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Und auf einmal tut sich so ein Loch auf....

Verfasst: 03:07:2006 9:27
von hanna
Ihr Lieben
So kam es mir vor am letzten Wochenende :cry:
Angefangen hat es am Freitag. Der Donnerstag (wie gesagt, ich "muss" mich ja nur zwei Tage die Woche alleine um die Kinder kümmern und selbst das wird mir zuviel) war schon ziemlich anstrengend (u.a. zahnt der Kleine, die Nächte sind kurz...). Der Freitag fing schon schwierig an, weil ich so müde von der Nacht war (mein Mann sagt mir immer, ich solle ihn wecken, damit ich nicht immer aufstehen muss, das habe ich gemacht, aber es ist wie verhext, ich muss dann immer mit einem Ohr hinhören und krieg schon zuviel, wenn mein Mann mit dem Kleinen redet und spielt und sich dann wundert, wenn er den Kleinen nicht mehr einfach zurück ins Bett legen kann :evil: , wenn ich dann aufstehe und mit meinem Mann schimpfe, hebt das die Stimmung nicht unbedingt :oops: ).
Weil ich weiss, wie wichtig "ein Programm" für den Tag ist, gehe ich jeweils am Freitagmorgen ins Aerobic (mit Babysitting). Aber nur schon das einpacken der Sportsachen, der Windeln, der Flasche für den Kleinen, das wurde mir schon fast zuviel. Dann reisst der Kleine noch eine Lampe vom Tisch, alles voller Scherben, die Grosse mittendrin... als wir dann alle im Auto bereit zur Abfahrt sitzen, musste ich total weinen. Ich hatte so Angst vor dem weiteren Tag. Ich habe meinen Mann angerufen und danach gings besser, ich habe mich auf den Weg gemacht.
Am Nachmittag habe ich alle KRaft zusammengenommen und die Kinder in den Fahrradanhänger gepackt und bin in den Wald. War total stolz auf mich. Als wir nach Hause kommen, sehe ich das Chaos. Die Grosse ist quengelig, der Kleine schreit, kaum lasse ich ihn aus den Augen. Ich trage ihn momentan ohnehin schon die ganze Zeit im TRagtuch und mit 12 Kilos ist das nicht immer lustig. Ich war so fertig. Das erste Mal seit vielen Monaten hatte ich wieder das Gefühl, am liebsten davon zu laufen. Ich habe meine Tochter die ganze Zeit angeschrien. Ich habe mich dermassen als Versagerin gefühlt.
Am Abend habe ich meinem Mann diskutiert, was wir ändern könnten (Mein Mann: "So geht das nicht weiter" - bei so Sätzen fühle ich mich wieder als Versagerin). Mein Mann macht ja wirklich viel im Haushalt und auch mit den Kindern. Er war auch schon Tage alleine für sie verantwortlich und ich habe gehofft, dass er dann mal sieht, was für ein Stress das ist, aber irgendwie ist er dabei wirklich meistens sehr relaxt, selbst im grössten Stress. Also haben wir darüber diskutiert, ob wir das Betreuungssystem ändern sollen. d.h. ich arbeite wieder voll, er bleibt zu Hause, bzw. versucht sein Pensum zu reduzieren. Was sonst eigentlich für mich immer eine denkbare Alternative war, erschien mir in dem Moment ganz schlimm, weil es nicht "freiwillig" efolgen würde, sondern weil ich es daheim nicht packe. asl Konsequenz meines Versagens.
Ja und gestern war ich am Abend mit meiner Mutter in der Oper (da seht ihr mal, wie gut ich es habe und trotzdem jammere ich wie ein Schlosshund), und da gab es ein, zwei Schwangere. Ein Anblick, der mich sonst immer irgendwie gefreut hat. Aber gestern dachte ich "Wenn ihr wüsstet, jetzt freut ihr euch, seid voller Erwartung, aber nach der Geburt, da fängt der Horror an, euer Leben, wie ihr es kannten, ist danach weg"

