Neu hier, brauche Hilfe: Kinderwunsch und rezidivierende Depressionen
Verfasst: 22:09:2025 12:04
Liebe Community,
ich bin hier ganz neu. Ich habe in den letzten Wochen viel in eurem Forum gelesen und mich schließlich dazu entschieden, mich auch anzumelden. Ich habe in meinem Freundeskreis niemanden mit ähnlichen Erfahrungen, deshalb würde ich mich gern mit euch austauschen.
Zu mir:
Ich bin 41 und habe seit einigen Jahren einen Kinderwunsch. Leider ist es die letzten Jahre nicht möglich gewesen, wegen betriebsbedingter Kündigung und neuem Job und davor wegen einer Depression.
Zu meiner Krankheitsgeschichte:
Ich würde mich immer schon als hochsensibel bezeichnen, vielleicht auch ADHS (Lasse ich bald abklären) und als Kind schon eher vorsichtig und ängstlich. Mein Bruder und meine Eltern haben glaube ich keine Depressionen. Ich bin mit eher großem Leistungsdruck und Strenge aufgewachsen und habe mich emotional oft einsam gefühlt.
Mit Anfang 20 wurde mir das erste mal bewusst, dass ich sowas wie Depressionen hatte. Meistens ausgelöst durch Trennungen. Zwischendurch war es aber auch wieder OK. Nach dem Studium hatte ich in meinem ersten Job auch eine Depression wegen einer Trennung, dadurch war meine Leistung nicht so gut und negatives Feedback hat mich in meiner weiteren Berufslaufbahn immer wieder verfolgt. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und arbeite an sich gern. Aber ich bin nicht sehr stressresistent.
Ich habe in den letzten 15 Jahren 3 längere Psychotherapien gemacht, die auch immer in der Zeit geholfen haben. Meist ging es um Trennungen und meine depressiven Symptome.
Mit Mitte / Ende zwanzig fingen bei mir Einschlafstörungen an. Ich vermute anfangs wegen Stress. Auch in Urlauben, in denen ich mir ein Zimmer mit anderen Leuten teilen musste, konnte ich nicht schlafen. Das hat mich so fertig gemacht, dass ich anfing abends zum Einschlafen mit ca. 27 Promethazin und später Mirtazapin zu nehmen.
Leider wurde der Stress im Job tagsüber dadurch nicht weniger. Ich war häufig überreizt, kann Reize schlecht filtern, hatte innere Anspannung, und fühle ein solches Hyperarousal. Das ging 1-2 Jahre, bis das ganze in einer schweren Depression geendet hat. Ich war dann 3 Monate in einer Tagesklinik und habe Venlaflaxin genommen.
Das war vor 5 Jahren. Danach hat sich mein Leben stark zum Positiven geändert. Ich bin mit meinem langjährigen Partner (heute mehr als 10 Jahre zusammen) in ein Haus mit Garten gezogen, wir haben einen Hund und ich habe mich beruflich ein wenig verändert und war die 4 Jahre stabil.
Ich habe Anfang dieses Jahren das Venlaflaxin langsam abgesetzt. Also im Januar die letzte Dosis genommen. Zum einen, weil ich mich so lange stabil fühlte, aber auch, weil ich noch immer einen Kinderwunsch hatte. Meine Hormone sehen gut aus und meine Gynäkologin hat mich ermutigt, es erstmal natürlich zu versuchen.
Leider fingen im Mai wieder die Schlafprobleme an, obwohl ich weiterhin das Mirtazapin nahm. Das ging über mehrere Wochen, auch im Urlaub. Ich habe eine schreckliche Schlafangst entwickelt. Jedes Mal, wenn ich im Bett lag und am eindösen war, habe ich einen Edrenalinschub bekommen, wie eine kleine Panikattacke. Das war schrecklich.
Ich war bei meinem Psychiater, der mir sagte, die Schlafstörungen und die Reizbarkeit seien Symptome einer Depression und es sei ein typischer Verlauf, dass ein paar Monate nach Absetzen der ADs, die Depression wiederkam. Ich muss dazu sagen, ich habe mich nicht im klassischen Sinne depressiv gefühlt. Ich war happy mit meinem Leben. Aber es heißt wohl, es kann mit Schlafstörungen und Ängsten beginnen.
Der Psychiater empfahl, es mit Sertralin zu probieren, um die Angst zu lösen. Das musste ich nach 3 Tagen wegen heftiger Reaktionen leider wieder absetzen. Ich habe dann ein paar Wochen später wieder nach Anraten meines Arztes Venlaflaxin angefangen. Auch meine Gynäkologin und Embryotox sagten, das sei OK. Mein Psychiater sagt, es wäre besser das jetzt dauerhaft zu nehmen, weil ich schon häufiger eine Depression hatte und diese Schlafangst schon lange dauerhaft da war.
