Posttraumatische Belastungsstörung von der Geburt
Verfasst: 22:08:2005 1:47
Hi Petra,
da ich Deinen Thread net themenentfremden will, mach ich einen neuen auf.
Um es von hinten (also heute) aufzurollen: Ich habe lt. AKH KEINE PPD/PPP (so wie die Psychologin und Gynäkologin in Personalunion, bei der ich war, gemeint hat - ich hoff, Ihr haut mich jetzt nicht aus dem Forum raus
- "Krise nach der Geburt" trifft es trotzdem...), sondern eine Posttraumatische Belastungsstörung (und alle "klassischen Symptome" dafür). Dazu schreibt die WHO:
"Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Träumen oder Alpträumen, die vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten. Ferner finden sich Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Meist tritt ein Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf. Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten."
"Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde."
Die gute Nachricht: Ich muss mir keinen Vorwurf mehr machen, dass ausgerechnet ICH "psychisch zu schwach auf der Brust bin für eine Geburt": MEINE Situation hätte bei FAST JEDEM in einer PTBS geendet, weil das ist ja eben ein Merkmal von PTBS. *uff* Ich kann nix dafür, dass ich jetzt diese blöde, nervige PTBS habe.
PTBS geht oft einher mit Amnesie - das ist dann eine dissoziative Amnesie (die mit Medikamenten nix zu tun hat!).
"Die Entscheidungsfindung durch das Großhirn wird unterbunden [...] Große Teile der Nachrichten werden dadurch erst gar nicht an das explizite Gedächtnis weiter geleitet. Die Reaktionen auf die Gefahr werden fast ausschließlich von den impliziten Gedächtnissen gesteuert. Diese Unterbrechung zwischen verschiedenen Gehirnteilen wird auch Dissoziation genannt. [...] Der Hippokampus ist bei schwer Traumatisierten nachweisbar kleiner als bei Gesunden, und einige seiner Verbindungen zu den anderen Gehirnteilen sind teilweise unumkehrbar unterbrochen."
Die schlechte Nachricht: Mein Gehirn wurde durch die Geburt verändert - toll.
"Die Dissoziation des Großhirns ist jedoch nicht der einzige Effekt: Durch die Hormonausschüttung werden die Informationen teilweise nicht mehr vorgefiltert, sondern gelangen uninterpretiert und mit einer höheren "Bitrate" als normalerweise in die Amygdala und die impliziten Gedächtnisse. Die dadurch entstehende Reizüberflutung scheint jedoch einen Überlebensvorteil in gefährlichen Situationen zu haben: die impliziten Gedächtnisse suchen fieberhaft nach Auswegen und Fluchtwegen, ggf. auch nach Gegenangriffswegen. Dazu werden alle Informationen aufgenommen, die zu kriegen sind, auch scheinbar nebensächliche Details. Diese werden jedoch nicht vom Großhirn bewertet und interpretiert, sondern von den impliziten Gedächtnissen in roher Form verarbeitet und oft nur dort gespeichert. Das explizite Gedächtnis bekommt nicht alles mit und speichert große Teile des Traumas erst gar nicht."
Genau so ist das bei mir! Die wenigen Szenen, die ich weiß, sind ÜBERGENAU! Ich kann JEDES KLEINE DETAIL beschreiben, jeden Gesichtsausdruck, aber keine gesprochenen Worte (was auch typisch ist - nur eine Sinnesebene, bei mir eben die visuelle).
"Das Nicht-Erinnerungsvermögen an Trauma-Situationen wird dissoziative Amnesie genannt. Die Abtrennung des Großhirns vom Nachrichtenfluss bewirkt, dass keine oder nur wenige sinngebenden Bewertungen vorhanden (bzw. physiologisch möglich) sind und auch kaum etwas im expliziten Gedächtnis gespeichert ist. Da die impliziten Gedächtnisse zustandsabhängig arbeiten, werden die dort gespeicherten Informationen nach dem Ende der Lebensgefahr nicht mehr aktiviert; sie scheinen "vergessen" (Amnesie)."
Ein Erinnern ist physiologisch nicht möglich, auch wenn ich mich NOCH so quäle, noch so sehr versuche, mich zu erinnern: ES IST NICHT MÖGLICH.
Wahrscheinlich seit ich meine Ziele neu definieren musste. Meine Wünsche sind:
- Ich freue mich RIESIG über mein gesundes Kind und JEDES Lächeln, das es mir schenkt, ich freue mich aufrichtig über Norah auch an Tagen, wo sie wg Zahnweh oda was weiß ich durchbrüllt, und ich wünsche mir, dass sie gesund bleibt und ein glücklicher Mensch wird.
- Für mich wünsche ich mir, dass ich bis zum 31.1.2006 meine PTBS los bin (und bis dahin irgendwie überlebe) und mich ungefähr wieder so fühle wie vorher.
