon nicht um mich kümmern zu können, wie soll ich das dann für meine Tochter tun? Iwie funktioniere ich noch, aber bin extremst anfällig. Heute hab ich meiner Tochter Brei gegeben, den ich selber gekocht habe, diesen hat sie die letzten 3 Tage auch gegessen und auch das ganze Schälchen geschafft. Heute hat sie bei den ersten Löffeln den Mund verzogen und sich geschüttelt. Ich hätte ihn trotzdem weitergefüttert - schließlich hat sie ihn die letzten Tage ja gegessen. Mein Mann hat das gesehen und meinte nur „Oh den mag sie aber gar nicht, willst du ihr den jetzt echt reinzwingen?“ da ich eh schon meeeega mit AnspannungL zu kämpfen hatte, konnte ich nur noch aufstehen, in Tränen ausbrechen und den Raum verlassen. Ich hab das als ganz persönliche Kritik gefühlt, obwohl ich vom Kopf weiß dass es Quatsch ist. Ihm tat es auch leid und er sagt mir
Auch immer wie toll ich alles hinkriege trotz der PPD, aber ich fühl mich immer so klein und schwach. Auch lacht die Kleine bei ihm viel viel mehr, weil er sie immer so toll bespaßen kann und ich werde dann richtig neidisch. Auch da: Kognitiv krieg ich das reflektiert, aber es kommt bei meinem Gefühl nicht an. Nur so als Beispiele was so den ganzen Tag in meinem Kopf vorgeht. Oder auch folgendes: ich warte morgens immer sehnsüchtig drauf, bis die Kleine wach wird, dann hab ich ja die erste „vernünftige“ Aufgabe, aber wenn ich dann 2 Std mit ihr verbracht hab, bin ich auch wieder gar und bin froh wenn sie irgendwann wieder schläft. Dabei ist sie wirklich ein total pflegeleichtes Baby! Weint wenig, kann sich auch sogar mal alleine beschäftigen...fühl mich so undankbar, dass ich das nicht genießen kann und stelle mir vor, wie es wäre, wenn sie nicht pflegeleicht wäre - ob ich dann komplett zusammenbrechen würde?! Auch das kann ich zur Zeit ganz wunderbar: Mir Horrorszenarien überlegen, „was wäre wenn mein Mann stirbt?“ etc...
Ich hab heute mal versucht eine Meditation Und PMR FÜR MICH und nicht GEGEN die Anspannungszustände zu machen. Das hat solange ich die Meditation Gemacht habe, ganz gut geklappt, danach war’s aber schlimmer als vorher, sowas wundert mich dann immer..waren dann noch bei Freunden zum Kaffee, was sehr gut getan hat, zu Hause dann wieder schlecht, als ob mein zu Hause eine Bedrohung ist - dabei wohnen wir wirklich schön

Diese Verzerrung der Realität, die die Depression verursacht ist für mich das schlimmste glaube ich...und das damit verbundene Gefühl der Hilflosigkeit.
Was du schreibst mit dem „immer lächelnd“, dass das nicht geht.. das ist was, was bei mir auch noch dringend „klick“ machen muss - ich reiße mir wirklich jeden Tag ein Bein raus, irgendwie gut drauf zu wirken für meine Tochter, mit ihr zu reden, sie anzulächeln...das verlangt auch so unheimlich viel Kraft ab. Ich habe Angst, dass wenn ich es nicht tue, unsere Bindung abreißt...
Was Kontakte angeht, habe ich Auch Glück, dass ich vor der Geburt schon durch Zufall eine ganz liebe Gruppe an Ebenfalls Neumamis kennengelernt habe und so auch einige Freundinnen haben, die auch 1-2 Kinder haben und zu Hause sind. Ich versuche mir die Woche auch so zu planen, dass ich jeden Tag in irgendeiner Form diese Kontakte pflege. Mir ist bewusst dass einige hier das nicht haben und auch da wieder fühle ich mich so doof, dass ich eigentlich alle Voraussetzungen habe, und trotzdem ist jeder Tag so qualvoll...fühle mich trotz allem oft sehr einsam, auch in Gesellschaft.
Was die Medikation angeht: Ja - im Nachhinein betrachtet hast du so recht und ich könnte mir in den Hintern treten,
Dass ich immer ohne Medis klarkommen wollte. Hab auch das Fluoxetin immer wieder abgesetzt und nach 3 Monaten immer gemerkt, dass es ohne doof ist. Zwar nicht schlimm, aber eben auch nicht gut. Beim Escitalopram war ich halt vorsichtig, weil ich schon einen Kinderwunsch hatte seit 3 Jahren..die Episode 2017 kam auch nach dem Absetzen der Pille und des Fluoxetins. Also iwie auch kein Wunder...
Ich werde definitiv so hoch gehen wie es eben nötig ist Mit dem Venla und den Teufel tun, mich dann mit dem Ausschleichen unter Druck zu setzen. Mein Wunsch, Mama zu werden, hat sich erfüllt, dafür bin ich trotz allem dankbar - eigentlich wollte ich immer 2 Kinder, aber wenn diese PPD vorbei sein wird, werd ich es denke ich, nicht noch einmal riskieren.
War das eigentlich auch der Grund warum Du „nur“ ein Kind hast? (Versteh die Frage nicht falsch, jeder hat ein anderes Konzept für sein Leben) hattest du Angst, es könnte dich nochmal erwischen?
Es tut gut das alles mal niederzuschreiben, danke nochmal fürs Lesen und auch die lieben Antworten!