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Ich kann nicht mehr...

Verfasst: 27:01:2007 0:02
von Anne2009
Hallo,

ich muss mir jetzt mal einiges von der Seele schreiben.
Hatte hier vor einiger Zeit schonmal gepostet. Mir gehts noch schlechter.

Es fing alles vor ein paar Jahren an. Alpträume, Reizbarkeit, starke Stimmungsschwankungen, Traurigkeit, Perfektionismus, starke Gewichtsabnahme.

Dann bin ich ungeplant schwanger geworden. In der Frühschwangerschaft ging dann meine Beziehung zum KV völlig in die Brüche.

Am 23.09.06 hab ich meine Tochter zur Welt gebracht. Ab da ging es mir noch schlechter. Ich habe keine freude empfunden.

Ging dann zum Psychologen. Hab Citalopram verschrieben bekommen. Habs nicht vertagen und msste es wieder absetzen. Bin dann zu einer anderen Psychologin(wollte lieber zu einer Frau) Sie hat mein ganzes Leben durchleuchtet. Naja, und die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen. Sie meinte, ich leide schon seit Jahren unter einer Depression und auch in der SS und jetzt an einer PPD zusätzlich.

Am 22.03.07 habe ich einen Termin bei einer Psychiaterin,sie soll mir Medikmente verschreiben und mit meiner Psychologin mache ich die Therapie weiter. Da ist der nächste Termin am 23.02. Das ist alles so eine große Zeitspanne bis dahin.

Mir geht es so schlecht! Ich habe Zwangsgedanken meiner Tochter gegenüber. Höllische Angst, ihr etwas anzutun! Besonders schlimm ist es früh, wenn ich müde und total ko bin und sie weint. Aber auch tagsüber flippe ich immer öfter aus. Ich schreie sie an, dann tut es mir so unendlich leid. Aber in dem Moment kann ich mich nicht unter Kontrolle bringen.

Der KV versucht mir zu helfen. Aber nur wenn es ihm passt. Er war die letzten zwei Tage bei mir. Vorhin ist er zu nem Kumpel gefahren. Ich habe ihn angefleht, mich nochmal anzurufen und eventuell wieder her zu kommen, weil ich so sehr angst habe vor der Nacht und dem Morgen! Jetzt hat er sein Handy aus! Ich fühle mich total im Stich gelassen! Ich habe doch in der Situation nur ihn.
Meine Familie weiß nichts davon. Sie würden das alles nicht verstehen. Sie wissen auch nicht, dass der KV ab und zu bei mir ist, sie wollen nicht,dass ich Kontakt zu ihm habe. Sie meinen er hätte schlechten Einfluss auf meine Tochter! Aber er ist nunmal der Vater. Und er ist auch total lieb zu ihr! Sie mögen ihn nur nicht. Das belastet mich nochmehr.

Meine Therapeutin meinte, ich suche meinen Vater(er hat meine Mama damals verlassen,da war sie noch schwanger mit mir).Ich hab ihn nie kennenglernt. Mein jetziger Papa kam mit meiner Mama zusammen,da war ich zwei. er ist wie mein leiblicher Vater, kenne es nicht anders.
Aber vielleicht suche ich eben meinen Ursprung? Aber meinen Erzeuger zu finden ist fast unmöglich. Wie sollte ich das anstellen?
Dann mein Perfektionismus, egal ob Arbeit,Haushalt oder so. Das engt mich auch sehr ein.Ich nehme wieder immer weiter ab. Mir gehen die Haare aus und auch so gehts mir körperlich nicht so gut.
Dann war die Geburt sehr kurz(4h). Meine Therapeutin meinte, dass stellt auch ein Problem dar. Ich gehe die Geburt in Gedanken immer wieder durch,aber irgendwie fehlen mir immer Stücke. Wenn ich drüber nachdenke, hab ich das Gefühl, die Geburt dauerte nur zwei Minuten! Ich hatte auch was gespritzt bekommen. Das trübt mein Erinnerungsvermögen zusätzlich.

