Mal wieder ZGs

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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AnneX

Mal wieder ZGs

Beitrag von AnneX »

Hallo Ihr Lieben, mal wieder melde ich mich - leider zurzeit nur, wenn es mir nicht gut geht - ich hoffe, das wird auch mal anders.

Nach einer recht guten Zeit, die ich mit meinem Kleinen (10 Monate) sehr genossen habe, sind seit heute meine ZGs zurück. Ich saß auf dem Spielplatz, es war wunderbar, Henri krabbelte im Sand und zack - da waren sie wieder und jetzt sitze ich hier und bin ziemlich am Boden. Es ist immer das Gleiche, immer diese schreckliche Angst, meinem Kleinen nicht nur in Zukunft was tun zu können, auszurasten und ihn zu schlagen, sondern bei mir geht das Ganze v.a. in die Vergangenheit. Kennt das jemand? Also immer wieder der Gedanke, habe ich ihm schon was getan und weiß es nur nicht mehr, habe es verdrängt. Immer wieder ist da die eine Situation von vor 4 MOnaten (habe darüber schon mal geschrieben), wo ich vom Dauerschreien genervt war und bei mir dachte, "gleich passiert was..." und dann dasaß und dachte"oh je, hättest Du ihn jetzt beinahe geschlagen - oder nicht ....". Ich habe jetzt schon so viel gegrübelt, dass ich langsam gar nicht mehr weiß, was Wirklichkeit oder Einbildung ist.

KOmisch nur, dass mein Mann, meine Mutter und meine Therapeutin gleich sofort alle drei sagten, das sei Einbildung, ich sei wahrscheinlich nur über meine negativen Gefühle erschrocken gewesen, wenn da was gewesen wäre, wüsste ich das, hätte auch anders reagiert (mein Mann weiß, dass ich, als er kam, zwar müde und genervt war, aber sonst nichts...) Meine Therapeutin sagt, sie vertraue meiner Erinnerung und ich solle das auch tun. Aber wie soll das gehen, bin im Gedankenchaos. Würde alles dafür geben, diesen Abend nochmals genau zu erinnern bzw mir sicher zu sein, dass mich meine Erinnerung nicht trügt, dass ich nämlich noch eine Weile dasaß und mich geschämt habe und mir dachte, was müsste passieren, damit ich wirklich mal ausraste. Aber ich kann mich eigentlich nicht erinnern, richtig wütend gewesen zu sein, so kurz vorm Platzen, geschrien habe ich auch nicht und ich habe keinen Gedanken daran verschwendet, ob ich ihm weh getan haben könnte und das hätte ich nach einer Ohrfeige sicher.
Ach menno, das ist doch alles so blöd, dieser Sch** lässt mich nicht los. Was soll ich nur tun?? Aus der Therapie geh ich einigermaßen beruhigt raus und dann zuhause geht´s wieder los...

Sorry, ist wieder mal so lang geworden, danke fürs "Zuhören", missmutige Grüße, Annette
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo Annette,

ich schreib Dir mal eine Geschichte von mir.

Vor vieeeelen Jahren (in der Ferienarbeit) habe ich mal in der Kinderkrippe gearbeitet. Da gab es mal eine ähnliche Situation, an die ich mich nicht mehr genau erinnern kann.

Es gab da einen Jungen, der mir dermaßen auf den Keks ging, ein richtiger Rotzlöffel. Ich kam mit dem und seiner Mutter absolut nicht klar.

Jetzt im Zuge meiner Grübeleien - bin ich nun aggressiv und gewaltätig oder nicht - fiel mir ein, daß es damals ein "Ereignis" gab, bei dem ich den Jungen mal fester angepackt oder angeschrien oder sonst was hab. Ich weiß es einfach nciht mehr. Heute bin ich auch schon irgendwie entsetzt und besorgt ob meines vielleicht "Ausrasters".
Hab das auch schon mit meinem Thera besprochen. Wir wollen versuchen, mittels Hypnose in diese Situation mal reinzugehen. Ja, weil ich einfach Klarheit haben möchte.

Du für Deinen Teil brauchst Dir sicher keine Sorgen machen. Deiner Maus ist absolut nix passiert und ihr wird auch nix passieren. Vertraue auf Dich, Deine Thera hat es ja auch schon gesagt.

Vielleicht hat es Dir ein wenig geholfen. :?

lg Susi

PS. Ich ahb auch überlegt, warum ich damals den Jungen "vielleicht" härter angefaßt habe..... ich weiß nur noch, daß vom Gefühl Haß da war. Das macht mir auch jetzt noch ein wenig Kopfzerbrechen.

Warum machen wir uns heute, um lange vergangene Situationen aus denen niemand Schaden bezogen hat, Sorgen? Weil wir jedes klitzekleine Detail auf verdächtige Handlungen prüfen wollen :?: :!: Und es vielleicht wiederholen könnten...........und um das Übel an den Wurzeln zu packen, damit wir an uns arbeiten können.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ihr Beiden!

Na, das ist ja interessant - auch bei mir gibt es in der Vergangenheit ein Ereigniss, dass mich bis heute zum Grübeln bringt:

Ich war damals 7 Jahre alt und spielte mit sehr gerne mit 2 befreundeten Kindern - der Junge war 4, das Mädel war 3. So, nun war das Mädchen etwas anstrengend, hat viel geweint, weil sie Neurodermitis hatte und - wie kleine Kinder halt sind - oft noch nicht richtig mitspielen können. Und da habe ich ihr mal eines auf die Finger gegeben... :oops: :cry: . Ich weiß auch noch, dass ich dabei eine Art Genugtuung empfunden habe und als sie geweint hat fühlte ich mich mächtig.

