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wie umgehen mit negativen Gedanken/Sichtweisen bzw. ZGs?
Verfasst: 29:09:2007 8:27
von Moewe
Hallo,
ich bin neu hier. Habe kürzlich schon in dem "Vorstellungsforum" gepostet, wie sich meine Depression entwickelt hat. Vor knapp 3 Wochen bin ich zu meinem Hausarzt gegangen, weil ich total fertig war und mich all meine Kraft verlassen zu haben schien.
Er verschrieb mir Citalopram. Inzwischen hab ich das Gefühl, daß das AD ganz gut wirkt und ich schon wieder ganz gut klar komme. Leider sind die Wartelisten für einen Platz zur Gesprächstherapie hier sehr lang, ich muß ca 3 Monate warten...
Seit ich die Depression habe, werde ich immer wieder von negativen Gedanken geplagt, klar, es ist ja auch eine Depression. Ich habe für vieles, auch oft für meine Kinder, irgendwie eine andere Wahrnehmung, eine Sichtweise, die ich nicht mag, die irgendwie
nicht meine ist.
Es ist schon besser geworden, ich nehme an, durch das AD, aber zeitweise zieht mich das immer wieder ganz schön runter.

Ich möchte doch so gern wieder alles durch
meine Augen sehen, besonders meine Kinder. Mich unbefangen an ihnen freuen. Und dann fühle ich mich schlecht und schuldig, weil ich überhaupt so drauf bin gerade, daß ich die Beziehung zu meinen Kindern überhaupt analysiere oder irgendwie in Frage stelle oder eine gestörte Sichtweise habe.

