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habe Angst vor Rückfall!

Verfasst: 21:08:2006 10:14
von heli
Hallo an alle! :-)

Ich habe am 24.2.06 meine Tochter Sarah zur Welt gebracht. Nach 4 Monaten in der Hölle bin ich durch das AD Cipralex und eure Aufmunterungen wieder halbwegs stabil geworden (kann mich wieder auf was freuen, bin nicht mehr so antriebslos). Ich bin froh, dass es mir wieder ganz gut geht. Trotzdem habe ich seit ein paar Tagen die Angst im Nacken, dass es mir wieder ganz schlecht gehen könnte (will ich nie wieder erleben)! Immer wenn die Kleine sehr anstrengend ist oder lange weint, schleicht sich diese Angst vor einem Rückfall in mir wieder hoch.
Wird es wenn die Kinder älter und "anstrengender" werden wieder schlechter??? Oder wird es je älter sie werden einfacher???
Außerdem habe ich Angst vor der kalten Jahreszeit. Fühlt ihr euch im Herbst/Winter mehr depressiv?
Würde mich auf eure Antworten freuen
LG
Helga

Verfasst: 21:08:2006 10:24
von hanna
LIebe Helga
Beide Ängste, das mit dem Rückfall bei grösserer Hektik und das mit der kalten Jahreszeit, kenn ich sehr gut. An den Tagen, wo meine Kinder sehr nerven (es sind zwei, 3 und 1 Jahr alt) und ich schon Panik bekomme, dass mir alles zuviel wird und es wieder so schlimm wie damals wird, dann rufe ich mir in Erinnerung, dass ich diese schlimmen und nervenaufreibenden Momente, die immer wieder kommen, seit es mir besser geht auch überstanden habe, ohne Rückfall. In den Momenten habe ich zwar das Gefühl, es "gäbe kein Entrinnen", aber eigentlich gehen diese Momente vorbei, auch längere Phasen habe ich schon gut überstanden, wenn auch genervt und gestresst, aber das ist ok.
Vor dem Winter habe ich auch Angst, aber ich sage mir: ICh bin tatsächlich an einem anderen Punkt als vor einem Jahr und (SEHR WICHTIG): Es kann auch gut gehen!!
Zum Thema obs mit zunehmendem Alter einfacher wird, kann ich nur sagen, dass ich es viel einfacher finde, seit meine Tochter spricht, sich ausdrücken kann (und deshalb weniger schreit) und ich auch mal eine Unterhaltung mit ihr führen kann. Andererseits wird sie auch fordernder, widerspricht und stellt mich in Frage, was wiederum anstrengender ist. :D
LG Hanna

Verfasst: 21:08:2006 10:35
von Nora
Hallo Helga,

ich kann mich noh sehr gut daran erinnern, dass ich auch oft Angst vor einem Rückfall hatte. Immer wenn ich mich mal nicht so gut gefühlt habe, habe ich mcih gefragt "Geht das jetzt wieder los?". Diese Unsicherheit hat mich sehr lange begleitet und es gibt auch heute noch Momente, in denen ich mich das frage. Ich helfe mir dann immer mit Gedanken, dass auch gesunde Muttis mal überfordert sind und Angst haben - das ist völlig normal. Wir, die wir an einer PPD erkrankt sind neigen einfach dazu, uns und unsere Gefühle noch viel mehr zu hinterfragen und wahrzunehmen. Es fällt uns noch schwer, sie einfach kommen zu lassen und als das zu nehmen was sie sind: normale Gefühlszustände, die jede Frau hat, egal ob krank oder nicht. Wir hinterfragen und analysieren jegliche Regung bei uns und machen uns damit noch mehr Angst. Aber je öfter man schwierige Situationen gemeistert hat, desto sicherer wird man. Denn man kann sich beim nächsten Mal daran erinnern, dass es die Male davor auch vorbeigegangen ist ohne das man einen Rückfall hatte. Das geht mit der Zeit immer besser.
Bei mir ist es so, dass je älter mein Sohn wurde, desto einfacher habe ich es mit ihm empfunden. Obwohl er viel mehr fordert und gefordert werden will, finde ich es einfacher. Denn ich verstehe zunehmend seine Bedürfnisse schneller und kann so mehr zu seiner Zufriedenheit beitragen.

Alles Gute!
Nora

Verfasst: 21:08:2006 10:38
von Jenny
Ich neige ohnehin zu saisonal abhängigen Depressionen. Da hilft mir: Rausgehen, sooft es wettermäßig vertretbar ist, sich die Wohnung schön schmücken (im Herbst in Weinrot und Orange, es gibt so viele leuchtende Beeren, Kürbisse, Früchte und leuchtendes Herbstlaub, mit dem die Wohnung geschmückt werden kann! Gegen Weihnachten zu dann mit ordentlich viel Rot - und immer schön Licht machen, gell?) Außerdem habe ich immer ab Okrober Johanniskrauttabletten zu mir genommen. Das hilft ganz gut. Wichtig ist auch eine entsprechende Ernährung. Möglichst viel Obst (Äpfel, Bananen, Orangen gibts auch im Winter preiswert!) und ruhig mal neue Tees ausprobieren, z.B. ayurvedische Gewürztees oder Yogi-Tee. Die schmecken net nur lecker, die peppen auch und wärmen schön durch.

Verfasst: 21:08:2006 10:42
von Milla
Hallo Helga! :D

Ich kann deine Angst sehr gut verstehen.Ich denke,viele Frauen spüren sie auch!

Ich glaube in der Tat,daß es immer einfacher, stressfreier wird,wenn die Kinder größer werden,weniger schreien,besser schlafen,selbstständiger werden.

