Hoffentlich schaff ich das....

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Nora

Hoffentlich schaff ich das....

Beitrag von Nora »

Guten Morgen,

mein Mann hat im November einen neuen Job angefangen. Bedeutet, dass er abends erst sehr spät zuhause ist und meistens unseren Sohn nicht mehr sehen kann. Da ich ja selbst 32 Stunden die Woche arbeite habe ich nun schon Angst, dass ich dass alles unter der Woche nicht wirklich packe mit Arbeiten, Kind abholen, Haushalt, etc. Seit letzter Woche habe ich auch immer mal wieder Angst- und Panikgefühle. Ich hoffe sehr, dass es mich nicht wieder eiskalt erwischt. Mein Mann ist auch nicht gerade ausgeglichen und eigentlich viel nervöser als ich. Besonders im Umgang mit unserem Sohn. Und unser Kleiner spürt das natürlich und reagiert entsprechend wenn er mit seinem Papa zugange ist.
Ach, ich hab einfach den Eindruck, dass im Moment alles an mir hängen bleibt und ich auch noch meinen Mann irgendwie ruhiger bekommen muß. Dummerweise haben wir keine Verwandschaft in der Nähe so dass eine Unterstützung durch Oma, etc. ausfällt. Da ich ja auch arbeiten gehe ist der Kontakt mit anderen Müttern kaum vorhanden und so ist man schon sehr auf sich alleine gestellt. Außerdem bin ich immer erst so gegen 16:00 h wieder zuhause mit meinem Sohn und leider sind die ganzen Sport- und Spieangebote mit Kind natürlich immer vormittags. Daher gibt es auch keine Gelegnheit mit anderen Mamis in kontakt zu kommen. Ich habe zwar 2 sehr nette Bekannte in der nahen Umgebung, aber die haben jede selbst 2 Kinder und für Besuche dort ist die Zeit meist zu knapp.
Vielleicht macht mir zusätzlich auch die dunkle Jahreszeit zu schaffen - da war ich ja schon immer sehr empfindlich. Mich ärgert einfach nur, dass ich nicht mehr so gut mit neuen Situationen umgehen kann wie früher. Sobald jetzt etwas neues hinzukommt oder eine Veränderung eintritt, rattert mein Hirn und ich schlafe wieder schlechter und Angst/Panikgefühle treten auf. Das ist doch zum k..... Ich war jetzt übers WE in Stockholm zusammen mit einer Freundnin - das hat mein Mann mir geschenkt. Sogar dort war ich unsicher und einiges beängstigte mich, obwohl ich früher super auch im Ausland zurechtgekommen bin und mich darauf immer sehr gefreut habe. Heute fühl ich mich verloren und einsam. Das ist doch verrückt. Und eigentlich sollte ich das WE genießen, weil es das erste Mal seit der Geburt unseres Sohnes (2,5 Jahre alt) war, dass ich mal rausgekommen bin. Und was war: ich war nur angespannt und konnte nichts genießen.

Danke für´s Lesen.

LG,
Nora
Ulli

Beitrag von Ulli »

Liebe Nora,

Kopf hoch...du schaffst das ganz sicher!!
Ich kenne das auch.Selber bin ich alleinerziehend und arbeite 30 Stunden die Woche.Habe einen Tag die Woche frei und komme aber an den vier anderen Tgen auch erst so gegen sechs halb sieben nach hause.
Ganz wichtig-lass auch mal was liegen und gönn dir selber was!!!
Du musst mal versuchen öfters abzuschalten und irgendwann geht das immer besser.Ich bin auch noch ein wenig am Üben was das betrifft!!
Für mich ist es auch wichtig nicht mehr so perfktionistisch zu sein.
Denn zwischen perfekt und Chaos ist eine riessige Spanne!!!

Viele Grüsse
Ulli
karin

Beitrag von karin »

ach mensch nora, ich hab auch manchmal das gefühl, dass, obwohl ich selbst durchhänge, noch erwartet wird, dass ich auf andere beruhigend einwirke... mich ärgert das, weil ich immer denke, dass das so eine richtig doofe frauenrolle ist :twisted:
zu stockholm: ich denke mittlerweile auch, dass man nach der geburt, bei mir vor 2 jahren, einfach nicht mehr die selbe sein wird. was man "in der zeit danach" braucht, muss man erst wieder herausfinden. vielleicht wäre ein kleines wellnesshotel, in kürzerer distanz und beschaulicher besser gewesen.
ich war früher auch oft und weiter weg, aber irgendwie habe ich auch das gefühl, da nicht direkt anknüpfen zu können. :( :wink:
viel kraft für dich, es geht weiter und du schaffst das :wink:
kathrin
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Nora!

Wenn ich so lese, was du da alles zu packen hast, wundert es mich eigentlich nicht mehr, dass du Symptome wie schlechten Schlaf, Ängstlichkeit usw. bemerkst. Das sind einfach Alarmzeichen deines Körpers, der dir sagen will - hey, pass auf dich auf und versuch nicht zuviel auf einmal zu machen.

