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Escitalopram Erfahrungen

Verfasst: 05:07:2025 17:59
von Stephie17.02
Hallo ihr Lieben, ich bin Stephie und hatte nach der Geburt meiner Tochter eine PPD. Diese habe ich mit einer ambulanten kurzzeitigen Therapie und 20mg Citalopram gut in den Griff bekommen und hatte Cita dann ausgeschlichen. 2023 hatte ich dann einen Burnout, erneut 20mg Citalopram und danach dauerhafte Therapie. In dieser habe ich erst gelernt was Grenzen sind, habe meine Familiengeschichte beleuchtet, mich von meinem Mann getrennt, meinen Freundeskreis aufgeräumt. Und leider zu früh meine Medis ausgeschlichen, viel zu früh. Jetzt stecke ich im Rückfall und bin nun bei Escitalopram, seit 18 Tagen (4 Tage 5 mg und dann 10mg). Wann fing es bei Euch an zu wirken? Ich hatte gedacht es wird schon besser, aber besonders an den letzten Tagen waren die Schwankungen so heftig, dass ich schon daran gedacht habe wieder abzusetzen weil die depressiven Zeiten so schlimm sind, gefühlt hoffnungsloser als vorher. Vielleicht kann mir jemand Mut zusprechen? Ich bin wahrscheinlich zu ungeduldig, oder?

Re: Escitalopram Erfahrungen

Verfasst: 05:07:2025 21:36
von alibo79
Hallo stephie,
Herzlich willkommen hier im forum.
Ich denke, du darfst dir noch Zeit geben, du nimmst das Medikament ja nun wirklich erst kurz. Wie war es denn bei deinen ersten Episoden? Wie schnell bist du dann stabil geworden? Wie lange hast du damals die Medikamente genommen und hast du eine Idee warum du diesmal wieder erkrankt bist? Ich habe auch schon 2 schwere Depressionen hinter mir, das erste Mal war es nach der Geburt meiner zweiten Tochter. Das zweite mal war es auch eher eine Burnout bzw Erschöpfung Depressionen und zusätzlich hatte ich damals auch meine Medikamente abgesetzt.
Beide Episoden waren ähnlich, aber irgendwie auch unterschiedlich. Da ich zum zweiten Mal schwer erkrankt bin werde ich lebenslang meine med nehmen müssen.
Ich denke, dass du wirklich bald schon Verbesserungen merken wirst!!

Re: Escitalopram Erfahrungen

Verfasst: 05:07:2025 22:35
von Marika
Hallo und auch von mir herzlich Willkommen!

Bitte gib dem Escitalopram noch Zeit. Nach frühestens 2 bis 4 Wochen merkt man ca. eine erste Wirkung. Es dauert aber deutlich länger, bis die volle Bandbreite zum Tragen kommt. Tiefs kommen auch mit AD, nur dass diese immer weniger werden mit der Zeit. Das Tief jetzt heißt nicht zwangsläufig, dass das AD nicht passt, ganz oft ist es die Erkrankung selber. Die Genesung verläuft in solchen Wellen. Aber das AD wirkt dem entgegen. Die Reparatur Mechanismen im Gehirn sind sehr komplex und man muss dem Medikament schon ausreichend Zeit geben.

Du hast 2x abgesetzt, zum Teil zu früh. Du musst deinem Körper und dem Medikament jetzt unbedingt Zeit geben, wieder ins Lot zu kommen.

Wie sieht es mit dem Zyklus aus? Stehst du vielleicht kurz vor der Periode oder dem Eisprung? Diese 2 sind oft Auslöser von Tiefs.

Was du keinesfalls tun solltest, ist Abzusetzen ohne mit dem Arzt gesprochen zu haben. Das kann schwer ins Auge gehen. Möglich wäre auch ein Bedarfsmedikament dass man zusätzlich nehmen kann, um solche Tiefs abzufedern. Dein Arzt könnte dich da beraten.

