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Bin seit langem nicht mehr hier gewesen...

Verfasst: 09:08:2006 21:43
von Emma
Hallo Ihr Lieben,
war schon sehr lange nicht mehr hier im Forum. Ich hatte ein schwere Zeit hinter mir und war abends immer so ausgepowerd, dass ich noch nicht mal mehr in Netz gegangen bin.
Ich mache jetzt seit einem halben Jahr Traumatherapie und ich merke, dass es etwas bewegt in mir. Es ist aber auch so, dass sich da noch mehr „Baustellen“ auftun, als ich dachte. Zur Therapie bin ich gegangen, weil ich nach der traumatischen Geburt von meiner Tochter (Beckenbruch während letzter Presswehe, der vom Krankehaus nicht behandelt wurde) immer mehr abgesackt bin und keine Ahnung davon hatte, was mit mir los ist. Aufklärung von ärztlicher Seite gab es auch nicht, weil die Ärzte, die ich aufgesucht hatte, leider nicht genug informiert waren. Es kam dann nach ca. 2,5 Jahren so weit, dass ich mir das Leben nehmen wollte, was ich nicht getan habe, weil mich meine Tochter braucht (hat auch Schäden durch die Geburt) und ich ihr das nicht antun wollte. Nach 3 Jahren habe ich dann endlich eine Diagnose bekommen: Posttraumatisches Belastungssyndrom und Depressionen. Medis wurden durch probiert, Ärzte wurden gewechselt, wobei ich festgestellt habe, dass es ja wirklich blöde „Eierlöcher“ (will nicht das richtige Wort benutzen) gibt! Unglaublich! Jedenfalls habe ich dann nach ewigem Wechseln, endlich eine richtig tolle Neurologin und Traumatherapeutin gefunden. Die richtigen Medis habe ich jetzt auch und es geht einen Schritt vorwärts. Es gibt noch immer viele Tage, die sehr anstrengend sind und auch Tage, wo nix mehr geht, aber es wird langsam besser. Ich arbeite mit meiner Therapeutin sehr daran, dass ich mich akzeptiere und als „wichtig“ erachte, weil das wirklich zu wünschen übrig liess. Ich hatte mich vollkommen aufegeben und als wertlos betrachtet. Mittlerweile teile ich mich wieder etwas mehr mit und versuche, meiner Umwelt zu zeigen, dass ich nicht mehr kann, bevor es zum Kollaps kommt. Ich kann es noch nicht, aber ich versuche es wenigstens. ist ja schon mal was. Es gibt auch einiges in meiner Kindheit, dass ich aufarbeiten muss und somit bin ich immer wieder überrascht, was bei den Sitzungen so heraus kommt. Jedenfalls bin ich froh, dass ich keine so starken Selbstmordgedanken mehr habe und sich manchmal ganz kurz „ein Fenster öffnet, wo die Sonne rein scheint“. Ich dachte, das würde ich nie wieder fühlen. Einen ganz kurzen Glücksmoment. Das gibt Kraft.
Momentan sind Ferien im Kindergarten und das bringt mir zwar viel mehr Zeit für meine Tochter, aber auf der anderen Seite ist es auch weniger Zeit für mich, was ich manchmal nicht so gut verkrafte. Ich merke, dass es noch einige Zeit braucht, bis ich mich wesentlich besser fühle.
Ich würde mich sehr freuen, wenn mir mal jemand schreibt, weil ich momentan ein Gefühl von Leere habe, was Freundschaften angeht. Ich bin so unsicher bei Freunden, ob ich mich komisch verhalte oder auf die Nerven gehe, dass ich mich gar nicht entspannen kann bei „normalen“ Menschen. Ich glaube ständig, dass sie mich nicht um sich haben wollen, was nicht stimmt, aber ich denke es trotzdem. Daran arbeite ich auch in der Therapie. Ist nicht einfach.
Ganz liebe Grüße von Eurer Emma

Verfasst: 09:08:2006 22:03
von Marika
Liebe Emma!

Schön, dass du dich wieder mal meldest und ich freue mich wirklich sehr, dass es langsam aufwärts geht.

So wie du von diesen kleinen "Glücksfenster, die sich auftun" schreibst, habe ich es auch empfunden. Plötzlich lichtet sich dieser "Schleier" und die Sonne kam durch - es war so schön, dieses Gefühl wieder zu spühren. Und du kannst mir eines glauben: Diese Fenster werden immer öfter aufgehen und länger aufbleiben. Ich habe es erlebt!!! Und irgendwann bleiben sie für immer offen! :D

Deine Therapie hört sich wirklich sehr, sehr gut an und deine Ärztin scheint wirklich super zu sein. Auch ich habe das Glück, einen wirklich fähigen Arzt (er macht Therapie und Medikamentöse Behandlung) gefunden zu haben. Mir passiert es auch immer wieder, dass "kleine Überraschungen" in den Sitzungen zu Tage kommen, an die ich mich gar nicht richtig erinnern konnte bzw. für absolut nebensächlich hielt. Es ist einfach so wichtig, einen wirklich guten Therapeuten zu haben.

