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ist es wirklich so leicht?

Verfasst: 12:07:2006 9:06
von Patricia
Jemand der auch einmal eine Depression hatte hat gestern zu mir gesagt: "Du musst einfach nur positive Gedanken rein bekommen, dann wird alles wieder gut".

Soll es wirklich so leicht sein? Positiv denken.. gelingt mir das überhaupt? Es stimmt schon, alles was ich denke ist negativ aber wie soll ich das denn beeinflussen?

Immer wieder kommen diese Tipps aber welche davon taugen was und wie soll ich sie in die Tat umsetzen?

Habt ihr denn positive Gedanken oder ist bei Euch auch alles nur negativ?

Verfasst: 12:07:2006 9:54
von Mamaschlumpf
Ich hab auch viele positive Gedanken, aber wirklich helfen tun sie auch nicht...

Vielleicht hilft es beim autogenen Training, wenn man sich in der tiefen Entspannung positive Gedanken suggeriert... Soll beim abnehmen ja uahc helfen ;)

An Patricia

Verfasst: 12:07:2006 10:26
von Micha
Hallo Patricia,

als es mir so richtig schlecht ging konnte ich gar nichts mehr machen. Da halfen auch keine gut gemeinten Tips mehr wie:

- entspann dich
- geh spazieren
- trink einen Beruhrigungstee
- nimm ein Bad usw.

Ich konnte nur noch wie versteinert da sitzen, nicht lachen nicht weinen, nicht wachen nicht schlafen. Konnte nichts essen und schleppte mich nur mit äußerster Mühe aufs Klo oder unter die Dusche. Ich konnte mein Kind nicht versorgen und meinen Haushalt nicht machen. Ich war einerseits wie erstarrt aber andererseits total unruhig und voller Angst. Zwischendurch überkamen mich dann immer noch die Panikattacken: "So jetzt drehst du völlig durch und kommst in die Klapse".

Ich glaube positiv denken kann man erst wieder, wenn man merkt es geht langsam aufwärts. Als dies bei mir so war, konnte ich auch wieder ungeahnte Kräfte mobilisieren und mich dadurch aus dem Sumpf ziehen.

Liebe Grüße, Micha

Verfasst: 12:07:2006 10:58
von Jenny
Mein Psychiater sagte mir, einen Depressiven aufzufordern, doch einfach mal was Schönes zu denken, sei ungefähr so sinnvoll, wie einen Einarmigen zu bitten, in die Hände zu klatschen...

Verfasst: 12:07:2006 11:33
von Runespoor
Muß gerade an den Film "Keiner liebt mich" denken wo Maria Schrader an einer Stelle in ihren Sarg liegt und einen Tonband nachspricht "Ich bin klug, ich bin schön, ich liebe und ich werde geliebt" so etwa. Denke das sind immer die gutgemeinten Ratschläge von Leuten die nicht wirklich Ahnung haben. Ich kann mich auch an Kleinigkeiten freuen, aber dennoch renne ich oft mit einen Gefühl rum das in mir alles tot ist und sich nie etwas daran ändern wird. Habe eher das Gefühl wenn dann jemand noch mit so nen Spruch kommt ihn per Faustschlag aus den Schuhen zu kicken oder Kopf über in den nächsten Gulli zu stecken. Das was dahinter steckt ist NPL was aber für meine Begriffe nur ein andressiertes Fröhlich und Positiv sein ist. Lerne lieber durch die Therapie wieder zurück auf die Sonnenseite zu gehen aber auch das du ab und zu im Schatten stehst. Gruß Antje

