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Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 09:12:2024 9:56
von Iris36
Hallo ihr lieben,

Es war nun einige Zeit etwas ruhiger um mich, da es mir drei Wochen verhältnismäßig gut ging.

Seit gestern, ausgerechnet auch noch am 1. Geburtstag meines Sohnes sitze ich wieder in einem Tief. Nun sind auch wieder die Zweifel da und die Angst es Zuhause mit all dem Stress nicht zu schaffen und auch im nächsten Jahr immer wieder in die Klinik zu müssen. Dieses Jahr war ich ja bereits drei mal stationär, weil es zuhause einfach nicht mehr ging.

Die Angst zuhause mit dem dauerhaften Stress durch die Kinder einfach nicht dauerhaft stabil zu werden.

Ich muss dazu sagen, dass die letzten Wochen schon recht anstrengend waren daheim, da ich ja parallel auch noch in der Tagesklinik bin.
Ich tue mich auch einfach total schwer mir einzugestehen, dass ich einfach nicht mehr so belastbar bin wie früher und es noch lange dauern wird bis ich mich wieder alleine um beide Kinder kümmern kann.

Wie habt ihr das denn ambulant / zuhause geschafft? Habt ihr Tipps für mich wie ich diese stressigen Phasen mit Kinder besser bewältigen kann?

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 09:12:2024 10:32
von alibo79
Guten Morgen Iris, es ist überhaupt nicht ungewöhnlich, im tief zu hängen, vor allem wenn du selbst schon gemerkt hast, dass die letzte zeit viel los war. Dein Stress System ist noch nicht gefestigt, dann kann ein tief schnell mal auftreten. Und auch gerade an einem Geburtstag der Kinder, ist das typisch. Man möchte dass alles toll wird, es soll perfekt sein, und schnell steckt man wieder in dieser Spirale aus den hohen Ansprüchen an sich selbst, Perfektionismus, Druck und Streß lassen grüßen.
Zudem ist der erste Geburtstag auch emotional herausfordernd, man hat auf einmal kein Baby mehr zu Hause, man denkt an die Geburt zurück. Und ich habe mich dann auch immer an die schwere Zeit durch die Depression erinnert, wo viele düstere Gefühle hoch gekommen sind.
Ganz wichtig ist einfach immer wieder sehr gut für sich zu sorgen, Ansprüche zu reduzieren, nicht 100% zu geben sondern nur 75, dann kannst du dir quasi den Rest auf deinen eigenen Akku speichern. Und so wird mit der Zeit auch die Energie und Belastbarkeit besser werden, so dass du in ein paar Monaten Stress besser bewältigen kannst!

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 09:12:2024 10:34
von alibo79
Übrigens, ich bin auch stabil geworden, mit zwei kleinen Kindern zu Hause und Arbeit und allem was dazu gehört, das ist definitiv möglich, nur es setzt bei mir voraus, dass ich mich selbst immer sorgfältig behandle :D.

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 09:12:2024 12:20
von Iris36
Mit sorgfältig behandeln meinst du vermutlich viel Ruhepausen und viel von dem machen was einem selber gut tut?

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 09:12:2024 13:48
von Marika
Hallo Iris!

Kenne ich auch sehr gut. Gerade nach Stress kann es noch einige Zeit zu solchen Tiefs kommen, es ist genau wie alibo schreibt.

Wichtig sind wirklich AUSZEITEN, Zeit für dich - eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannung. Das musste ich nach der akuten PPD auch lernen, war gar nicht einfach, aber Kompromiss los.

Diese Tiefs sind eine Mahnung: Vorsicht, solche multiplen Belastungen sind noch zuviel. Versuch jetzt wirklich zu entschleunigen. Was nicht dringend ist, kann warten, Aufgaben auch mal an den Partner delegieren... für mich war das Highlight: wenn der kleine ein Schläfchen gemacht hat, habe ich das auch... alles andere blieb einfach liegen, knallhart! :wink:

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 09:12:2024 15:43
von Sternschnuppe2023
Liebe Iris,

leider hatte ich die erste Zeit auch sehr häufig Tiefs. Ich war dann auch immer mehr sehr in Angst und Panik, dass es wieder von vorne los geht. Das ist aber zum Glück bisher nie passiert. Für mich war dann am Anfang in solchen Tiefs ganz wichtig, alles abzusagen was gerade nicht dringend notwendig ist und alles abzugeben was geht. Ich hatte da auch immer ein schlechtes Gewissen meinem Partner gegenüber, dass er wieder viel mehr machen muss. Aber es ging nicht anders. Die Tiefs waren für mich immer ein Warnhinweis und sind es noch heute. Zwar nicht mehr so extrem, aber ich passe wieder stärker auf mich auf, wenn ich merke mir geht es schlechter. Aber vor einem Jahr noch, konnte ich keine Kompromisse machen. Es war in solchen Phasen dringend notwendig Pause zu machen von allem was ging.
Achte gut auf dich und gönne dir so gut es geht pausen 💚