(Schön wäre es, wenn mein Mann mit mir gemeinsam durchhält, denn er ist eine wichtige Kraftquelle für mich.) Mehr Wünsche habe ich zur Zeit nicht, alles andere ist inzwischen unwichtig geworden. Nur diese beiden Dinge. Und selbst das kommt mir SEHR OFT viel zu viel verlangt vor, weil ich manchmal gar keine Hoffnung mehr habe, dass ich irgendwann keine Flashbacks mehr haben werde... Es dauert halt schon sooo lange, und ich habe manchmal fast keine Kraft mehr für noch einen Tag oder ncoh eine Stunde. Wenn die Flashbacks und das andere Zeug nicht verschwinden, dann wünsche ich mir, dass mir beigebracht wird, irgendwann damit leben zu können, und selbst mit so einem Leben dann irgendwie glücklich zu sein (was ich mir nicht vorstellen kann, dass das gehen kann... nicht mal wenn mir nur mein am wenigsten schlimmer Flashback (der, der IMMER da ist: dass ich mich selber pausenlos schreien höre) bleibt... aber vielleicht gehts doch). Ich muss mich dann an den kleinen Erfolgen freuen: Dass ich es nach 6 Monaten endich geschafft habe, vor mir selber zuzugeben, dass es derzeit WIRKLICH schlimm ist (anstatt alles runter zu spielen) und mich dafür nicht selber anklagen muss - was bin ich froh, dass die WHO DAS geschrieben hat!
Danke für den Tipp mit der Schilddrüse. Werde meine Schilddrüse untersuchen lassen. Wo macht man das? Bei einem Internisten?
Alles Liebe,
S.
da ich Deinen Thread net themenentfremden will, mach ich einen neuen auf.
Bei mir umgekehrt: Ich habe alles gespürt, aber mein Hirn hat nix gespeichert. Nachdem ich nun 6 Monate meinem mysteriösen Geburtserlebnis auf der Spur bin, habe ich nun einen Erklärung für das Vergessen bzw. nicht Speichern gefunden.ich habe zwar alles mitgekriegt aber nichts gespürt, keinen schmerz.
Um es von hinten (also heute) aufzurollen: Ich habe lt. AKH KEINE PPD/PPP (so wie die Psychologin und Gynäkologin in Personalunion, bei der ich war, gemeint hat - ich hoff, Ihr haut mich jetzt nicht aus dem Forum raus

"Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Träumen oder Alpträumen, die vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten. Ferner finden sich Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Meist tritt ein Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf. Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten."
"Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde."
Die gute Nachricht: Ich muss mir keinen Vorwurf mehr machen, dass ausgerechnet ICH "psychisch zu schwach auf der Brust bin für eine Geburt": MEINE Situation hätte bei FAST JEDEM in einer PTBS geendet, weil das ist ja eben ein Merkmal von PTBS. *uff* Ich kann nix dafür, dass ich jetzt diese blöde, nervige PTBS habe.
PTBS geht oft einher mit Amnesie - das ist dann eine dissoziative Amnesie (die mit Medikamenten nix zu tun hat!).
"Die Entscheidungsfindung durch das Großhirn wird unterbunden [...] Große Teile der Nachrichten werden dadurch erst gar nicht an das explizite Gedächtnis weiter geleitet. Die Reaktionen auf die Gefahr werden fast ausschließlich von den impliziten Gedächtnissen gesteuert. Diese Unterbrechung zwischen verschiedenen Gehirnteilen wird auch Dissoziation genannt. [...] Der Hippokampus ist bei schwer Traumatisierten nachweisbar kleiner als bei Gesunden, und einige seiner Verbindungen zu den anderen Gehirnteilen sind teilweise unumkehrbar unterbrochen."
Die schlechte Nachricht: Mein Gehirn wurde durch die Geburt verändert - toll.
"Die Dissoziation des Großhirns ist jedoch nicht der einzige Effekt: Durch die Hormonausschüttung werden die Informationen teilweise nicht mehr vorgefiltert, sondern gelangen uninterpretiert und mit einer höheren "Bitrate" als normalerweise in die Amygdala und die impliziten Gedächtnisse. Die dadurch entstehende Reizüberflutung scheint jedoch einen Überlebensvorteil in gefährlichen Situationen zu haben: die impliziten Gedächtnisse suchen fieberhaft nach Auswegen und Fluchtwegen, ggf. auch nach Gegenangriffswegen. Dazu werden alle Informationen aufgenommen, die zu kriegen sind, auch scheinbar nebensächliche Details. Diese werden jedoch nicht vom Großhirn bewertet und interpretiert, sondern von den impliziten Gedächtnissen in roher Form verarbeitet und oft nur dort gespeichert. Das explizite Gedächtnis bekommt nicht alles mit und speichert große Teile des Traumas erst gar nicht."
