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Serotoninmangel

Verfasst: 02:10:2006 18:20
von meiki
Hallo Mädels!

Muß jetzt mal an euch eine Frage stellen, die mich schon einige Tage beschäftigt.

Ich habe jetzt endlich mal einen Hormonspiegel machen lassen (in manchen Dingen bin ich nicht gerade von der schnellen Sorte :lol: ) und da wurde ein Serotoninmangel festgestellt. Mein Wert liegt bei 19, normal ist 50 aufwärts.

Jetzt meine Fragen:

1) Ist das bei einer von euch auch der Fall und kann mir vielleicht von der Therapie berichten?

2) Mein Neurologe, bei dem ich einmal war und nie mehr wieder (anderes Thema) hat mir damals ein SSRI verschrieben, d.h. einen Serotoninwiederaufnahmehemmer. Damit das Serotonin länger im Hirn im Synapsenspalt bleibt und dort seine "Arbeit" macht und nicht so schnell wieder im Blut verschwindet, wo es dann ja quasi "receycelt" wird.
Ja, aber wenn jetzt im Blut schon so wenig Serotonin ist, dann kann ja im Hirn so gut wie gar keins mehr sein, oder? :shock:

Oder sehe ich da was grundsätzlich falsch?

Ich habe in einer Woche einen Termin bei einem anderen Neurologen, aber mich läßt diese Frage gar nicht mehr los und ich möchte halt auch etwas "vorbereitet" sein.

Wäre lieb, wenn ihr mir da vielleicht von euren Erfahrungen berichten könntet, oder wie gesagt, vielleicht sehe ich den ganzen chemischen Prozess ja auch falsch.

Ich wünsche euch einen schönen Abend!

meiki

Verfasst: 02:10:2006 21:29
von Blancanieves
Hi!

Deine Frage ist eine gute Frage..das kann am bestens ein Neurologe oder Arzt beantworten:
http://srv.forum.focus.msn.de/fol/index.php
http://www.gesundheitsberatung.de/Forum_9002.html
http://www.cyberdoktor.de/cgi-bin/wwwth ... ds.pl?Cat=

Die Antwort würde mich auch interessieren!!

Bei Serotoninmangel kannst du das hier nehmen, es ist ein Nahrungsergänzungsmittel
http://www.acibas.net/5HTP/index.shtml
http://www.vitabasix.com/index.php/page ... -html.html

Günstiger kannst du das 5htp hier bestellen, die Qualität ist auch ok.
http://www.biotheka.com/gedaechtnis-psy ... oster.html


Du nimmst aber dieses L-Thyroxin, wogegen nimmst du es?

Verfasst: 03:10:2006 14:42
von meiki
Hallo Blanca!

Danke für die Links! Muß sie noch durchgehen.

Wenn ich Neues erfahre oder vielleicht sogar etwas schlauer diesbezüglich werde, gebe ich dir Bescheid.

Das L-Thyroxin nehme ich wegen meiner Schilddrüse. Nach meiner ersten SS habe ich eine Unterfunktion entwickelt, die Hashimoto-Krankheit. Haben ja auch einige Frauen hier im Forum, soviel ich weiß.

Hast oder hattest du auch mit dem Serotonin Probleme?

Gruß
meiki

Verfasst: 03:10:2006 21:48
von Blancanieves
Hi!

Ich denke, dass es bei mir auch daselbe ist..d.h. Progesteronmangel verursacht Serononinmangel oder so ähnlich..deswegen leiden viele PMS-Frauen, unter Stimmungsschwankungen...
Daselbe passiert bei PPD oder PPS..Progesteronabfall verursacht diese Krankheiten...

Hier hast du ein Forum zu Hashimoto:
http://www.ht-mb.de/forum/index.php

Verfasst: 04:10:2006 8:55
von Kate
Liebe Meiki,

sorry für meine verspätete Antwort. Es liegt daran, dass ich auch Themen über die ich schon einige Infos habe, nochmal gründlich recherchiere, bevor ich hier etwas dazu schreibe.
Gestern Abend hatte ich dann mal die Zeit in meinen Büchern nachzuschlagen.

