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Ich vergesse zu leben...
Verfasst: 23:04:2006 16:12
von rosered
Mädels ich muss mir mal meinen Kopf frei schreiben.
Ich hab einfach so viel Angst. Wenn ich morgens aufstehe, frag ich mich, wie oft ich wohl noch aufwachen werde, bevor ich sterbe. Tagsüber denke ich zB beim Essen, wie oft ich denn noch essen werde, bevor ich sterbe. Wenn ich Autofahre, habe ich ständig angst, dass ich einen Unfall habe, und dabei sterbe. Wenn ich Kopfweh hab, denke ich, ich hab ein Blutgerinnsel im Hirn, oder einen Hirnschlag. Wenn mir schwindelig ist, hab ich Angst umzufallen und zu sterben. Wenn ich müde bin, trau ich mich nicht schlafen, aus Angst nicht mehr aufzuwachen. Wenn ich daran denke, dass ich bald Geburtstag habe - ich werd 22 - , fühl ich mich alt, und alte Menschen sterben bald. Wenn ich an die Zukunft denke, hab ich Angst davor, dass mein Leben ab jetzt wie im Zeitraffer abläuft, und ich sterben muss.
Ich hab Angst zu sterben, ganzen Tag, ganze Nacht. Und das, seit mein Kleiner auf der Welt ist. Ich hab auch Angst, dass andere Menschen aus meiner Familie, und meinem Umfeld sterben müssen. Meine Mutter zB. Ich hab Angst. Sie ist auch schön etwas älter (52). Und ich hab Angst, dass sie bald nicht mehr da sein könnte. Und meine Oma. (81). Ich glaub ich würd durchdrehen, wenn meine Oma sterben würde.
Ich hab solche Angst zu sterben. Ich hab schreckliche Angst was dann ist. Ich will noch nicht sterben. Vielleicht will ich sterben, wenn ich mal uralt bin. Vielleicht will ich gar nicht sterben. Ich hab solche Angst. Was, wenn ich nicht sterben will, und trotzdem muss??? Was ist dann??? Ich hab solche Angst. Ich hab Angst einfach umzufallen, und dann tot zu sein.
Ich will oft gar nicht einkaufen gehen, oder mir zB was im Katalog bestellen, denn ich könnte ja schon tot sein, bevor ich es gebrauchen kann. Ich hab Angst an den Urlaub zu denken. Denn die Zeit bis dorthin könnte zu schnell vergehen, und mein Leben könnte schneller aus sein, als mir lieb ist.
Ich hab so viel Angst vor dem Tod, dass ich nicht leben Kann. Vor lauter Angst "vergesse" ich zu leben... Ich denke den ganzen Tag nur an den Tod. Und ich habe den ganzen Tag Angst.
Kennt das jemand??? Hört das denn irgendwann wieder auf???
Kann ich irgendwann wieder LEBEN???
Ehrlich gesagt habe ich Angst davor, keine Angst mehr zu haben. Denn ich habe Angst, dass wenn ich keine Angst mehr habe, ich noch schneller sterben muss... Klingt blöd, ich weiß...