Ich kann nicht mehr. Was soll ich nur tun? Ich wünsche mir so sehr eine kleine Familie, Geborgenheit, Glück.
Bin nur noch am Heulen. Kann mich zu nichts mehr aufraffen. Selbst einkaufen fällt mir schwer. Würde am liebsten abhauen. Weit weg....

Hab auch schon an eine Mutter-Kind-Kur gedacht?Aber obs was bringt?

Danke fürs Zuhören....

LG

Anne

Verfasst: 27:01:2007 1:28
von ubure
Hallo Anne,

ich weiß nicht genau, ob Dir das hilft, was ich Dir schreibe, aber ich weiß ziemllich genau, wei Du Dich fühlst (wie die anderen Mädels ja auch) und es tut mir unendlich leid, was Du da durchmachen musst.

Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, dass Du Deine Therapeutin anrufst und ihr sagst, wie es Dir geht? Bis März ist echt noch irre lang (es ist echt eine Schande, wie die Situation mit den Psys ist), vielleicht kannst Du ja auch in eine psychiatrische Ambulanz gehen, damit Du Medis bekommst, was ich für das Wichtigste im Moment halte.

Versuch auch weiterhin, den Vater Deines Kindes zu erreichen, denn Du wirst jetzt seine Hilfe brauchen (wenn Du wirklich in die Ambulanz gehst), wurscht, was er dazu meint. Deine Eltern würde ich mir auch erst später mal vornehmen - wir wissen alle, wie schwer es für die Außerstehenden ist, das auch nur annähernd zu begreifen, was da passiert, aber wenn Du mehr Kraft hast, kannst Du es Ihnen immer noch erklären.

Du Arme, es wird alles besser, bitte glaub mir - Du schaffst es genauso wie wir alle hier!!

Ich drücke Dich ganz fest,
Inez

Verfasst: 27:01:2007 3:08
von Sas
Hallo Anne,

ist diese Klinik in "Deinem" Saalfeld?http://www.thueringen-klinik.de/saalfel ... alfeld.htm Wenn ja, dann marschiere dort doch mal in die Ambulanz rein.
Es ist wirklich schrecklich, wie lange es oft bei Psychiater-terminen dauert.

Ich kann Dich sooo gut verstehen. Aber lass Dir eines sagen. Zwangsgedanken werden nicht ausgeführt. Das, was Dir da im Kopf herumschwirrt kann Dir und Deinem Kind nix anhaben. Die Gedanken sind schlimm, gell? Ich hatte sie selbst. Der Schlüssel lag für mich darin, nicht mehr gegen sie anzukämpfen, sondern sie als gegeben anzunehmen. Dadurch wurden sie leichter, dann immer seltener und schließlich verschwnden sie irgendwann ganz in den Weiten meines Gehirns (Zitat von Marika). Vielleicht hilft es Dir, wenn ich Dir sage, dass jeder Mensch solche Gedanken in ihrem Gedankenfluss drin haben. Gesunde Hirne können das ausfiltern. Depressive Hirne können das oft nicht. Aber das andere ist, dass der Schrott nicht nur durchkommt, sondern dass wir diese Gedanken auch so wahnsinnig negativ bewerten. Wir sind perfektionistisch, in unsere Idealvorstellungen passt dieses Zeugs nicht rein. Wenn ein gesunder Mensch mal so einen Gedanken im Kopf hat, dann schüttelt er den selbigen wahrscheinlich und beschäftigt sich dann wieder mit was anderem, ohne sich viel dabei zu denken. Wir aber denken gleich oh gott, was ist DAS denn jetzt, WARUM denke ich sowas, ich bin sicher eine Irre und ein Monster gleichzeitig, ich darf das nicht denken, nein, nein, NEIN! So setzt sich das fest und es entsteht der Zwang indem wir versuchen etwas zu verdrängen und zu kontrollieren, was sich nicht kontrollieren lässt. Ja, Gedanken lassen sich nicht kontrollieren, Taten aber sehr wohl. Und ich denke sehr wohl, dass DU noch genau weißt, was richtig und was falsch ist. Deswegen wirst Du das niemals tun! NIE!