Also zu deinen Fragen zum Serotonin:

Serotonin wird im Blut und auch im Gehirn gebildet, was peripher oder zentral genannt wird.

Das Problem ist, dass diese beiden Systeme unabhängig von einander gestört sein und deshalb auch unterschiedlich Symptome machen können.

Es bedeutet, dass also ein niedriger Serotoninspiegel im Blut nicht umbedingt etwas über das Serotoninvorkommen im Gehirn aussagt, da die Überwindung der Blut- Hirn- Schranke über Umwege geschieht.

Dennoch kann bei einem zentralen Mangel auch ein peripherer Mangel des Botenstoffes vorliegen.

Erkennen lässt sich dieses am ehesten durch die typische und vorallem unterschiedlich Symptomatik der beiden "Serotonin-Defizit-Syndrome".

Hier die Symptome:

» Zentrale Symptome (ZNS)
Depressionen
Angststörungen
Autoaggression
Schlafstörungen
Ess-Störungen (Sättigung)
Gedächtnisminderung

» Periphere Symptome (Somatik)
Vasokonstriktion (Koronarspasmen)
Colon irritabile (Reizdarm)
Fibromyalgien (Schmerzempfindlichkeit)
Skoliose
Thromboseneigung (Thrombozytenaggregation)
Inflammation (Immun-Dysfunktion)
Melatonin-Mangel

» Gemischt zentrale-periphere
Symptome

Kopfschmerzen
Migräne

Hier dazu ein Ausschnitt eines wissenschaftlichen Textes:

Klinik eines Serotonin- Defizits

Zu den zentralen Symptomen eines funktionellen Serotoninmangels gehören Störungen der Stimmungslage (Depressionen, Ängste, Panikattacken, Aggressivität), der Essregulation (vermindertes
Sättigungsgefühl, Vorlieben für Kohlenhydrate und Süßigkeiten,
„Schokoladenattacken“), der Schlafarchitektur (Ein- und Durchschlafstörungen, ausbleibende Erholung) und des Gedächtnisses.
Während eine Dysregulation der Gefäße des Kopfes (Kopfschmerzen, Migräne) wohl vom zentralen und peripheren Serotonin gemeinsam beeinflusst wird, zählen andere Tonisierungen wie die der Herzkranzgefäße (Koronarspasmen, Herzinfarktrate), Muskulatur (Fibromyalgien, Skoliose) sowie Darmsymptome (Reizdarm) zu den peripheren Symptomen eines Serotoninmangels (Tab. 2) [43].

Da Serotonin in großen Mengen in den Thrombozyten transportiert und auch in Lymphozyten produziert wird, lassen sich bei einem Defizit störende Auswirkungen auf die Blutgerinnung und das Immunsystem nachvollziehen.

Schließlich kann ein Serotonindefizit als Vorstufe des Melatonins zu dessen
Mangel beitragen.

Ein Serotoninmangel ist also neben Depressionen mit einer Vielzahl weiterer Störungen assoziiert, weshalb wirden Begriff „Serotonin-Defizit Syndrom“ bevorzugen.
Patienten mit schweren affektive Störungen gehören in die Hand spezialisierter Fachärzte.
Bei leichten und milden Depressionen und damit zusammenhängenden
psychosomatischen Störungen kann der nicht spezialisierte Arzt einen orientierenden Fragenkatalog verwenden, der typische Symptome eines Serotoninmangels erfasst und die Verdachtsdiagnose festigt.