Verfasst: 23:04:2006 16:41
von Issa
Liebe rosered,
ich muss zugeben, dass mich dein Posting etwas hilflos macht. Hilflos in dem Sinne, weil ich persönlich keinen Weg weiß aus dieser schrecklichen Angst vor dem Tod.
Was ich aber mit ganz großer Sicherheit weiß, ist dies: du wirst ganz sicher nicht sterben. Du bist erst 22 Jahre jung. Diese Todesängste sind ein Teil deiner PPD und haben mit der Realität NICHTS zu tun.
O.K. Lass mich nachdenken. Die Todesangst ist ein Realitätsverlust. Realitätsverlusten entgegentreten kann man mit der Realitätsprüfung.
Wie findet man den Weg zur Realität zurück und vertraut ihr gegen die Ängste?
Indem du dir aufschreibst, z.B.
Sonntag, 23. April. 8 Uhr 30.Ich stehe auf und weiß, dass ich heute tödlich verunglücken werde.
Sonntag, 23. April. 22.30 Uhr. Ich gehe ins Bett und bin nicht tödlich verunglückt.
Sonntag, 23. April , 22.40Uhr:Ich weiß aber, dass ich in der Nacht einen Hirnschlag haben werde.
Montag, 24. April , 6.30Uhr: Ich stehe auf und habe ein wenig Kopfschmerzen, ich bin also nicht gestorben etc. etc.
Todesängste sind so unerträglich!!Mit so einem einfachen Mittel könntest du dir ein Werkzeug dagegen zulegen. Willst du es mal ausprobieren?
Wirklich: du stirbst nicht, rosered, du wirst uns noch viele Postings schreiben!
Deine Issa
Verfasst: 23:04:2006 17:09
von rosered
Ich hab manchmal das Gefühl, dass das Leben nur dazu da ist, um zu sterben... Ich hab solche Angst... Ich will nicht sterben!!!!

Verfasst: 23:04:2006 17:53
von rosered
kennt das denn niemand??? Gar niemand??? Bin ich so verrückt???

Verfasst: 23:04:2006 18:16
von rebecca
Nein du bist nicht verrückt. In der Zeit der PPD/PPP verändert sich die Sichtweise zum Leben und alles was damit zusammen hängt. Ich könnte mir vorstellen dass du verunsichert bist. Kein Vertrauen zum Leben hast. Ich versuche mich immer in solche Postings hinein zu versetzen, darüber nach zu denken und zu fühlen wie man auf soetwas kommen kann. Meine Idee ist es dass du von der PPD so überollt wurdest, obwohl du Vertrauen hattest zum Leben das es schwer fällt weiter positiv über das Leben zu denken. Es könnte ja sein dass der Tod genause überraschend kommen kann und damit das nicht passiert *beobachtest* du es. Ich würde es , wenn du eine Thera hast mit ihm/ihr besprechen, denn deine Sorge dies bezüglich sind lösbar und das auch noch sehr gut.
Ich weiß wie es dir geht und ich weiß das es vorrüber geht.
Liebe Grüße Rebecca

Verfasst: 23:04:2006 18:51
von valentina

Liebe Rosered
Was du da beschreibst hatte ich am Anfang meiner PPD auch. Nicht so ausgeprägt, aber ich hatte schon auch das Gefühl, ich hätte eine tödliche Krankheit. Wenn ich etwas in einer Zeitschrift las, dass irgend eine Persönlichkeit an einer Krankheit gestorben war, hatte ich gleich das Gefühl, diese Krankheit auch zu haben. Bei mir kamen dann immer weitere Symptome hinzu ,und am Ende war es so, dass ich mir wünschte zu sterben. Das sind auch Zwangsgedanken, die dich da fertigmachen. Es gibt ganz verschiedene Arten von ZG und Zwängen. Man muss lernen sie als solche zu nehmen und versuchen ihnen nicht zuviel Beachtung zu schenken. Ich weiss schon, das ist leichter gesagt als getan. Aber dein Verstand weiss ja schon, dass es irreal ist, vor allem Angst zu haben. Versuche daran zu glauben, dass du ausser dieser PPD mit den ZG gesund bist. Du bist jung und du bist gesund!

Wenn dein Medikament vielleicht mit der Zeit noch besser wirkt, werden die Gedanken auch schwächer. Bei mir war es jedenfalls so. Versuche positiv zu denken, auch wenn es schwer ist. Vielleicht hast du ja mal einen Tag wo es dir gelingt und jeder gute Tag ist ein Gewinn und ein Schritt in die richtige Richtung

