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Wie die letzten 9 Wochen wieder gutmachen???
Verfasst: 12:02:2007 2:05
von Taenscha
Hi!!!
Die Medis schlagen langsam an. Ich hab zweimal die zweite Schicht bei unserem Junior gemacht und konnte immer wieder im Hinterher einschlafen und bin nicht wachgelegen---dicker Pluspunkt.
Aber ich habe tagsueber dann immer das Gefuehl, dass ich in den 9 Wochen zuvor zuviel kaputt gemacht habe. Meine Tochter (3 1/2) hoert nicht mehr auf mich und ist in einer extremen Trotzphase drin. Sie isst, seit das Baby da ist, eh schlechter und ist seit 2 Tagen in einem regelrechten Ess- und Trinkstreik. Ich komm einfach nicht mehr an sie ran und sie tut mir so leid, weil sie in den letzten 9 Wochen soviel einstecken musste. Wie kann ich denn ihr Vertrauen wieder gewinnen? Wieder das Maedchen haben, dass ich vor der Geburt des Kleinen hatte?
Auch im Haus sieht es aus, wie wenn eine Bombe eingeschlagen hat. Alt-Taenscha haette alles mit links erledigt und es wuerde innerhalb von zwei Tagen Putzwut wieder alles okay aussehen. Depri-Taenscha sieht dagegen nur den Berg an unerledigter Arbeit, der nicht gemacht worden ist und erstickt in Hoffnungslosigkeit. Heute morgen hab ich meinen Mann mal wieder angemosert, dass ich am liebsten in den Wald abhauen wuerde. Ich tue ihm damit verdamt weh---aber ich kann und will so nicht mehr weitermachen. Hab das Gefuehl, diese Hoffnungslosigkeit geht bis in die Ewigkeit weiter und ich mach noch mehr kaputt.
Traurige Gruesse---wir sehen uns im Wald
Taenscha
Verfasst: 12:02:2007 7:54
von Marika
Hallo liebe Taenscha!
Ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen - ich selber hatte sie, als ich noch ganz tief in der Depri drinnen steckte.
Versuch es gaaaaaaanz langsam anzugehen. Deine Tochter ist - wie du selber sagst - in der Trotzphase und noch dazu hat sie "Konkurenz" bekommen - das neue Geschwisterlein! Ich selber habe nur ein Kind, aber ich höre von Bekannten immer wieder von gleichem Verhalten ihrer älteren Kindern. Setz dich und sie nicht unter Druck, ich bin sicher, dass sich das wieder gibt. Mit viel Nähe und Verständniss wird sich das sicher wieder bessern.
Bitte denke nicht, DU hättest in deinen 9 Wochen Krankheit etwas kaputt gemacht! Du bist krank geworden, dafür kannst du rein gar nix. Du brauchst jetzt einfach auch Liebe, Unterstützung und Verständiss - aber Schuldzuweisungen (und seien sie auch "nur" von dir selber

) sind total fehl am Platz. Kannst du dich vielleicht von jemandem aus deiner Verwandschaft ein wenig unterstützen lassen in nächster Zeit - grad was den Haushalt betrifft? Oder auch mal das Baby abgeben? In meiner schlimmen Zeit haben meine Mama, meine Tante, mein Papa und mein Mann abwechselnd zu mir geschaut, mir beim Hauhalt geholfen, Babysitter gespielt .... sie haben mich einfch wunderbar entlastet!!! Und das ist sooooooooooo viel wert, glaub mir! Deine Seele und dein Körper brauchen jetzt einfach Zeit um "heil zu werden" - DU BRAUCHST DRINGEND ZEIT FÜR DICH und zwar nicht um zu putzen!
Glaub mir, die Hoffnungslosigkeit wird verschwinden und du wirst wieder Lebensfreude spühren. Jetzt kannst du dir das noch nicht vorstellen - klar, die Wunden sind noch viel zu frisch und dein Medi braucht noch seine Zeit, um den vollen Spiegel aufzubauen! Bei mir brach die Krankheit vor fast 2 Jahren aus (Mai 2005) und ich brauchte 1 Jahr, bis ich einigermassen stabil war. Die Medis haben schon bald geholfen, aber erst in meiner Therapie (die ich immer noch mache) habe ich gelernt, wo meine Knackpunkte sind - wo ich umdenken sollte und auch konnte!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Geduld auf deinem Weg aus dieser Krise - vom "Schatten ins Licht"

auch du wirst ihn schaffen!
Ganz liebe Grüße von
Verfasst: 12:02:2007 9:16
von hanna
Liebe Taenscha
Auch ich will Dir Mut machen und Dir sagen, dass es mir genau gleich ging wie Dir.