Natürlich ist das Leben oft so, dass neue Herausforderungen oder auch Belastungen auftreten und man muss sich irgendwie damit arangieren. So scheint es im Moment bei euch ja zu sein. Ganz wichtig ist in solchen Belastungssituationen wirklich sich AUSZEITEN zu gönnen!!! Und wenn es nur mal ne 1/4 Stunde mit Meditationsmusik ist!!!! Das bringt schon viel - einfach wieder runter kommen und durchatmen.

Dass du das Wochenende in Stockholm nicht so geniessen konntest, ist eigentlich auch klar - du bist ein Mensch und keine Maschine, die auf Knopfdruck in die andere Richtung arbeitet -sprich, du kannst dein Gehirn nicht von "Sorgen" auf "Halli Galli" umstellen. Das kenne ich nur zu gut auch von mir. Denn auch das "AUSZEITEN NEHMEN" will gelernt sein. Oft hatte ich dann so ein komisches diffuses Angstgefühl in MEINER Auszeit, das mich irgenwie nach Hause drängte. Erst mit der Zeit, als ich wirkich regelmässig was für machte, ging das immer mehr weg. z.B. gehe ich jetzt jeden Dienstag Abend Pilates und danach noch mit den Mädels was trinken. Anfangs dachte ich auch - ne, ich geh lieber nicht, ob das daheim wohl klappt, fühlte mich alleine und verloren, genau wie du.

Aber dieses Gefühl legt sich, denn es ist ein "fehlgeleitetes Gefühl", dass du wahrscheinlich noch mit dir schleppst, aber es "falsch" zuordnest. Es ist das Gefühl, wenn man nicht mehr alles unter der vermeindlichen Kontrolle hat, also nicht mehr alles perfekt ist, wie man sich das vorstellt. Und dann kommt dieses Gefühl..... auch leider in Situationen, die damit nix zu tun haben. Mach weiter trotzdem so oft es geht etwas für DICH - oder auch ZUSAMMEN NUR MIT DEINEM MANN. Das ist sooo wichtig!!!!!

Hoffe, es ist was für dich dabei und ich konnte ein bissl helfen!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nora

Beitrag von Nora »

Guten Morgen,

Ulli: hab mir Deine Worte gestern gleich zu Herzen genommen und die 2. Maschine Wäsche nicht gewaschen! Klingt jetzt lustig und eigentlich banal, aber ich dachte dann, okay, dann eben vielleicht morgen oder so. Wir haben ja noch was zum Anziehen im Schrank. Für mich ist das echt schwer, denn natürlich will ich immer alles auf die Reihe bekommen. Freunde mich jetzt mit dem Gedanken an, eben auch was liegenlassen zu können. Lieben Dank für Deine Aufmunterung.

Kathrin: Du hast recht, es hätte bestimmt ausgereicht, in der Nähe irgendwo was Schönes Entspanntes zu machen. Ich hab das auch schon gedacht, aber das möchte ich meinem Mann gar nicht sagen. Er hat sich soviel Mühe gegeben und sich so gefreut für mich. Ich merke wirklich an vielen Stellen, wie sehr ich mich gegenüber der Zeit vor der Geburt von meinem Sohn verändert habe - und das nagt an mir. Auch Dir lieben Dank für Deine Worte.

LG,
Nora
Ulli

Beitrag von Ulli »

Liebe Nora,

freut mich, wenn es hilft:-)
Ich kenne das Gefühl zu gut es allen recht machen zu wollen und immer noch mehr , noch mehr und nicht ist einem anscheinend zu viel!

Doch es ist zu viel-spätestends dann wenn man selber dabei drauf geht!!
Perfekt ist doch schrecklich, oder???;-)))

Machen wir lieber mal eines nach dem anderen.

Viele Grüsse
Ulli
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Nora,

ja, es ist gut nicht immer alles auf einmal machen zu wollen. Und ich finde das mit der zweiten Ladung für die Waschmaschine gar nicht banal. Ich musste auch lernen, meinen Perfektionismus abzulegen und das klappt mittlerweile sehr gut. Unsere Wohnung ist auch nicht immer perfekt sauber und es ist bei weitem nicht immer alles an seinem Platz und das ist jetzt o.k. für mich.

Und noch was zum Thema "nicht wieder die Alte sein":
Ich sehe das mittlerweile total positiv. Nein, ich bin nicht wieder die Alte, aber eine neue Persönlichkeit mit mehr Facetten geworden. Das finde ich total schön und besser als vorher. Diese Erkenntnis wird dir sicher auch noch zu teil – ganz bestimmt!

Und zum Urlaub:
Ich glaube, auch wenn du nur "um die Ecke" gefahren wärst, hättest du vielleicht nicht das Entspannungsgefühl gehabt, welches du dir erhofft hattest. Denn auch entspannen will gelernt sein. Ich bin damals – in meiner schlimmsten Zeit der Krise – eine Woche mit einer Freundin nach Mallorca gefahren und es war die Hölle. Es ging mir so beschissen, dabei hatte mich so darauf gefreut. Aber genau das war das Ding, ich hatte mal wieder viel zu hohe Erwartungen an mich selbst. Wollte ganz unbedingt besser drauf sein und meinen Kopf frei kriegen. Aber das geht nicht auf Kommando. Und ganz sicher wirst du deine Auszeiten wieder genießen können, das kommt mit der Zeit.

Liebe Grüße
Julia
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