Zur Therapie des Serotoninmangels:

Substitution mit L-Tryptophan (LT) oder 5-OH-Tryptophan (5HTP)

Alternativ kann durch Gabe der natürlichen Präkursoren des Serotonins, nämlich durch L-Tryptophan (LT) oder 5-OH-Tryptophan (5HTP), eine „Reparatur“ des Serotonin-Defizits versucht werden. Neuere Reviews wissenschaftlicher Studien aus den letzten Jahren haben dessen Effektivität und geringe Nebenwirkungsrate belegt.
Wegen der besseren Resorption bevorzugen wir die Gabe von 5HTP statt LT.
Eine klare Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen Anstieg des Serotoninspiegels und der Dosis von 5HTP lässt sich belegen, parallel dazu verbessert sich die klinische Symptomatik.
Die Effekte treten schon nach etwa 2–3 Wochen ein. Liegen die Ausgangswerte des Serotonins unter 100 ng/ml, kann mit 200 mg 5HTP oral abends begonnenwerden, sonst mit 100 mg. In 100 mg- Schritten kann die Dosis gesteigert werden. Selten werden mehr als 400–600
mg 5HTP täglich benötigt.
In Einzelfällen tritt keine ausreichende Wirkung ein, die Blutspiegel belegen dann auch keinen nennenswerten Anstieg des Serotonins. In solchen Fällen sollte einerseits an die notwendigen Ko-Faktoren der Serotoninsynthese gedacht werden, zu denen ausreichende Spiegel von Östradiol und von B6-Vitamin gehören. Andererseits gibt es auch Faktoren, die den Abbau von Tryptophan stimulieren und damit zu einem Fortbestehen des Serotoninmangels beitragen können.
Hierbei stehen Stress, Cortisol und entzündliche Prozesse (Inflammation) an erster Stelle.
Interessanterweise werden durch Substitution mit LT oder 5HTP nicht nur die Serotoninspiegel in der Peripherie sowie im ZNS angehoben, sondern es können sich auch andere Neurotransmitter und Botenstoffe wie Melatonin, Beta-Endorphin, Dopamin, Noradrenalin und sogar ACTH verbessern, was zur Wirkungseffektivität beitragen mag.


Autor dieser Textausschnitte:

Privatdozent
Dr. med. Alexander Römmler
Hormon Zentrum München

Liebe Meiki, ich hoffe dir mit den Infos ein wenig geholfen zu haben und etwas vorbereitet zu sein, wenn du in das Gespräch mit deinem neuen Arzt gehst.
Wenn etwas unklar ist, frag bitte nach. Dann kann ich einiges noch genauer erklären.
Manchmal habe ich Schwierigkeiten, so komplexe Sachverhalte, die sich in meinem Kopf befinden, klar und auch für "Normalbürger" verständlich darzustellen.

Viele liebe Grüße
von Kate

Verfasst: 04:10:2006 11:25
von Carlotta
Hi zusammen,
habe mal eine kurze Frage: lässt sich der Serotoninmangel nur durch einen Hormonstatus feststellen, oder kann ich bei meinem nächsten Hausarzt-Besuch gezielt danach fragen, wenn sie mir Blut abnimmt?
Manche Symptome wie Ängste und zum Teil auch Durchschlafstörungen könnten auch mir auf einen Mangel hinweisen, andererseits hat man ja herausgefunden, dass eine Verhaltenstherapie z.B. die gleichen Ergebnisse erzielen kann wie ein AD, dass heisst, der Gehirnstoffwechsel auch durchs "Lernen" wieder ins Gleichgewicht geraten kann.
Wenn man dieses 5HTP nimmt; zu welcher Medi-Gruppe gehört es, hat es wirklich so wenig NW´s und kann das auch ein Hausarzt begleiten? Ich weiss, noch "ungelegte" Eier, so lange ich nicht weiss, ob ich wirklich einen S-Mangel habe. Beim großen Blutbild (das bei mir ein halbes Jahr her ist) wird kein Serotonin bestimmt? Sorry, Kate, wahrscheinlich lachste Dich kaputt über so viel Unwissen, aber bin schliesslich kein Doc. LG Carlotta

Verfasst: 04:10:2006 13:40
von Kate
Liebe Carlotta,

ganz bestimmt mache ich mich nicht lustig über dich!
Wie käme ich denn dazu? Es handelt sich ja nicht um Allgemeinwissen wie z.B. dass wenn man Auto fahren will, einen Führerschein braucht.

