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Mein Mann wäre überfordert

Verfasst: 06:01:2007 18:37
von aruula07
Hallo an alle,

ganz kurz zu mir: Ich bin 30 Jahre, vor 3 Jahre kam unsere Tochter auf die Welt, danach hatte ich mit einer Wochenbettdepression zu kämpfen. Zum Glück nicht allzu lange (etwa 4 Monate). Eine Therapeutin konnte mir sehr schnell helfen.

Doch diese Zeit war für meinem Mann und mich die Hölle. Mein Mann war damals total überfordert (was ich ja auch verstehen kann). Was mich jedoch sehr enttäuscht hat ist, dass er sich noch nicht einmal erkundigt hat, wie er mir helfen kann, weder bei mir, noch bei meiner Hebamme oder sonstwo. Wenn ich weinte, ging er aus dem Raum. Aus irgendeinen Grund, war er nicht in der Lage mir beizustehen, oder wusste nicht wie. Mein Vertrauen in ihm war am Ende (umgekehrt vielleicht auch). Unsere Ehe wäre um ein Haar daran gescheitert.

Nach der Besserung lief auch unsere wieder besser. Wir entschieden uns für ein zweites Kind und haben uns bisher auch sehr darauf gefreut. Zu Beginn der SS habe ich mehrmals ersucht, dass Theme Depression anzuschneiden, doch er blockte ab. "Es muss ja nicht wieder passieren". Okay damit hat er ja recht, aber ich würde mich wohler fühlen, wenn er besser wüsste, wie er mir helfen könnte.

Heute haben wir uns gestritten, eigentlich wegen einer Kleinigkeit. Doch dann kam das Thema auch auf die Depression. Wir haben in 4 Wochen Geburtstermin. Ich sagte ihm, dass ich Angst hätte, wieder alleingelassen zu werden, wie damals. Darauf warf er mir vor, dass er dann ja schließlich auch niemanden hätte, also müsse ich auch allein klarkommen (er muss es dann ja auch).

Diese Meinung hat mich sehr geschockt und nun habe wahnsinnige Angst. Dass er genauso reagiert wie damals. Wie soll ich nach so einer Aussage auf seine Hilfe vertrauen? Nach wie vor, erkundigt er sich kein bisschen und versuche ich zu reden, will er vom Thema nichts hören.

Ich habe solche Angst, wieder allein sein, Angst davor, dass unsere Ehe kein zweites Mal übersteht. Warum nur blockt er das Thema so ab? (ich weiß, dass könnt ihr mir auch nicht sagen).

Klar, ich muss nicht wieder erkranken, aber diese Angst lässt mich nicht mehr los.

aruula

Verfasst: 06:01:2007 19:32
von Milla
Hallo!

Leider ist dieses Verhalten ja...ich wage es kaum zu schreiben... "typisch" für manche Männer,deren Frau eine Depression durchmacht!

Bei mir war es genau so.Mein Mann war total überfordert,bezog alle meine Launen und Verhaltensweisen auf sich selbst und informierte sich nicht über die Krankheit.Wir hatten deswegen Riesenstreite und hätten uns mehrmals getrennt,wenn der Wille nicht da gewesen wäre,unsere Ehe doch zu retten.

Ich blieb ca. 9 Monate ohne jegliche ärtzliche Behandlung (aus verschiedenen Gründen) und obwohl es mir sehr schlecht ging (war so kraftlos,daß ich die Treppe kaum noch hochgehen konnte),sagte er mir nie,ich sollte endlich zum Arzt gehen.Stattdessen schaute er nur zu,wie es mir von Woche zu Woche immer schlechter ging,bis ich schliesslich selber zum Arzt ging.

Ich habe keine Ahnung,warum manche Männer so reagieren.Sie sind offensichtlich total überfordert,aber warum fällt es ihnen so schwer,ihre weinende Frau mal in den Arm zu nehmen,sie zu trösten und sie zum Arzt zu begleiten?Keine Ahnung.Aber sicher spielt die Angst eine Rolle.

Liebe aruula,aber auch wenn dein Mann sich kein bißchen verändert hat , hast du jetzt ganz andere Karten in den Händen.Denn DU kennst die Zeichen für diese Krankheit und kannst deswegen schnell ärtzliche Hilfe einholen und schnell genesen,falls es dich wieder erwischen soll.

Hast du Leuten, Verwandten,Freunde um dich herum,die sich mit der Krankheit auskennen und dir im Falle einer neuen Erkrankung diesen Trost geben können,die dir dein Mann offensichtlich nicht geben kann?