Liebe Grüsse

Valentina
Verfasst: 23:04:2006 19:59
von snoopy
Hallo rosered,
ich hatte dir doch schon mal geschrieben, daß ich dich total verstehen kann, weil es mir am Anfang der PPD genauso ging. Jeden Satz deines Postings kann ich nachvollziehen weil mir diese Gedanken so vertraut sind. Es ist die Hölle. Aber heute geht es mir besser und die Angst ist viel viel leiser geworden und keine solch Bedrohung mehr für mich. Ich muß mich ihr aber auch täglich stellen. Ich lebte auch nicht mehr aus Angst mir würde dann etwa zustoßen und meine Kinder hätten keine Mama mehr. Ich kaufte mir keine Klamotten mehr weil es sich eh nicht mehr rentiert. Hab erst vor kurzem fürs Bad eine Sitzbank bestellt und dachte mir rentiert sich eh nicht weil ich es eh nicht mehr erlebe. So geht das schon nun 5 Jahre und wie du siehst lebe ich immer noch und werde hoffentlich noch sehr lange leben. Ich war mir zwischenzeitlich gar nicht mehr sicher mit den Zwangsgedanken (Vom Balkon springen, gegen Baum fahren....)ob ich überhaupt noch leben will oder lieber sterben möchte und weiß es nur nicht sondern mein Unterbewußtsein möchte es mir mit den ZG so signalisieren. Dabei möchte ich eigentlich nichts anderes als leben. Wenn ich wieder zu sterben anfange weiß ich jetzt daß mir irgendwas zuviel geworden ist und ich einen Gang zurückschalten soll.
Oft ist auch irgendein äußerer Anlaß als Auslöser z.B. ein Unglück o.ä.
Rosered du kannst es schaffen. Ich bin das beste Beispiel aber ich wäre fast verrückt geworden. Muß jetzt den großen ins Bett bringen
machs gut
Snoopy
Verfasst: 24:04:2006 9:03
von Carlotta
Hi rosered,
eine Geburt konfrontiert uns auch zwangsläufig mit dem Tod, denn damit bricht auch ein neuer Lebenszyklus an, und manche Menschen reagieren dann eben mit Angst vor der neuen Situation. Unter
www.panik-attacken.at. gibt es einen guten Artikel zu dem Thema, in dem es auch darum geht, sich ganz bewusst mit diesen Ängsten, es nicht zu schaffen, zu sterben, bevor die Kids gross sind etc zu konfrontieren. Also, annehmen und sich sagen: ja, davor habe ich Angst (vielen Menschen kommen solche Gedanken, aber sie bleiben nicht wie wir daran hängen). Auf der anderen Seite musst Du versuchen, dem Leben wieder zu vertrauen, das schafft Du, wenn Du wie Issa schreibst, deinen Verstand einschaltest. Ich denke ja auch oft, ich habe eine schwere Krankheit, aber jeden Abend im Bett sage ich mir dann: schau, jetzt denkst Du das schon 2 Jahre und nix ist passiert, das speichert dann auch dein Hirn irgendwann ab. Es braucht halt etwas Zeit und Geduld und Vertrauen in Dich. Wenn so Gedanken kommen, sage laut STOPP, lenke Dich ab, mach was, setz den Gedanken was entgegen. Sag Dir aber auch, dass es "normal" ist, so zu denken, damit kommst Du erst gar nicht in diese Zwangschiene rein, weisste wie? Hoffe, es geht Dir heute wieder bisschen besser? LG Carlotta
Verfasst: 24:04:2006 9:44
von Sas
Hallo rosered,
ich hatte mal eine zeitlang Todesängste und zwar damals, als bei mir die Autoimmunkrankheit (betrifft nur die schilddrüse) festgestellt wurde. Ich habe mir ständig Gedanken gemacht, was jetzt als nächstes ausbricht, dass ich sicher Krebs davon kriege usw. Mir tat schon alles weh. Ich hatte schon beim Aufstehen Angst vor dem Sterben. Dabei gibt es dafür gar keinen Grund. Meine Krankheit lässt sich mit Medikamenten sehr gut behandeln. Irgendwann bin ich dann vor lauter Gedanken fast in ein Auto reingelaufen. Da hat sich der Schalter im Kopf umgelegt. Weil ich mir gedacht habe, was wäre, wenn der mich jetzt überfahren hätte, dann wäre ich tot und alles was ich in den letzten Tagen meines Lebens getan hätte wäre über Sterben und Krankheiten nachzudenken. Da war es dann vorbei. Klingt komisch, gell?