Ich bin auch kein Doc :wink:

Für die Bestimmung des Blutspiegels von Serotonin braucht man Blut Serum, was kurz nach der Abnahme zentrifugiert werden muss.

Die meisten Hausärzte haben diese Möglichkeit nicht, es sei denn sie können die Blutprobe direkt in ein Labor schicken.
Dies ist im normalen Blutbild nicht enthalten. Es ist eine spezielle Untersuchung, die auch viele Ärzte für wenig sinnvoll halten und sie nicht machen.

Die Symptome der Depression lassen häufig auf einen Serotoninmangel in den Nervenzellen des Gehirns schließen. Allerdings gibt es natürlich außer Mangel an S. Ursachen, wie Nervenverbindungen, die zerstört werden durch Stresshormone usw., ein Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen Botenstoffen im Gehirn,...

Du hast recht, wenn du sagst, dass auch eine Therapie zur Neubildung Nervenverbindungen führt, man nennt dies Neurogenese.

Aber vielfach ist das bei einer schweren Depression nicht möglich und ausreichend, besonders wenn es endogene Faktoren gibt, die die Depression hervorgerufen haben, wie z.B. Hormonschwankungen
Die Gefahr ist, dass sich eine nicht rasch behandelte Depression chronifiziert.

5-HTP ist kein Medikament im klassischen Sinne, weil es noch keine allgemein anerkannte Therapieform ist.

5-HTP gehört zu den Nahrungsergänzungen, die man rezeptfrei kaufen kann.

Hier ein Beispiellink:

http://www.biovea-apotheke.com/Biovea/p ... =0&PID=435

Wenn du das Mittel googlest findest du unzählige Shops, bei denen du es bestellen kannst.


Liebe grüße
Kate

Verfasst: 04:10:2006 14:07
von Carlotta
Hi Kate,
danke für Deine Antwort. Du würdest jetzt aber auch nicht - nur auf den Verdacht hin - 5-HTP einfach einnehmen, oder? Im Grunde genommen weiss ich ja, wo meine Ängste etc herkommen, und lebe auch ganz gut mit den zeitweilig stärkeren Symptomen. Eine "echte" Depression habe ich nicht. Tja, kann ja mal meine Ärztin fragen, wobei, wenn Du sagst, die machen das nicht gerne? Der Frauenarzt winkt auch immer ab, wenn ich nach nem Hormonstatus frage, weil er sagt, das gäbe immer nur über einen kurzen Moment Auskunft. Da wäre der Speicheltest besser, stimmt´s, weisst Du, wer den macht? Vielleicht lasse ich aber auch "alles beim Alten", weil wie gesagt, meine Ängste haben zu 99% (nach 2 Therapien herausgefunden) seelische Ursachen. Klar, bringen die auch das Gleichgewicht der Hormone und Botenstoffe etc durcheinander, aber das habe ich ja selbst gemerkt, dass das mit einer Therapie schon viel besser als zu Anfang war. Danke jedenfalls, ich überlege mal, was ich machen werde. LG Carlotta

@Kate

Verfasst: 04:10:2006 14:35
von steffi l.
Hallo Kate,

hab da auch mal eine Frage an Dich! :wink:

Blanca hat geschrieben, bei Dir lag ein Östrogenmangel vor. Kam es bei Dir dann auch dadurch zu einem Serotoninmangel, oder wie hing das mit den Beschwerden zusammen? Welche Symptome hattets Du? Und wie wird/wurde das behandelt?

Wäre schön wenn Du mir das beantworten könntest! Mich interessiert nämlich vor allem welche Hormone (Mangel/Überschuss) zu welchen Beschwerden führen können.

Ich mach mir da aber lieber mal nicht zu viel Hoffnung, das da was bei mir auskommt.

Dankeschön.

