Hallo, hier ist eine Neue!
Verfasst: 26:09:2005 14:19
Hallo,
nun hab ich mich entschlossen, anstatt immer nur zu lesen, mich hier auch vorzustellen. Ich bin 33 Jahre alt und habe Mitte Mai diesen Jahres mein erstes Kind (Sohn) zur Welt gebracht. Die Schwangerschaft verlief problemlos und ich freute mich auf mein Baby. Die Geburt war leider alles andere als schön - dauerte sehr lange, keinerlei Betreuung während der Wehen (war stundenlang mit meinem Mann alleine in einem Raum, ohne das sich jemand um uns kümmerte) und zu guter letzt mußten sie meinen Sohn dann mit der Glocke holen. Auf Station ging der Horror weiter. Keiner hatte Zeit und wenn ich es gewagt habe, eine Schwester um Rat zu fragen, wurde ich ziemlich unwirsch abgefertigt. Am 1. Tag gingen dann die Depressionen los. Es überkam mich eiskalt am späten Nachmittag als ich allein mit meinem Sohn auf dem Zimmer war. Ich bekam so furchtbare Angst und fühlte mich so allein und hilflos. Panik stieg in mir hoch und ich dachte, ich würde die kommende Nacht nicht überstehen. Die Schwestern meinten, das seien eben die Heultage und da muß ich durch. Da ich es in der Klinik nicht mehr aushielt und die Hoffnung hatte, wenn ich zuhause bin, geht es besser, wurde ich am 2. Tag entlassen. Doch zuhause verstärkten sich die Angst und Panik noch mehr. Ich hatte Schweißausbrüche, Übelkeit, panische Angst vor meinem Kind und bekam schon Zustände, wenn mein Mann nur für 30 Minuten das Haus verließ um einzukaufen. Leider wohnen meine Mutter und meine Schwester 800 km weit weg und mein Mann hat keine Eltern mehr. Wir waren völlig auf uns alleine gestellt. Zum Glück hatte ich eine gute Hebamme, die sehr schnell bemerkte, daß das bei mir sehr ernst war. Sie fand dann für mich eine Ärztin in einer Klinik, die sich speziell um Frauen mit PPD kümmert und behandelt. Bei den ersten Gesprächen war ich völlig aufgelöst. Ich heulte nur noch rum, konnte nicht mehr schlafen, ständig Angst und noch dazu ein riesen schlechtes Gewissen meinem Kind und meinem Mann gegenüber. Ich dachte, was will der mit so einer wie mir und mein Kind hat was besseres verdient als mich. Die restliche Verwandtschaft meines Mannes tuschelte hinter vorgehaltener Hand über mich und traute sich nie, mich direkt anzusprechen oder Hilfe anzubieten.
Ich bekam Zoloft verschrieben und wollte es aber zunächst nicht einnehmen, da ich Vorurteile gegenüber AD hatte. Aber mein Zustand wurde immer schlimmer und ich schaffte es noch nciht einmal mehr, mich zu duschen oder etwas zu essen. Ich konnte gerade noch so mein Kind versorgen - aber ohne Liebe und diese hochgelobten "Muttergefühle" . Ich klammerte mich daran, das mir die Einnahme von Zoloft neben einer Thearpie helfen wird. Jeden Tag hoffte ich, daß die Wirkung einsetzte und nach 3 weiteren grauenvollen Wochen trat langsam Besserung ein. Ich hatte aber immer noch große Angst vor dem Alleinsein und da mein Mann wieder arbeiten mußte, beantragten wir eine eine Haushaltshilfe bei der Krankenkasse für 6 Wochen. Die kam dann auch und es tat gut, nicht mehr den ganzen Tag alleine zu sein - und dennoch hatte ich das Gefühl, das sie meinen Zustand falsch interpretierte. Für sie war ich eine überforderte Frau - ist sie doch selbst alleinerziehend und berufstätig und hat das prima mit ihrem Kind hinbekommen. Zumindest meinte ich das aus ihren Ratssschlägen und Kommentaren herauszuhören. Eine sehr gute Freundin von mir kam spontan angereist und besuchte mich 5 Tage als es ganz schlimm war. Es ging mir zwar dadurch nicht besser, aber heute weiß ich, wie wichtig sie ist und wie sehr ich mich auf sie verlassen kann. Das ist schön. Mein Mann hat in all den schlimmen Wochen