Ich meine, ich habe habe einen Mann, der mithilft, wo er kann, Kinder, die objektiv gesehen sehr pflegeleicht sind, ich habe eine Putzfrau und dennoch kriege ich es nicht auf die Reihe, mich zwei Tage (ZWEI TAGE!!!!) um die Kinder zu kümmern. Ich bin eine verwöhnte, unfähige Frau.
So habe ich mich seit meiner schlimmsten Zeit nicht mehr gefühlt. Es ist wirklich ein riesiges Loch, das sich da aufgetan hat. Auf einmal ist da wieder eine so grosse TRaurigkeit, Angst vor allem und diese gemeinen Suizidgedanken.
Danke fürs Zuhören.

An Hanna

Verfasst: 03:07:2006 9:50
von Micha
Hallo Hanna,

ja das kenne ich zu gut. Mein Mann hat mir auch viel abgenommen und meine Eltern hatten auch den Kleinen oft und trotzdem habe ich kaum die Kurve gekriegt mich mit Kind, Haushalt und Beruf über Wasser zu halten.

Den Vorwurf:"Du jammerst schon mit einem Kind, was sollen da erst die Frauen mit 3-4 Kindern sagen", habe ich mir oft anhören müssen.

Aber es war nicht die Organisation sondern vielmehr die Tatsache, dass ich krank war. Jetzt geht es mir wieder gut und ich würde auch mit 5 Kindern auskommen.

Wenn dein Mann daheim bleibt, ist es nur eine Umschichtung der Probleme, denn du sagst ja auch, dass es dir nicht wirklich hilft, wenn er nachts aufsteht. Das heißt du könntest auch nicht loslassen, wenn du im Geschäft wärst.

Ich glaube, dass eine Therapie das Richtige für dich wäre und wenn es dir besser geht, kommst du auch mit allem wieder klar.

Gruß Micha

Verfasst: 03:07:2006 10:17
von Carlotta
Hi Hanna,
ja, das kenne ich gut. Auch mein Mann hilft viel, war letzte Woche sogar alleine mit beiden hier (die auch noch krank waren), während ich arbeiten war und dann bin auch regelrecht neidisch auf ihn, dass er das alles so hinkriegt. Ich DARF mich auch nicht wirklich beschweren, weil wir uns Jobs und Kids zu 50% teilen, und er den ganzen Tag auch von zu Hause arbeitet. Ich denke trotzdem, Du hast ein Recht darauf, es anstrengend zu finden, so wie Du es beschreibst, ist es auch Stress und da solltest Du Dich nicht wundern, dass Du nicht so gaaanz unbeschwert alles meisterst, egal, wie lange Du Dich jetzt um die Kids kümmerst. Vergleiche Dich lieber nicht mit anderen, was die können, das bringt nix. Du bist Du und Du darfst auch mal rumschreien, die Nerven verlieren etc. Wenn Du dir diesen Druck nehmen kannst, von wegen ich MUSS entspannt sein, wieso können die anderen das, ich bin unfähig etc, wäre dir sicher geholfen. Ich habe ja dann in solchen Situationen immer gedacht: wieso rast mein herz, bin ich jetzt doch krank oder was? NEIN, es hat gerast, weil es einfach stressig war in dem Moment, deshalb bin ich aber noch längst nicht schwerkrank oder ein Versager, weil ich es als anstrengend empfinde. Meine Mum hat dann immer gesagt: jetzt stell Dir vor, Du hättest 2 behinderte Kinder, wie das wäre? Ja, ist aber nicht meine Situation, also kann es mich auch nicht beruhigen. Liebe Hanna, versuche es einfach nicht zu hochzuhängen, von wegen, jetzt geht´s wieder bergab. Schalt mal gedanklich einen Schritt zurück und gestehe Dir diese Gefühle zu, egal, wer was dazu sagt. Das schlimmste ist, sich unter Druck zu setzen, nach dem Motto: ich MUSS das jetzt alles gut hinkriegen, sonst wird mein Mann böse etc. Du bist Du, und Du reagierst halt, wie Du es machst, das hat nix mit verwöhnt oder unfähig zu tun. Kopf hoch, Charlotte

Verfasst: 03:07:2006 11:03
von Blancanieves
Hi...