Re: Escitalopram Erfahrungen

Verfasst: 06:07:2025 8:39
von Stephie17.02
Guten Morgen Ihr Lieben,
nach meiner PPD habe ich ca. Drei, vier Wochen gebraucht bis es mir merklich besser ging. Bei meinem Burnout war es auch so, auch wenn ich da nach ein paar Wochen noch mal ein längeres, aber nicht so heftiges Tief hatte. Ich hatte nach der PPD nach anderthalb Jahren ausgeschlichen und 2023 leider schon nach einem halben Jahr die Dosis reduziert, dann noch mal nach einem halben Jahr und letzten Herbst dann weggelassen weil ich sie so oft vergessen hatte und dann dachte ich brauche sie nicht mehr. Pustekuchen. Ich werde mich jetzt hüten, die noch mal wegzulassen. Dann nehme ich sie eben ein Leben lang. Ja, ich werde wohl noch Geduld brauchen, manchmal habe ich jetzt inzwischen schon ganz gute Minuten. Da wird anscheinend im Hirn schon was gebaut. Mein Zyklus ist bei Tag 21, ich nehme aber auch Progesteron um PMS in Schach zu halten. Ich freue mich sehr über den Austausch hier, es tut mir gut und macht mir Mut! Besonders schwer ist es morgens, mich aufzuraffen aufzustehen, duschen, essen (geht ganz schlecht im Moment) und mich irgendwie beschäftigen, während ich warte dass die Medis helfen.

Re: Escitalopram Erfahrungen

Verfasst: 06:07:2025 8:52
von Stephie17.02
Warum ich wieder erkrankt bin, ist recht komplex. Ich bin in meiner Kindheit damit aufgewachsen nicht gut genug zu sein in allen Belangen, kannte meine Bedürfnisse nicht und habe ganz viel kompensiert mit Essen und Fernsehen. Ich war ein übergewichtiges Kind und wurde viel gemobbt. Als ich mich nach meinem Burnout von meinem Mann getrennt hab, hatte ich die Aufgabe mich überhaupt erst mal zu entdecken. Was will ich denn? Ich hab Grenzen gesetzt, was mich unglaublich viel Mut gekostet hat. Ich habe Gegenwind bekommen (Teile meiner Familie akzeptieren die Trennung nicht), was mir weh tat und mich daran erinnert hat wie ich schon als Kind nie gehalten und getröstet wurde sondern nur verletzt wurde. Das war sehr anstrengend. Ich betreue meine Tochter im WM mit dem Vater und habe auch hier Ängste was falsch zu machen und nicht gut genug zu sein. Auch daran arbeite ich, aber es ist schwer weil es wie ein Damocles-Schwert über mir schwebt, meiner Tochter könnte es an Liebe fehlen bzw. ich benehme mich wie meine Eltern (was Quatsch ist). Dazu habe ich seit einem Jahr einen Freund, der sehr selbstbewusst ist und seine Grenzen sehr wahrt. Das ist super, weil ich von ihm lerne was ich eigentlich alles nicht muss und sagen darf, weil er es auch tut. Und trotzdem triggert es natürlich ständig mein Nervensystem bei Themen die ich noch nicht aufgearbeitet habe. Ich hatte jetzt zwei Jahre Gruppentherapie, und arbeite aktuell mit einer Heilpraktikerin dezidiert an meinen Themen, Ängsten, Schamgefühlen. Das alles ist anstrengend in Summe, aber nötig. Ich muss das Tempo aber rausnehmen und mir mehr Zeit für mich nehmen. Wenn ich wieder fit bin (meine Tochter ist derzeit beim Papa weil ich sie nicht betreuen kann aktuell), habe ich mir Yoga-Kurse organisiert, werde mehr Zeit allein verbringen und versuchen mir weniger Stress zu machen mittels der Handwerkszeuge der Heilpraktikerin. Das alles braucht aber Zeit.

Re: Escitalopram Erfahrungen

Verfasst: 06:07:2025 8:56
von Marika
Guten Morgen Steffi!

Ja das ist dieses gemeine Morgentief. Da sind die Botenstoffe im Gehirn auf dem niedrigsten Stand, da sie natürlicher Weise über Nacht verstoffwechselt werden. Das wirkt sich bei uns Betroffenen aber extrem aus, da unsere Botenstoffe durch die Erkrankung eh schon durcheinander sind. Mir hat da geholfen, einen gut strukturierten Tagesplan zu machen. Am Morgen bin ich immer raus mit dem Kleinen, unter Leute in die Stadt. Das war oft sehr schwer, aber sobald ich es geschafft hatte, tat es mir gut.

Diese ersten positiven Momente sind ein gutes Zeichen. Versuch noch Geduld zu haben. Ich weiß, dass ist sehr schwer. Ich bin sicher, es wird bald leichter! ❤️

Re: Escitalopram Erfahrungen

Verfasst: 06:07:2025 9:02
von Marika
Das klingt sehr gut, Steffi. Du bist auf einem tollen Weg. Aber er braucht Zeit, wie du richtig sagst.

