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Es nagt noch immer an mir.......
Verfasst: 16:05:2007 8:38
von Nora
Guten Morgen,
mein Sohn ist am Sonntag 2 Jahre alt geworden - und genau vor 2 Jahren bin ich an der PPD erkrankt. Seit einer Woche denke ich auch wieder verstärkt an die Geburt und was alles schief gelaufen ist und wie es mir im Krankenhaus + danach ging, etc. Ich kann mich immer noch genau an alles erinnern und der Spruch man vergißt das unschöne und die Schmerzen schnell trifft bei mir überhaupt nicht zu. Immer wenn ich in den letzten Tagen eine Mutti mit Neugeborenem sehe oder irgendetwas über Babys im Fernsehen kommt dann rollen mir die Tränen runter und ich bin schrecklich traurig. Ich spüre da einen tiefen Verlust und werde mir gleichzeitig klar, dass ich das was passiert ist nicht rückgängig machen kann.
Mir ging es um den 1. Geburtstag meines Sohnes herum ähnlich. Aber ich dachte, beim 2. Geburtstag wird es besser. Irgendwie ist doch alles noch sehr präsent, obwohl ich das sonst im Alltag nicht mehr so empfunden habe.
Eure etwas traurige und aufgewühlte
Nora
Verfasst: 16:05:2007 12:11
von Marika
Liebe Nora!
Ich kann dich sehr gut verstehen - Jahrestage sind immer auch ein Rückblick und da kommt bei dir sehr viel hoch. Bei mir ist in einer Woche dieser Tag.
Beim lesen von deinem Beitrag jetzt kam mir spontan das Thema vom "Annehmen und Aussöhnen" in den Sinn - ich hatte grad vor kurzem mit einer lieben Freundin darüber geredet. Ich denke du hast mit deiner Kinesiologin sicher sehr viel aufgearbeitet ... wie sieht es denn jetzt danach mit dem Annehmen und Aussöhnen des Erarbeiteten aus? Der Satz meiner Kinesiologin "die schlechten Phasen haben genau die selbe Berechtigung im Leben wie guten" gilt auch für alles Erlebte, für Emotionen... eben für alles das "Gut und Schlecht" sein kann.
Du hast wunderschöne Erlebnisse sicher bereits in deinem Leben gehabt - aber auch die schlechte Erfahrung der Geburt, die PPD danach mit all ihrer Angst und ihrer Ohnmacht. Das waren negative Dinge - aber auch sie haben Berechtigung in deinem Leben. Wenn du dir das verinnerlichen kannst, dann bist du bereit zu aktzeptieren, anzunehmen und dich mit der Geburt, der PPD und ein Stück weit vielleicht auch mit DIR auszusöhnen.
Mir ist vor Kurzem so ein Schritt in genau diese Richtung gelungen. Wie genau, kann ich dir allerdings gar net sagen - es war wohl so ein Prozess in mir drinnen, der von meiner Kinesiologin ausgelöst wurde. Ich bin nochmal lockerer geworden und kann jetzt wirklich ganz einfach über die PPD und alles was sie begleitet hat reden. Ich kann einfach plötzlich besser "Annehmen" und habe mich mit der Krankheit - aber auch mit MIR selber "ausgesöhnt".
Liebe Nora, ich weiß jetzt echt nicht, ob dir mein Beitrag irgendwie helfen kann und ich hoffe sehr, dass er nicht "schulmeisterlich" klingt. Ich möchte dir einfach Mut machen, dass du mit Sicherheit das Vergangene auch irgendwann aus anderer Perspektive sehen wirst!
Ganz liebe Grüße von
Verfasst: 16:05:2007 13:07
von Nora
Hallo Marika,
da hast Du schon den richtigen Riecher gehabt. Es geht bei mir sehr um das Thema "Annehmen und Aussöhnen". Ich bin da sowohl mit der Homöopathin als auch mit der Kinesiologin dran. Meine letzte Behandlung bei der Kineiologin hatte auch genau mit diesem Punkt zu tun und sie hat mich da schon in die richtige Richtung gebracht. Leider braucht das etwas Zeit bis ich an dem Punkt ankomme, dass ich dies wirklich annehmen kann. Die PPD kann ich komischerweise gut annehmen und auch offen darüber sprechen. Aber die Geburt und das mein Sohn ein Fieberkrampkind ist und sehr oft Infekte hat - das kann ich immer noch nicht annehmen. Ich hab mich da schon oft gefragt, warum ausgerechnet mir das passieren muß. Reicht es nicht schon, dass ich die PPD hatte? Eine doofe Frage, denn darauf gibt es keine Antwort. Ich habe mich einfach damit noch nicht ausgesöhnt.
Vielen Dank für Deinen Denkanstoß - Du hast genau verstanden um was es bei mir geht. Das finde ich toll!
Lieben Gruß
Nora
Verfasst: 17:05:2007 11:05
von karin
liebe nora,
ich glaube ja, dass das einfach zeit braucht. mir geht es so ähnlich: notkaiserschnitt, kind gleich danach auf die kinder its, 20 km entfernt, ich wurde nicht verlegt... nach 4 monaten der erste pseudokruppanfall mit notarzt und krankenhaus morgens um 4... ich habe nur noch gedacht "jetzt war alles umsonst". dieser satz war wie eingemeißelt.
bei jedem der zahlreichen infekte...
als dann mal eine freundin sagte, dass sich die babies auch IHRE erltern suchen, sprich, die mit den herausforderungen klar kommen, die die kleinen stellen, hab ich nur noch geheult, worauf sie mir ein zitat von rilke schickte, was dazu riet, im moment zu leben und die dinge, die da kommen mögen anzunehmen... das hing hier wochenlang - zum täglichen durchlesen und einwirken lassen

an der pinwand.
über tinchens geburtstage komme ich merkwürdigerweise recht gut und ich hoffe, dass ich zu den schlimmen erinnerungen und ohnmachtsgefühlen, dieser wahnsinningen angst um ihre geburt herum irgendwann "ja"sagen kann.
alles liebe für dich! du hast mir damals mit deiner mail sehr geholfen...
k.