Zunächst: Die Umstellung auf ein neues Baby ist immer - auch bei sogenannten "gesunden" Müttern eine Phase, in der die älteren Kinder manchamla "auffällig" werden, um das mal so plump auszudrücken. Meine Tochter war bei der Geburt meines zweiten Kindes 21 Monate alt. Damals fing sie an, ganz schlecht zu schlafen und im Schlaf zu schreien und zu weinen. Allerdings ging es mir zu dem Zeitpunkt eigenltich noch sehr gut. Bei mir fingen die psychischen Schwierigkeiten ziemlich genau nach 3 Monaten an. Es konnte also nicht an "mir" liegen, dass meine Tochter so Schwierigkeiten hatte. Das kann also, wie Marika sagt, ganz verschiedene Gründe haben und alleine mit der Umstellung auf das Baby zu tun haben.
Als es mir dann schlechter ging, war ein Grossteil meiner Traurigkeit auch auf ein diffuses "Schlechtes-Gewissen-Gefühl" zurückzuführen. Die Tage waren der Horror und wenn ich dann am Abend meine Kinder im Schlaf beobachtet habe, hatte ich immer ein komisches Gefühl, wie ein schlechtes Gewissen, eine Art, "Was richte ich bei den kleinen Schätzen an" und das hat mich extrem fertig gemacht. Ich sass dann weinend an ihren Betten und fühlte mich als die totale Versagerin.
Nachdem ich eine Therapie angefangen hatte und Johanniskraut genommen hatte, ging es mir (nach ca. 6 Wochen erst) um einiges besser. Und damit gingen auch diese "Schlechtes-Gewissen"-Gefühle langsam weg.
Schau, wichtig ist im Deiner momentanen Situation sicher, dass Du irgendwo angefangen hast, diesem Horror ein Ende zu bereiten. Aber: First things first. Du kannst nicht alles auf einmal schaffen, perfekter Haushalt, Gesund werden, super Kleinkind-Betreuung, charmante Ehefrau, hingebungsvolle Babymutter. Ist sowieso eine Vorstellung, die sehr überhöht ist. Wichtig ist momentan nur GESUND WERDEN. Alles andere kommt dann auch. Meine Thera meinte immer, es sei vollends genug, eine "gut genuge" Mutter zu sein. Das reicht. Lass Dir Deine wenige Energie, die Du noch dank Schlafmangel etc. hast, nicht von schlechtem Gewissen und überhöhten, unrealistischen Vorstellungen vollends rauben.
Und ein Lichtblick am Horizont ist doch da: Es wird wieder besser. Ich habe meinen Sohn im Juli 2005 bekommen, ab ca. Oktober/Nov. 05 ging es mir sehr schlecht, im Dezember fing ich mit Johanniskraut und Therapie an, nachdem ich ab Januar 2006 wieder anfing zu arbeiten, ging es auch schon wieder viel besser. Seither hatte ich einige schlechtere Phasen ab und zu, aber ich würde sagen, seit einem halben Jahr geht es mir eigentlich wieder sehr gut. Ich kenne mich z.T. auch besser und ich kenne die schwierigen Situationen auch besser, so dass ich mich z.B. nicht sofort wieder als Versagerin fühle, wenn mir meine Kinder mal wieder so richtig auf den Wecker gehen und ich am liebsten aus dem Haus laufen würde. Früher hat mich das fertig gemacht, heute nicht mehr so sehr.
Ganz liebe Grüsse
Hanna
Verfasst: 12:02:2007 14:06
von Lichterkette
Hi,
lass dich erstmal dicke drücken!
Deine Tochter geniest nun nicht mehr die Aufmerksamkeit wie zuvor.
Das ist eine Umstellung und wird sich wieder geben. Ich denke sogar, druch den Streik des Essens versucht sie Aufmerksamkeit zu erlangen :)
Vielleicht ist es dir möglich, das Baby mal abzugeben und nur Zeit mit deiner Tochter zu verbringen!
Oder nimm dir Zeit, wenn das Baby schläft. Was sehr gut funktioniert: Beobachte sie! Setz dich irgendwo hin, wo du sie beobachten kannst. Wenn sie zum Beispiel grad irgendwo spielt, setzt du dich etwa ein bis zwei Meter weiter weg und beobachtest sie einfach. Augenkontakt ist wichtig. Das gibt ihr das Gefühl, Mama interessiert sich für mich!
Und gleichzeitig hast du eine Auszeit! Du kannst dich einfach mal hinsetzen und nichts tun
Oder versuch sie mit einzubinden wenn es ums Baby geht. Dann fühlt sie sich wichtig. Beim Windelwechsel kann sie dir die frische Windel reichen oder auch die Bäh-Windel in den Eimer werfen! Sag ihr, dass du ihre HIlfe brauchst und das nicht alleine schaffst!
Hilft sie dir gern im Haushalt? Dann könntest 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen :) du räumst auf und verbringst Zeit mit deiner Tochter!
Am besten macht ihr das halt auch, wenn das Baby schläft! Oder wenn du den Kleinen halt mal abgeben kannst!
vielleicht helfen ein paar Tipps,
Gruß