VLG

Steffi

Verfasst: 04:10:2006 15:22
von meiki
Vielen, vielen Dank euch allen und vor allem dir, liebe Kate, für die ausführlichen Infos :!:

Heute abend werde ich mir deinen Text noch mal in aller Ruhe zu Gemüte führen, ausdrucken und soweit wie möglich auch verstehen.(Hoffe ich! Darf ich mich evtl. noch mal melden, wenn ich das nicht ganz kapiere?)

Etwas verunsichert bin ich jetzt doch:
Bei mir hat die FA einfach nur Blut abgenommen, keine Ahnung was danach damit passiert ist, aber ich habe schon speziell nach Hormonuntersuchung gefragt...

Müßte man nichtz noch eine andere untersuchung machen, um rauszukriegen, wie der S-Status im Gehirn ist?

Mist, jetzt ist die Kleine aufgewacht, sie ist momentan sooooo schwierig...
Tschüß
meiki

Verfasst: 04:10:2006 16:15
von steffi l.
Hallo Meiki,

soweit ich weiß kann man den Serotoninwert im Gehirn nur mit Liquor-(Gehirnwasser)entnahme aus dem Rückenmark feststellen. Und weil das eine relativ aufwenige Sache ist, macht man das eigtnlich nicht so ohne weiteres.

Lasse mich gerne eines besseren belehren... :wink:

VG

Steffi

Verfasst: 04:10:2006 16:43
von Marika
Hallo zusammen!

Ich verfolge nun schon seit gestern eure Diskussion über die Hormone und das Serotonin. Finde ich total interessant und durch die Ausführungen von Kate und Blanca (danke euch beiden! :D ) habe ich wieder viel Neues erfahren. Die Hormone und die Botenstoffe sind ja echt ein total kompliziertes - aber auch tolles System - wenn es nicht grad angeschlagen ist! :wink:

Jetzt hätte ich auch noch ne Frage - hoffe du hast nix dagegen liebe Meiki, dass ich die jetzt in deinem Beitrag stelle.... :oops: aber - hat es auch mit den Hormonen zu tun, wenn meine Schwankungen unabhängig vom Zyklus sind? Es ging mir ja jetzt monate lang gut, jetzt wieder 1 1/2 Monate ein ständiges Auf und ab und das an den unterschiedlichsten Tagen..... :?: :?: :?:

Irgendwie widerstrebt es mir, wenn ich mir vorstelle, ich müsste irgendwelche künstlichen Hormone zu mir nehmen... :? Wie seht ihr das? Habe ja jahrelang die Pille genommen und möchte eigentlich meinen Körper nicht mehr malträtieren. Wir Frauen sind schon die besten Kunden für die liebe Pharmaindustrie, gell! :wink:

Liebe Grüße von

Verfasst: 04:10:2006 17:51
von Kate
Liebe Meiki, liebe Steffi

für die Spiegelbestimmung wird auch nur Blut abgenommen. Ich wollte mit der Erklärung, was dann mit dem Blut geschehen muss, nur sagen, dass nicht jeder die Möglichkeit hat diese Untersuchung zu machen, es sei denn er hat die Gerätschaften dafür oder viele nutzen auch einen Laborboten, der Blutproben gleich ins Labor fährt.
Deswegen wird dann so eine Blutentnahme bei vielen Patienten morgens gemacht, damit die Blutproben der versch. Patienten zusammen ins Labor gebracht werden können.

Mit dieser Blutuntersuchung kann man aber außschließlich den Serotoninspiegel im Blut bestimmen.
Den Serotoninspiegel im Gehirn kann man nicht bestimmen, bzw. bestimmt man nicht, wahrscheinlich aus den Gründen, die Steffi geschrieben hat. Aber da habe ich keine Ahnung.

Deshalb bestimmen viele den Blutspiegel nicht, weil er wenig Aussagekraft über den Spiegel im Gehirn hat und deshalb für unnötig gehalten wird.

