Seite 1 von 1
Lagebericht und traurige Gefühle, normal?
Verfasst: 16:07:2007 16:56
von bellami1983
Hallo Mädels,
ich habe den ersten Tag allein mit Ben geschafft, jetzt ist der Papa wieder zu Haus bzw. seit halb drei ist er wieder da.
Es war schwer, aber ich habe mich gleich morgens um acht mit dem Sportwagen auf die Socken gemacht und war über eine Stunde unterwegs mit Ben. Da ging es von den Gefühlen her. Aber immer wieder, wenn ich nach Hause zurückkehre, geht es wieder schlimm los.
Wisst ihr was mich so fertig macht? Dass ich ständig denke: ICH PACKS NIMMER, ICH HALT DAS NICHT MEHR AUS!
Und sowas denke ich aus heiterem Himmel, ohne Grund, einfach so. Dann zieht mich das wie in einer Endlosschleife stetig nach unten und ich kann mich gegen diese negativen Grübelgefühle nicht wehren.
Ich kann nicht glauben, jemals wieder gesund zu werden. Ich verlange das auch nicht, aber ich verlange schon, dass meine schlimmsten Gedanken aufhören.
Heute denke ich schon wieder, den morgigen Tag nicht zu schaffen allein mit dem Kleinen. Ich weiß dass das totaler Schwachsinn ist, aber trotzdem denke ich sowas.
Kennt ihr das? Dass man total negativ eingestellt ist und da nicht mehr rauskommt? Einfach die Hoffnung verliert? Sich für jemanden vollkommen Verrücktes hält?
Ach Mädels, sobald ich nachdenke fall ich ins nächste Loch, was kann man gegen diese negativen Gedanken tun?
Spiele ich z. B. gerade mit Ben, bin ich zufrieden und abgelenkt, aber dann denke ich: Stopp, du bist depressiv, nicht glücklich, dir muss es mies gehen.
Man ey, ich bin so verzweifelt, ich hatte vier Wochen am Stück ohne große Probleme und jetzt ist das Tief bereits 1,5 Wochen da.
LG von eurer sehr traurigen
Isabell
Verfasst: 16:07:2007 22:48
von Angela
Erstmal Glückwunsch, der erste Tag ist geschafft!
Und so wird es weitergehen, ein Tag nach dem anderen.
DIe Gefühle gehen (zumindest bei mir) leider nicht weg, sie sind mal mehr, mal weniger da. Aber ich hab die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass irgendwann mal wieder die schönen Gefühle überwiegen! Versuch die Zeiten, in denen es Dir gut geht, zu nutzen um Kraft zu tanken. Und wenn es Dich dann überfällt kannst Du sagen: "Und eben ging es mir DOCH gut, ich gebe nicht klein bei!"
Verfasst: 17:07:2007 5:08
von Patricia
Nenne mir einen einzigen VERNÜNFTIGEN Grund warum Du es plötzlich nicht mehr schaffen solltest...
Du hast es bis hierher geschafft, hast es in sehr schweren Zeiten geschafft und Du wirst es auch in Zukunft schaffen!!!
Negative Gedanken führen zu negatien Gefühlen.
Positive Gedanken führen zu positiven Gefühlen.
Stell Dich mal vor den Spiegel und sag Dir 10 Mal wie scheiße Du aussiehst, dann wirst Du Dich schlecht fühlen.
Sag Dir 10 Mal Du siehst doch ganz gut aus, immerhin wurdest Du von mindestens einem Mann für sehr hübsch gehalten und geheiratet
Der Unterschied ist wirklich zu spüren!
So ha ich angefangen meine Gedanken in de Griff zu bekommen.
Kommt der Gedanke auf: "ich schaffe es nicht mehr" so sage Dir 10 Mal hintereinander: "so ein Quatsch, ich habs bis hierher geschafft, bin die Hölle durchgangen und ich schaffe es auch weiterhin" Kein Aber! Das ist so. Punkt,Fertig.Aus!
Immer wenn diese Gedanken kommen findest Du den Gegengedanken dazu und sagst Dir den bwusst 10 Mal.
Man erlernt gewisse Gedankenmuster und diese laufen im Gehirn irgendwann automatisch ab. So musst Du gar nicht bewusst denken dass Du es nicht mehr schaffst, Du denkst es automatisch, Dein Hirn und Deine gefühle glauben Dir das und Du fühlst Dich schlecht.
Belohne DIch doch mal! Du bist eine intelligente, nette und tapfere Frau!! Gesteh Dir das ruhig mal ein, sag Dir das 10 Mal hintereinander wenn Du andere Dinge denkst.
Es ist wirklich so, positive Gedanken (wenn auch erst mal erzwungen) führen zu positiven Gefühlen. Du musst nur durchhalten, dieses Schema durchziehen! Bei mir hats wunderbar geklappt!