So erlebe ich es zumindest mit meiner Tochter:sie läuft jetzt seit ca. 2-3 Wochen und nach einer Phase der extremen Anhänglichkeit,wo sie viel geweint hat,wenn ich sie nicht getragen habe,ist sie auf ein Mal viel selbstständiger,kann sich wieder lange allein beschäftigen,weint kaum und ich muß sie jetzt kaum tragen!

Deine Kleine ist jetzt 6 Monate alt.Damit hast du meiner Erfahrung nach die anstrengenste Zeit hinter dir.Sie wird bald allein sitzen können,mit 8-9 Monaten vielleicht schon mit dem Krabbeln anfangen,ab 12 Monaten (oder sogar früher) mit dem Laufen anfangen und jede Phase wird für dich ein Stück Entlastung bedeuten.So war es bei mir zumindest.

Das Einzige, was anstrengend ist,ist daß die Kinder kurz vor Entwicklungssprüngen (Krabbeln,Laufen,usw.) oft wieder anhänglicher,quengeliger,weinerlicher werden.Oft wird der Schlaf auch schlechter.Aber das ist alles nur vorübergehend .Wenn die Phase vorbei ist,dann sind die Kinder ein Stück weiter in ihrer Selbsständigkeit und alles wird deutlich leichter.

Ich hatte 1995 ,als ich zum ersten Mal in Deutschland war (bin Französin) eine Winterdepression.Das liegt in der Tat am Lichtmangel.Licht hilft dem Körper,Serotonin herzustellen,hat also eine stimmungsaufhellende Wirkung.Seitdem habe ich eine Lampe für die Lichttherapie (die Adresse der Fa. habe ich vom Psychiater gehabt,bei dem ich damals die ambulante Lichttherapie gemacht habe) und mache ab Oktober/November bis Februar/März eine Lichttherapie zu Hause:ca. 1 Stunde vor der Lampe jeden Morgen lesen/fernsehen/am PC lesen.Das hilft mir sehr gut,den dunklen Winter zu überstehen.

Zusätzlich versuche ich,jeden Tag spazierenzugehen,um so viel natürliches Licht wie möglich zu bekommen.

Ich denke übrigens,solange du Cipralex nimmst,wirst du keinen Rückfall haben.Du sollst ihn also solange nehmen (mindestens 6 Monate lange,besser sogar 1 Jahr oder länger), bis du dich stabil genug fühlst,um ihn auszuschleichen und das bitte nur in Absprache mit dem Arzt und nur sehr langsam.

Zusätzlich kannst du auch Nahrungsergänzungsmittel nehmen,insbesondere Vit.B6,B9,Magnesium und Fischöl und auf eine ausgewogene Ernährung achten (bei jeder Mahlzeit ein tryptophanhaltiges Lebensmittel wie Käse,Ei,Fisch,Fleisch,Joghurt,usw. zusammen mit einem kohlenhdydrathaltiges Lebensmittel wie Brot,Nudel,Kartoffel,Haferflocken,Bohnen,usw.)

Was mir persönlich zur Zeit auch toll hilft ist eine Haushaltshilfe.Das entlastet auch sehr gut.

Verfasst: 21:08:2006 14:04
von Marika
Liebe Helga!

Auch mich hat die Angst vor einem Rückfall lange begleigtet. Immer wenn ich mal nen schlechteren Tag hatte, kroch sie hoch in mir - die Angst vor der Angst. Und oft folgte dann halt auch ein Tief. Aber man lernt wirklich mit jeder schlechteren Phase, leichter damit umzugehen. Und man spührt, wie die Hochs immer länger und intensiver werden.

Ich nehme auch Cipralex - hab keine Angst - es ist wirklich ein gutes Medi. Versuch auch, gewisse negative Gefühle und Regungen zuzulassen. Wenn du wütend bist - dann bist du es eben, oder wenn du mal traurig bist - lass es raus!!!! Das ist normal - du bist ein MENSCH und keine Maschine ohne Gefühle! Wir PPD Mamas denken oft aber, wir müssten immer vor Glück überströmen und einfach happy sein. Quatsch ist das - unser Leben wird immer durch Glückmomente, aber auch durch schwierige Phasen gekennzeichnet sein. Dadurch lernen und reifen wir.

Mein Noah ist jetzt 16 Monate alt und ich empfinde es jetzt auch viel leichter als noch vor einem Jahr. Da ging es mir wohl gefühlsmässig ähnlich wie dir. Jetzt kann er laufen, kann schon besser verständlich machen was er will und beschäftigt sich auch mal alleine. Aber Milla hat recht - es gibt immer mal Phasen, wo die Kleinen "durchdrehen" - also extrem anhänglich sind, oder schlecht schlafen bzw. nicht mehr in ihrem Bett schlafen wollen.... siehe mein kleines "Monster"... :wink: Das hat einfach mit dem "Groß werden" zu tun und natürlich auch mit den Zähnchen. Da braucht man dann hin und wieder Geduld, wird auch mal wütend, ist müde oder heult - hab ich alles auch durch. Das ist aber absolut NORMAL - ich glaube jede Mama kennt solche Momente, wo sie am liebsten einfach nur "abhauen" würde.

Liebe Helga, du bist hier immer total willkommen. Und wenn dir Herbst zu schaffen macht, geh wirklich viel an die frische Luft. Vielleicht läßt du dich auch mal von einem guten Homöopathen beraten. Es gibt da einiges, was man tun kann. Auch ein Vitaminpräparat ist sicher gut - wenn es mit der richtigen Ernährung nicht so klappt.

So, ich hoffe, ich konnte dir etwas Mut machen. Du schaffst das - wir sind hier schließlich eine Familie!!! :wink: :D

Liebe Grüße von