Man nimmt anhand der Symptome der Depression an, dass auf jedenfall ein Mangel an S. im Gehirn vorliegt. Ob es aber nur ein Mangel ist oder auch zerstörte Nervenzellen, ein Mangel an Noadrenalin, ob das Regelsystem mit Hormonschwankungen fertig zu werden, gestört ist oder ob ein Ungleichgewicht zwischen den Botenstoffen vorliegt, kann man nicht sagen.

Deshalb gibt es in der Psychiatrie nur das Verfahren "Try and Error", was soviel heißt, dass verschiedene Therapieformen ausprobiert werden, wo von man weiß oder vermutet, dass sie auf die verschiedenen Transmittersysteme Einfluss haben.
Z.B. wirken die verschieden ADs auf unterschiedliche Rezeptoren und Botenstoffe -> SSRI wirkt u.a. auf das Serotoninsystem, NSSRI wirken auf Serotonin und Noadrenalin Wiederaufnahmerezeptoren,
tri- und tetrazyklische ADs wirken auch je nach Medikament auf eines der beiden oder auf beide und noch weiteren nicht so gut untersuchten Systeme, Neuroleptika wirken auf den Dopaminstoffwechsel, MAO- Hemmer beeinflussen das Enzym, was diese Botenstoffe abbaut und hemmen es und vieles mehr.

Man kann also aufgrund der Medikamentenwirkung, also welchen Medi bei wem wirkt und typischen Symptomen, erkennen welches System gestört ist. Also ist man besonders antriebslos und hat Konzentrations- und Gedächtnisstörungen und wirkt Nortrilen, Edronax oder Trevilor gut, so lässt sich vermuten, dass es einen Mangel an Noadrenalin gibt.
Ist es eher die Stimmung, Verzeiflung, Panik, Ängste oder Zwänge und hilft ein SSRI gut, so handelt es sich wahrscheinlich vorwiegend u.a. um Serotoninmangel. Ist man psychotisch, ist das Dopaminsystem u.a. gestört.
Hat man nur eine leichte Depression, der mit der Einnahme von z.B. 5- HTP verschwindet, handelte es sich vermutlich nur um einen Serotoninmangel im Gehirn oder ein Ungleichgewicht.

Das ist alles so mega kompliziert, dass ich hier noch hunderte von Dingen schreiben könnte, aber ich denke, wenn man als Erkrankter dieses Basiswissen hat, sollte man gut gewappnet sein.

Achso, was die Ursachen möglicherweise im Stress oder Hormonsystem hat, kann durch genaue Betrachtung der Lebensumstände geklärt werden, wenn man diese verändert (auch Verhaltenstherapie/ tiefenpsychologische Therapie) und damit auch die Depression verschindet.
Dass bei mir starke Hormonschwankungen vorlagen, haben wir durch Blutuntersuchungen von Östrogen (war gegen null) und Symptomen, die dazu passten, herausgefunden. Außerdem hat mir die Hormontherapie sehr gut geholfen.
Ganz charakteristisch war, dass bei mir die PPD direkt nach der Geburt angefangen hat, dass die Symptome zyklusabhängig sehr stark geschwank haben und aus der Geschichte meiner Mutter, die Zeit ihres Lebens Hormonstörungen hatte und auch eine PPD nach Geburt meines Bruders. Sie hat sich damals aus Angst vor Psychiatrie und Medikamenten nicht behandeln lassen und hat deshalb eine chronische Depression und eine Angsterkrankung mit leicht paranoiden Ideen bekommen, mit der sie bis heute Schwierigkeiten hat.

Den Mangel an Progesteron und Östrogen oder ein Ungleichgewicht zeigt sich an deutlichen PMS Beschwerden.


Liebe Meiki, natürlich kannst du gerne nochmal nachfragen, wenn etwas unklar ist.
Die Texauszüge sind ja nicht gerade so formuliert, dass ein medizinischer Laie alles verstehen kann.