Auch ich habe ganz viel aufarbeiten müssen, erkennen und lernen dürfen. Das hat mich sehr weit gebracht, ich bin heute eine gesunde und glückliche Frau. Eine kleine Erhaltungsdosis von ebenfalls Escitalopram nehme ich aber, ganz ohne bekäme ich immer wieder Rückfälle. Aber so lebe ich mit 10 mg Escitalopram völlig beschwerdefrei und das schon seit vielen Jahren! ❤️

Re: Escitalopram Erfahrungen

Verfasst: 06:07:2025 10:18
von Stephie17.02
Ganz lieben Dank für Eure Nachrichten! Mich baut das sehr auf, danke. Ich bin nicht von der geduldigen Sorte, auch das und das Thema „Annahme“ sind wichtig für mich noch zu lernen.
Heute wollte ich zu meinem Freund, weil mir das dort gestern so gut tat. Nun ist seine Tochter aber total krank, und ich habe nichts vor heute. Und ich bin nicht total zusammengebrochen bei dem Gedanken, sondern bin recht stabil und versuche die Zeit und Ruhe für mich zu nutzen.

Habt ihr zusätzlich zu den Medis Therapien gemacht? Und was hat Euch dort am besten geholfen?

Re: Escitalopram Erfahrungen

Verfasst: 06:07:2025 14:24
von alibo79
Hey, ich habe viele Jahre eine Therapie gemacht. Es war mit Unterbrechung immer beim gleichen Psychologen. Tatsächlich war auch schon meine Mutter bei ihm in Therapie und er war sehr vertraut mit unserer komplexen und schwierigen Familien Geschichten. Von kriegs Trauma der Großeltern, schwierigen kindheiten, Alkohol sucht meines Vaters etc. Es ging da auch viel darum die Familien Geschichten aufzuarbeiten, zu verstehen, verstehen woher manche Gefühle kommen. Oder auch warum ich mich so verhalten habe in Situationen, Ängste und Unsicherheit in meinem Leben etc. Ich denke du kennst es ja selbst wie du schreibst. Und daraus lernen, sein Verhalten zu überdenken, zu ändern, akzeptieren, dass ich so bin, selbtsliebe, selbtsfürsorge, lernen.

Ansonsten hat mir immer Sport gut getan, draußen in der Natur zu sein und mein Job war zusätzlich eine wichtige stütze. Wir haben zu Hause einen Bauernhof, der war in der schwersten Zeit ein wichtiger Anker. Es gibt da immer viel Arbeit, aber es gibt dir auch einen Sinn und Zweck morgens aufzustehen. Mein Mann war immer in der Nähe und hat mich motiviert ihm zu helfen. Die frische Luft und die Bewegung haben die Symptome zusätzlich etwas gelindert.

Re: Escitalopram Erfahrungen

Verfasst: 06:07:2025 17:40
von Stephie17.02
Hallo Alibo, das klingt wirklich viel, was da zu bearbeiten war! Was ich wirklich bewundere ist, dass auch Deine Mama eine Therapie gemacht hat. Habt ihr Euch ausgetauscht, hat das eure Beziehung bereichert? Ihr habt da ja wirklich was mitgemacht, wenn dein Papa getrunken hat. Das tut mir sehr leid! Man lernt dann als Kind wirklich nur zu funktionieren und immer nur um die Launen des Elternteils rumzuschleichen um ja nicht aufzufallen. Ich dachte immer, meine Mega-feinen Antennen sind eine Gabe, aber nein. Es war hart antrainiert als Kind um schon die Laune abzuchecken und mein Verhalten entsprechend anzupassen. Und heute ist es eigentlich nur anstrengend jede Stimmung wahrzunehmen und das Nervensystem nur auf „Empfang“ zu haben. Diese Wandlung hin zu „was will ich und was tut mir grade gut - nicht den anderen“ fange ich grad an. Kannst Du das inzwischen und gibt es was, was Dir dabei besonders geholfen hat?

Sport klingt super bei Dir, ich möchte meinen Körper auch wieder was Gutes tun wenn ich wieder fit bin. Ich habe gern hoola hoop gemacht, momentan fehlt mir die Kraft und ich fühle mich wie aus Gummi. Was für Sport treibst Du?
Es klingt super, dass Dein Mann Dich so unterstützt. Das ist so wichtig, Menschen an der Seite zu haben die hilfreich sind und gut tun. Freut mich sehr! Wie war es für Deinen Mann, Dich durch diese Zeit zu begleiten? Natürlich nur, wenn Du erzählen möchtest.