Genau so ist das bei mir! Die wenigen Szenen, die ich weiß, sind ÜBERGENAU! Ich kann JEDES KLEINE DETAIL beschreiben, jeden Gesichtsausdruck, aber keine gesprochenen Worte (was auch typisch ist - nur eine Sinnesebene, bei mir eben die visuelle).
"Das Nicht-Erinnerungsvermögen an Trauma-Situationen wird dissoziative Amnesie genannt. Die Abtrennung des Großhirns vom Nachrichtenfluss bewirkt, dass keine oder nur wenige sinngebenden Bewertungen vorhanden (bzw. physiologisch möglich) sind und auch kaum etwas im expliziten Gedächtnis gespeichert ist. Da die impliziten Gedächtnisse zustandsabhängig arbeiten, werden die dort gespeicherten Informationen nach dem Ende der Lebensgefahr nicht mehr aktiviert; sie scheinen "vergessen" (Amnesie)."
Ein Erinnern ist physiologisch nicht möglich, auch wenn ich mich NOCH so quäle, noch so sehr versuche, mich zu erinnern: ES IST NICHT MÖGLICH.
Weiß net, ob das eine Panikattacke im med. Sinn is... Supa sind die Flashbacks nicht! - Es versetzt mich immer wieder in best. Situationen (7 kurze Sequenzen von ein paar Sek. weiß ich noch). Hast den Film Ray (über Ray Charles) gesehen? So ähnlich sind die Flashbacks bei mir auch.hast du da angst-panikattacken wenn du flashbacks hast?
JAAAAAAA! Genau das trifft für mich auch alles zu. Naja, vielleicht trifft Depression im med. Sinn für mich auch zu - aber wenn, dann kommt die als Folge der Symptome der Belastungsstörung (PTBS im Vollbild *yippie*).habe auch keine depressionen, keine probleme mit der alltagsbewältigung und keine probleme mit der annahme oder liebe meinem sohn gegenüber. eher im gegenteil, ich liebe ihn sehr und genieße die zeit so mit ihm. ich bin auch nicht überfordert, lebe ein sehr zufriedenes und harmonisches leben, habe einen tollen mann an meiner seite der sehr für mich und die kinder da ist, wir haben keine finanziellen probleme
Sowas hat sich bei mir in letzter Zeit entspannt. Warum???leider sind dadurch auch die zwangsgedanken entstanden. so in der art, was ist wenn ich durch meine schuld unsere familie zerstöre.
Wahrscheinlich seit ich meine Ziele neu definieren musste. Meine Wünsche sind:
- Ich freue mich RIESIG über mein gesundes Kind und JEDES Lächeln, das es mir schenkt, ich freue mich aufrichtig über Norah auch an Tagen, wo sie wg Zahnweh oda was weiß ich durchbrüllt, und ich wünsche mir, dass sie gesund bleibt und ein glücklicher Mensch wird.
- Für mich wünsche ich mir, dass ich bis zum 31.1.2006 meine PTBS los bin (und bis dahin irgendwie überlebe) und mich ungefähr wieder so fühle wie vorher.
(Schön wäre es, wenn mein Mann mit mir gemeinsam durchhält, denn er ist eine wichtige Kraftquelle für mich.) Mehr Wünsche habe ich zur Zeit nicht, alles andere ist inzwischen unwichtig geworden. Nur diese beiden Dinge. Und selbst das kommt mir SEHR OFT viel zu viel verlangt vor, weil ich manchmal gar keine Hoffnung mehr habe, dass ich irgendwann keine Flashbacks mehr haben werde... Es dauert halt schon sooo lange, und ich habe manchmal fast keine Kraft mehr für noch einen Tag oder ncoh eine Stunde. Wenn die Flashbacks und das andere Zeug nicht verschwinden, dann wünsche ich mir, dass mir beigebracht wird, irgendwann damit leben zu können, und selbst mit so einem Leben dann irgendwie glücklich zu sein (was ich mir nicht vorstellen kann, dass das gehen kann... nicht mal wenn mir nur mein am wenigsten schlimmer Flashback (der, der IMMER da ist: dass ich mich selber pausenlos schreien höre) bleibt... aber vielleicht gehts doch). Ich muss mich dann an den kleinen Erfolgen freuen: Dass ich es nach 6 Monaten endich geschafft habe, vor mir selber zuzugeben, dass es derzeit WIRKLICH schlimm ist (anstatt alles runter zu spielen) und mich dafür nicht selber anklagen muss - was bin ich froh, dass die WHO DAS geschrieben hat!
Ja genau, bei mir ist das auch so. Da hab ich noch nie drüber nachgedacht... Zu welchen Schluss bist Du gekommen? Was ist passiert??? - Warum ist plötzlich alles anders geworden?bin immer diejenige gewesen die alle anderen aufgebaut hat und stark war egal was passiert ist
Danke für den Tipp mit der Schilddrüse. Werde meine Schilddrüse untersuchen lassen. Wo macht man das? Bei einem Internisten?
Alles Liebe,
S.