Liebe Anne, bitte lies Dir unbedingt die Tipps von Milla durch und das was Melanie hier geschrieben hat (Notfallnummern usw.) http://www.schatten-und-licht.de/forum2 ... php?t=1977

Und meine Standardfrage zuletzt: Hast Du schon mal Deine Schilddrüse untersuchen lassen?. Denn Schilddrüsenfehlfunktionen können psychische Störungen verursachen. Ich selbst schiebe meiner Schilddrüse eine gewisse Verantwortung an meiner PPP zu. Ich bin seit Jahren Hashimoto-Patientin. Das ist eine fortschreitende autoimmune Schilddrüsenentzündung, die letztlich oft zur Unterfunktion führen kann. Manchmal löst eine Schwangerschaft diese Krankheit aus. Lass Dich mal checken, am besten von einem Endokrinologen oder einem Nuklearmedizioner.

Ansonsten sind wir hier immer für Dich da.

Was Deine Vatersuche angeht: weiß Deine Mutter seinen Namen? Alter Wohnort, Adresse. Hat sie noch irgendwelche Freunde/ Verwandte aus der Zeit, die was wissen könnten? Hat er damals die Vaterschaft anerkannt? Dann könntest Du ihn evtl. durchs dortige Jugendamt finden. Oder durch das Einwohnermeldeamt.

Hier noch eine Internet Adresse zu diesem Thema: www.kirchlicher-suchdienst.de . Aber vielleicht solltest Du auch nicht zu viele Baustellen auf einmal haben. Denn solltest DU ihn finden ist das ein sehr sensibles Thema....

Liebe Grüße, Saskia

Verfasst: 27:01:2007 7:55
von Marika
Liebe Anne!

Erstmal eine gaaaaaaaaanz feste Umarmung von mir. Ich weiß sehr gut aus eigener Erfahrung, wie du dich grad fühlst. Diese Zwangsgedanken und die Angst vor dem Tag und der Nacht machen einen fast verrückt. Mir ging es genau gleich - ich dachte, mein Gott ich bin ein Monster. Ständig hatte ich Angst, meinem kleinen süßen Sohn etwas anzutun. Es war die Hölle.

ABER liebe Anne - wie auch Saskia schon schreibt: Diese Gedanken wirst du nie ausführen. Dieses zwanghafte (negative) Denken kann man wieder zähmen. Da wäre jetzt aber ein früherer Termin bei deinem Psychiater echt nötig. Es ist wirklich eine Frechheit dich so lange warten zu lassen. Ich würde da nochmal anrufen und ganz klar schildern, wie schlecht es dir geht. Oder kann das deine Psychologin vielleicht machen? Bei mir hat auch mein Hausarzt bei einem Psychiater angerufen und klar gemacht, wie dringend und wie groß mein Leidensdruck war. Und 3 Tage später hatte ich schon einen Termin.

Was deine Eltern betrifft ist es schon nicht leicht, zumal sie ja den Kindsvater ablehnen. Aber ich würde dir raten, sie doch bald einzuweihen über deine Krankheit. Denn wenn das raus ist kannst du auch auf Unterstützung von deinen Eltern hoffen. Evtl. kann auch deinen Psychologin dabei sein, wenn du ihnen alles erzählst. Mir hat das unglaublich geholfen mit meinen Eltern offen darüber zu sprechen. Sie standen sofort 100 % hinter mir und waren eine sehr große Stütze in der schlimmen Zeit.