stets zu mir gehalten und keine Mühe gescheut, alles zu versuchen, damit es mir besser geht. Aber manchmal merkte ich, wenn es mir mal nciht so gut geht (und das kam ja früher auch vor), daß er sofort Angst hat, das es wieder so wird wie früher. Ich versuche ihn dann zu beruhigen, aber ich hab ja selbst Angst davor, daß es wieder los geht. In der Zwischenzeit geht es mir ganz gut und ich habe vor 3 Wochen wieder angefangen, Teilzeit zu arbeiten. Es tut gut, 3 Tage in der Woche rauszukommen und es lenkt mich ab von düsteren Gedanken. Dennoch habe ich immer Angst, das wieder so ein Einbruch kommt und nichts und niemand mich trösten kann - denn so fühlte ich mich in der schlimmen Zeit. Ich hab also Angst vor der Angst. Ich besuche eine moderierte Selbsthilfegruppe, in der andere Frauen mit PPD sind. Mittlerweile kann ich sagen, daß ich meinen Sohn richtig lieb habe - ein Gefühl, das lange Zeit nicht da war und ich meinen Sohn am Anfang am liebsten weggegeben hätte. Ich habe deswegen Schuldgefühle und fühle mich als Versager, weil ich es nicht geschafft habe, mein Kind von Anfang an zu lieben und anzunehmen.
Ich bin sehr froh, daß es dieses Forum gibt und ich nicht alleine bin mit meinen Gedanken. Zu wissen, daß es Frauen gibt, die ähnliches durchmachen gibt mir auch den Mut, meine Gefühle offen auszusprechen -denn da ist ja jemand, der genau weiß, wovon ich rede!
Euch allen alles Gute, jederzeit und immer wieder!
Nora
nun hab ich mich entschlossen, anstatt immer nur zu lesen, mich hier auch vorzustellen. Ich bin 33 Jahre alt und habe Mitte Mai diesen Jahres mein erstes Kind (Sohn) zur Welt gebracht. Die Schwangerschaft verlief problemlos und ich freute mich auf mein Baby. Die Geburt war leider alles andere als schön - dauerte sehr lange, keinerlei Betreuung während der Wehen (war stundenlang mit meinem Mann alleine in einem Raum, ohne das sich jemand um uns kümmerte) und zu guter letzt mußten sie meinen Sohn dann mit der Glocke holen. Auf Station ging der Horror weiter. Keiner hatte Zeit und wenn ich es gewagt habe, eine Schwester um Rat zu fragen, wurde ich ziemlich unwirsch abgefertigt. Am 1. Tag gingen dann die Depressionen los. Es überkam mich eiskalt am späten Nachmittag als ich allein mit meinem Sohn auf dem Zimmer war. Ich bekam so furchtbare Angst und fühlte mich so allein und hilflos. Panik stieg in mir hoch und ich dachte, ich würde die kommende Nacht nicht überstehen. Die Schwestern meinten, das seien eben die Heultage und da muß ich durch. Da ich es in der Klinik nicht mehr aushielt und die Hoffnung hatte, wenn ich zuhause bin, geht es besser, wurde ich am 2. Tag entlassen. Doch zuhause verstärkten sich die Angst und Panik noch mehr. Ich hatte Schweißausbrüche, Übelkeit, panische Angst vor meinem Kind und bekam schon Zustände, wenn mein Mann nur für 30 Minuten das Haus verließ um einzukaufen. Leider wohnen meine Mutter und meine Schwester 800 km weit weg und mein Mann hat keine Eltern mehr. Wir waren völlig auf uns alleine gestellt. Zum Glück hatte ich eine gute Hebamme, die sehr schnell bemerkte, daß das bei mir sehr ernst war. Sie fand dann für mich eine Ärztin in einer Klinik, die sich speziell um Frauen mit PPD kümmert und behandelt. Bei den ersten Gesprächen war ich völlig aufgelöst. Ich heulte nur noch rum, konnte nicht mehr schlafen, ständig Angst und noch dazu ein riesen schlechtes Gewissen meinem Kind und meinem Mann gegenüber. Ich dachte, was will der mit so einer wie mir und mein Kind hat was besseres verdient als mich. Die restliche Verwandtschaft meines Mannes tuschelte hinter vorgehaltener Hand über mich und traute sich nie, mich direkt anzusprechen oder Hilfe anzubieten.
