Seite 1 von 1

Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 21:09:2025 17:53
von Mirabel
Ihr Lieben,

ich hoffe sehr auf Eure Erfahrungen! Ich stecke schon seit drei Wochen in einer Krise. Und vor einer Woche hat meine Psychiaterin den Sertralin von 100 auf 125 mg erhöht. Und seit drei Tagen ist es die Hölle! Extreme Unruhe, sehr hoher Puls, ich kann nichts essen und liege nachts wach. Kann es sein, dass die Verschlechterung durch die Erhöhung von Sertralin kommt? Ich bin so verzweifelt!

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 21:09:2025 19:30
von Mayte
Wie schnell hast du denn das Quetiapin ausgeschlichen? Hab mich gerade gefragt ob es auch daran liegen könnte… denn ich hatte das gegen die Unruhe und für Schlaf…

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 21:09:2025 19:49
von Mirabel
Quetiapin habe ich über zwei Monate in 25er Schritte reduziert und bin aktuell bei 75mg. Aber es fehlt spürbar die Wirkung

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 21:09:2025 19:56
von Marika
Hallo Mirabell!

Es könnte die Erhöhung des Sertralin sein. Im Prinzip hören sich deine Symptome sehr nach einer Erstverschlimmerung an. In wie weit das Absetzen des Quetiapin mitspielt kann ich nicht beurteilen.

Auf jeden Fall würde ich die behandelnde Ärztin informieren, denn immerhin geht es dir seit 3 Wochen schlecht. War schon mal Mirtazapin als Ersatz für Quetiapin Thema? Inwieweit das mit deinen Leberwerten möglich ist, weiß ich allerdings nicht, es ist mir nur grad in den Sinn gekommen, weil dieses AD oft zum schlafen genutzt wird.

Übrigens: schön, dass du dich nach so vielen Jahren stillem Mitlesen entschlossen hast, aktiv mitzumachen. Natürlich sind die Umstände nicht toll, trotzdem freue ich mich, dass du da bist! ❤️

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 21:09:2025 20:19
von Mirabel
Danke, liebe Marika, für Deine lieben Worte! Und dass Du dir Zeit nimmst, hier so vielen zu helfen! Ich bin sehr dankbar, dass es diesen Forum gibt.
Ich werde morgen zum Notfalltermin zu meiner Psychiaterin fahren. Und das mit dem Mirtazapin ansprechen. Sie hat nur mal gesagt, dass sie ihn nicht gerne wegen der starken Gewichtszunahme verschreibt. Aber inzwischen würde ich auch das in Kauf nehmen. Hauptsache, es hört auf.

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 21:09:2025 20:30
von Marika
Sehr gerne liebe Mirabel! ❤️

Das ist sehr gut die Möglichkeit mit dem Notfalltermin.

Es stimmt, Mirtazapin steigert den Appetit mehr als andere ADs. Es wirkt auf die Histamin Rezeptoren, wodurch mehr Hungergefühl entsteht. Allerdings berichten das nicht alle, die das Mirtazapin nehmen. Wenn man das weiß kann man mit gesunder Ernährung und Bewegung sicher viel abfedern. Mir war das damals nicht wirklich bewusst, habe planlos drauf los gefuttert und natürlich zugenommen. Wenn man da von Anfang an gut schaut, muss das nicht sein. Man ist dem nicht hoffnungslos ausgeliefert, es geht darum das richtige zu essen wenn Hunger kommt.

Berichte uns doch dann, wie der Termin war!

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 22:09:2025 13:37
von Mirabel
Ein kurzes Update zu mir. Letzte Nacht konnte ich gar nicht schlafen. Ich lag im Bett, war total ängstlich und angespannt. Habe versucht diverse Entspannungsübungen zu machen, dann noch PMR und Meditationen. Und trotzdem lag ich wach da. Heute früh bin ich zusammen mit meinem Mann in die PiA. Und ich habe gleich nach der Möglichkeit gefragt, stationär aufgenommen zu werden. Zum Glück hatten sie ein Bett frei und nun bin ich hier. Es war ein schwieriger Schritt und dennoch ein wichtiger. Ich vermisse meine drei Kinder und meinen Mann jetzt schon! Jedes Mal, wenn ich an sie denke, laufen mir die Tränen. Noch sind sie in der Schule und im Kindergarten und wissen nicht, dass ich in der Klinik bin. Aber mein Mann kümmert sich ganz toll und ich bin mir sicher, wir können es ihnen gut erklären. Ich habe das Gefühl, ich bin hier in guten Händen.

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 22:09:2025 14:20
von Marika
Hallo Liebes!

Was für ein starker Schritt, was für eine klare Entscheidung. Du hast alles richtig gemacht mit dem Klink Aufenthalt, super dass gerade ein Bett frei ist. Du bist ganz bestimmt in den besten Händen und jetzt in einem geschützten Rahmen wo auch immer eine Ansprechperson da ist.

Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass ihr bald das passende für dich findet! Bitte berichte weiter! ❤️

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 22:09:2025 15:14
von alibo79
Hallo liebe Mirabel,
ich habe deine Nachricht schon heute morgen gelesen und möchte dich auch herzlich willkommen heißen und dir sagen, dass du einen tollen wichtigen Schritt gegangen bist. Natürlich sind die Gefühle blöd und es ist nicht das was du gerne hättest und du vermisst deine Kinder, aber ich denke gerade im jetzigen Moment kann das ein großer Vorteil sein, dass du stationär bist und so vielleicht auch schneller wieder auf die Beine kommst.
Ich denke, in der Klinik werden Sie die Medikamente genau anschauen. Abwägen, was du gerade genau brauchst und dich gut einstellen können.
Zum Mirtazapin möchte ich dir sagen, dass ich es schon viele Jahre nehme. Bald 10 Jahre. Und ja, es hat bei mir in der hohen Dosis zu einer leichten gewichtszunahme geführt, aber alles nicht wirklich dramatisch und ich habe auch keine heißhungerattacken oder esse mehr als sonst. Deswegen kann es sein, dass es für dich vielleicht ganz gut wirksam ist und du auch gar nicht groß zu nimmst. Übrigens kenne ich viele Leute, die mirtazapin nehmen und nicht zugenommen haben.
Berichte uns aus der Klinik und wie es dir weiter. Er geht und du wirst es auch diesmal schaffen. Da bin ich mir sehr sehr sicher!!

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 23:09:2025 12:05
von Mirabel
Danke, Marika und alibo für eure Worte! Es tut unglaublich gut, zu hören, dass es irgendwo Frauen gibt, die das schon durchgemacht haben und so viel gutes Herz besitzen, um den Betroffenen in den dunkelsten Momenten Zuversicht und Hoffnung zu vermitteln!
@alibo: Ich habe Deine Geschichte gelesen und habe so viel Respekt vor Deiner Haltung der Krankheit gegenüber! Wie konntest Du es über so eine lange Zeit zu Hause schaffen? Ich war die letzten drei Tage ein kleines Häufchen Elend, das zu nichts mehr in der Lage war. Nicht essen, nicht schlafen, nicht Zähne putzen oder duschen. Und die Gedanken kreisten sich ausschließlich um die Depression, Katastrophengedanken und die Hoffnungslosigkeit. Hier in der Klinik bin ich so dankbar für die Möglichkeit, loslassen zu können. Ich konnte letzte Nacht wieder schlafen! Das ist eine enorme Erleichterung! Bekomme jetzt Tavor 0,5 mg dreimal am Tag und Zopiclon zur Nacht. Währenddessen wird Sertralin auf 150mg erhöht. Und als nächster Schritt wollen sie den AD mit Lithium augmentieren. Davor habe ich noch ziemlich Respekt. Lithium hielt ich immer für den letzten Ausweg, falls alles nicht mehr hilft. Ich versuche, die Situation so anzunehmen, wie sie gerade ist und hoffe auf Stabilisierung.

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 23:09:2025 16:10
von alibo79
Hey,
Ich finde das klingt schon mal nach einem sehr guten Plan in der Klinik. Vor allem wenn du etwas zum Schlafen bekommst, denn gerade Schlaf macht doch so einiges einfacher, wenn man etwas erholter ist. Zum Lithium möchte ich dir sagen, dass es bei mir auch schon im Gespräch war, Lithium einzusetzen. Vor allem, weil sich meine Genesung so lange hin zog und ist mir sehr lange schlecht ging. Genauso wie du hatte ich mit enormer innerer Unruhe zu kämpfen. Ängsten, die Angst vorm nicht schlafen können war bei mir definitiv ein riesengroßes Ding, denn das hatte ich schon in der ersten Episode und jetzt auch. In der zweiten Episode war der Schlaf ein großes Thema und halt dementsprechend auch die Angst davor nicht schlafen zu können. Ich habe es in den ersten Monaten immer wieder mit bedarfsmedikation probiert, die Unruhe zu Deckeln. Es war aber für mich immer sehr schwer zu entscheiden, wann ich ein Bedarf habe und wann nicht. Und es hat auch nicht so den Durchbruch gebracht. Deswegen habe ich meinen Psychiater gefragt, ob wir das quetiapin nicht als dauermedikation nehmen könnten, da es in einem Fall bei mir im bekanntenkreis auch einen guten Schritt nach vorne gebracht hat in der Genesung. Allein eine geringe Menge quetiapin hat bei mir nicht so viel bewirkt. Deswegen sind wir dann auf die 150 mg gegangen und ich konnte das bei Bedarf auch erhöhen. Letztendlich hat diese Kombi dann so ganz langsam zur Besserung geführt, wobei ich gleichzeitig auch versucht habe, wieder meinen normalen Alltag anzugehen und mich aus dieser schonhaltung rauszuarbeiten. Das heißt, ich habe versucht mir wieder kleine Aufgaben zu stellen und bin ganz langsam in meinem Job wieder angefangen. Das war aber äußerst anstrengend und auch sehr wackelig für mich. Trotzdem hat dieses gesamtgefüge und wahrscheinlich Zeit und Geduld dazu geführt, dass ich irgendwann gemerkt habe. So jetzt tut sich etwas.
Diese schwere Zeit durchzuhalten war nicht einfach. Ich habe irgendwann einfach stoisch weitergemacht und versucht jeden Tag aufzustehen. Kleine Dinge zu machen, draußen aktiv zu sein und irgendwie die Tage zu überstehen. Wobei es nicht so war, dass ich einfach nur rumgesessen habe. Ich habe mir immer irgendeine kleine Aufgabe gesucht und dadurch. Da wir eine Landwirtschaft zu Hause haben konnte ich mich für kleine Aufgaben verpflichten. So dass ich auch gebraucht wurde und mich nicht zu sehr der grübelei hingeben konnte.
Letztendlich brauchte ich das Lithium nicht. würde es mir aber immer als Option offen lassen. Ich denke, du musst das nicht so negativ sehen, dass es nur bei sehr schweren aussichtslosen Fällen genommen wird. Gerade neulich habe ich noch was gelesen. Das Lithium inzwischen wieder mehr im Fokus liegt und viele Jahre eigentlich viel zu wenig beachtet wurde. Deswegen sehe ich eher so, dass deine Klinik fortschrittlich ist und alle Bereiche gut im Blick hat und für dich das passende ausgesucht hat an Medikamente. Und es heißt ja auch nicht, dass du es dauerhaft nehmen musst. Nur für den Moment. Kann es dir bestimmt gut helfen, schneller stabil zu werden.

