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Neu hier - die Vormittage sind am Schlimmsten - normal???
Verfasst: 14:04:2006 10:44
von Caro
Hallo zusammen,
bin ganz neu hier. Seit Anfang Februar habe ich PPD. Meine Zweite Tochter ist am 24.1.06 geboren. Meine Hebamme ist mir eine große Hilfe und kommt noch immer regelmäßig, doch wir kommen nicht so recht weiter. Daher strebe ich jetzt eine Therapie an und habe nächste Woche einen Termin beim Doc wg. Medikamenten - es soll nicht noch schlimmer werden, als es schon ist...
Bei mir sind die Vormittage am schlimmsten. Schon morgens vor dem Aufstehen denke ich "hoffentlich geht der Tag bald rum". Im Laufe des Tages wird es dann meistens besser und dann kommt oft noch mal ein Einbruch, wenn ich abends wieder im Bett liege.
Ist das der "übliche" Verlauf - kennt das jemand?
Ach ja, nehme seit einer Wcohe Laif 900. Aber das dauert ja, bis es wirkt...
Gruß und Dank
Caro
Verfasst: 14:04:2006 11:11
von hanna
Liebe Caro
Schön, dass wir Dich hier haben..

. Dass deine Hebamme und du jetzt weitere Hilfe holen ist sicher der richtige Weg. Auch ich habe mich zuerst an meine Hebamme gewendet, dann auf ihr Anraten eine Therapie angefangen und weil meine Therapeutin gleichzeitig auch Ärztin ist, hat sie mir Rebalance 500 (hochdosiertes Johanniskraut) gegeben, das ich in doppelter Dosis nehmen. Du musst wahrscheinlich noch etwas Geduld haben mit der Wirkung des Medikaments. Bei mir hat es sicher 5-6 Wochen gedauert, bis ich spürbar eine Verbesserung gemerkt habe. Seither muss ich sagen, geht es mir viel besser, die Tage sind viel, viel besser zu ertragen. Und bei mir lief es gleich, wie bei Dir (und wahrscheinlich vielen hier). Bei mir war auch der Morgen jeweils die schlimmste Zeit, ich hatte richtig Angst vor dem Tag, Angst, dass meine Kinder schon aufwachen, war schon früh sehr genervt, hatte dann den ganzen Tag über abwechselnd ein schlechtes Gewissen, totale Agressionen oder tieftraurige Phasen. Es war wirklich die Hölle. Meist war bei mir der Abend (so ab 18:00 Uhr) wieder schlimm, weil ich wieder Angst vor der Nach bekam.
Du wirst sehen, es wird dann viel besser, sobald die Medikamente wirken. Manchmal muss man auch zuerst herausfinden, welches für einen selber das geeignete Medi ist. Dann merkt man, dass diese Überforderung nicht auf eigene Schwäche oder eigenes Unvermögen zurückzführen ist, sondern auf diese Krankheit.
Ui, meine Kleinen schreien nach MIttagessen... Schreib, wie es Dir ergangen ist!!
LIebe Grüsse
Hanna
Verfasst: 14:04:2006 11:41
von Jenny
Es ist ganz typisch, dass es zum Abend hin besser mit der Stimmung wird. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom "Morgengrauen" - der Tag liegt wie ein riesiger Berg vor einem.
Es ist gut, dass du dir Hilfe suchst. Je früher du eine - auch medikmentöse - Therapie beginnst, um so besser!
Verfasst: 14:04:2006 21:10
von Sas
Hallo Caro,
ich kann meinen Vorrednerinnen nur zustimmen, es ist geradezu klassisch für eine Depression, dass es morgens schlimmer ist. War bei mir auch so.
Ich finde es auch toll, dass DU Dir so schnell Hilfe geholt hast. Viele litten hier ewig unnötig. Hab Geduld mit Dir selbst. Ich weiß, wie schwer das ist. Man meint, es kam von heute auf morgen, also muss es auch genauso schnell wieder verschwinden. Das ist leider nicht so. Du musst mit einigen Wochen rechnen, bis Du die Wirkung des Medikamentes spürst. Bei mir dauerte es 6-8 Wochen, bis Dosis und Medi gepasst haben. Aber das ist unterschiedlich...