Ich bekam Zoloft verschrieben und wollte es aber zunächst nicht einnehmen, da ich Vorurteile gegenüber AD hatte. Aber mein Zustand wurde immer schlimmer und ich schaffte es noch nciht einmal mehr, mich zu duschen oder etwas zu essen. Ich konnte gerade noch so mein Kind versorgen - aber ohne Liebe und diese hochgelobten "Muttergefühle" . Ich klammerte mich daran, das mir die Einnahme von Zoloft neben einer Thearpie helfen wird. Jeden Tag hoffte ich, daß die Wirkung einsetzte und nach 3 weiteren grauenvollen Wochen trat langsam Besserung ein. Ich hatte aber immer noch große Angst vor dem Alleinsein und da mein Mann wieder arbeiten mußte, beantragten wir eine eine Haushaltshilfe bei der Krankenkasse für 6 Wochen. Die kam dann auch und es tat gut, nicht mehr den ganzen Tag alleine zu sein - und dennoch hatte ich das Gefühl, das sie meinen Zustand falsch interpretierte. Für sie war ich eine überforderte Frau - ist sie doch selbst alleinerziehend und berufstätig und hat das prima mit ihrem Kind hinbekommen. Zumindest meinte ich das aus ihren Ratssschlägen und Kommentaren herauszuhören. Eine sehr gute Freundin von mir kam spontan angereist und besuchte mich 5 Tage als es ganz schlimm war. Es ging mir zwar dadurch nicht besser, aber heute weiß ich, wie wichtig sie ist und wie sehr ich mich auf sie verlassen kann. Das ist schön. Mein Mann hat in all den schlimmen Wochen stets zu mir gehalten und keine Mühe gescheut, alles zu versuchen, damit es mir besser geht. Aber manchmal merkte ich, wenn es mir mal nciht so gut geht (und das kam ja früher auch vor), daß er sofort Angst hat, das es wieder so wird wie früher. Ich versuche ihn dann zu beruhigen, aber ich hab ja selbst Angst davor, daß es wieder los geht. In der Zwischenzeit geht es mir ganz gut und ich habe vor 3 Wochen wieder angefangen, Teilzeit zu arbeiten. Es tut gut, 3 Tage in der Woche rauszukommen und es lenkt mich ab von düsteren Gedanken. Dennoch habe ich immer Angst, das wieder so ein Einbruch kommt und nichts und niemand mich trösten kann - denn so fühlte ich mich in der schlimmen Zeit. Ich hab also Angst vor der Angst. Ich besuche eine moderierte Selbsthilfegruppe, in der andere Frauen mit PPD sind. Mittlerweile kann ich sagen, daß ich meinen Sohn richtig lieb habe - ein Gefühl, das lange Zeit nicht da war und ich meinen Sohn am Anfang am liebsten weggegeben hätte. Ich habe deswegen Schuldgefühle und fühle mich als Versager, weil ich es nicht geschafft habe, mein Kind von Anfang an zu lieben und anzunehmen.
Ich bin sehr froh, daß es dieses Forum gibt und ich nicht alleine bin mit meinen Gedanken. Zu wissen, daß es Frauen gibt, die ähnliches durchmachen gibt mir auch den Mut, meine Gefühle offen auszusprechen -denn da ist ja jemand, der genau weiß, wovon ich rede!
Euch allen alles Gute, jederzeit und immer wieder!
Nora