Verfasst: 17:07:2007 21:16
von bellami1983
Hallo Mädels,
Tag 2 gepackt, aber wie.
Bin mit dem völlig falschen Fuß aufgestanden und war den ganzen Vormittag total aggressiv und habe Ben oft ausgeschimpft, weil er mich so genervt hat. Das macht mir natürlich jetzt auch wieder Gedanken ob ich nicht doch gefährlich bin, denn als er mich immer wieder ins Gesicht gehauen hat, habe ich ihm auch eine gedischt, so wie er es gemacht hat. Aber geschlagen habe ich ihn nicht, wirklich nur gedischt.
@Angela: Die Zeiten in denen es mir gut geht - leider länger her - nutze ich auch um Kraft zu tanken, weil ich weiß dass der nächste Fall kommt. Es liegt einfach noch viel zu viel vor mir, auf einen Schlag werde ich wohl kaum gesünder werden ne?
Welche negativen Gefühle gehen bei dir nicht weg?
@Pat: Hat dieses Gegendenken, also das Umdenken von negativ auf positiv wirklich geklappt? Hat dein Kopf die neuen Gedanken angenommen? Das dauert doch sicher eine Weile oder?
Meist versuche ich schon gegenzudenken, aber es rollt mich immer gleich wieder platt. Genauso wie du geschrieben hast. Meine Depression ist bestimmt durch negative Gedanken, die ich nicht denken will, aber denke.
Mir ist z. B. total bewusst wie schön das Leben sein kann, der Tag schön sein kann, aber immer wenn ich denke: Och, das ist aber schön... sagt mein Kopf..... neeeee, das ist scheiße... alles Mist.... Also er denkt das komplette Gegenteil was ich denken will..... sieht zwanghaft aus oder????
Weißt du wie schwer es ist positive Dinge zu sagen, wenn man am liebsten mit seiner Trübseligkeit alleine bleiben will? Ja das weißt du sicher.
Ich habe wahrlich viel geschafft und hoffe einfach es weiterhin zu schaffen. Tiefen hat jeder Mensch, aber ich möchte halt diese ganz tiefen Tiefen nicht mehr haben, wie jeder hier.
Wisst ihr was mich nervt? Dass meine Therapeutin nicht auf meine E-mail reagiert hat. ich hatte ihr am Samstag geschrieben und bisher kam nichts, weder E-mail noch Anruf. Sie hat immer gesagt, ich muss mich auf meine eigenen Beine stellen, es wird sich lohnen und so werde ich vorwärts kommen.
Genau das muss ich, wenn mein Partner arbeiten geht und das tut er.
Wird das der Grund sein warum sie sich nicht meldet????? Weil ich endlich was tun muss? Sie ist sowas von felsenfest davon überzeugt, dass ich das packe.... nur ich nicht.... manchmal frage ich mich wirklich wie andere mich besser einschätzen können....
Ach mensch... morgen kommt eine langjährige Freundin zu Besuch um zehn morgens..... wollte ihr eigentlich absagen, weil ich dachte ich packs nicht.... einfach so...."ich packs nicht".... habe gar nicht bewusst nachgedacht.. alles was kam....."packst du nicht.. was wenn du dann durchdrehst???" Schlimm solche Endlosgedanken, ich kanns nimmer hören....
Trotzdem, sie kommt und ich habe zugesagt... mir geht jetzt schon die Muffe... wobei ich sie wirklich mag....
LG Isabell (die hofft, dass alles wieder gut wird)
Verfasst: 17:07:2007 22:55
von luna3864
Liebe Isabell,
hatte Dir eben schon eine private Nachricht geschrieben und dann erst hier gelesen, wie Du den heutigen Tag verbracht hast.
Ich glaube Dir, wie schwer es für Dich ist. Wenn man in einem Tief ist und glaubt, es hört nicht mehr auf (so war es bei mir am Wochende).
Was ich gut finde, sind brauchbare Ratschläge, wie die von Patricia mit den positiven Gedanken. Das sollte ich auch üben.
Super, dass Du Deiner Freundin nicht abgesagt hast. Für mich ist Ablenkung immer die beste Therapie, selbst wenn es mir noch so schlecht geht, danach ist es immer ein bisschen besser. Wünsche Dir eine gute Nacht !!! Liebe Grüße, Christel

Verfasst: 18:07:2007 0:22
von ubure
Hallo Isabell,
Du hast Patricia gefragt, ob das mit dem negative Gedanken wegdenken klappt - ich kann Dir das nur bestätigen. Klar muss man das öfter probieren, aber wenn's dann einmal geklappt hat (selbst wenn's eh an einem der besseren Tage war), dann will man das wieder schaffen und so trainiert man das Ganze auch irgendwie. Und es hat bei mir gar nciht so lange gedauert.