Verfasst: 12:07:2006 12:01
von Carlotta
Hi zusammen,
da ich keine "echte Depri" habe, kann ich zum Thema positiv denken nur was in Bezug auf meine Angststörung sagen. Und da hat mir a) meine VT geholfen (die Katastrophendenke wie "ich bin schwerkrank", schaffe das alles nicht gaanz langsam und mit vielen Aufs und Abs zu ersetzen mit "ich bin gesund, und wenn ich mal was nicht schaffe, ist das auch okay). Und b) so was ähnliches wie NLP (bin bei einer HP in Behandlung, die auch Körpertherapie macht). Und die hat mir eine Glaubenssatzänderung mitgegeben, zum üben. Habe ich früher immer gedacht: ich werde abgelehnt und verlassen, denke ich heute: ich vertraue dem Leben und dass alles gut ist. Ich liebe mich. NAtürlich geht das nicht von heute auf morgen, aber genauso wie ich mir meine Gedanken in die negative Richtung regelrecht antrainiert habe, kann ich auch in die andere Richtung denken. Das alles funktioniert aber erst, seit ich wirklich weiss, um was es geht, in meinem Fall: warum und wovor habe ich Angst. Fest steht auch, dass unser Gehirn so ähnlich wie´n PC funktioniert und man kann seine Festplatte wirklich wieder neu programmieren. Wie sehr das aber bei einer reinen Depression zutrifft, weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass man zb aus dem Angststrudel mit positivem Denken rausfinden kann, und je öfter das klappt, desto automatischer läuft es dann ab. Tja, hoffe, ich konnte ein wenig helfen. LG Carlotta

Verfasst: 12:07:2006 13:00
von Patricia
Danke für die vielen Antworten!

Sagt mal, was ist NLP? Für was steht diese Abkürzung?

Der Spruch: das ist wie als würde man bitten einen Einarmigen in die Hände zu klatschen hat mich zum einen zum schmunzeln gebracht und zum anderen hat er mich irgendwie erfreut - denn das heißt ich bin nicht abnormal, es ist klar dass ich in der Depression nicht positiv denken kann!

Die Idee meine Festplatte neu zu gestalten gefällt mir aber auch, vielleicht gelingt es mir ja trotzdem irgendwie ein bißchen positiver zu denken. Das Problem ist nur je verzweifelter ich nach was positivem suche desto schlimmer werden die negativen gedanken.

es ist wie ein Strudel.

Verfasst: 12:07:2006 15:42
von Sas
Hallo Patricia,

NLP heißt Neuro-Linguistisches Programmieren. Wenn Dich das interessiert, dann habe ich hier mal einen Link für Dich gegoogelt:

http://www.zeitzuleben.de/inhalte/perso ... hrung.html

Aber, wenn ich Dir noch was mitgeben darf: falls Du das ausprobieren willst, dann such Dir einen guten Therapeuten, der Erfahrung damit hat.
Nicht selber rumdoktern!


LG, Saskia

Verfasst: 12:07:2006 18:17
von Uli W.
Hallo, liebe Patricia,

das mit dem Positiven Denken ist wirklich nicht die richtige Sache, wenn man in einer (schwereren) Depression steckt. Da gelingt das einfach nicht und man macht sich dann noch mehr runter, weil man immer wieder in die Negativität abrutscht. Da ist es, glaube ich, viel wichtiger, zu akzeptieren, dass man momentan nicht positiv denken kann und sich trotzdem liebevoll anzunehmen. Und das ist schwer genug... Ich kann Dir nur ans Herz legen, Dir so wenig wie möglich Schuldgefühle zu machen und einfach "Ja" zu Dir zu sagen, so wie Du jetzt gerade drauf bist. Das vermindert den Druck, der auf Dir lastet.
Das mit dem positiven Denken hat Zeit, bis es Dir besser geht, dann kann es Dir auf jeden Fall helfen, Deine "Festplatte" umzuprogrammieren und Dich damit auch für die Zukunft nicht mehr "anfällig" für Depressionen zu machen. Aber hab bitte Geduld mit Dir, irgendwann stehst Du an dem Punkt, an dem Du mit dem positiven Umprogrammieren anfangen kannst, ganz sicher!!!

Machst Du übrigens weiter mit der Psychotherapie? Bei Dir in Darmstadt oder weiter ambulant in Heppenheim? Oder hast Du Dir nach dem Klinikaufenthalt eine "Auszeit" genommen?