Liebe Rosered, ich weiß nicht, wie Du das abstellen kannst, aber ich nehme an, das wird auch besser, wenn die depression besser wird. Hab Geduld mit Dir.
Liebe Grüße, Saskia
Verfasst: 24:04:2006 10:29
von sunshine
Rosenrötchen,
du schreibst meine Geschichte, das hab ich dir eh schon mal geschrieben...
Ich hatte jeden Tag vom aufwachen bis zum schlafengehen diese Ängste und in so einem Ausmaß das keiner verstehen konnte, ein Arzt sagte auf mein hilfloses "Ich fühle mich als ob ich sterben muss" nur "Jaja, sterben müssen wir alle mal!" OHHHHHHHHH wie EINFÜHLSAM!!!!!!!!!!
Rosenrot, diese Ängste liegen bei mir 4Jahre zurück, ich lebe noch und hab diese Angst schon LLLLLLLAAAAAAAAAAAANNNNNNNGE nicht mehr,
ich hoffe das kann dich ein wenig trösten auch wenn es dich jetzt noch so sehr quält.
Alle vor mir haben Recht, dein Hirn lernt die Konsequenz: ich hatte angst zu sterben - ich bin nicht gestorben. Bald ist diese Konsequenz gespeichert und die Ängste lassen nach. Nicht von heute auf morgen aber doch stetig.
Kopf hoch und bleib mutig!!!!!!!!!
Christine
Verfasst: 24:04:2006 11:42
von Blancanieves
Hallo Rosered...
Solche Gefühle und Gedanken hat man wenn man depressiv ist...
und man sollte versuchen, es so zu betrachten... es sind alle Symptome dieser Krankheit... es hat mit dir nichts zu tun... du bist nicht so, du fühlst in Wirklichkeit auch nicht so...Versuche, wenn du Schreckliches denkst.. an das Schöne und an das Gutes was du so erlebt hast zu denken.. Wie viele Male hast du dich in deinem Leben glücklich gefühlt? Was hat diese schönen Gefühlen hervorgerufen? Das tat mir so gut, als es mir nicht gut ergangen ist...Ein ex-Kollege sagte ein mal zu mir: Du bist von innen gut, du bist ein guter Mensch... und das ist wahr... ich bin ein anständiger Mensch.. habe natürlich irgendwann mal doofes angestellt.. was auch normal und menschlich ist...aber ich bin gut, würde nie jemanden weh tun oder so...
Ich frage mich immer: Warum denkt unser Gehirn so.. wenn wir depressiv sind... warum versucht unser Gehirn mit Gedanken uns langsam zu zerstören? Ich finde aber keine Antwort... also es passiert etwas in unserem Gehirn, was mit uns und unseren Seelen nichts zu tun hat...
Es ist eine Krankheit und so müssen wir sie auch akzeptieren und uns nicht andauern fragen stellen. Das macht uns dann richtig krank... die Angst, die Leere und die Verzweiflung, die in uns aufkommt, wenn wir uns andauern dies oder das fragen... Ich z.B. leide seit der Pubertät unter depressiven Phasen...und obwohl ich weiß, dass mein Gehirn in solchen depressiven Phasen nicht macht und denkt was ich bin und fühle... trotzdem werde ich traurig, wenn es mir schlecht geht...und frage ich mich zum 1.000 Mal dies und das...
Verstehst du mich?
Man kann aber heutzutage so vieles dagegen tun...und richtich gesund werden.. Das wichtigste ist zu erfahren, ob die Ursache der Krankheit reativ (also äußerlich begründet im Sinne von belastenden Lebensereignissen) oder endogen (also innerlich begründet) ist... Was meinst du? Wie ist es bei dir??
Ganz liebe Grüße,