Aber vielleicht hilft es ja, wenn du deinem Mann ganz deutlich sagst (oder schreibst),was du von ihm erwartest,falls du wieder nach der Geburt erkranken sollst:z.B.einfach seine Nähe spüren,in seinen Armen weinen dürfen,einfach bei dir sein.Vielleicht hat er diese abweichende Haltung ,weil er Angst hat,daß du zu viel von ihm verlangst?

Und wie wärst mit einem Termin bei einer Eheberatung?Vielleicht könntet ihr doch das Thema auf neutralem Boden besprechen und aufklären?

Wünsche dir alles Gute für die Geburt und die Zeit danach!


LGMilla

Verfasst: 06:01:2007 19:36
von Daniela 05
Liebe Aruula!

Hm verstehe einmal jemand die Männer.Die Aussage deines Mannes war ja nicht gerade nett .Ich nehme an , dass auch er Angst hat, dass es wieder passieren könnte, aber bitte wie kann man nur so reagieren? Hast du jemanden, der dir helfen könnte ? Vielleicht schaust du mal wieder bei deiner Therapeutin vorbei und sprichst einfach mit ihr über deine Ängste, Sorgen und Probleme mit deinem Mann.Vielleicht ist er ja auch bereit dazu einmal in eine Therapie mitzukommen? Dort würde er nämlich erfahren wie er dir helfen kann, und wie auch er Unterstützung in solchen Situationen bekommt.

Aber egal wie es kommt, du bist bei uns hier gut aufgehoben und bekommst von uns jede nur mögliche Unterstützung und ein paar offene Ohren für deine Sorgen ;-)

Sei lieb gegrüßt Dani

Verfasst: 07:01:2007 8:14
von Bianka
Guten Morgen,

ich wäre genau wie Milla für eine Paartherapie. Haben mein Mann und ich auch gerade erst angefangen,aber es bringt sehr viel. Gerade wenn man aneinandervorbeiredet oder schwere Zeiten durchgemacht hat und damit noch nicht klarkommt.

Alles Gute für Euch.

Verfasst: 07:01:2007 15:54
von Condea
Hallo Aruula!

Als wir uns Gedanken über ein mögliches 2. Kind machten, haben wir sehr viel miteinander geredet, es war klar, daß wenn wir uns dafür entscheiden, dann müssen wir vieles anders machen, als beim 1.Mal.
Nach der 2.Schwangerschaft hatte ich zwar auch anfangs depressive Verstimmungen, aber weitaus nicht so schlimm wie damals.

Auch mein Lebensgefährte war damals, als ich zum 1.Mal erkrankte sehr überfordert und er war für mich eher noch eine zusätzliche Belastung als Entlastung. Das sah ich aber erst viel später, denn in den Wochen der depression, hatte ich gar nicht den Blick dafür, geschweige denn die Kraft zum Diskutieren.
Erst lange Zeit später, als unser 1.Sohn schon ein Jahr alt war und ich von der Depression befreit war, da hatte ich wieder die Kraft. Es ging teilweise so weit, daß wir uns auch sehr oft stritten.

Ich denke auch so wie meine Vorschreiberinnen, eine Paartherapie wäre sicher hilfreich, ihr müßt über dieses Thema sprechen. Ihr solltet vorbereitet sein, falls die Depression wieder zuschlägt. Falls alles gut verläuft, was ich Dir von Herzen wünsche, dann ist es umso besser!
Ich hoffe, daß Du, was dieses Thema betrifft, Zugang zu Deinem Mann findest. Falls er sich wirklich sträubt, dann mußt Du allein etwas unternehmen. Gehe zum Therapeuten, suche eine Selbsthilfegruppe, spreche Freunde, Verwandte an, wo Du Dich geborgen fühlst. Und melde Dich auch immer mal wieder hier im Forum.

Du wirst es schaffen!

LG Anja

Verfasst: 07:01:2007 20:02
von meiki
Liebe Aruula!

Die bisher genannten Vorschläge finde ich gut und würde sie auch empfehlen. (Ihr MÜSST wirklich über das Thema reden...)
Du hast bestimmt das Thema PPD mit deinem FA besprochen, damit du sofort handeln kannst, falls es wieder losginge, oder?

Was mir als erster Gedanke kam bzgl. deinem Mann: kann es sein, daß er Probleme damit hat, Nähe entstehen zu lassen? Ich meine, so eine Krankheit zeigt viel nach außen und es geht hier ja um extreme Emotionen. Tränen, Traurigkeit, und all das kehrt oft das Innerste nach außen und Trösten, im Arm halten, solche Emotionen auszuhalten benötigt Nähe. Wenn er den Raum verlässt, weil du weinst, vielleicht kann er die Nähe nicht zulassen?

War so ein Gedanke von mir, lohnt sich bestimmt mal, drüber nachzudenken.
Alles Liebe
meiki