Sowas kann man auch ganz gut mir Büchern lernen, da gibt es eine Menge gute Literatur dazu.
Was mir auch gut geholfen hat, war das Computerprogramm, das hier im Forum vor einiger Zet vorgestellt wurde. Wie's heißt, weiß ich schon nicht mehr (haha, ich kann mich an nix erinnern aber sonst geht's mir gut und ich find's super

), aber da ich ja keine Thera gemacht habe, war das Ganze schon recht nützlich. Und, wei gesagt, die Bücher.
Ich weiß ja sehr gut, wenn man drin steckt, dann will man nichts, man kann nichts, und alles ist der blanke Horror. ABER: auch in so einem Tief kann man trotzdem aufstehen, gehen, etwas Kleines kochen, sogar ein Kind (oder mehrere) versorgen, wenn auch nur notgedrungen. So, und da packt man jetzt einfach noch einen guten Gedanken rein. Wenn Du z.B. wieder so genervt und nervös bist, dass Ben alles abkriegt, dann merkst Du ja sehr wohl, dass das ungerecht ist. Mach doch dann gleich was dagegen: sag Dir nicht "ich muss jetzt das tun oder das" sondern lass mal gut sein und setz Dich mal 'ne Viertelstunde (oder sogar länger) einfach zu ihm und versuch, ein bisschen mit ihm Späßchen zu haben.
Kennst Du das? Wenn man ca. 30 sek lang lächelt (auch wenn's nur künstlich ist), dann wird dem Gehirn wirklich signalisiert: "Los, Spaß, gute Laune!". Und wenn Ben mal richtig kichern muss, dann musst Du das doch auch, oder? Tja, das wär's z.B. schon mal für einen Tag. Dann geht's schon leichter weiter.
Oder wenn Du grad Zeit und Lust hast, back was (ich backe andauernd, Brot, Kuchen - die reinste Therapie

), zupf Unkraut, mach was, was Dich zufrieden macht, weil Du ein Ergebnis siehst. Auch Kleinigkeiten machen was aus.
Einfach mal probieren, Du kannst ja nichts verlieren.
Und: Du packst das wirklich, was denn sonst? Da brauchst Du keine Mail Deiner Therapeutin - sie kann Dir ja nicht immer das Händchen halten.
LG,
Inez
Verfasst: 18:07:2007 5:53
von Marika
Hallo,
wollte nur auch noch sagen, dass dieses "Gegendenken" absolut und wirklich hilft mit der Zeit! Es dauert - ja, aber das Gehirn lernt tatsächlich "andersrum" zu denken.
Ich habe das (Situation-Bewertung-Konsequenz Übung) auch viele, viele Male gemacht - auch schriftlich als Hausaufgabe von meinem Doc. Habe also zu jeder negativen Situation bzw. Gedanke den Gegenpart - also die positive Bewertung und so den positiven Gedanken gesucht... und auch gefunden.
Klar ging das nicht von heute auf morgen. Aber jetzt geht es wie von selber. Es lohnt sich echt, daran (zwar hart und oft schmerzlich) daran zu arbeiten - immer und immer wieder - jeden Tag.
Du schaffst das!
Liebe Grüße von
Verfasst: 18:07:2007 9:31
von Patricia
Nun, wir haben gelernt uns diese negativen Gedanken soweit anzueignen dass sie zu automatischen Gedanken wurden. D.h. wir müssen sie nicht mal bewusst denken, sie sind im Unterbewusstsein. Da müssen sie auch erst mal raus.
Kommt ein schlechter Gedanke ist das eine gute Möglichkeit ihn sofort zu notieren und des passenden Gegenpol dazu aufzuschreiben. Du solltest nicht einfach nur denken/schreiben :"ach quatsch, das ist nicht so" Sondern es genauer ausformulieren wie z.B. "Ich bin eine gute Mutter, das sieht man an meinem gesunden, fröhlichen Kind. Es war eine sehr gute Leistung ihn so zu erziehen und ihm Urvertrauen zu geben".
Das liest Du Dir 10 Mal durch oder sagst es laut. Aber wirklich 10 Mal!!
Jedes Mal wenn dieser Gedanken kommt denkst oder sagst Du 10 Mal den Gegenpol. Das ist anstrengend, aber jetzt mal ganz ehrlich... ohne Anstrengung, ein bißchen Disziplin und unangenehme Dinge werden wir aus der Depression auch nicht heraus finden!
Ich kann Dir versprechen dass es klappt wenn Du Dich daran hälst was ich Dir gesagt habe. Bei mir hat das auch recht schnell geklappt! Ich habe ja einige solcher Übungen gemacht und wirklich jede hat zum Erfolg geführt!
Du kannst es wieder lernen positiv zu denken! Das ist kein Hokuspokus sondern für das Gehrin lediglich Training!