Ich wollte eigentlich sagen, dass nicht jede Frau es kann...
Wenn ich es richtig verstanden habe..ihr alle arbeitet auch noch...

Also Kinder, Haushalt, Ehefrau und noch Berufstätig...ich hätte ohne Hilfe keinen Kopf...wann lebt man denn???

Ich würde mir auch eine Haushalthilfe suchen..wenn ich auch noch arbeiten musste und kleine Kinder habe...


@Hanna: ich weiß immer diese Schlepperei...wenn ich dir jetzt sage, dass ich immer mit dem Bus überall hinfahre (habe kein Führerschein) Meine Große ist 5 und mein Sohn wird im Ausgust 1 Jahr alt...ich mochte sowieso nie Auto fahren, hat mich nie so interessiert..und bin immer mit dem Bus oder Zug gefahren..für mich ist es kein Problem, da ich in der Stadt wohne..alles ist um die Ecke... Zum Strand fahre ich auch mit dem Bus...

Wenn deine Kinder immer noch sehr klein sind...da hat man echt viel mehr zu tun..ich habe dieses Problem nicht, da wie gesagt, meine Große 5 ist und macht fast alles alleine..das ist ein große Erleichterung für mich...

Hanna muss du unbedingt etwas tun, wenn du mit den Kindern bist? versuche einfachere Sachen zu machen..Kinder können auch ein Tag ohne Aktion sein...ein Tag Ruhe ist doch schön...und nicht dieses anziehen, Sachen einpacken und los...Streß hat man unterwegs immer mit Kindern..die wollen dies oder das..usw. usw. usw.

Ich gehe mit aller Ruhe mit meinen Kindern zum Spielplatz..(zu Fuß), wenn das Wetter schön ist...ich nehme eine große Decke und lege mich hin...genieße das Wetter....meine Große spielt und mein Baby will meine Bücher immer kaputt machen...und lässt mich nicht lesen...

Und jetzt kommts: Meine Große geht um 10 ins Bett...anders geht es nicht..sie ist nie vor 10 müde (wir stehen sowieso um 8 Uhr morgens auf) und mein Sohn schläft am Tag fast nichts und schläft auch um 10 Uhr ein....HAllo????????????? So sind sie beide..meine Tochter war auch so, als sie ein Baby war..wollte nie einschlafen...

Ich muss dann von 8 bis 22 Uhr für mein Sohn da sein...meine Tochter geht zum KG bis 14 Uhr...

Also Kinder, Kinder, Kinder....Gott sei dank, habe ich, als ich junger und knackig war, mein Leben so genoßen, dass ich jetzt gar keine so große Lust habe Partys zu feiern, ausgehen oder so ..Außerdem ich kann Raucher nicht mehr ab..und wo kann man in Deutschland abends hingehen, wo es nicht geraucht wird...?

Verfasst: 03:07:2006 15:02
von hanna
Vielen Dank für Eure Worte! Das fängt einen schon sehr auf..

@ Micha: Ich gehe in eine Therapie, welche mir auch schon viel gebracht hat. Aber diese schwarzen Momente, die die erste Zeit (vor Johanniskraut und Therapie) so geprägt haben, glaubte ich hinter mir zu haben. Nun haben mich die letzten Tage daran zweifeln lassen, ob es wirklich nicht an mir, sondern an der Krankheit liegt. Es ging mir so lange Zeit einigermassen wieder gut und dennoch habe ich die Kinder so als Last empfunden, das heisst doch, dass es nicht an der Krankheit, sondern an meiner Unfähigkeit liegt. Solche Gedanken machen mich halt fertig.
@ Charlotte: Auch Dir ganz lieben Dank für Deine aufmunternden Worte. Es stimmt, dass man sich zugestehen soll, dass man nicht alles so mit links macht (wie z.B. den Job in meinem Fall). Und natürlich macht einem die Angst vor dem Rückfall (oder vor der erkenntnis, dass es doch nicht vorbei ist) einen Strich durch die Rechnung, wenn man auch mal schwierigere Tage meistern will.
@ Blanca: Danke auch Dir! Ich weiss nicht, wie es den anderen geht, aber mir geht es erheblich schlechter, wenn ich mir nichts vorgenommen habe (dabei meine ich nur einen oder zwei Programmpunkte pro Tag, dabei eingerechnet einkaufen oder so). Einfach so zu Hause zu sein, da fällt mir leicht die Decke auf den Kopf. Jetzt im Sommer ist es zwar leichter, da stelle ich das Gummiboot mit Wasser gefüllt in den Garten, setze die zwei hinein und kann mich daneben legen. Aber das ist halt auch nicht ein Programm für drei Stunden... :?

