PPD oder wirklich alles schei*e?
Verfasst: 06:05:2024 21:09
Hallo ihr Lieben,
seit ich das Forum gestern "entdeckt" habe, lese ich ununterbrochen darin. Aber erstmal etwas zu mir.
Ich bin 37 Jahre alt, selbst Psychologin und Psychotherapeutin und habe 2 Kinder. Seit meiner Jugend leide ich immer wieder an depressiven Phasen, die auch medikamentös behandelt werden. Verschiedene, teils mehrjährige Therapien habe ich auch schon gemacht. Meine Trigger sind größere Veränderungen und Beziehungs-/Bindungsthemen.
Im Februar 2020 kam meine erste Tochter zur Welt. Alles war schwer, Corona kam hinzu und ich hatte eine PPD. Es wurde wieder besser, im Jahr drauf konnte ich meine Approbation machen und habe 2 Jahre gearbeitet, das habe ich geliebt.
Anfang Januar 2024 wurde unsere 2. Tochter geboren, nach einer komplikationslosen SS leider per Notsectio. Unter den Presswehen waren plötzlich die Herztöne weg, alles ging ganz schnell und war wie bei Emergency Room. Sie hat eine schwere Asphyxie und viele andere Komplikationen erlitten, war auf der Intensivstation und erst nach 4 Tagen durften wir sie das 1. Mal auf den Arm nehmen. Nach 5 Tagen wurde ich ohne mein Baby entlassen. Heute geht es ihr gut, aber es war erstmal nicht klar, ob und wie ihr Gehirn das übersteht.
Die ersten 6 Wochen ging es mir relativ gut (den Umständen entsprechend), ich war stolz wie ich das alles überstanden und gemeistert habe. Anfang März kam dann der Einbruch, seitdem geht es mir psychisch schlecht mit heftigen Ausschlägen nach unten. Am meisten hadere ich mit der Paarbeziehung, die schon immer Recht kompromissbehaftet für mich war. Nun stellt sich mir immer wieder die Frage, bin ich wirklich depressiv oder ist mein Leben einfach "..."? Immer wieder bin ich überzeugt, dass es mir gar nicht besser gehen kann, wenn ich das Beziehungsthema nicht angehe und ich mich sofort trennen muss. Das kann ich aber gar nicht, finde den Gedanken schrecklich (manchmal auch entlastend) und weiß eigentlich, dass man in solchen Phasen keine weitreichenden Entscheidungen treffen soll. Das dreht sich dann in so eine Gedankenspirale, dass die Hoffnungslosigkeit und die Anspannung SO massiv werden, dass es sich völlig unaushaltbar anfühlt und ich einfach nicht mehr da sein möchte. Dass ich immer wieder überzeugt bin, meine Kinder nicht behalten zu können, weil sie so ein Pech haben, in dieser Familie zu leben und nicht in einer anderen. Dass ich mein Leben einfach nicht mag, einfach nicht leiden kann. Ich in allen Lebensbereichen nur so tue, als wäre ich normal, aber eigentlich ist alles unbelebt.
Der Gedanke, eine PPD zu haben, ist quasi ein tröstlicher, weil das würde ja bedeuten, dass der Zustand wieder weggeht und nichts damit zu tun hat, dass ich es tatsächlich "verkackt" habe mit diesem Leben. Dann kommt mein Kopf und sagt, haha, ja, jetzt steigerst Du Dich sogar in eine Depression rein und verbringst lieber Deine Zeit damit, als Dich endlich mal dem Beziehungsproblem zuzuwenden.
Mein Zustand ist nahezu unvorhersehbar. Was ich weiß ist, dass es mir tendenziell minimal besser geht, wenn ich mit meinen 2 lieben Freundinnen zusammen bin und schlechter, wenn ich "nur" mit meiner Familie Zeit verbringe (am schlimmsten ist strukturlose Zeit zuhause - verregnetes Wochenende - Horror). Dann bin ich wieder einen Tag merkwürdig gleichgültig oder mache vielleicht sogar mal einen Witz. Dann kommen wieder mehrere Tage, die kaum aushaltbar sind, an denen ich durch mein Leben laufe und denke, wie bin ich hierhin gekommen, und wie konnte ich mir jemals einbilden, dass das nicht alles absolut ... und erbärmlich ist? Alles fühlt sich SO falsch an. Ich vergleiche mich, mein Leben und meinen Partner unablässig mit anderen und natürlich kommen wir dabei immer schlecht weg.
Nunja, ich könnte hier jetzt ewig weiterberichten. Aktuell bin ich bei 125mg Sertralin und ab morgen kommen noch 3,75mg Mirtazapin zur Nacht dazu. Ich bin bei einer VTlerin angebunden, die ich zwar nett aber nicht besonders hilfreich finde. Ich war zum Vorgespräch bei einem Psychoanalytiker, da ist morgen der nächste Termin (keine Ahnung was ich davon halte). Ich warte gerade auf eine teilstationäre Aufnahme auf einer Mu-Ki-Station. Aber auch da schwankt es täglich von "was soll ich denn da?!" über "die können mir auch nicht helfen!" bis zu "ich muss jetzt SOFORT in die Klinik!". Alles sehr wirr und schwer. Ich fühle mich schwach, traurig, schuldig und weiß gar nicht, wer ich eigentlich bin. Aber ich bin jetzt hier und freue mich von Euch zu lesen.
seit ich das Forum gestern "entdeckt" habe, lese ich ununterbrochen darin. Aber erstmal etwas zu mir.