Ich struggle gerade sehr damit zu akzeptieren, dass ich wohl eine chronische Erkrankung habe. Ich hatte das vorher irgendwie verdrängt und realisiere es zum ersten Mal. Auch die Vorstellung, für immer Medikamente nehmen zu müssen, bei denen mögliche Langzeitschäden nicht bekannt sind, macht mir persönlich Angst. Ich weiß, dass ich die 4 Jahren mit den ADs happy war und sehr zufrieden mit meinem Leben, aber damals hätte ich auch nicht gedacht, dass es 'für immer' ist.
Die größten Bauchschmerzen allerdings bereitet mir mein Kinderwunsch. Zum einen, dass ich es ohne Medikamente nicht geschafft habe und deshalb nur mit Medikamenten schwanger werden könnte. Meine größte Angst aber ist, dass ich die Angst / Depression an mein Kind vererben könnte. Mein Partner ist völlig gesund und sehr resilient. Er steht an meiner Seite. Sein Kinderwunsch ist nicht so groß wie meiner, da er auch beruflich sehr eingebunden ist. Aber ich merke ihm jetzt auch an, dass er sich schon freuen würde. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit wohl bei vielleicht 50%, dass mein Kind die Erkrankung auch bekommt.
Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Unsere Eltern leben in der Nähe, wir sind finanziell gut aufgestellt und haben eine stabile Beziehung. Ich halte mein Leben trotz der Umstände für lebenswert. Aber natürlich ist das Leben mit einer Depression nicht einfach. Ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte, wenn mein Kind das auch bekommt und ich wüsste, ich hätte es vermeiden können.
Andererseits habe ich auch Angst, was ein unerfüllter Kinderwunsch mit mir machen würde. Ich habe Angst, dass ich für immer traurig wäre.
Ich weiß, dass meine Geschichte etwas anders ist als bei den meisten von euch, da ich noch kein Kind habe. Aber vielleicht gibt es Parallelen zu einigen von euch, die sich ein zweites Kind wünschen. Ich freue mich dieses Forum gefunden zu haben und wünsche mir einen guten Austausch mit euch.
ich bin hier ganz neu. Ich habe in den letzten Wochen viel in eurem Forum gelesen und mich schließlich dazu entschieden, mich auch anzumelden. Ich habe in meinem Freundeskreis niemanden mit ähnlichen Erfahrungen, deshalb würde ich mich gern mit euch austauschen.
Zu mir:
Ich bin 41 und habe seit einigen Jahren einen Kinderwunsch. Leider ist es die letzten Jahre nicht möglich gewesen, wegen betriebsbedingter Kündigung und neuem Job und davor wegen einer Depression.
Zu meiner Krankheitsgeschichte:
Ich würde mich immer schon als hochsensibel bezeichnen, vielleicht auch ADHS (Lasse ich bald abklären) und als Kind schon eher vorsichtig und ängstlich. Mein Bruder und meine Eltern haben glaube ich keine Depressionen. Ich bin mit eher großem Leistungsdruck und Strenge aufgewachsen und habe mich emotional oft einsam gefühlt.
Mit Anfang 20 wurde mir das erste mal bewusst, dass ich sowas wie Depressionen hatte. Meistens ausgelöst durch Trennungen. Zwischendurch war es aber auch wieder OK. Nach dem Studium hatte ich in meinem ersten Job auch eine Depression wegen einer Trennung, dadurch war meine Leistung nicht so gut und negatives Feedback hat mich in meiner weiteren Berufslaufbahn immer wieder verfolgt. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und arbeite an sich gern. Aber ich bin nicht sehr stressresistent.
Ich habe in den letzten 15 Jahren 3 längere Psychotherapien gemacht, die auch immer in der Zeit geholfen haben. Meist ging es um Trennungen und meine depressiven Symptome.
Mit Mitte / Ende zwanzig fingen bei mir Einschlafstörungen an. Ich vermute anfangs wegen Stress. Auch in Urlauben, in denen ich mir ein Zimmer mit anderen Leuten teilen musste, konnte ich nicht schlafen. Das hat mich so fertig gemacht, dass ich anfing abends zum Einschlafen mit ca. 27 Promethazin und später Mirtazapin zu nehmen.