Nach dem Motto: "Wie kann ich so doof sein, es sind doch meine Kinder und das schönste und kostbarste was ich hab?"
Meine Frage ist nun: Wie geht Ihr mit solchen Negativgedanken und solchen Sichtweisen um? Viele von Euch machen ja schon eine Therapie, was haben Euch Eure Therapeuten geraten?
Ihr kennt das sicher, je mehr man versucht an etwas nicht zu denken, es zu verdrängen, desto mehr holt es einen immer wieder ein...
Ich freue mich auf Eure Antworten!
Verfasst: 29:09:2007 22:19
von Ava
Hallo Moewe,
ich hatte so etwas Ähnliches wie Du: ich habe meine Kinder mit anderen Augen gesehen, mit fremden, und zwar: mit den Augen meiner Schwiegermutter, mit den Augen meines Mannes usw.
Das war schrecklich! Ich mußte mir erst klarmachen, dass es der Blick der anderen auf mein Kind war, der meinen eigenen Zugang verstellte. Es gab da auch massive Schuldgefühle, z.B. eine schlechte Mutter zu sein, und dann sah ich meine Kinder mit diesen Augen, ich sah sie mit den Augen dessen, der denkt: "Die armen Kinder, sie haben so eine (depressiven) Mutter!" Da gibt es nur den radikalen Ausstieg! Sammel´ Deine Kraft, konzentriere Dich auf DEINEN BLICK auf Deine Kinder!
Ich habe sogar mich selbst mit den Augen anderer gesehen, die mich verachten, geringschätzen - erst die Befreiung vom Urteil anderer hat mir geholfen, mich davon loszusagen und wider ich selber zu werden.
PPD bedeutet immer: sich selbst verlieren, ein Stück. Bei Dir drückt es sich so aus.
Es fühlt sich verdammt mies an, aber es geht vorbei, je mehr Du Dich wieder auf Dich verläßt, und dazu hast Du guten Grund! Dein Blick auf die Kinder ist soo wichtig, viel zu wichtig, ihn aus den Augen zu verlieren.
Alles gute und nur Mut, das geht vorbei!
Ava
Verfasst: 30:09:2007 8:10
von Marika
Liebe Moewe!
Ich habe lange Zeit an ganz massiven Zwangsgedanken gegenüber meinem Kind gelitten (ich dachte ständig, ich könnte meinem Kind etwas antun...). Du kannst dir sicher vorstellen, was für Qualen das sind bzw. waren.
Mein Psychiater hat mir da sehr gute Übungen gegeben, die auch sehr lange und konsequent zu Hause gemacht habe.
1. Auflisten von POSITIVEN Formuierungen auf einen Zettel und diesen gut sichtbar (z.B. an der Kühlschranktür) aufhängen und immer wieder lesen.
z.B.
- Ich bin eine ganz tolle Mama - es ist nur die PPD, die mir im Moment noch den Blick auf meine Kinder trübt.
- Die negativen Gedanken dürfen sein, sie haben genau so ihre Berechtigung wie positive Gedanken.
- Bei jedem negativen Gedanken denke ich sofort den selben nochmal BEWUSST POSITIV - also "anders herum"
2. Bewusst jeden aufkommenden negativen Gedanken zu Ende denken und ihn dann nochmal POSITIV durchdenken (wie letzter Punkt von 1.)
3. Situation-Bewertung-Konsequenz-Übung:
Hier machst du es ähnlich wie bei 2., nur auf dem Papier. Du machst dir 3 Spalten - 1. Spalte trägt die Überschrift "Situation", 2. Konsequenz, 3. Bewertung.
Kommt jetzt so ein negativer Gedanke, schreibst du ihn als "Situation" in die erste Spalte rein. Dann überlegst du dir bewußt, WIE du diesen Gedanken BEWERTEST - also wie beurteilst du dich selber bei diesem Gedanken - und schreibst das in die 2. Spalte. Dann fühlst du tief in dich rein... was fühlst du nun, nach dieser sicher negativen Bewertung von dir... und schreibst das in die 3. Spalte.
Und dann machst du das ganze mit dem selben Gedanken nochmal, ABER dieses Mal versuchst du ganz bewußt eine POSITIVE Bewertung zu finden und daraus resultiert dann auch eine POSITIVE Konsequenz.
Mal ein Beispiel von mir:
1. Spalte:
- Ich habe zwanghafte Gedanken, meinem Kind etwas anzutun
2. Spalte:
- Ich bin eine schlechte Mutter und eine Gefahr für mein Kind. Ich will diese Gedanken nicht haben.
3. Spalte:
- Angst, Panik, extreme Traurigkeit, Gefühl des Versagens...
UND JETZT ANDERS RUM:
1. Spalte:
- Ich habe zwanghafte Gedanken, meinem Kind etwas anzutun
2. Spalte:
- Ich bin trotz dieser Gedanken eine tolle Mama, weil ich trotz dieser Krankheit meinem Kind alles gebe. Ich liebe mein Kind, deswegen lehne ich diese Gedanken ab. Aber diese Gedanken darf ich zulassen - sie sind "nur" ein Teil der Krankheit und haben nichts mit meinem Denken und Fühlen zu tun. Es sind "nur" Gedanken, die nie Realtität werden und ich werde lernen, sie zu zähmen.
3. Spalte:
Zuversicht, Hoffnung, ich fühle dass die positiven Gedanken eine große Kraft geben....
Am Anfang ist gerade das "positve Gegendenken" sehr schwer, weil man von den negativen Gedanken sehr beherrscht ist und deshalb die positven als "unreal" empfindet. Das ist aber normal, das Gefühl stellt sich nach und nach ein. Es geht hier nämlich darum, dass Gehirn um zu trainieren von negativ denken auf positiv denken. Es wird einfach umgedreht - du denkst dann wieder positiv (automatisch) und das negative Denken tritt in den Hintergrund. Anfangs ist das ganze mit dieser Übung "erzwungen", aber sie bewirkt genau diesen Umkehr Effekt.
Liebe Moewe, ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen. Mir haben diese Übungen sehr geholfen, die Zwangsgedanken zu zähmen und heute geht es mir besser denn je!
Liebe Grüße von
Verfasst: 30:09:2007 14:36
von Moewe
Hallo Ihr Zwei,
Danke für Eure Antworten! Da sind sehr viele hilfreiche Tips dabei!
Find ich ganz lieb, daß ihr das so detailliert geschrieben habt!
geht mir schon besser...
Verfasst: 12:10:2007 12:08
von Moewe
Hallo,
ich wollte mich mal wieder melden. Ich habe EureRatschläge beherzigt und es geht mir schon sehr viel besser, ich komme viel besser zurecht und kann auch mit meinen Negativgedanken, die viel seltener aufkommen, jetzt besser umgehen! Ganz lieben Dank Euch noch mal für Eure tollen Tips. Es gibt immer mal Tage, da geht es mir nicht sooo gut, aber ich fühle mich nicht mehr so hilflos!

Verfasst: 13:10:2007 7:29
von Marika
Hallo Moewe!
Ganz toll!!!! Ich freue mich sehr, dass es dir besser geht. Bleib am Ball und nimm evtl. schlechtere Tag auch als "Willkommen" an. Denn sie haben die selbe Berechtigung zu "sein", wie die guten.
Ich schicke dir ganz liebe Grüße