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 09:12:2024 17:03
von alibo79
Genau, mit sorgfältig behandelt, meine ich alles was mir gut tut. Von Sport, Alltag, Pausen, Hobbys usw. Das Marika mit Mittagspausen Highlight meint, mache ich heute noch so. Das habe ich mir damals in der ppd angeeignet und bis heute beibehalten. Weil ich merke wie gut es meinem Akku tut. Und auch ich mache da wenig Kompromisse und bin sehr eisern. Wenn ich mittags von der Arbeit komme, und die Kinder von der Schule, Hausaufgaben, Mittagessen etc. Da ist es schnell mal schon mitten auf dem nachmittag. Ich bin dann schnell geneigt zu sagen, die Pause streichen wir, es ist noch soviel zu tun. Und dann werde ich quasi selbst mit mir streng und schicke mich selbst ins Bett um Pause zu machen :D.
In der Depression hatte ich irgendwann einen Rhythmus gefunden, der für mich gut funktionierte. Das war 3x in der Woche arbeiten gehen und dann 1-2x höchstens einen weiteren Termin wie Arzt Termin oder was mit den Kindern. Ich habe in der anderen Zeit natürlich nicht nur gefaulenzt , es gab immer was zu tun, wie Wäsche, einkaufen, kinder versorgen, Garten, auf unserem Bauernhof was machen. Das waren aber alles Dinge, die ich mir selbst einteilen konnte. Und wenn die Kraft fehlte, dann wurde es nicht gemacht.
Auch später, als es mir besser ging, habe ich diesen Rhythmus immer wieder aufgegriffen, wenn ein tief da war oder ich gemerkt habe, es wird mir alles zuviel.
Wie Sternschnuppe schreibt, schraube ich das Tempo runter, solange, bis ich merke die Kraft kommt wieder, und dann noch ein Stückchen länger. Manchmal für paar Tage, manchmal für 2-4 Wochen.
Wenn du so einen etwas langsameren Alltag einführen kannst, merkst du, dass du auf die Dauer mehr Ressourcen gewinnen kannst und damit stabiler und belastbar wirst.

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 13:12:2024 8:01
von alibo79
Guten Morgen Iris, wie geht es dir? Hat sich das tief gelegt?

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 13:12:2024 12:03
von Iris36
Guten Morgen, nein leider noch nicht. Gestern hatte ich wieder einen ziemlich miesen Tag mit extremer Unruhe den ganzen Tag. Heute geht es etwas besser aber immer noch nicht so dass ich sagen könnte ich fühle mich wieder besser.

Jetzt kommt natürlich meine Angst dass ich es zuhause bei den Kindern nie schaffe gesund zu werden aufgrund des dauerhaften Stresses. 🫤 nach dem Rückfall im Sommer bin ich noch mehr verunsichert. Ich hoffe einfach, dass dieser durch den wochenlangen Stress mit wenig Ruhe und Pausen kam. Alles machen zu wollen und als die Unruhe und die Schlafstörungen wieder da waren trotzdem weiter machen wie bisher, von einem Urlaub in den nächsten…. Immer nur her mit dem Stress.

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 15:12:2024 8:28
von alibo79
Guten Morgen Iris, genau wie Du sagst, Stress, vor allem dauerhaft Stress ist für uns mit Depressionen einfach mega schädlich. Manchmal ist es nicht einfach den Stress zu reduzieren, vor allem mit kleinen Kindern zu Hause. Trotzdem ist es extrem wichtig. Was machst du denn für dich, was dir gut tut oder wo nimmst du dir Auszeit oder lässt mal sachen einfach liegen? In meiner Therapie haben wir auch oft die vielen verschiedenen Ansprüche und Rollen, die ich einnehmen muss bzw mir auch selbst zumute besprochen. Was dabei rum kam, war immer wieder das gleiche, ich habe soviele unterschiedliche Rollen, die ich alle bedienen muss bzw will. Natürlich will ich das auch immer besonders gut machen, durch meine hohen Ansprüche an mich selbst. Es ist ganz klar, dass dieses Kartenhaus irgendwann nicht mehr hält, in sich zusammen fällt und es zum großen knall kommt.
Das tief bei dir wird auch wieder vorbei gehen, es dauert manchmal einfach paar Tage, auch mal 2 Wochen. Wichtig ist immer wieder gut für sich zu sorgen. Und wenn ich an meine ppd denke, waren auch es nach 1 Jahr mit Klinik Aufenthalt noch oft schwere Tiefs, die ich hatte. Ich bin darüber sehr oft verzweifelt. So lange die Tendenz insgesamt positiv ist, habe ich mir gesagt, bin ich auf dem richtigen Weg. Du wirst wieder gesund werden und auch mit zwei kleinen Kindern schaffst du das.
Ich wünsche dir einen ruhigen 3.Advent, liebe Grüße