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 23:09:2025 18:51
von Mirabel
Liebe alibo, ja das Quetiapin hat mich jahrelang stabil gehalten. Mit kleinen bis mittleren Tiefs hier und dort. Aber 11 Jahre damit hatte ich keine neue Episode. Erst mit dem Versuch, das Quetiapin auszuschleichen, hat die neue Episode angefangen. Aber meine Leberwerte haben sich verschlechtert und es weiter zu nehmen war leider nicht möglich. Jeder Körper reagiert da schon anders!

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 26:10:2025 13:59
von Mirabel
Hallo ihr Lieben,
Ich bin jetzt seit fünf Wochen stationär. In dieser Zeit wurde der Sertralin von 100 auf 150 mg erhöht. Abends bekomme ich 15 mg Mirtazapin und kann damit deutlich besser schlafen. 🙏🏻 Das ist eine große Erleichterung! Seit zwei Wochen wird der Tavor schrittweise reduziert. Hatte am Anfang 1,5 mg täglich. Aktuell bin ich bei 0,75 mg. Und seit der Reduktion sind die Symptome wie Ängste, Unruhe und Grübeln wieder da 😔 Ich habe so gehofft, dass die Kombi von Sertralin + Mirtazapin mir hilft. Aber das scheint nicht auszureichen. Das macht mich sehr traurig. Ich bin an den Wochenenden über Nacht zu Hause. Und bin gestern z. B. komplett mit Heulkrämpfen zusammengebrochen, als mein Mann mich gefragt hat, ob wir noch einkaufen müssen. Bin schnell gereizt, wenn die Kinder zu laut sind. Fühle mich dem Alltag mit drei Kindern überhaupt nicht gewachsen und bin froh, heute Abend wieder zurück in die Klinik zu können. Ich frage mich, wie es weiter gehen soll. Ich wünsche mir so sehr mein Leben ohne die Krankheit zurück.
Habt ihr Erfahrung damit, dass es nach dem Tavor Absetzen zu einer Verschlechterung kam und was dann gemacht wurde?
Liebe Grüße!

Re: Starke Unruhe durch Sertralin Erhöhung?

Verfasst: 26:10:2025 14:23
von Marika
Hallo!

Ich habe das damals mit Xanor (ist ähnlich wie Tavor) auch so erlebt. Mein Psychiater hat mir auch ausdrücklich gesagt, dass es wieder schlechter werden wird. Xanor und Tavor können einen fast komplette Beschwerde Freiheit vortäuschen, das ist aber natürlich noch nicht der Fall. Es bedeutet jetzt auch absolut nicht, dass die beiden Medikamente die du bekommst nicht reichen. Es heißt einfach nur, dass die Erkrankung noch da ist und es deutlich mehr Zeit braucht.

Auch die Reduktion alleine von Tavor oder Xanor kann Entzugssymptome mit sich bringen, beide machen ja süchtig, wenn man sie zu lange nimmt. Das Absetzen kann also auch genau diese Symptome verursachen plus eben, dass du natürlich nicht stabil bist.

Es wäre wunderbar, wenn nach einigen Wochen Tavor plus Einstellen mit klassischen ADs eine Stabilisierung da wäre. Aber das ist leider Wunschdenken. Bei mir wurde es dann langsam wieder besser, aber es war schon hart am Anfang ohne Xanor. Zwar hatte mein AD schon eine Wirkung, aber bis sich alles nachhaltig stabilisiert, dauert es Monate!

Halte dir das bitte vor Augen, du bist noch nicht gesund, es ist normal dass es gerade so schwankt. ❤️