Ich habe heute morgen das erste Mal den Elternnotruf angerufen (so ein Hilfe-Angebot, rund um die Uhr) und ich muss sagen, das hat mir UNGLAUBLICH gut getan. Irgendwie sind bei mir die Alarmglocken losgegangen, weil mir aufgefallen ist, wie schnell ich mittlerweile meine Grosse anschreie und die Tendenz, dass ich auch gemein zu ihr werde (habe am Freitag zu ihr gesagt, sie sei eine dumme Kuh :oops: :cry: , ichmeine, sie ist erst 2,5 :oops: :oops: und ihr ist das Glas Wasser in der Küche ausgeleert, weil sie damit gespielt hat) Das Gespräch hat vieles relativiert und ich habe das erste Mal das gefühl, dass ich vielleicht wirklich hohe Erwartungen an mich habe. Ich habe ein paar gute "Tipps" bekommen und ich habe nun mit denen einen Termin abgemacht, nächsten Montag. Bin richtig stolz auf mich, dass ich mich da ein bisschen auch selber aus dem Loch wieder herausgeholt habe (*schulterklopf* :oops: )
Liebe Grüsse
Hanna

Verfasst: 03:07:2006 15:41
von Sas
Hallo Hanna,
also ich denke der Hauptunterschied zwischen Dir und Deinem Mann ist momentan, dass Du krank bist und er nicht. Deswegen ist er relaxter. Ich habe auch immer über nur ein Kind gejammert und wie Micha, käme ich jetzt wahrscheinlich mit fünfen zurecht. Weil ich damals krank war und jetzt gesund bin. Damit, dass Du ein gutes Umfeld hast, wo die Leute Dir was abnehmen hast Du natürlich ganz gute Vorraussetzungen, die Krankheit schneller zu überstehen. Erwischen kann es aber auch Leute, bei denen im Umfeld alles prima läuft. Und das ist KEIN Zeichen von Unfähigkeit!!!
Schau Dir mal die Brooke Shields an. Die hat sicher auch eine Putzfrau und wahrscheinlich noch dazu eine Köchin, einen Gärtner usw. und trotzdem hat sie's erwischt. Daran liegt das nicht. Sondern an anderen Umständen.
Und, liebe Hanna, dass es Dir in den vergangenen Wochen besser ging ist schon mal ein sehr gutes Zeichen. Das heißt, Du bist auf dem richtigen Weg. Diese lästigen Schwankungen kommen immer mal wieder. Irgendwann hören die auch auf.
Nicht aufgeben, das wird schon. Liebe Grüße, Saskia

Verfasst: 03:07:2006 23:45
von Julia73
Hallo Hanna,

dass du bei einem Elternnotruf angerufen hast finde ich super. Das zeigt doch, dass du eine verantwortungsvolle Mutter bist, dass du merkst, wenn du überfordert bist und dir dann Hilfe holst ... Das hat nichts mit einer unfähigen, verwöhnten Frau zu tun!

Und klar ist jemand der keine Depressionen hat viel entspannter im Umgang mit einem Kind. Das liegt ja im Wesen einer Depri, dass man eben nicht so wirklich entspannt sein kann, weil man ja ständig mit sich und seinen Problemen beschäftigt ist.

Liebe Grüße
Julia