Heute aber nach mehr als 25 Jahren schäme ich mich noch immer soooo sehr dafür, denke oft an diese Geschichte und gehe alles nochmal genau durch.... was habe ich gefült, habe ich sie öfter gehauen, hat mir das Spaß gemacht....?????? Ihr kennt das ja - prüfen, kontrollieren, grübeln... usw. man kommt da dann nur ganz schwer wieder raus. Ich habe auch festgestellt, dass Dinge von Außen (Medienberichte, Gelesenes usw.) bei mir ZG auslösen können. Ich denke das hat eindeutig mit der Abscheu über schlimme Dinge zu tun und unser Gehirn prüft dann die ganze Zeit, ob wir auch ja nicht auch solche Dinge tun könnten wie manche Menschen.

Es hat ganz viel mit dem "sich selber nicht Vertrauen" zu tun, mit dem "perfekt sein wollen" und damit, dass wir uns negative Gefühle und Gedanken nicht zugestehene wollen. Daher wird gegrübelt und geprüft was das Zeug hält wie Susi schon geschrieben hat. Bei negativen Gefühlen oder Gedanken befürchten wir gleich, wir seien abartig, fühlen uns schuldig. Ich kann euch total gut verstehen.

Liebe Anne, es gibt so auf und abs bei dieser Krankheit und den ZG. Aber es wird besser mit der Zeit. Du lernst in deiner Therapie immer besser, wie du mit den ZG umgehen mußt, um sie zu zähmen.

Mir hilft immer ganz gut, mich bewußt auf das "Hier und Jetzt" zu konzentrieren! Also ganz bewußt auch laut zu sagen - jetzt wasche ich den Salat usw...

Es grüßt euch ganz lieb
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
AnneX

Beitrag von AnneX »

Danke für Eure Antworten, warum nur kann mich nichts wirklich beruhigen????? Ich habe die Situation schon so oft durchdacht und "weiß" eigentlich auch, dass da nichts war außer Genervtsein (zum allerersten Mal, seit Henri auf der Welt ist). Meine Therapeutin sagt, ich hätte es nie gelernt, auch mal negativ gestimmt zu sein und das auch zu dürfen. Deswegen sei ich erschrocken. Aber sie glaubt absolut nicht, dass ich Erinnerungs-/Bewusstseinslücken haben könnte. Glaube ich eigentlich auch nicht. Das müsste man doch wissen, wenn man sein Kind haut, es ist ja anders als bei Euch nicht schon zig Jahre her, sondern ein paar Wochen und ich hätte glaube ich ganz anders reagiert, wenn wirklich was passiert wäre, hätte sicher meinem Mann gleich gebeichtet etc.

Trotzdem macht es mich ganz fertig, kann meinem Kleinen kaum in die Augen schauen, schäme mich so und würde wie gesagt wirklich alles geben, um Gewissheit zu haben und zumindest dieses Kapitel endlich abhaken zu können. Was bringt Hypnose? Ich glaube allerdings, meine Therapuetin macht das nicht.

Schade, es ist so schönes WEtter und mein Mann und mein Sohn sind so gut drauf und ich - eine Katastrophe und eine soooo schelchte Mutter. Wie soll das nur weitergehen.

Annette
susi69

Beitrag von susi69 »

Ach Anne, Du bist doch keine schlechte Mutter. :wink: Oha, ich hatte im ersten Thread aus Deinem Sohn ein Mädchen gemacht..... :roll: egal

Nimm doch Deine derzeitigen negativen Gedanken mit raus in die Sonne. Zeig Deinen ZG wie schön das Leben ist. Genieße die Zeit mit Deinen beiden Männern. Du wirst sehen, vielleicht lösen sie sich bald auf und beschäftigen Dich nicht mehr.

Mit Hypnose kann man ua. in die Situation noch mal reingehen und nachschauen, was da gewesen ist.

lg Susi
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ich nochmal!

Also ich glaube auch nicht, dass du an Gedächnisslücken leidest!!! Ganz sicher nicht. Das einzige woran du leidest ist eine Form der Zwangsgedanken. Hast du schon mal das Buch "Der Kobald im Kopf" gelesen?

Da wird nämlich eben genau von jenen Zwangspatienten berichtet, die z.B. immer beim Autofahren wieder die ganze Strecke zurückfahren müssen, weil sie nicht sicher sind, jemanden überfahren zu haben. Wenn sie das nicht tun, dann zermattern sie sich den Kopf, ob sie nicht vielleicht doch jemanden angefahren haben und es nur nicht mehr wissen.

Ähnlich ist es bei dir: Du vertraust dir selber nicht - du zweifelst an dir, ob du auch alles richtig gemacht hast - damals und auch heute. Nicht umsonst heißt die Zwangserkrankung auch Zweiflerkrankheit. Deine Thera hat sicher recht - du bist wohl erschrocken an deinen "negativen" Gefühlen damals deinem Sohn gegenüber. Du warst es nicht gewohnt, wirklich mal echt am Rad zu drehen - das passte und passt in dein Scheima von einer guten Mama nicht rein (genau so war es ja auch bei mir). Das hat dein Vertrauen in dich selbst dermassen erschüttert, dass du heute noch grübelst, ob du deinem Sohn was getan hast - obwohl du genau weißt, dass du gar nix dergleichen gemacht hast.

Als ich damals träumte, ich würde mein Kind beißen (von da an hatte ich ZG), habe ich auch x-mal den Traum reveu passiern lassen. Dieser Traum hatte mich so schockiert, dass er der Auslöser für meine ZG war. Er passte nicht in mein Schema einer guten Mama... erkennst du den Zusammenhang?

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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