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 15:12:2024 10:25
von Marika
Hallo!

Genau wie Alibo wollte ich auch gerade fragen, ob und was du für dich in den letzten Tagen getan hast. Und ob deine Medikation noch so ist mit Mirtazapin und Quetiapin?

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 15:12:2024 11:12
von Iris36
Guten Morgen,

Seit Freitag Mittag / Nachmittag geht es mir wieder besser. Nachmittags war ich noch eine Runde joggen, das tat auf jeden Fall gut.

Gestern hab ich wieder etwas mehr gemacht und beim Plätzchen backen geholfen, aber das ist ja auch was was mir früher spaß gemacht hat. Wir waren nachmittags dann noch auf dem Christkindlmarkt und da hab ich heute Morgen schon wieder gemerkt dass das gestern in Summe viel war.

Ich hab gestern und heute Morgen mit dem Kleinen am Vormittag noch ein Schläfchen gehalten und heute wollen wir als Familie auch eher einen ruhigen Tag mit malen, basteln und spielen Zuhause machen. Endlich zeigt sich auch mal wieder die Sonne bei uns, da werd ich sicher noch eine Runde zum Sport gehen. Ich hoffe das reicht an positiven Aktivitäten und Zeit auch nur für mich.

Unter der Woche ist nur gerade am Vormittag schwer Stress zu reduzieren. Beide Kids müssen fertig gemacht werden für die Betreuung und besonders die Große ist oft schwierig und meckert viel 🫤

Und ja, Medikamente sind noch annähernd so wie vor ein paar Wochen. Wir haben das unretardierte quetiapin auf die Hälfte reduziert und das trazodon ist ganz raus. Mirtazapin überlegen wir die 15mg morgens in die Nacht zu legen, da ich mittlerweile das Gefühl habe davon morgens total müde zu werden.

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 15:12:2024 11:58
von Marika
Dann ist die Medikation also anders... könnte auch Einfluss haben bzw. hat es wahrscheinlich auch. Warum habt ihr reduziert? Hast du dich denn stabil gefühlt oder was ist der Plan? Irgendwie schon etwas früh zum reduzieren...oder wie empfindest du das Ganze?

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 15:12:2024 12:16
von Iris36
Naja, das unretardierte quetiapin und das trazodon helfen ja nur beim einschlafen, da es meines Wissens ruhiger macht und man auch schneller einschläft. Trazodon hatte ich auch nur 25mg und eine antidepressive Wirkung entfaltet sich wohl erst ab 75mg. Das hat laut meiner Ärztin in der Tagesklinik keinen Effekt auf die antidepressive Wirkung. Mein mirtazapin ist immer noch bei 45mg und auch das retardierte quetiapin, welches stimmungsstabilisierend wirkt in der Höhe ist unverändert bei 200mg.

Wir haben reduziert weil ich ohne zwei Kaffee morgens und nach 10h Schlaf immer noch total müde war. Und ich hatte ja jetzt auch fast 1,5 Monate täglich das rTMS was sich ja auch positiv auf die Depression bzw deren Heilung auswirkt. Jedenfalls empfinde ich das so.

Somit ist die Reduzierung auch in Ordnung, denn schlafen klappt mittlerweile fast jeden Tag schon so gut, dass ich bereits nach den 200mg quetiapin am Abend mein erstes nickerchen auf dem Sofa mache, da ich entspannt und müde genug bin. 😃

Re: Tief bald ein Jahr nach Beginn

Verfasst: 15:12:2024 12:20
von Marika
Dann wird es passen... habe nur einen möglichen kurzfristigen Zusammenhang vermutet. Denn oft reichen kleinste Veränderungen ob im Alltag oder bei Medikamenten Dosierungen, um etwas zu bemerken.