Leider wurde der Stress im Job tagsüber dadurch nicht weniger. Ich war häufig überreizt, kann Reize schlecht filtern, hatte innere Anspannung, und fühle ein solches Hyperarousal. Das ging 1-2 Jahre, bis das ganze in einer schweren Depression geendet hat. Ich war dann 3 Monate in einer Tagesklinik und habe Venlaflaxin genommen.
Das war vor 5 Jahren. Danach hat sich mein Leben stark zum Positiven geändert. Ich bin mit meinem langjährigen Partner (heute mehr als 10 Jahre zusammen) in ein Haus mit Garten gezogen, wir haben einen Hund und ich habe mich beruflich ein wenig verändert und war die 4 Jahre stabil.
Ich habe Anfang dieses Jahren das Venlaflaxin langsam abgesetzt. Also im Januar die letzte Dosis genommen. Zum einen, weil ich mich so lange stabil fühlte, aber auch, weil ich noch immer einen Kinderwunsch hatte. Meine Hormone sehen gut aus und meine Gynäkologin hat mich ermutigt, es erstmal natürlich zu versuchen.
Leider fingen im Mai wieder die Schlafprobleme an, obwohl ich weiterhin das Mirtazapin nahm. Das ging über mehrere Wochen, auch im Urlaub. Ich habe eine schreckliche Schlafangst entwickelt. Jedes Mal, wenn ich im Bett lag und am eindösen war, habe ich einen Edrenalinschub bekommen, wie eine kleine Panikattacke. Das war schrecklich.
Ich war bei meinem Psychiater, der mir sagte, die Schlafstörungen und die Reizbarkeit seien Symptome einer Depression und es sei ein typischer Verlauf, dass ein paar Monate nach Absetzen der ADs, die Depression wiederkam. Ich muss dazu sagen, ich habe mich nicht im klassischen Sinne depressiv gefühlt. Ich war happy mit meinem Leben. Aber es heißt wohl, es kann mit Schlafstörungen und Ängsten beginnen.
Der Psychiater empfahl, es mit Sertralin zu probieren, um die Angst zu lösen. Das musste ich nach 3 Tagen wegen heftiger Reaktionen leider wieder absetzen. Ich habe dann ein paar Wochen später wieder nach Anraten meines Arztes Venlaflaxin angefangen. Auch meine Gynäkologin und Embryotox sagten, das sei OK. Mein Psychiater sagt, es wäre besser das jetzt dauerhaft zu nehmen, weil ich schon häufiger eine Depression hatte und diese Schlafangst schon lange dauerhaft da war.
Ich struggle gerade sehr damit zu akzeptieren, dass ich wohl eine chronische Erkrankung habe. Ich hatte das vorher irgendwie verdrängt und realisiere es zum ersten Mal. Auch die Vorstellung, für immer Medikamente nehmen zu müssen, bei denen mögliche Langzeitschäden nicht bekannt sind, macht mir persönlich Angst. Ich weiß, dass ich die 4 Jahren mit den ADs happy war und sehr zufrieden mit meinem Leben, aber damals hätte ich auch nicht gedacht, dass es 'für immer' ist.
Die größten Bauchschmerzen allerdings bereitet mir mein Kinderwunsch. Zum einen, dass ich es ohne Medikamente nicht geschafft habe und deshalb nur mit Medikamenten schwanger werden könnte. Meine größte Angst aber ist, dass ich die Angst / Depression an mein Kind vererben könnte. Mein Partner ist völlig gesund und sehr resilient. Er steht an meiner Seite. Sein Kinderwunsch ist nicht so groß wie meiner, da er auch beruflich sehr eingebunden ist. Aber ich merke ihm jetzt auch an, dass er sich schon freuen würde. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit wohl bei vielleicht 50%, dass mein Kind die Erkrankung auch bekommt.
Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Unsere Eltern leben in der Nähe, wir sind finanziell gut aufgestellt und haben eine stabile Beziehung. Ich halte mein Leben trotz der Umstände für lebenswert. Aber natürlich ist das Leben mit einer Depression nicht einfach. Ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte, wenn mein Kind das auch bekommt und ich wüsste, ich hätte es vermeiden können.
Andererseits habe ich auch Angst, was ein unerfüllter Kinderwunsch mit mir machen würde. Ich habe Angst, dass ich für immer traurig wäre.
Ich weiß, dass meine Geschichte etwas anders ist als bei den meisten von euch, da ich noch kein Kind habe. Aber vielleicht gibt es Parallelen zu einigen von euch, die sich ein zweites Kind wünschen. Ich freue mich dieses Forum gefunden zu haben und wünsche mir einen guten Austausch mit euch.