Ich bin 37 Jahre alt, selbst Psychologin und Psychotherapeutin und habe 2 Kinder. Seit meiner Jugend leide ich immer wieder an depressiven Phasen, die auch medikamentös behandelt werden. Verschiedene, teils mehrjährige Therapien habe ich auch schon gemacht. Meine Trigger sind größere Veränderungen und Beziehungs-/Bindungsthemen.
Im Februar 2020 kam meine erste Tochter zur Welt. Alles war schwer, Corona kam hinzu und ich hatte eine PPD. Es wurde wieder besser, im Jahr drauf konnte ich meine Approbation machen und habe 2 Jahre gearbeitet, das habe ich geliebt.
Anfang Januar 2024 wurde unsere 2. Tochter geboren, nach einer komplikationslosen SS leider per Notsectio. Unter den Presswehen waren plötzlich die Herztöne weg, alles ging ganz schnell und war wie bei Emergency Room. Sie hat eine schwere Asphyxie und viele andere Komplikationen erlitten, war auf der Intensivstation und erst nach 4 Tagen durften wir sie das 1. Mal auf den Arm nehmen. Nach 5 Tagen wurde ich ohne mein Baby entlassen. Heute geht es ihr gut, aber es war erstmal nicht klar, ob und wie ihr Gehirn das übersteht.
Die ersten 6 Wochen ging es mir relativ gut (den Umständen entsprechend), ich war stolz wie ich das alles überstanden und gemeistert habe. Anfang März kam dann der Einbruch, seitdem geht es mir psychisch schlecht mit heftigen Ausschlägen nach unten. Am meisten hadere ich mit der Paarbeziehung, die schon immer Recht kompromissbehaftet für mich war. Nun stellt sich mir immer wieder die Frage, bin ich wirklich depressiv oder ist mein Leben einfach "..."? Immer wieder bin ich überzeugt, dass es mir gar nicht besser gehen kann, wenn ich das Beziehungsthema nicht angehe und ich mich sofort trennen muss. Das kann ich aber gar nicht, finde den Gedanken schrecklich (manchmal auch entlastend) und weiß eigentlich, dass man in solchen Phasen keine weitreichenden Entscheidungen treffen soll. Das dreht sich dann in so eine Gedankenspirale, dass die Hoffnungslosigkeit und die Anspannung SO massiv werden, dass es sich völlig unaushaltbar anfühlt und ich einfach nicht mehr da sein möchte. Dass ich immer wieder überzeugt bin, meine Kinder nicht behalten zu können, weil sie so ein Pech haben, in dieser Familie zu leben und nicht in einer anderen. Dass ich mein Leben einfach nicht mag, einfach nicht leiden kann. Ich in allen Lebensbereichen nur so tue, als wäre ich normal, aber eigentlich ist alles unbelebt.
Der Gedanke, eine PPD zu haben, ist quasi ein tröstlicher, weil das würde ja bedeuten, dass der Zustand wieder weggeht und nichts damit zu tun hat, dass ich es tatsächlich "verkackt" habe mit diesem Leben. Dann kommt mein Kopf und sagt, haha, ja, jetzt steigerst Du Dich sogar in eine Depression rein und verbringst lieber Deine Zeit damit, als Dich endlich mal dem Beziehungsproblem zuzuwenden.
Mein Zustand ist nahezu unvorhersehbar. Was ich weiß ist, dass es mir tendenziell minimal besser geht, wenn ich mit meinen 2 lieben Freundinnen zusammen bin und schlechter, wenn ich "nur" mit meiner Familie Zeit verbringe (am schlimmsten ist strukturlose Zeit zuhause - verregnetes Wochenende - Horror). Dann bin ich wieder einen Tag merkwürdig gleichgültig oder mache vielleicht sogar mal einen Witz. Dann kommen wieder mehrere Tage, die kaum aushaltbar sind, an denen ich durch mein Leben laufe und denke, wie bin ich hierhin gekommen, und wie konnte ich mir jemals einbilden, dass das nicht alles absolut ... und erbärmlich ist? Alles fühlt sich SO falsch an. Ich vergleiche mich, mein Leben und meinen Partner unablässig mit anderen und natürlich kommen wir dabei immer schlecht weg.
Nunja, ich könnte hier jetzt ewig weiterberichten. Aktuell bin ich bei 125mg Sertralin und ab morgen kommen noch 3,75mg Mirtazapin zur Nacht dazu. Ich bin bei einer VTlerin angebunden, die ich zwar nett aber nicht besonders hilfreich finde. Ich war zum Vorgespräch bei einem Psychoanalytiker, da ist morgen der nächste Termin (keine Ahnung was ich davon halte). Ich warte gerade auf eine teilstationäre Aufnahme auf einer Mu-Ki-Station. Aber auch da schwankt es täglich von "was soll ich denn da?!" über "die können mir auch nicht helfen!" bis zu "ich muss jetzt SOFORT in die Klinik!". Alles sehr wirr und schwer. Ich fühle mich schwach, traurig, schuldig und weiß gar nicht, wer ich eigentlich bin. Aber ich bin jetzt hier und freue mich von Euch zu lesen.