Meine Symptome waren:

Müdigkeit, Erschöpfung, Energiemangel, absolute Antriebslosigkeit bis zur psychomotorischen Erstarrung, also nicht mal den Kopf oder eine Hand bewegen zu können,
grundlose tiefste Traurigkeit, ununterbrochenes Weinen,
Schuldgefühle, Nichtigkeitsgefühle,
Inneres Leeregefühl, quälendes, schmerzhaftes und nicht auszuhaltenes Depressionsgefühl,
Allgemeines Desinteresse an allem und jedem, auch an meinen bisher so geliebten Hobbys, sexuelle Unlust (gar nichts möglich),
Konzentrationsstörungen, erhebliche Gedächtnisstörungen,
extren über 24 Std am Tag anhaltende Ängste, Panikattacken, Zwangsgedanken (wiederkehrende destruktive Vorstellungen)
extreme Reizbarkeit, Agressivität
Suizidgedanken, Suizidversuche (2),
das Gefühl, dass ich mein Kind nicht liebe, insgesamt totale Gefühlslosigkeit,
totale Verzweiflung,
Appetitlosigkeit, über Wochen habe ich maximal eine Banane am Tag herunter bekommen,
Schlafstörungen, über Monate habe ich pro Nacht max. zwei Stunden geschlafen und nie länger als eine halbe Stunde am Stück

Ich habe die PPD 14 Monate gehabt und dann war sie weg.
Die richtige Medikamentenkombination hat mich aus der Depression herausgeholt, nachdem Verhaltens- und tiefenspychologische Therapie, Umstellung der Lebensverhälnisse, nichts gebracht haben.

Um die richtige Medikamentenkombination zu finden, haben wir ein schreckliches Jahr fast alles, was es gibt ausprobiert.

Als die richtige Kombi gefunden wurde, war ich in innerhalb von zwei Wochen aus der Depression raus.
Schwankungen hatte ich danach noch ein Jahr lang. Jetzt ist alles weg, außer den traumatischen Erlebnissen, die ich während der Erkrankung gemacht habe, die mir psychische Probleme bereiten, vorallem absolut geringes Selbstwertgefühl.

Ich hatte einen der schwersten Depressionsverläufe, die man sich vorstellen kann.
Und wenn ich wieder gesund bin, schaffen das alle anderen auch.

So genug von mir.

@ Carlotta: das 5-HTP kannst du einfach nach den Angaben von diesem Arzt aus dem Hormonzentrum München ausprobieren.
Ich habe das auch so gemacht. Try and Error halt. Bei mir hat es aber kaum etwas geholfen.
Es kann kaum Schaden anrichten. Im schlimmsten Fall etwas Durchfall und Kopfschmerzen oder dass es nicht hilft.

Viele liebe Grüße
Kate

Verfasst: 04:10:2006 20:30
von steffi l.
Vielen lieben Dank Kate, für den ausführlichen Bericht und für's Mutmachen!!!!
Ich schreibe mal schnell zum Thema PMS einen anderen Thread.
Hab da nämlich noch Fragen zum Thema PMS.

VLG
Steffi

Verfasst: 05:10:2006 10:50
von Carlotta
Hallo nochmal,
eine Frage beschäftigt mich noch: kann sich der Serotonin-Mangel sozusagen von selbst richtig wieder einpendeln, also nur mit der Therapie?
Obwohl ich das ja schon weiss, und mein Thera mir das auch bestätigt hat, habe ich nun bissi "Schiss", dass der Mangel (sofern überhaupt einer da ist, denn wie gesagt, die Symptome wie Ängste, Durchschlafstörungen haben ja zunächst mal psychische Ursachen, durch die dann das Gleichgewicht der Botenstoffe durcheinander gerät, also eigentlich die Huhn oder Ei Frage von Julia aus einem anderen Thread). Ich meine, was ich immer etwas merkwürdig finde: warum haben Frauen, die ein AD nehmen (das gut den Mangel ausgleicht wie ein SSRI), oft solche Schwankungen? Da müsste man doch annehmen, dass durch das Medi der Spiegel immer gleich hoch gehalten wird, oder? Bin gespannt :lol: LG Carlotta