Hier noch 2 Bücher, die ich dir sehr empfehlen kann - vielleicht kannst du so die Zeit bis zu deinem Termin besser überbrücken:

"Der Kobold im Kopf" von Lee Bear (hier gehts speziell um Zwangsgedanken und deren Zähmung)
"Ich würde dich so gerne lieben" von Brooke Shields (sie litt nach der Geburt ihres ersten Kindes auch an einer PPD)

Kopf hoch - es wird wieder!

Liebe Grüße von

Verfasst: 27:01:2007 11:39
von Anne2009
Vielen Dank für die lieben Antworten.

Ich werde am montag bei meiner Psychologin anrufen und fragen, ob ich früher kommen kann.

Die Thüringen-Klinik in "meinem" Saalfeld. Weiß nicht so recht,ob ich hingehe. Versuch es erstmal mit meiner Psychologin.

Von meinem Vater weiß ich nur den Namen. Er ist Belgier und damals auch wieder nach Belgien zurück. Ansonsten hab ich keinerlei Infos.
Meine Oma sagte mir mal, das letzte was sie gehört hat, war dass er zur Fremdenlegion gegngen sei. Aber ob das stimmt?

Also, nochmal vielen Dank. Ihr seid alle so lieb.

Ich melde mich wieder.

LG

Anne

Verfasst: 27:01:2007 11:45
von Mel8182
Hallo,

mache Dir keine Sorgen, mir wurde hier von den Mädels uach immer gesagt, "Du wirst Deinem Kind nichts antun"

Immer wieder war es meine größte Angst, da Du jedoch bereits den Weg hierher und auch zu einer Thera gefunden hast, wird es mit ziemlicher Sicherheit alles Gut.

Ich drück Dir die Daumen, und denke daran, wir sind auch noch da.... oft hilft es wenn man soooo verzweifelt ist, sich den Sch.... von der Seele zu schreiben ...

Viele Grüße
Mel

Verfasst: 27:01:2007 21:47
von Julia73
Liebe Anne,

hier schreibt dir noch eine Zwänglerin, die dir sagen will, dass du diese Gedanken nieeee ausführen wirst. Das hilft dir jetzt vielleicht noch nicht so viel weiter, weil es dir so schlecht geht, aber diese Tatsache wird sich mehr und mehr in deinem Hirn fixieren ... Es liegt tatsächlich in der Bewertung dieser Gedanken, wir machen uns verrückt, hinterfragen uns ständig, ob wir es doch tun könnten und denken, dass es nichts schlimmeres auf der Welt gibt soetwas zu denken.

Auch ich litt fürchterlich an ZGs, sie haben micht total fertig gemacht. Auch ich hatte wahnsinnige Angst vor jedem neuen Tag und konnte nicht schlafen. Ständig habe ich gedacht, wer so durchgeknallt ist, kann sich doch nicht um ein Kind kümmern und dass ich eine schlechte Mutter bin.

Mittlerweile sehe ich viel klarer. Und wenn Horst (so habe ich meinen ZG getauft) mich mal wieder plagt, weiß ich genau, dass er auch wieder geht. Ich nehme ihn hin und lasse ihn einfach da wo er ist, ohne ihn zu bewerten. Das funktioniert wirklich, ist aber leider ein langer Prozess. Es wird wieder gut und du wirst dein Leben wieder leben können – ohne diesen ganzen Rotz. Klingt für dich jetzt vielleicht unwahrscheinlich – ich habe es auch nicht geglaubt als es mir so mies ging. ABER es ist so.

Hier kannst du dich immer auskotzen und schreiben wie schlecht oder sogar auch gut es dir gerade geht – wir hören zu.

Die ersten wichtigen Schritte bist du schon gegangen, indem du dir eine Therapeutin gesucht hast. Du hast dir Hilfe gesucht. Und diese wird auch fruchten – nur Geduld brauchst du.

Du schaffst das!

Ganz lieb
Julia