Wichtig ist, dass Du weißt, dass wir hier immer für Dich da sind. Und vor allem: ES VERGEHT WIEDER!
Liebe Grüße, Saskia
Verfasst: 15:04:2006 6:49
von Runespoor
Hallo!
Komischerweise wird es bei mir oft zum abend hin schlimmer. Das ich mich in dunkeln kaum noch raus traue, weil ich Angst habe uns passiert was. Aber es gibt auch so Tage wo ich angst habe den Tag nicht zu überstehen und mich als schlechte Mutter sehe weil ich das nicht hinkriege. Mein großer ist 6 und die Kleine bald ein halbes Jahr. Der große kommt da immer zu kurz weil ich es nicht hinkriege was zufinden was beiden Spaß macht. Ferner finde ich es sau anstrengend mit zwei Kindern unterwegs zu sein. Gruß Antje
Danke
Verfasst: 16:04:2006 12:15
von Caro
Hallo nochmal,
danke Euch ganz herzlich für Eure netten Antworten. Habe momentan eine gute Phase und hoffe, daß sie noch ein wenig anhält... Wahrscheinlich gehts noch mal richtig los, kurz bevor ich den Termin beim Doc habe... Habe doch etwas "schiß" weil ich nicht so recht weiß, was dann auf mich zukommt.
Kann nicht so recht akzeptieren, daß es eine Krankheit sein soll und nicht am Fehlverhalten liegt...
Schöne Ostern übrigens!!!

Verfasst: 16:04:2006 13:31
von Jenny
Dieses Nicht-Akzeptieren gehört auch zur Krankheit. deshalb ist es gut, dass du dich früh um Hilfe bemüht hast. Manche Frauen warten sehr lange und kommen dann auf den falschen Trip, sie seien unfähig und schlecht und es geschehe ihnen ganz recht, dass sie so krank seien, ihnen gehöre Stafe und keine Hilfe. Aber das ist die Krankheit
Verfasst: 16:04:2006 15:14
von Caro
Hallo Jenny,
ja, so weit ist es leider auch schon bei mir, obwohl ich ja noch nicht soooo lange dabei bin. Kenne dieses Gefühl "Versager" zu sein und ich denke dann, daß meine Kinder und mein Mann eine bessere Mutter bzw Frau verdient haben. Ist schon ziemlich weit, denn meist ist dann der Gedanke "vergeßt ich doch am besten einfach".
Deswegen muß ich jetzt auch was machen.
Wenn es mir dann besser geht, weiß ich, daß das alles Quatsch ist, was ich denke. Aber an "schlechten Tagen" glaube ich daran. Scheiße echt.
Ich habe auch schon überlegt, ob ich das anfangs nicht hätte thematisieren sollen, ob es dann gar nicht soweit gekommen wäre? Also quasi verdrängen...
LG
Caro
Verfasst: 16:04:2006 15:17
von Runespoor
Kann mich Jenny nur anschließen. Ich habe es auch lange verdrängt, auf die Hormone geschoben, auf meinen Eisenmangel, das ich mich eh scheiße fühle weil ich nicht abnehme usw. Die Zwangsgedanken machten mir Angst, aber ich dachte irgendwann verschwinden sie von alleine. Ich glaube ich hätte ewig so weiter gemacht, wenn mich eine gute Freundin nach den letzten Zusammenbruch nicht vor die Alternative gestellt hätte: "Entweder du gehts in nen Klinik und läßt dir helfen oder kriegst es so geregelt. Aber SO geht es nicht weiter." Also je früher du Hilfe annimmst und nicht die Starke spielst (das tue ich lauch so leider viel zu oft) um so besser für dich und dein Kind Gruß Antje