Ich umarm Dich ganz fest und schick Dir viele liebe Grüße
Uli

Verfasst: 12:07:2006 22:41
von Julia73
@Jenny: Der Spruch ist super. Hab' mich grad mal ein bisschen schlappgelacht.

@Patricia: Ich konnte, wenn es mir ganz schlecht ging, auch nicht einen positiven Gedanken denken. Das ging einfach ganz und gar nicht. Und mir ging es auch ganz genau wie dir, je mehr ich das versucht habe, desto schlimmer wurde es. Ich denke auch, dass das nicht "einfach" so funktioniert. Das braucht Zeit (und wenn man einfach wieder positiv denken könnte, wäre man ja nicht depressiv). Bei mir war/ist es so, dass die positiven Gedanken von ganz alleine wieder kamen. Erst mal ganz unmerklich haben sie sich leise wieder eingeschlichen :). Erst nach und nach sind sie mir dann aufgefallen: Ey mann, ich kann tatsächlich wieder positv denken. Das klappt nicht immer, aber immer öfter!

Aber das mit dem "umprogrammieren" habe ich auch schon gehört, habe es aber so selbst nie ausprobiert ... hört sich aber auf jeden Fall logisch an.

Liebe Grüße
Julia

Verfasst: 13:07:2006 3:03
von Marika
Hallo liebe Patricia!

Also das mit dem Umprogrammieren unseres "Hirnkästchens" funktioniert tatsächlich. Aber es ist schon so, dass das ein Prozess ist, der nicht von heute auf morgen eintritt. Es ist auch so ne Art Lernen - so wie die Charlotte schreibt - man kann sich das negative Denken aneignen, genau so aber auch wieder das Positive.

Eine Art das Positive Denken zu lernen, ist die "Situatione-Bewertung-Konsequenz - Übung". Hab ich glaub ich eh schon erklärt. Von der habe ich Seitenweise gemacht... bis sich das ganze in mir verinnerlicht hat. Was auch sehr hilfreich ist - ein "Glückstagebuch" zu führen. Da kommen alle schönen Dinge rein, die man erlebt hat... z.B. wenn du einen Regenbogen gesehen hast, wenn deine Leni dich mal gaaaaaaaaanz dolle geknuddelt hat... einfach alles, was in dir ein angenehmes Gefühl erzeugt hat. Das schreibt man dann rein. Durch das Schreiben, erlebt man dieses Gefühl nochmal und wenn man sich das alles immer mal wieder durchliest, dann lernt dein Gehirn, wieder "anders rum" zu denken.

Es ist bewiesen, dass ein bestimmtes Gehirnareal, dass für das "Positve denken und fühlen" verantwortlich ist, trainiert werden kann - ähnlich wie ein Muskel am Körper. Das sieht man dann sogar, dass dieses Areal größer und besser durchblutet wird - das habe ich in einem Gesundheitsbeitrag gesehen. Aber es braucht Geduld und Zeit, funktioniert aber, wie ich selber erleben durfte.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen und helfen und schick dir einen gaaaaaaaanz dicken Schmatz!

Liebe Grüße von

Verfasst: 14:07:2006 21:51
von rosered
Wenn es wirklich so leicht wäre, ich denke, dann würde man hier im Forum keinen einzigen Beitrag zu lesen finden... Denn dann wären wir alle gesund und glücklich... :roll:

Aber wenn mans mit den Augen so mancher Ärzte sieht, dann sind wir ja alle eh schon nach 2 Tagen gesund gewesen und DA haben sicher positive Gedanken geholfen... :evil:

Patricia, wenn man nur schwarz sieht, fällt es schwer, an weiß zu denken, und wenn man zu lange schwarz sieht, fällt es schwer zu glauben, das es weiß überhaupt existiert... :?

Aber!!!!!! Zwischen SCHWARZ und WEISS sind Milliarden von GRAU-Tönen... Und von denen hängt es ab!!!!! Und gerade du solltest wissen, das man nur mit SCHWARZ und WEISS kein BILD zeichnen kann... die GRAU-Stufen sind das wichtigste...