Was nimmst du denn für ein Medikament und wie lange jetzt schon? Ich nehme 30 mg Cipralex, weil ich auch unter ZG gelitten habe. Aber seit 3 Monaten bin ich jetzt wirklich stabil - keine Tiefs mehr. Und es ist herrrrrrrrrrrrrrrlich! Du wirst das auch erleben, glaub mir. Schritt für Schritt wird es besser . Auch wenn mal ein Tief kommt - lass es zu. Ich habe gemerkt, dass ich nach jedem Tief einen neue Erkenntniss gewonnen hatte und es mich wieder ein Stück weiter gebracht hat.

Liebe Emma, lass wieder von dir hören - ich freue mich, dass du wieder hier bist.

Einen lieben Gruß schickt dir

Verfasst: 10:08:2006 15:57
von Jutta
Liebe Emma, du hast ja schon ordentliche Fortschritte gemacht. Wichtig finde ich es auch immer, wenn man eine nette Ärztin/Arzt und auch Therapeutin/Therapeuten hat. Mein erster Besuch bei einer Neurologin war eine einzige Katastrophe. Auf meiner Überweisung stand als Diagnose meiner Hausärztin "Angststörung". Als ich bei der Ärztin raus bin, war total neben dem Wind und ich glaube auch noch heute, dass sie entscheidend mit dazu beigetragen hat, dass ich dann dermaßen abgerutsch bin. Sie labberte mir was von Krankenhaus, Psychiatrie etc. vor. Da ich zu diesem Zeitpunkt wieder voll arbeitete und mein Mann zuhause mit Lili war, war ich fest davon überzeugt, dass jetzt alles den Bach runter geht. Ich gehe in die Psychiatrie, verliere meinen Job, wir müssen die Wohnung verkaufen .... Und dazu machte ich mir Gedanken, dass meine arme Tochter eine depressive Mutter hat. Ich fühlte mich so schlecht und wünschte, meine Tochter wäre in eine andere Familie geboren worden. Letztendlich fand ich dann Hilfe im Frauengesundheitszentrum in Frankfurt. Dort wurde mir eine Therapeutin empfohlen und eine Neurologin/Psychiaterin im Bamberger Hof (sozialpsychiatrische Tagesklinik in Frankfurt). Eine Gesprächstherapie mache ich seit Januar vergangenen Jahres, ADs nehme ich seit Februar, angefangen habe ich mit Insidon und bin nach 3 Monaten auf Trevilor umgestiegen, mit denen ich gut klar komme. Ich möchte dir Mut machen, Emma. Es gab Situationen bei mir, bei denen ich dachte es geht nicht weiter. Was soll das überhaupt alles. Ich hatte das Gefühl, ich mache die Familie kaputt. In mir drin war alles so leer. Mein Leben, das vor mir lag, war gar nicht mehr lebenswert und ich freute mich nicht mehr drauf. Ich kann ungelogen sagen, dass ich durch die Hölle gegangen bin. Niemals mehr möchte ich das erleben. ABER: Es geht vorbei. Die letzte Schwankung hatte ich Anfang April. Seit dem geht es mir unverändert gut. Ich freue mich auf das Leben, auf meine Lili. Wenn ich im Büro bin, freue ich mich auf den Abend, wenn ich sie in meine Arme schließe. Sicher wird es auch bei mir noc Schwankungen geben. Wenn mir eine Zeit gut gegangen ist, empfinde ich die Schwankungen immer noch ärger als zuvor. Aber ich denke auch, dass es mir nach jeder Schwankung wieder etwas besser geht als vor der Schwankung. Mach' weiter die Therapie und nehme die Medikamente. Ganz sicher wird sich immer ein Fenster öffnen, in das die Sonne scheint. Etwas Gutes hat diese be.... Krankheit vielleicht bei mir: Ich nehme das Leben nicht mehr als selbstverständlich hin. Ich lebe die Tage intensiver und ich genieße die Zeit, an denen es mir gut geht. Wenn ich spazieren gehe, freue ich mich über die Sonne, die Vögel und die Menschen, die an mir vorübergehen. Es hört sich etwas kitschig an, aber ich weiß nicht, wie ich es so recht ausdrücken soll. Vor allem spüre ich auch eine Demut und Dankbarkeit dafür, was ich habe. Sorry, jetzt ist es lang geworden. Alles Gute für dich weiterhin, lieben Gruß, Jutta