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Am Urschleim angelangt

Verfasst: 12:05:2006 14:20
von Runespoor
Hallo!
Petras Beitrag über die verschobene Ängste hat mich zum Nachdenken gebracht und dazu im Urschleim zu wühlen woher meine Ängste kommen. Mein Ergebnis ist kein neues für mich, aber ich will euch mal einweihen:

-Mein Vater hat noch studiert als ich unterwegs war. Er wünschte sich einen Sohn um seine eigne Ablehnung durch seinen eignenVater "zu sühnen". Denn der hat ca eine Woche nicht mit seiner Mutter geredet weil das gewünschte Mädchen eine Junge geworden ist. Meine Mutter war scheinbar der Meinung das ihr mein Vater endlich mehr Beachtung schenkt wenn sie einen Jungen bekommt. ABER ich wurde ein Mädchen. Meine Mutter erzählte mir von Kindesbein an wie ich sie als ich noch im Bauch war grün und blau getreten habe, auf ihren Ischias lag, wie schrecklich meine Geburt war. Wie sie heulend an meiner Wiege saß weil ich braune und keine blauen Augen hatte. Und auch sonst. Ich war ein sehr ängstliches und weinerliches Kind. Ich war einfach nicht das was sie sich gewünscht hat. Sie war immer noch allein und überfordert und gab mir immer wieder durch ihre Blicke und Aussagen die Schuld daran. So hatte ich schon als kleines Kind ständig das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben und wußte nicht was.
Ich glaube das dadurch meine Angst und mein Problem mit Gruppen kommt. Ich habe immer das Gefühl am Rand zu stehen mich nicht einbringen zu können, nicht das zu sein was gewünscht ist. Nicht zu erfüllen was von mir erwartet wird. Ich kriege auf Spielplätzen regelmäßig bauchkrämpfe weil ich mich ausgeschlossen fühle, denke komisch zu sein und das deshalb niemand mit mir reden mag. Deshalb auch das Problem mit den Leuten von meinen Freund.

-Mir ist eingeredet worden das es nie einen Mann geben wird der es ernst mit mir meint. Das mich alle nur ins Bett kriegen wollen und anschließend fallen lassen. Obwohl ich der totale spätzünder war hatte ich den totalen Schlampenruf in meiner Familie und in der Kleinstadt.

-Mir ist eine unheimliche Angst vor der Welt draußen eingeredet worden. Das mich sowieso nur alle verarschen wollen. Mir böses wollen, ich zu gutgläubig bin und so irgendwann Drogen süchtig werde und auf den Strich lande. Ich glaube deshalb auch die Angst um meine Kinder. Das sie jemand quält erniedrigt. Ihnen weh getan wird, sie gemobbt und fertig gemacht werden.

Mein Problem wie kann man solche Filme im Kopf ändern. Nicht mehr so voller Angst und Scham durch die Welt gehen? Das ist mein Problem So long Gruß Antje

hmmm

Verfasst: 12:05:2006 14:29
von Daniela 05
Naja , ich war mal bei einem Mentaltraining und die sagte "Es wird Zeit das Tonband zu stoppen"

ich überlege auch immer wieder ob mich meine Vergangenheit immer einholen wird..Hmmm für mich habe ich aber den Schluss getroffen, dass meine Ängste nur überliefert sind und ich nun an der Reihe bin MEIN Leben zu leben.Es ist nicht einfach und es wird Jahre dauern, aber ich bin dabei meine Ängste als unrealistisch ansehen zu lernen.
Weis nicht ob dir das was hilft :?:

8) ige Grüße Dani

Verfasst: 12:05:2006 14:55
von Jenny
Wenn ich höre und lese, wie manche Eltern mit ihren Kindern umgehen, wie sie sie seelisch misshandeln, dann könnt ich meine pazifistische Ader grad platzen lassen und dreinschlagen!! :twisted:
Ich hatte ja das umgekehrte Problem - nicht Missachtung, sondern total übertriebene Wertschätzung. Ich war "was Besonderes", aus mir sollte noch mal was werden, deshalb wurde ich auch von allem fern gehalten, was mich irgendwie von dem hohen Ziel, eine Karrierefrau zu werden, abhalten könnte: Kein Umgang mit Kindern, die "kein Umgang" waren, kein "Schund" an Lektüre und Fernsehen, und später keine "Alleingänge" - ich könnte ja in schlechtes Millieu geraten, vergewaltigt, missbraucht, ausgenutzt werden, so naiv wie ich war! Irgendwann bin ich dann aus meinem Goldenen Käfig ausgebrochen, hab mich aber immer noch schlecht und schuldig gefühlt, weil ich meine Mutter unglücklich gemacht hatte:" Aus dir hätte mal was werden können, aber du lässt dir ein Kind anhängen und versauerst als Hausfrau, genau wie ich! DU hättest doch das Kind nicht bekommen müssen!"
Später hab ich dann kapiert, dass ich die unerfüllten Wünsche meiner Mutter hätte erfüllen sollen und dass sie als Kind vermutlich Schreckliches erlebt hat und mich nur vor Bösem bewahren wollte.
Da endlich konnte ich ihr und mir die gegenseitigen Verletzungen verzeihen und wirklich erwachsen werden.
Es war wie im gebet: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Verzeihen macht frei.