Und genauso ist es mit den positiven Gedanken... Du kannst als schwer depressive (SCHWARZ) nicht gleich positiv(WEISS) denken... Aber es ist doch schon mal was, wenn du mal nen Tag, oder auch nur ne Stunde, NICHT ganz so negativ denkst (DUNKELGRAU!!!!!)! Und dann weißt du, das es schon 2 Farben gibt... Schwarz und DUNKELGRAU! Noch weit entfernt von WEISS, aber einen schritt näher... Und wenn du dann alles in Schwarz und Dunkelgrau siehst, dann werden Momente/Stunden/Tage kommen, an denen es vielleicht Mittelgrau ist... Und dann gibt es schon 3 Farben... Und wenn dann wieder ein Tag kommt, an dem wieder alles SCHWARZ ist, dann WEISST DU ABER: es GIBT da noch Dunkelgrau und mittelgrau... Und DAS ist der WEG zum WEISS!!!! Du darfst nur an schwarzen Tagen NICHT VERGESSEN, das es auch GRAU gibt...

Ja, ich weiß, ich mit meinen Vergleichen.... Zuerst Zwerge und jetzt Farben... Lach ruhig... Dann hattest du zumindest mal einen lustigen, grauen moment... :wink:

Verfasst: 15:07:2006 20:14
von Christina
Hallo Patricia,

soll ich Dir mal verraten was mir geholfen hat wieder positive Gedanken in mein Leben zu bekommen. Mein Glaube. Ja, wirklich, ihr könnt jetzt denken, oh Gott die spinnt oder ist die blöd, aber es stimmt wirklich. Ich bin von Haus aus ein sehr gläubiger Mensch, bin ziemlich christlich erzogen. Meine Mama hat mich immer gelehrt das es jemanden gibt der alles lenkt und beschützt und sich um alles kümmert und das alles seinen Grund hat was passiert. Anfangs als es mir so dermaßen dreckig ging konnte ich nicht glauben das da jemand ist der mich beschützt und das Gott will das es mir so schlecht geht. In dieser Zeit habe ich sehr viel mit meiner Mutter darüber geredet und auch warum Gott es zuläßt das es mir so schlecht und sie hat immer zu mir gesagt er hat einen Grund das er will das es mir jetzt schlecht geht das ist eine Aufgabe für mich in meinem Leben die ich bewältigen muss und ich soll doch meine Sorgen an ihn weitergeben und ihn bitten mir helfen alles zu tragen damit es für mich nicht so schwer ist. Und da habe ich dann wieder langsam angefangen mit Gott zu sprechen, ihn zu bitten mir zu helfen damit ich an dieser Krankheit nicht zerbreche, damit er mir hilft die ganze Last zu tragen. Und es wurde immer leichter. Immer wieder wenn ich fast wieder angefangen habe zu zweifeln hat er mir ein Zeichen gegeben das er da ist und mich beschützt, für mich da ist und ich ihm vertrauen kann. Die Zeichen haben mir soviel Mut gegeben und wieder Kraft und positive Gedanken.

Liebe Patricia und auch alle anderen, auch wenn ich jetzt denkt, ach die spinnt ja, für mich ist mein Glaube an Gott sehr wichtig. Ich glaube und vertraue ihm und das macht es mir leichter positiver zu denken. Vieleicht wollt ihr ja auch mal anfangen im Gebet ihn zu bitten euch beizustehen und euch die eine oder andere Last abzunehmen. Wenn ihr glaubt und vertraut dann wird es leichter. Eure Schutzengel sind immer um euch rum, fühlt doch mal!!

Verfasst: 15:07:2006 21:08
von Jenny
Das kann ich nachempfinden, Chris, und es gibt ein Gebet, dass mich sehr beeindruckt hat:

Herr, gib mir den Mut. zu verändern, was sich verändern lässt;
die Kraft, zu ertragen, was unabänderlich ist;
die Weisheit, beides zu unterscheiden.