Verfasst: 12:05:2006 15:05
von Sas
Hallo Antje,

ich sehe das ähnlich wie Dani. Deine Mutter hat ihre Ängste auf Dich übertragen. So wie Du es schilderst könnte es sogar sein, dass sie selbst eine PPD hatte und daran nicht gearbeitet hat, weil sie nix davon gemerkt hat. Ich meine, dass sie überfordert war und ihrem Kind daran die Schuld gab spricht doch schon Bände...Und auch ihre übertriebene Angst, dass Dir etwas zustoßen könnte, dass sie Dich andererseits irgendwie ablehnte weil alles anders war als sie sich das vorgestellt hat ist ja geradezu typisch für eine PPD. Jetzt ist es auf jeden Fall an Dir, was zu ändern und DEIN Leben weiterzuleben. Ich finde, es ist schon ein großer Schritt, dass Du das alles erkannt hast. Wenn Du das mit einem Therapeuten bearbeitest, dann hast Du gute Chancen, es irgendwann zu überwinden!

Liebe Grüße, Saskia

Verfasst: 14:05:2006 7:50
von Runespoor
Hi Dani!
Ich weiß nicht ob du das Buch "Die wolfsfrau" kennst und die Geschichte plus Erklärung vom häßlichen jungen Entlein. So habe ich mich auch oft gefühlt. Vielleicht hilft es einfach das "Familiendrama" irgendwann abzuschließen und den eignen Weg im Leben zu suchen. Glaube ich stehe im Moment an so einer Wegkreuzung und dir scheint es ähnlich zu gehen. Vielleicht nur ein blöder Spruch aber "Nicht der ist ein Held der keine Angst hat sondern der der mit seiner Angst leben kann"

Hi Jenny!
Hihi, der Spruch hätte auch von mir sein können. Bin sonst gegen Gewalt aber es gibt Leute da stellt eine Kalaschinkow in meinen zarten Händen eine echte Gefahr dar:roll:
Im Ernst. Mein Freund meinte auch das er einige meiner Verhaltensweisen, Macken besser versteht seit er einige Details aus meiner Kindheit kennt. Er selbst hat in der Kindheit viel Schläge und Gewalt erlebt und kann so seine Gefühle nicht richtig zeigen. Aber oft habe ich den Eindruck er hat das alles letztendlich besser weg gesteckt als ich. Zu meiner Mutter habe ich seit Jahren keinen Kontakt mehr, seit sie sich ein paar Schoten geleistet hat die das Fass zum überlaufen brachte. Mein Vater bemüht sich aber total um mich. Und mein Freund und auch eine Freundin meinten, das man bei ihm das Gefühl nicht los wird als wolle er etwas bei mir gut machen. Er war als ich Kind war total unterkühlt und Gefühle kamen erst nach einen Nervenzusammenbruch und die Geburt des ersten Enkels bei ihm durch. Übrigens wurde ich auch bewacht / überwacht weil ich ja so naiv bin und sonst in der Gosse lande.
Ich bin im Moment an so einen Wendepunkt. Ich war jahrelang stinksauer auf meine Mutter und habe kein gutes Haar an ihr gelassen. Aber im Moment bin ich an den Punkt wo ich denke, sie hat ihr möglichtest getan und konnte vielleicht nicht das geben was sie wollte. Also ein erster Schritt in Richtung verzeihen.

Hi Sas!
Deine Vermutung das meine Mutter selbst nen pDP hatte, hat mich erstmal umgehauen, aber läßt nun einiges in einen anderen Licht erscheinen. Ich wollte ihr nie glauben das ich ein Wunschkind war, weil sie mich anders behandelt hat bzw. die Behandlung ala Zuckerbrot und Peitsche war. Aber wenn sie depressiv war, sind die Dinge eben nur nicht so gelaufen wie sie es sich gewünscht hat. Sie ist nie mit den Haushalt klar gekommen, es sah immer aus wie Schwein. Sie sagte mal das sie nachdem sie aus den KH kam in ein Loch gefallen ist. Ferner machte sie immer einen nach außen auf Stimmungskanone aber lag anderseits oft im dunklen Raum mit ner Bierflasche. Also alles sieht ein bißchen anders aus.
Naja, meine Angst war und ist groß das ich genauso unzufrieden werde wie sie. Aber ich sehe die Chance das ich erkannt habe das ich Probleme habe Fiona so anzunehmen wie sie ist. Weil sie nicht geplant war und ich meine Pläne auf Eis legen mußte. Das ich deshalb traurig und sauer bin. Und das ich mich anderseits schlecht fühle bei solchen Gedanken weil sie so ein liebenswertes Wesen ist. Meine Mutter konnte das nicht, kam aus der Nummer nicht raus. Ich habe die Chance dazu Gruß Antje

Verfasst: 14:05:2006 15:11
von Sas
Hallo Antje,

ja, diese Chance hast Du. Und wenn Du daran arbeitest, dann wirst Du es schaffen. Du wirst sehen, es wird alles anders als es zwischen Dir und Deiner Mutter war. Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute,

Saskia